Mittwoch, 18. Mai 2022

dynamisch, kraftvoll, lebendig hl

Losung: Der Welt Grundfesten sind des HERRN, und er hat die Erde darauf gesetzt. 1.Samuel 2,8 

Lehrtext: Im Anfang war das Wort, und das Wort war bei Gott, und Gott war das Wort. Johannes 1,1

Kleine, vorgezogene Pfingstpredigt

Liebe Leserin, lieber Leser,

darf ich bitten? Auf geht’s zum Tanz!
Das Weltbild der Bibel und anderer altorientalischer Religionen war statisch, feststehend. Man stellte sich die Erde als Scheibe vor, die Gott auf Pfählen mitten in der Urflut gegründet hatte
(Losung). Und so war auch der Glaube weitgehend statisch: von Gott gegebene, unveränderliche Gebote und Gesetze, Bibelworte, die absolute Gültigkeit hatten, Rituale und Traditionen, die fest standen und von einer Generation zur nächsten weitergegeben wurden, unverrückbare  Hierarchien (heilige Ordnungen) von Königen und Hohenpriestern. Und mittendrin der große Tempel in Jerusalem aus Stein, aufgerichtet auf einem mächtigen Felsen. Auch er ein Zeichen für Dauer und Verlässlichkeit. Und doch vom Winde der Zeit verweht.

Bei uns Christen war und ist es nicht viel anders: mächtige Kathedralen und Dome als steinerne Zeugen für den Glauben. Altehrwürdige Traditionen und Rituale, Dogmen und Ordnungen, an denen man nicht rütteln soll. Hierarchien von Päpsten und Kardinälen, Landesbischöfen, Regionalbischöfen, Dekanen, Pröpsten, Priestern und Pfarren (bei Protestanten auch in weiblicher Gestalt), die eisern verteidigt werden. Das alles soll einerseits die Macht der Mächtigen sichern, aber auch den Gläubigen Sicherheit und Orientierung geben.

Ich kann das nachvollziehen. Frage mich aber, ob der Glaube in solchen Strukturen nicht selbst erstarrt, leblos wird und allmählich abstirbt. Glaube aus Tradition und Gewohnheit allein ist auf lange Sicht nicht lebensfähig. Wird ein lebendiger Glaube die Kraft haben, das Erstarrte wieder zum Reden zu bringen, die Steine wieder in Brot zu verwandeln und das Tote neu zu beleben? Glaube nach Menschenart vermag das nicht. Aber der Glaube, den Gottes Geist wirkt und schenkt.

Das neue Weltbild

Inzwischen haben wir ein anderes Weltbild. Die Erde ist nicht mehr eine Scheibe und Mittelpunkt der Welt, die auf Pfeilern gegründet ist. Durch nichts gehalten als durch die Schwerkraft kreist sie um die Sonne und mit ihr mit 900.000 km/h um den Mittelpunkt unserer Milchstraße, um das Schwarze Loch Sagittarius A, von dem es seit ein paar Tagen die ersten Fotos gibt. Und mit der Milchstraße entfernt sie sich immer weiter vom Ursprung unseres Universums, weg in Räume, die erst noch entstehen, in Zeiten, die erst noch werden müssen. Wer denkt schon daran, dass wir so unglaublich schnell unterwegs sind?

Die Welt, wie wir sie kennen, ist nicht statisch, sondern dynamisch, in Bewegung, sich fortwährend verändernd. Schon aus dem 16. Jahrhundert stammt der Satz: „Die Zeiten ändern sich und wir uns in ihnen.“ Wer aber will, dass alles so bleibt, wie es ist, will nicht, dass es bleibt. Erstarrung ist ein Kennzeichen des Todes.

Der dynamische Jesus 

Jesus war dynamisch, voll lebendiger, verändernder Kraft. Er verkündete den dynamischen Gott und schenkte uns einen dynamischen Glauben durch sein dynamisches, wirkmächtiges Evangelium. Seine Liebe ist dynamisch und erstarrt nicht in Dogmen und Gesetzen, Hierarchien und Traditionen, Institutionen und Ämtern, Floskeln und liturgischen Formeln. Sie hilft uns zu glauben ohne Sicherheiten, Garantie und Beweis, wie Ballett- , Seil- und Eistänzerinnen tanzen: ohne Netz und doppelten Boden, ohne Sicherung und Haltegriffe, einzig vertrauend auf ihre Fähigkeit, mit der Schwerkraft zu spielen. 

Seine Liebe hilft uns zu leben und zu glauben, ohne in Stein gemeißelte Gesetze, ohne den scheinbar rettenden Strohhalm des Buchstabens, allein vertrauend auf das göttliche Wort, das der heilige, heilende, dynamischen Geist belebt. Seine Liebe hilft uns, offen und wach zu bleiben, uns überraschen zu lassen und zu staunen, uns den „Wind of Change“, den Wind und Geist der Veränderung, durch Haar und Herz wehen zu lassen, auch wenn dabei die Frisur durcheinander kommt und das Herz pocht. 

Seine lebensspendende Kraft ist jeden Tag neu. Er ist das lebendige, schöpferische Wort Gottes von Anfang an (Lehrtext). Er wird auch das letzte Wort haben, wenn alles, was vergänglich ist, vergangen sein wird. Mit der Kraft seines dynamischen Vaters in sich, hat er die Totenstarre überwunden und ist lebendig in Zeit und Ewigkeit. Nicht um ewiges Leben geht es, sondern um ewige Lebendigkeit. Nicht um drückende  Erdenschwere, sondern um himmlische, schwebende Leichtigkeit.

Grüßen wir respektvoll die ehrwürdigen Statuen der alten Gesetze, Gebote und Moral an unserem Lebensweg. Orientierten wir uns an ihnen, soweit es dem Leben in Freiheit dient. Aber tanzen wir durch die Zeit, ihm entgegen nach der Melodie des Geistes, der lebendig macht.

Gebet: Herr, im Geist der Liebe, mit unbändiger Kraft und Lust auf Leben hast du diese Welt geschaffen und mit ihr auch mich. Alles bewegt und verändert sich fortwährend. So ist es dein Wille. Du willst keinen Stillstand. Du willst, dass ich mich meines Lebens und an deiner Welt freue. Ich preise dich, du Liebhaber deiner Geschöpfe, du belebender, feuriger Geist in allem, was du lebendig machst. Hauche meinem Glauben immer wieder neues Leben ein, wenn er erstarren will und begeistere mich für dich. Amen

Herzliche Grüße,

Ihr / dein Hans Löhr

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3 Kommentare:

  1. Eine sehr schöne kleine vorgezogene Pfingstpredigt! Interessant: nicht um ewiges Leben geht es, sondern um ewige Lebendigkeit.
    Vielen Dank für diesen Gedanken!

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    1. Dieser Gedanke ist nicht von mir, sondern von dem Philosophen Friedrich Nietzsche.

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    2. Echt? Dann vielen Dank für die Vermittlung des Gedankens! Allein finde ich Nietzsche etwas zu schwierig, zu verstehen. Herzliche Grüße

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