Donnerstag, 31. März 2016

Wer ist für das Böse verantwortlich? hl

Losung: HERR, neige mein Herz nicht zum Bösen. Psalm 141,4

Lehrtext: Wer nun weiß, Gutes zu tun, und tut's nicht, dem ist's Sünde. Jakobus 4,17

Liebe Leserin, lieber Leser,

wenn du heute über das Losungswort nachdenkst, stellt sich die Frage: Kann denn Gott ein Menschenherz zum Bösen neigen, kann er es dazu veranlassen, Böses zu tun? Offenbar meint David, dass er das kann. Und weil David sich vor den Folgen fürchtet, bittet er Gott, das nicht zu tun.
Dahinter steckt wohl die Erfahrung, dass ein Mensch es wie einen Zwang erleben kann, etwas Verkehrtes tun zu müssen, was er eigentlich gar nicht will. Auch der Apostel Paulus schreibt davon im Römerbrief:  »Denn das Gute, das ich will, das tue ich nicht; sondern das Böse, das ich nicht will, das tue ich«, und fügt hinzu, dass dafür die Sünde verantwortlich sei, die in ihm wohnt.
Was jetzt? Wer ist nun verantwortlich, wenn sich mein Herz zum Bösen neigt: Gott, die Sünde oder ich selbst? Oder sind es meine Gene, meine Erziehung, Einflüsse der Umwelt, eine krankhafte Veranlagung, eine tragische Verstrickung…?
Letztlich bleibt ein Widerspruch, den wir Menschen nicht auflösen, sondern nur aushalten können: Einerseits hat Gott seinen Plan mit mir und der Welt im Ganzen, und da geschieht nichts, was er nicht will. Auch das, was ich für böse halte und tue, könnte nicht sein, wenn er es nicht zuließe; denn sonst wäre das Böse mächtiger als Gott. Andererseits bleibe ich verantwortlich für mein Tun und muss gegen das Böse in mir und außer mir ankämpfen so gut ich kann.
Die Frage, was letzten Endes dazu führt, dass ich etwas Böses tue, ist, wenn überhaupt, nur schwer zu beantworten. Doch solange ich geistig gesund bin, bleibe ich verantwortlich für alles, was ich tue. Der Lehrtext hat schon recht, dass es meine eigene Schuld und Sünde ist, wenn ich das, was gut und richtig wäre, unterlasse.
Ob David damit recht hat, dass Gott sein Herz zum Bösen neigen kann? Ich weiß es nicht. Aber das weiß ich, dass er mit der Bitte recht hat, ihn davor zu bewahren.

Gebet: Vater unser im Himmel, führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von dem Bösen. Amen

Herzliche Grüße

Ihr / dein Hans Löhr 

Mittwoch, 30. März 2016

Das Jüngste Gericht hl

Losung: Du, Herr, bist gerecht, wir aber müssen uns alle heute schämen. Daniel 9,7

Lehrtext: Jesus sprach: Es hatte ein Mann zwei Söhne und ging zu dem ersten und sprach: Mein Sohn, geh hin und arbeite heute im Weinberg. Er antwortete aber und sprach: Nein, ich will nicht. Danach reute es ihn und er ging hin. Matthäus 21,28-29

Liebe Leserin, lieber Leser,

mit jedem Glaubensbekenntnis sagen wir, dass Jesus die Lebenden und die Toten richten wird. Im Mittelalter hatten die Christen im wahrsten Sinn des Wortes Höllenangst vor diesem Gericht. Um die Strafe der ewigen Verdammnis von sich abzuwenden, waren sie zu großen Opfern bereit.
Das Mittelalter ist vorbei. Doch was ist mit dem Gericht am Jüngsten Tag? Ist das auch vorbei?
Ich stelle mir das so vor, dass ich dann vor Jesus, meinem gerechten, aber auch gnädigen Richter stehen werde und er mir noch einmal mein ganzes Leben zeigt. Dann werde ich bei manchem, das ich gefühlt, gedacht, gesagt, getan oder unterlassen habe, schamrot werden. Dann wird mich tiefe Reue packen. Und dann?
Dann wird er mich freisprechen, weil es nicht auf mein Leben ankommen wird, sondern auf seins. Mit meinem Leben hätte ich keine Chance. Aber er gibt mir seines, dass auch ich gerecht werde und leben kann.

