Losung: HERR, neige
mein Herz nicht zum Bösen. Psalm 141,4
Lehrtext: Wer nun
weiß, Gutes zu tun, und tut's nicht, dem ist's Sünde. Jakobus
4,17
Liebe Leserin, lieber Leser,
wenn du heute über das Losungswort nachdenkst, stellt sich die Frage: Kann denn Gott ein Menschenherz zum Bösen neigen, kann er es
dazu veranlassen, Böses zu tun? Offenbar meint David, dass er das kann. Und
weil David sich vor den Folgen fürchtet, bittet er Gott, das nicht zu tun.
Dahinter steckt wohl die Erfahrung, dass ein Mensch es wie
einen Zwang erleben kann, etwas Verkehrtes tun zu müssen, was er eigentlich gar
nicht will. Auch der Apostel Paulus schreibt davon im Römerbrief: »Denn
das Gute, das ich will, das tue ich nicht; sondern das Böse, das ich nicht
will, das tue ich«, und fügt hinzu, dass dafür die Sünde verantwortlich sei,
die in ihm wohnt.
Was jetzt? Wer ist nun verantwortlich, wenn sich mein Herz
zum Bösen neigt: Gott, die Sünde oder ich selbst? Oder sind es meine Gene,
meine Erziehung, Einflüsse der Umwelt, eine krankhafte Veranlagung, eine
tragische Verstrickung…?
Letztlich bleibt ein Widerspruch, den wir Menschen nicht
auflösen, sondern nur aushalten können: Einerseits hat Gott seinen Plan mit mir
und der Welt im Ganzen, und da geschieht nichts, was er nicht will. Auch das, was
ich für böse halte und tue, könnte nicht sein, wenn er es nicht zuließe; denn
sonst wäre das Böse mächtiger als Gott. Andererseits bleibe ich verantwortlich
für mein Tun und muss gegen das Böse in mir und außer mir ankämpfen so gut ich
kann.
Die Frage, was letzten Endes dazu führt, dass ich etwas
Böses tue, ist, wenn überhaupt, nur schwer zu beantworten. Doch solange ich
geistig gesund bin, bleibe ich verantwortlich für alles, was ich tue. Der
Lehrtext hat schon recht, dass es meine eigene Schuld und Sünde ist, wenn ich
das, was gut und richtig wäre, unterlasse.
Ob David damit recht hat, dass Gott sein Herz zum Bösen
neigen kann? Ich weiß es nicht. Aber das weiß ich, dass er mit der Bitte recht
hat, ihn davor zu bewahren.
Gebet: Vater unser im Himmel, führe uns nicht in
Versuchung, sondern erlöse uns von dem Bösen. Amen
Herzliche Grüße
Ihr / dein Hans Löhr