Dienstag, 25. Februar 2025

Als Christ in der Gesellschaft hl

Liebe Leserin, lieber Leser,

was ich jetzt schreibe, schreibe ich wieder mal für mich, um mich zu vergewissern, wer ich bin und welche Bedeutung ich habe. Meines Erachtens gilt das auch für dich. Doch das musst du selbst entscheiden.

Nun werden wir also, wie vorauszusehen war, eine neue Regierung bekommen mit einem neuen Bundeskanzler und neuen Ministern und Ministerinnen. Aber welchen Stellenwert haben Regierende in einer Demokratie für die Bürgerinnen und Bürger, für mich und für dich? Und welchen Stellenwert habe ich für sie?
Für mich als Christ ist Gott mein einziger Herr, wie er sich mir in Jesus zeigt. Und dazu steht im Evangelium des Johannes diese aufschlussreiche Geschichte:

Bibelwort: Da stand Jesus vom Mahl auf, legte seine Kleider ab und nahm einen Schurz und umgürtete sich. Danach goss er Wasser in ein Becken, fing an, den Jüngern die Füße zu waschen und zu trocknen mit dem Schurz, mit dem er umgürtet war. Als er nun ihre Füße gewaschen hatte, nahm er seine Kleider und setzte sich wieder nieder und sprach zu ihnen: Wisst ihr, was ich euch getan habe? Ihr nennt mich Meister und Herr und sagt es mit Recht, denn ich bin’s auch. Wenn nun ich, euer Herr und Meister, euch die Füße gewaschen habe, so sollt auch ihr euch untereinander die Füße waschen. Denn ein Beispiel habe ich euch gegeben, damit ihr tut, wie ich euch getan habe. (Johannes 13,3-5.12-15)

Woran der Papst erinnert

Gott, so sagt es die Geschichte, kniet in Jesus vor dir und wäscht dir die Füße zum Zeichen dessen, dass er ganz und gar für dich da ist, da, um dir zu dienen. Das stellt ersteinmal alles auf den Kopf, was ich über ihn gelernt habe und wie ich ihn mir vorstelle. Der Schöpfer von Himmel und Erde dient mir Menschlein wie ein damaliger Sklave? Das zu glauben, fällt mir nach wie vor schwer. Und doch ist es so, sagt jene Geschichte. Jesus gibt damit mir und dir ein Beispiel, wie auch wir uns zueinander verhalten sollen. Daran erinnert der Papst, wenn er an jedem Gründonnerstag zwölf ausgewählten Menschen die Füße wäscht. Und das sind nicht irgendwelche Würdenträger, sondern Geflüchtete, Behinderte, Prostituierte, Obdachlose, inhaftierte Straftäter, Waisenkinder, Drogensüchtige … Er erinnert uns, wie und was Gott ist. Er innert uns, wie und was er selbst ist und alle seine Kardinäle, Bischöfe und Pfarrer sind. Und er erinnert mich, wie und was ich sein soll. Mit einem Wort: Dienstleister.

Und nun zu unserem Stellenwert: Vor Gott ist jeder Mensch sein Kind, dem er in Jesus dient. Mit diesem Selbstbild kann ich auch mit anderen Menschen leben. Sie haben keinen Anspruch darauf, mich zu beherrschen, sondern sollen für mich da sein und mir dienen, es sei in der Partnerschaft, in der Familie, am Arbeitsplatz und auch sonst in der Gesellschaft. Und umgekehrt! Auch ich soll ein Dienstleister für meine Mitmenschen sein und zwar deshalb, weil ich ein Kind Gottes bin, von ihm geschaffen, gesegnet und geliebt. Ich kann das wissen und glauben. Bei vielen ist das nicht so. Sie wissen und glauben es nicht. Das ändert aber nichts daran, dass ich Jesu Beispiel folgen soll, auch wenn mir mein Dienst an anderen nicht gedankt wird. Ich soll ihm um seinetwillen folgen, unabhängig davon, ob mir die Nase meines Nächsten gefällt und ob es mir nützt.

Keine Herrinnen und Herren über mir

Und jetzt sind wir bei der Wahl und der neuen Regierung. Der Bundeskanzler und alle seine Minister und Ministerinnen ebenso wie der Papst und alle anderen in Kirche und Gesellschaft, die etwas zu sagen haben, sind nicht meine Herren, nicht meine Herrinnen. Ihre Aufgabe ist es, mir an ihrem Ort mit ihren Gaben und Möglichkeiten zu dienen. Ärzte und Polizisten, Lehrerinnen und Chefinnen, Politiker, Beamte und Sachbearbeiter - sie alle sind meine Dienstleister und ich ihrer. Und wenn ich nicht mehr berufstätig bin oder mir die Kräfte fehlen, so bleibt mir doch bis zuletzt der Dienst der Freundlichkeit und des Gebets.

