Liebe Leserin, lieber Leser,
was ich jetzt schreibe,
schreibe ich wieder mal für mich, um mich zu vergewissern, wer ich bin und
welche Bedeutung ich habe. Meines Erachtens gilt das auch für dich. Doch das
musst du selbst entscheiden.
Nun werden wir also, wie
vorauszusehen war, eine neue Regierung bekommen mit einem neuen Bundeskanzler
und neuen Ministern und Ministerinnen. Aber welchen Stellenwert haben
Regierende in einer Demokratie für die Bürgerinnen und Bürger, für mich und für
dich? Und welchen Stellenwert habe ich für sie?
Für mich als Christ ist Gott mein einziger Herr, wie er sich mir in Jesus
zeigt. Und dazu steht im Evangelium des Johannes diese aufschlussreiche
Geschichte:
Bibelwort: Da
stand Jesus vom Mahl auf, legte seine Kleider ab und nahm einen Schurz und
umgürtete sich. Danach goss er Wasser in ein Becken, fing an, den Jüngern die
Füße zu waschen und zu trocknen mit dem Schurz, mit dem er umgürtet war. Als er
nun ihre Füße gewaschen hatte, nahm er seine Kleider und setzte sich wieder
nieder und sprach zu ihnen: Wisst ihr, was ich euch getan habe? Ihr nennt mich
Meister und Herr und sagt es mit Recht, denn ich bin’s auch. Wenn nun ich, euer
Herr und Meister, euch die Füße gewaschen habe, so sollt auch ihr euch untereinander
die Füße waschen. Denn ein Beispiel habe ich euch gegeben, damit ihr tut, wie
ich euch getan habe. (Johannes 13,3-5.12-15)
Woran der Papst erinnert
Gott, so sagt es die
Geschichte, kniet in Jesus vor dir und wäscht dir die Füße zum Zeichen dessen,
dass er ganz und gar für dich da ist, da, um dir zu dienen. Das stellt
ersteinmal alles auf den Kopf, was ich über ihn gelernt habe und wie ich ihn
mir vorstelle. Der Schöpfer von Himmel und Erde dient mir Menschlein wie ein
damaliger Sklave? Das zu glauben, fällt mir nach wie vor schwer. Und doch ist
es so, sagt jene Geschichte. Jesus gibt damit mir und dir ein Beispiel, wie
auch wir uns zueinander verhalten sollen. Daran erinnert der Papst, wenn er an
jedem Gründonnerstag zwölf ausgewählten Menschen die Füße wäscht. Und das sind
nicht irgendwelche Würdenträger, sondern Geflüchtete, Behinderte, Prostituierte,
Obdachlose, inhaftierte Straftäter, Waisenkinder, Drogensüchtige … Er erinnert
uns, wie und was Gott ist. Er innert uns, wie und was er selbst ist und alle
seine Kardinäle, Bischöfe und Pfarrer sind. Und er erinnert mich, wie und was ich
sein soll. Mit einem Wort: Dienstleister.
Und nun zu unserem
Stellenwert: Vor Gott ist jeder Mensch sein Kind, dem er in Jesus dient. Mit
diesem Selbstbild kann ich auch mit anderen Menschen leben. Sie haben keinen
Anspruch darauf, mich zu beherrschen, sondern sollen für mich da sein und mir dienen,
es sei in der Partnerschaft, in der Familie, am Arbeitsplatz und auch sonst in
der Gesellschaft. Und umgekehrt! Auch
ich soll ein Dienstleister für meine Mitmenschen sein und zwar deshalb, weil
ich ein Kind Gottes bin, von ihm geschaffen, gesegnet und geliebt. Ich kann das
wissen und glauben. Bei vielen ist das nicht so. Sie wissen und glauben es
nicht. Das ändert aber nichts daran, dass ich Jesu Beispiel folgen soll, auch
wenn mir mein Dienst an anderen nicht gedankt wird. Ich soll ihm um seinetwillen
folgen, unabhängig davon, ob mir die Nase meines Nächsten gefällt und ob es mir
nützt.
Keine Herrinnen und Herren über mir
Und jetzt sind wir bei der
Wahl und der neuen Regierung. Der Bundeskanzler und alle seine Minister und Ministerinnen
ebenso wie der Papst und alle anderen in Kirche und Gesellschaft, die etwas zu
sagen haben, sind nicht meine Herren, nicht meine Herrinnen. Ihre Aufgabe ist
es, mir an ihrem Ort mit ihren Gaben und Möglichkeiten zu dienen. Ärzte und
Polizisten, Lehrerinnen und Chefinnen, Politiker, Beamte und Sachbearbeiter - sie
alle sind meine Dienstleister und ich
ihrer. Und wenn ich nicht mehr berufstätig bin oder mir die Kräfte fehlen,
so bleibt mir doch bis zuletzt der Dienst der Freundlichkeit und des Gebets.
Viele von ihnen tun ihren
Job, weil sie damit Geld verdienen. Manche auch aus Leidenschaft. Manche, weil
sie meinen, Macht ausüben zu können und angesehen zu sein. Manche auch, weil
sie sich eine Gegenleistung versprechen oder weil sie sich gern um andere
kümmern. Das alles will ich nicht schlecht reden. Es ist schon mal gut, dass
die meisten von uns sich gegenseitig Dienste leisten aus welchem Grund auch
immer.
