Sonntag, 22. Mai 2022

Schicksal UND Freiheit hl

Losung: Ich will sie durchs Feuer gehen lassen und läutern, wie man Silber läutert, und prüfen, wie man Gold prüft. Dann werden sie meinen Namen anrufen, und ich will sie erhören. Sacharja 13,9 

Lehrtext: Dann werdet ihr euch freuen, die ihr jetzt eine kleine Zeit, wenn es sein soll, traurig seid in mancherlei Anfechtungen, auf dass euer Glaube bewährt und viel kostbarer befunden werde als vergängliches Gold, das durchs Feuer geläutert wird. 1.Petrus 1,6-7

Liebe Leserin, lieber Leser,

irgendwie möchte man schon verstehen, warum Menschen, die an Gott glauben und ihn lieben trotzdem leiden müssen. Die Verfasser der biblischen Schriften haben sich immer wieder mit einer Antwort herumgequält. Einmal meinen sie, dass das Leiden eine Strafe für geheime oder unerkannte Sünden sei. Ein anderes Mal meinen sie, Leiden und Anfechtungen seien Bewährungsproben, die ans Licht bringen, wie tief und echt der Glaube eines Menschen wirklich ist (Losung und Lehrtext). Und dann gibt es noch die Antwort des Hiob Buches, demzufolge Gottes Handeln für uns Sterbliche unergründlich ist. Dann können wir das, was uns widerfährt, nur hinnehmen und im besten Fall annehmen. Ich neige der dritten Antwort zu und glaube, dass Gott in jeder Hinsicht, im Guten wie im Bösen mein Schicksal ist. Manchmal leuchtet es mir ein. Manchmal verstehe ich es nicht.

Feinabstimmung in Evolution und Schicksal

Naturwissenschaftler sagen, dass das gesamte Universum in physikalischer und chemischer Hinsicht vom ersten Augenblick, vom größten bis zum kleinsten Objekt und Ereignis auf das Feinste abgestimmt ist. Ohne diese 'Feinabstimmung' würde es unser Sonnensystem, unsere Erde und uns Menschen nicht geben. Zu dieser Feinabstimmung gehören auch Katastrophen wie Vulkanausbrüche, Erdbeben, Einschläge von riesigen Meteoren usw., ohne die Leben nicht möglich wäre.

Und so frage ich mich, warum es neben der physikalischen und chemischen Feinabstimmung nicht auch eine geben sollte, die das Schicksal jedes einzelnen Menschen bestimmt. Schließlich war jeder von uns bereits seit der Geburt des Universums vor 13,8 Milliarden Jahren eine Möglichkeit, die Wirklichkeit geworden ist. Schließlich ist Gott die alles (!) bestimmende Wirklichkeit. Doch damit komme ich sofort in eine Aporie, in den unauflösbaren Widerspruch zwischen einem vorherbestimmten, unabänderlichen Schicksal und der Willensfreiheit des Menschen, der Entscheidungen treffen und Verantwortung übernehmen kann.

Zwei Sichtweisen - eine Wirklichkeit

Mir leuchtet am ehesten die doppelte Betrachtungsweise ein: Wenn ich glaube, dass ein unabänderliches Schicksal über mir waltet, dann rede ich mir selbst dazwischen und sage: ‚Moment mal, es spricht auch sehr viel dafür, dass du einen freien Willen hast und Verantwortung übernehmen kannst.‘ Und wenn ich davon überzeugt bin, dass es sich so verhält, sage ich mir: ‚Langsam, da ist immer noch ein Gott über dir, dessen Wille geschieht und der deine Wege kennt.‘ Für beides finde ich in der Bibel Belege. Was auch immer geschieht, hat diese zwei Seiten. Darum haben für mich beide Sichtweisen ihre Berechtigung. Doch die eine stimmt nur, wenn zugleich die andere im Blick ist.

Ich will das mit der Betrachtung einer Dose vergleichen. Schaust du genau von oben darauf, siehst du nur einen Kreis. Betrachtest du sie genau von vorn, siehst du nur ein Rechteck. Beide Ergebnisse sind richtig. Doch zur Dose wird der Gegenstand erst, wenn du sie in ihren drei Dimensionen anschaust. Um das zu erkennen, was alles wirklich ist, fehlen uns ein paar Dimensionen. Nur Gott, so glaube ich, kennt seine Schöpfung in allen ihren Erscheinungsweisen und Dimensionen.

Die eigenen Grenzen erkennen

Wir bleiben mit den Möglichkeiten unseres, ausschließlich an irdische Voraussetzungen angepassten Gehirns, Lichtjahre und Quantensprünge dahinter zurück. Was wir mit allen uns zur Verfügung stehenden Möglichkeiten erkennen können, muss uns genügen, um in dieser Welt zurechtzukommen. Doch zu diesen Möglichkeiten gehört auch, dass wir uns unserer Begrenztheit bewusst werden. Wie begrenzt wir Menschen tatsächlich sind, zeigt nicht zuletzt die Unfähigkeit, unsere negativen Gefühlen zu beherrschen: Angst und Gier, Aggression und Hass. Klimakatastrophe, Corona-Epidemie und die Kriege in Afghanistan, Libyen, Jemen und jetzt in der Ukraine sprechen Bände. Ein Wunder, dass es uns überhaupt noch gibt. Ein Wunder, dass Gott so viel Geduld mit uns hat. Ihn können wir nicht erkennen wie er an und für sich ist, sondern nur glauben, wie er sich uns in Jesus zeigt.

Gebet: Herr, du bist in jeder Hinsicht mein Schicksal. Doch zugleicht gibst du mir die Möglichkeit, dass ich mich als willensfrei und verantwortungsfähig erleben kann. Mein Glaube hilft mir, dass ich mich nicht mit meinem Verstand überhebe und wähne, ohne dich leben zu können. Mein Verstand hilft mir, dass ich mich nicht im Glauben überhebe und allzu plumpe Antworten auf schwierige Fragen gebe. Ich danke dir für alles Gute, das Menschen mit ihrem Verstand entdeckt haben und so zum allgemeinen Wohl beitragen. Ich danke dir für den Glauben, der mir hilft, mich nicht vom Bösen überwinden zu lassen, sondern es mit Gutem zu überwinden; aus dem ich Trost erfahre und Zuversicht schöpfe; durch den ich dir in Jesus Christus begegne, der mich segnet und heilt, liebt und beschützt. Amen

Herzliche Grüße,

Ihr / dein Hans Löhr

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