Viele von ihnen tun ihren Job, weil sie damit Geld verdienen. Manche auch aus Leidenschaft. Manche, weil sie meinen, Macht ausüben zu können und angesehen zu sein. Manche auch, weil sie sich eine Gegenleistung versprechen oder weil sie sich gern um andere kümmern. Das alles will ich nicht schlecht reden. Es ist schon mal gut, dass die meisten von uns sich gegenseitig Dienste leisten aus welchem Grund auch immer.

Aber als Christ könnte ich das aus Dankbarkeit tun, weil Gott, solange ich lebe, Tag und Nacht, für mich sorgt. Und das, liebe Leserin, lieber Leser, ist meines Erachtens nicht selbstverständlich. Ich schreibe „könnte“, weil es bei mir längst nicht immer so ist. Doch zumindest kenne ich den Grund, der mich dazu bewegen soll, anderen auf verschiedenste Weise einen Dienst, einen Gefallen zu tun.

Niemandem untertan …

Und noch ein Gedanke zum Thema: Du bist niemandem untertan. Nur Gott allein ist dein Herr, der sich in Jesus für dich zum Diener macht. Vor allen anderen, sie mögen so angesehen und mächtig, so fordernd und bestimmend, so einflussreich und so autoritär sein wie sie wollen, vor allen anderen bist du eine Tochter, ein Sohn des Höchsten, sein geliebtes Kind, von ihm gewollt, geschaffen, gesegnet. Das ist deine Würde, die dir niemand nehmen kann. Ich jedenfalls möchte mit diesem Verständnis, mit diesem Bild von mir selbst vor einen anderen hintreten, wer immer er ist. Ich will dabei höflich und freundlich, aber auch klar und entschieden sein. Ich will ihm mit Respekt, aber auf Augenhöhe begegnen. Doch ich will mich nicht klein machen und mich nicht demütigen lassen, sondern an das Psalmwort denken: „Der HERR ist mit mir, darum fürchte ich mich nicht; was können mir Menschen tun?“ Psalm 118,6.

… jedermann untertan

Martin Luther hat das in seiner Schrift „Von der Freiheit eines Christenmenschen“ aus dem Jahr 1520 so gesagt: »Ein Christenmensch ist ein freier Herr über alle Dinge und niemandem untertan durch den Glauben. Ein Christenmensch ist ein dienstbarer Knecht aller Dinge und jedermann untertan durch die Liebe.« Sie aber kann nicht erzwungen werden. Liebe ist und bleibt ein Geschenk.

Für mich soll das Grund genug sein, dass ich mich um meiner Mitmenschen und nicht zuletzt um meiner selbst willen beherrsche: meine negativen Gefühle und Gedanken, meine Worte und in meinem Verhalten. So will ich dem dienen, der mir wie allen seinen Geschöpfen dient mit seiner Liebe.

Herzliche Grüße,
Ihr / dein Hans Löhr

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»Die Bibel ist so voller Gehalt, dass sie mehr als jedes andere Buch Stoff zum Nachdenken und Gelegenheit zu Betrachtungen über die menschlichen Dinge bietet.« J.W. von Goethe aus: „Dichtung und Wahrheit“
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1728 erschien in Herrnhut die erste Tageslosung, ein Bibelwort aus dem Alten Testament, das für jeden Tag des Jahres ausgelost wird. Dazu wird der Lehrtext, ein passendes Bibelwort aus dem Neuen Testament, ausgesucht. Inzwischen erscheinen die täglichen „Losungen“ in etwa 50 Sprachen.
Ich lege Losung und Lehrtext aus, weil einer Untersuchung zufolge das Nachdenken über Bibelworte den Glauben am stärksten wachsen lässt.
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9 Kommentare:

  1. Herzlichen Dank für Ihre Gedanken und dass Sie sie mit uns teilen . Bleibe Sie behütet lieber Herr Löhr und Ihre Lieben und die Leser ebenso .

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  2. Herzlichen Dank für Ihre klaren Worte die ermutigen. Bleiben Sie behütet!

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  3. Sehr interessant und nachdenkenswert vielen Dank dafür b.e.

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  4. Herzlichen Dank für Ihre Worte, die mich immer wieder berühren und
    auch helfen, wenn ich nicht weiter weiß. Der Herr segne und beschütze Sie und alle die Ihren Worten folgen. 🙏

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  5. Vielen Dank!🙏

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  6. Lieber Herr Löhr vielen Dank für Ihre Ansicht zu den Wahlen und die Freiheit die wir in Jesus haben,ja mir hat das Ergebnis Angst gemacht doch Gott ist größer er kann Hass mit Liebe, Wut mit Frieden, Zorn mit Geduld bekämpfen auch in mir dafür bin ich sehr dankbar Gottes reichen Segen Ihnen und Ihrer Familie herzliche Grüße Angelika

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  7. Amen. Danke für die kraftgebende Auslegung. Gott ist wunderbar. Ihnen und euch allen eine gesegnete Zeit.

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  8. Führe mich o Herr und leite meinen Gang nach Deinem Wort. Sei und bleibe Du auch heute mein Beschützer und mein Hort. Es wird ein schwieriger Tag heute für mich, aber ich hoffe auf Deine Hilfe. Einen behüteten Tag und Gottes Segen allen.

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