Losung: Ich will sie durchs Feuer gehen lassen und läutern, wie man Silber läutert,
und prüfen, wie man Gold prüft. Dann werden sie meinen Namen anrufen, und ich
will sie erhören. Sacharja 13,9
Lehrtext: Dann werdet ihr euch freuen, die ihr jetzt eine kleine Zeit, wenn es sein
soll, traurig seid in mancherlei Anfechtungen, auf dass euer Glaube bewährt und
viel kostbarer befunden werde als vergängliches Gold, das durchs Feuer
geläutert wird. 1.Petrus 1,6-7
Liebe Leserin, lieber
Leser,
irgendwie möchte man
schon verstehen, warum Menschen, die an Gott glauben und ihn lieben trotzdem
leiden müssen. Die Verfasser der biblischen Schriften haben sich immer wieder
mit einer Antwort herumgequält. Einmal meinen sie, dass das Leiden eine Strafe
für geheime oder unerkannte Sünden sei. Ein anderes Mal meinen sie, Leiden und
Anfechtungen seien Bewährungsproben, die ans Licht bringen, wie tief und echt
der Glaube eines Menschen wirklich ist (Losung und Lehrtext). Und dann gibt es noch
die Antwort des Hiob Buches, demzufolge Gottes Handeln für uns Sterbliche
unergründlich ist. Dann können wir das, was uns widerfährt, nur hinnehmen und im
besten Fall annehmen. Ich neige der dritten
Antwort zu und glaube, dass Gott in jeder Hinsicht, im Guten wie im Bösen mein Schicksal ist. Manchmal leuchtet es mir ein. Manchmal verstehe ich es nicht.
Feinabstimmung in Evolution und Schicksal
Naturwissenschaftler
sagen, dass das gesamte Universum in physikalischer und chemischer Hinsicht vom
ersten Augenblick, vom größten bis zum kleinsten Objekt und Ereignis auf das Feinste abgestimmt
ist. Ohne diese 'Feinabstimmung' würde es unser Sonnensystem, unsere Erde und
uns Menschen nicht geben. Zu dieser Feinabstimmung gehören auch Katastrophen
wie Vulkanausbrüche, Erdbeben, Einschläge von riesigen Meteoren usw., ohne die
Leben nicht möglich wäre.
Und so frage ich mich,
warum es neben der physikalischen und chemischen Feinabstimmung nicht auch eine
geben sollte, die das Schicksal jedes einzelnen Menschen bestimmt. Schließlich
war jeder von uns bereits seit der Geburt des Universums vor 13,8 Milliarden
Jahren eine Möglichkeit, die Wirklichkeit geworden ist. Schließlich
ist Gott die alles (!) bestimmende Wirklichkeit. Doch damit komme ich sofort in
eine Aporie, in den unauflösbaren Widerspruch zwischen einem vorherbestimmten, unabänderlichen
Schicksal und der Willensfreiheit des Menschen, der Entscheidungen treffen und
Verantwortung übernehmen kann.
Zwei Sichtweisen - eine Wirklichkeit
Mir leuchtet am ehesten
die doppelte Betrachtungsweise ein: Wenn ich glaube, dass ein unabänderliches
Schicksal über mir waltet, dann rede ich mir selbst dazwischen und sage:
‚Moment mal, es spricht auch sehr viel dafür, dass du einen freien Willen hast
und Verantwortung übernehmen kannst.‘ Und wenn ich davon überzeugt bin, dass es
sich so verhält, sage ich mir: ‚Langsam, da ist immer noch ein Gott über dir,
dessen Wille geschieht und der deine Wege kennt.‘ Für beides finde ich in der Bibel Belege. Was auch immer geschieht, hat diese zwei Seiten. Darum haben für
mich beide Sichtweisen ihre Berechtigung. Doch die eine stimmt nur, wenn
zugleich die andere im Blick ist.
Ich will das mit der
Betrachtung einer Dose vergleichen. Schaust du genau von oben darauf, siehst du
nur einen Kreis. Betrachtest du sie genau von vorn, siehst du nur ein Rechteck.
Beide Ergebnisse sind richtig. Doch zur Dose wird der Gegenstand erst, wenn du
sie in ihren drei Dimensionen anschaust. Um das zu erkennen, was alles wirklich
ist, fehlen uns ein paar Dimensionen. Nur Gott, so glaube ich, kennt seine
Schöpfung in allen ihren Erscheinungsweisen und Dimensionen.
Die eigenen Grenzen erkennen
Wir bleiben mit den
Möglichkeiten unseres, ausschließlich an irdische Voraussetzungen angepassten
Gehirns, Lichtjahre und Quantensprünge dahinter zurück. Was wir mit allen uns
zur Verfügung stehenden Möglichkeiten erkennen können, muss uns genügen, um in
dieser Welt zurechtzukommen. Doch zu diesen Möglichkeiten gehört auch, dass wir
uns unserer Begrenztheit bewusst werden. Wie begrenzt wir Menschen tatsächlich
sind, zeigt nicht zuletzt die Unfähigkeit, unsere negativen Gefühlen zu
beherrschen: Angst und Gier, Aggression und Hass. Klimakatastrophe,
Corona-Epidemie und die Kriege in Afghanistan, Libyen, Jemen und
jetzt in der Ukraine sprechen Bände. Ein Wunder, dass es uns überhaupt noch
gibt. Ein Wunder, dass Gott so viel Geduld mit uns hat. Ihn können wir nicht
erkennen wie er an und für sich ist, sondern nur glauben, wie er sich uns in
Jesus zeigt.
Gebet: Herr, du bist
in jeder Hinsicht mein Schicksal. Doch zugleicht gibst du mir die Möglichkeit,
dass ich mich als willensfrei und verantwortungsfähig erleben kann. Mein Glaube
hilft mir, dass ich mich nicht mit meinem Verstand überhebe und wähne, ohne
dich leben zu können. Mein Verstand hilft mir, dass ich mich nicht im Glauben
überhebe und allzu plumpe Antworten auf schwierige Fragen gebe. Ich danke dir
für alles Gute, das Menschen mit ihrem Verstand entdeckt haben und so zum
allgemeinen Wohl beitragen. Ich danke dir für den Glauben, der mir hilft, mich
nicht vom Bösen überwinden zu lassen, sondern es mit Gutem zu überwinden; aus
dem ich Trost erfahre und Zuversicht schöpfe; durch den ich dir in Jesus
Christus begegne, der mich segnet und heilt, liebt und beschützt. Amen
Herzliche
Grüße,
Ihr
/ dein Hans Löhr
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