Aber als Christ könnte ich
das aus Dankbarkeit tun, weil Gott, solange ich lebe, Tag und Nacht, für mich
sorgt. Und das, liebe Leserin, lieber Leser, ist meines Erachtens nicht
selbstverständlich. Ich schreibe „könnte“, weil es bei mir längst nicht immer
so ist. Doch zumindest kenne ich den Grund, der mich dazu bewegen soll, anderen
auf verschiedenste Weise einen Dienst, einen Gefallen zu tun.
Niemandem untertan …
Und noch ein Gedanke zum
Thema: Du bist niemandem untertan. Nur Gott allein ist dein Herr, der sich in
Jesus für dich zum Diener macht. Vor allen anderen, sie mögen so angesehen und
mächtig, so fordernd und bestimmend, so einflussreich und so autoritär sein wie
sie wollen, vor allen anderen bist du eine Tochter, ein Sohn des Höchsten, sein
geliebtes Kind, von ihm gewollt, geschaffen, gesegnet. Das ist deine Würde, die
dir niemand nehmen kann. Ich jedenfalls möchte mit diesem Verständnis, mit
diesem Bild von mir selbst vor einen anderen hintreten, wer immer er ist. Ich
will dabei höflich und freundlich, aber auch klar und entschieden sein. Ich
will ihm mit Respekt, aber auf Augenhöhe begegnen. Doch ich will mich nicht
klein machen und mich nicht demütigen lassen, sondern an das Psalmwort denken: „Der
HERR ist mit mir, darum fürchte ich mich nicht; was können mir Menschen tun?“ Psalm
118,6.
… jedermann untertan
Martin Luther hat das in
seiner Schrift „Von der Freiheit eines Christenmenschen“ aus dem Jahr 1520 so
gesagt: »Ein Christenmensch ist ein freier Herr über alle Dinge und niemandem
untertan durch den Glauben. Ein Christenmensch ist ein dienstbarer Knecht aller
Dinge und jedermann untertan durch die Liebe.« Sie aber kann nicht
erzwungen werden. Liebe ist und bleibt ein Geschenk.
Für mich soll das Grund genug sein, dass ich mich um meiner Mitmenschen
und nicht zuletzt um meiner selbst willen beherrsche: meine negativen Gefühle und
Gedanken, meine Worte und in meinem Verhalten. So will ich dem dienen, der mir wie
allen seinen Geschöpfen dient mit seiner Liebe.
Herzliche Grüße,
Ihr / dein Hans Löhr
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»Die Bibel ist so voller Gehalt, dass sie mehr als jedes andere Buch
Stoff zum Nachdenken und Gelegenheit
zu Betrachtungen über die menschlichen Dinge bietet.«
J.W. von Goethe aus: „Dichtung und Wahrheit“
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1728 erschien in Herrnhut die erste Tageslosung, ein Bibelwort aus
dem Alten Testament, das für jeden Tag des Jahres ausgelost wird. Dazu wird der
Lehrtext, ein passendes Bibelwort aus dem Neuen Testament, ausgesucht.
Inzwischen erscheinen die täglichen „Losungen“ in etwa 50 Sprachen.
Ich lege Losung und Lehrtext aus, weil einer Untersuchung zufolge das Nachdenken
über Bibelworte den Glauben am stärksten wachsen lässt.
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Herzlichen Dank für Ihre Gedanken und dass Sie sie mit uns teilen . Bleibe Sie behütet lieber Herr Löhr und Ihre Lieben und die Leser ebenso .
AntwortenLöschenHerzlichen Dank für Ihre klaren Worte die ermutigen. Bleiben Sie behütet!
AntwortenLöschenSehr interessant und nachdenkenswert vielen Dank dafür b.e.
AntwortenLöschenHerzlichen Dank für Ihre Worte, die mich immer wieder berühren und
AntwortenLöschenauch helfen, wenn ich nicht weiter weiß. Der Herr segne und beschütze Sie und alle die Ihren Worten folgen. 🙏
Danke.
AntwortenLöschenVielen Dank!🙏
AntwortenLöschenLieber Herr Löhr vielen Dank für Ihre Ansicht zu den Wahlen und die Freiheit die wir in Jesus haben,ja mir hat das Ergebnis Angst gemacht doch Gott ist größer er kann Hass mit Liebe, Wut mit Frieden, Zorn mit Geduld bekämpfen auch in mir dafür bin ich sehr dankbar Gottes reichen Segen Ihnen und Ihrer Familie herzliche Grüße Angelika
AntwortenLöschenAmen. Danke für die kraftgebende Auslegung. Gott ist wunderbar. Ihnen und euch allen eine gesegnete Zeit.
AntwortenLöschenFühre mich o Herr und leite meinen Gang nach Deinem Wort. Sei und bleibe Du auch heute mein Beschützer und mein Hort. Es wird ein schwieriger Tag heute für mich, aber ich hoffe auf Deine Hilfe. Einen behüteten Tag und Gottes Segen allen.
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