Donnerstag, 6. Februar 2025

Dämmerung hl

Liebe Leserin, lieber Leser,

heute lege ich kein spezielles Bibelwort aus, sondern schreibe darüber, was mich beim „Nachdenken über die Bibel“ gerade bewegt. 

Im Johannesevangelium ist viel vom Gegensatz von Licht und Finsternis, gut und böse die Rede. Auf welche Seite gehöre ich? Ich hoffe, kein Mensch der Finsternis zu sein. Ich weiß aber auch, dass ich noch kein Mensch des Lichts bin. Das werde, das kann ich erst sein, wenn ich nach dieser Zeit ganz im Licht Gottes bin, im ungetrübten Licht seiner Liebe. Dafür kann ich nichts tun. Dafür hat er alles getan. 

Jetzt aber bin ich ein Mensch der Dämmerung, der Abenddämmerung, was mein Lebensalter betrifft, der Morgendämmerung, was mein Seelenleben betrifft. Noch bin ich mit tausend Fäden an diese Welt gebunden - im Guten wie im Bösen. 

Noch kämpfe ich mit meinen Schwächen und Versäumnissen, mit negativen Gefühlen und Gedanken, die zur Finsternis gehören. Noch  bleibe ich meinen Mitmenschen zu viel an Zeit und Zuwendung schuldig und Gott den zweifelsfreien Glauben.

Licht der Welt

Aber schon ‚sehe‘ ich über mir den Morgenstern, der mich tröstet und der mich hoffen lässt auf den neuen Tag: Jesus, „das Licht der (für die) Welt“. Nein, ich verachte und fürchte sie nicht. Schließlich ist sie Gottes Welt, von ihm gewollt, von ihm geschaffen, von ihm geliebt. Ich kenne keine andere. In ihr steht die Krippe und steht das Kreuz. In ihr ist der Stein weggewälzt und das Grab offen und leer. In ihr erhebt sich der Berg, auf dem Jesus alle selig gepriesen hat, die ihr Heil nicht im Besitz, in Ausgrenzung und Krieg suchen. 

Ja, ich liebe diese Welt mit allen Freuden und allen Schmerzen. Ich liebe sie mit meinem Lachen und meinen Tränen. Ich liebe sie der Menschen wegen, mit denen ich in meiner Erinnerung und in der Gegenwart verbunden bin, mit meinen Angehörigen und Freunden. 

lieben und leiden

Ich liebe diese Welt und dass ich hier sein darf - und leide zugleich in ihr und mit ihr: so viel Hass und Gemeinheit, Misstrauen und Angst, Zerstörung und Gewalt, Wortbruch und Lüge. Und doch bin auch glücklich in ihr: so viel Liebe und Freundlichkeit, Vertrauen und Zärtlichkeit, Hilfe und Fürsorge, so viel Wissen und Kunst. 

Ich freue mich über meine beiden Kater, die Meisen im Futterhäuschen, die Störche, die seit letzter Woche wieder über meinem Haus klappern und auf die ersten Schneeglöckchen vor der Haustür, den Sternenhimmel und den Sonnenaufgang … Und ich bin dankbar an jedem Morgen, den ich erlebe, dankbar, dass ich danken kann.

Liebe Grüße,

Ihr / dein Hans Löhr 

13 Kommentare:

  1. Herzlichen Dank, wie schön, schon am Morgen so viele Zusagen ans Leben zu erhalten und auch die Augen nicht davor zu verschließen, dass wir alle Menschen sind und immer wieder an unseren Mitmenschen schuldig werden, ob gewollt oder ungewollt. Dazu fällt mir das Lied ein: Danke, für diesen guten Morgen, danke für diesen neuen Tag, danke dass ich all meine Sorgen auf dich werfen darf!!!!!

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  2. ❤️lichen Dank Hr. Löhr

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  3. ❤️lichen Dank Hr. Löhr

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  4. Vielen Dank lieber Herr Löhr für Ihre Sichtweise ja ich muss es immer wieder lernen gerne zu leben und mich doch so sehr auf die Ewigkeit mit Jesus zu freuen ,ich bete darum mein Bestes für Jesus und die Menschen um mich herum zu geben Ihnen und ihrer Familie Gottes reichen Segen herzliche Grüße Angelika

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  5. Ein großes Geschenk heute für mich.
    Ich danke Ihnen sehr.

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  6. Danke, dass Sie uns eine so große Sichtweite heute aufgezeigt haben. Wie gut, dass wir einen himmlischen Vater haben, der uns, seinen Kindern mit solcher Liebe begegnet. Möge ich mich heute immer wieder daran erinnern und auf ihn hoffen und vertrauen. Einen behüteten Tag allen!

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  7. Guten Morgen Herr Löhr, vielen Dank für den Tagestext. Meine Freude ist jeden Morgen groß, wenn ich während der Meditation auf diese Seite gehe und den Tagestext von Ihnen lesen darf. Es ist großartige Bereicherung für mich, immer wieder. Danke dafür. Gottes Segen für Sie ihrer Familie und allen Leser*innen. HG Alwin

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  8. Danke für Ihre so persönlichen und gerade deswegen so treffenden, wärmenden und hilfreichen Worte!

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  9. Danke für Ihre so treffenden Worte. Seien Sie und alle Ihre Leser behütet und bewahrt 🙏

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  10. Lieber Herr Pfarrer Löhr, Ihnen gelingt es immer wieder, in Worte zu fassen, was ich empfinde - und auch fest glaube! Herzlichen Dank dafür. Wenn es doch in den Kirchen mehr so glaubensstarke Brüder und Schwestern gäbe. Dann bräuchten wir uns keine Sorgen um immer leerere Kirchen zu machen. Gott segne Sie und Ihre glaubensstärkende, mühevolle Tätigkeit. Matthias

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  11. Danke, dass Sie sich wieder die Zeit genommen haben, Ihre Gedanken für uns aufzuschreiben!
    Ulla

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  12. Vielen Dank, am Ende finden wir durch danken zu unserem Herrn!🙏

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