Gebet: Herr, ich kann ohne Druck und ohne Angst vor dir leben. Ich muss auch keine Angst haben, dass ich einmal in deinem Gericht nicht bestehen werde, weil du zugleich mein Richter und mein Bürge bist, der sein Leben für meines gegeben hat. So oft ich dich darum bitte, vergibst du mir. Darauf vertraue ich. Das lässt mich unbeschwert leben. Amen

Herzliche Grüße

Ihr / dein Hans Löhr

Dienstag, 29. März 2016

Zuflucht in Not hl

Losung: Unter dem Schatten deiner Flügel habe ich Zuflucht, bis das Unglück vorübergehe. Psalm 57,2

Lehrtext: Am Abend dieses ersten Tages der Woche, als die Jünger versammelt und die Türen verschlossen waren, kam Jesus und trat mitten unter sie und spricht zu ihnen: Friede sei mit euch! Johannes 20,19

Liebe Leserin, lieber Leser,

manchmal ist ein Unglück wie ein Unwetter, das unversehens aufzieht, Blitze, Donner und Wolkenbruch mit sich bringt und dann wieder verschwindet. Wie gut, wenn du dann ein Dach über dem Kopf hast und die Tür hinter dir schließen kannst. Aber was machst du, wenn Blitz, Donner und Wolkenbruch aus Angst, Sorgen und Leid bestehen? Dagegen hilft auch ein festes Dach und ein starkes Türschloss nicht. Die Losung sagt, dass du dann Zuflucht hast unter Gottes Flügeln so wie Küken Zuflucht haben unter den Flügeln ihrer Glucke.
Doch das sagt nicht nur die Bibel. Das sagen zahllose Menschen, die das so erlebt haben und auch heute erleben. Vielleicht hast du Probleme mit dem Bild von den Flügeln. Dann wähle dir ein anderes, das dir vor Augen stellt, wie Gott dich beschützt. Mir hilft die Vorstellung, dass ich mich im Gebet in Gottes Arme begebe. Doch das ist mehr als nur eine Vorstellung. Durch den Glauben wird es zur Wirklichkeit. Dann geschieht, was der Lehrtext sagt, dann erlebe ich Gottes Frieden, den Jesus gebracht hat.

Gebet: Herr, wie gut, dass ich dem Unglück nicht schutzlos ausgeliefert bin. Immer wieder komme ich in meiner Not zu dir, damit du mich in die Arme nimmst, mich beschützt, mir die Angst nimmst und hilfst. Es sind nicht verschlossene Türen, die mir Sicherheit geben. Das bist du, wenn ich dir vertraue und deinen Frieden spüre. Amen

Herzliche Grüße


Ihr / dein Hans Löhr 

Montag, 28. März 2016

Die stärkste Kraft und größte Macht hl

Losung: Lass uns leben, so wollen wir deinen Namen anrufen. Psalm 80,19

Lehrtext: Christus Jesus hat dem Tode die Macht genommen und das Leben und ein unvergängliches Wesen ans Licht gebracht durch das Evangelium. 2.Timotheus 1,10

Liebe Leserin, lieber Leser,

für einen, der nicht glaubt, für einen, dem Gott egal ist, ist die stärkste Kraft und größte Macht der Tod. Auch wenn dieser Mensch sich das nicht eingestehen will, weil er lieber nicht an den Tod denkt, hat er doch nichts, was er ihm entgegensetzen könnte. Sein „Glaubensbekenntnis“ heißt in Wahrheit: „Ich glaube an den Tod, den Allmächtigen, den Vernichter von Himmel und Erde und an die Finsternis, die alles Licht wieder auslöschen wird.“ Rein wissenschaftlich betrachtet, hat ein solcher Mensch recht. Was geworden ist, muss auch wieder vergehen. Einmal stirbt alles ohne Ausnahme den Wärmetod (2. Hauptsatz der Thermodynamik). Einmal zerfallen alle materiellen Dinge wieder zu Staub. Auch der Mensch.
Das sagt auch die Bibel. Doch sie sagt noch etwas anderes: Da ist noch eine andere Kraft und Macht, die größer und stärker ist als der Tod, die ihm nicht das letzte Wort lässt und die durch den Glauben in uns wirksam ist. Von ihr sagt, wer glaubt: „Ich glaube an Gott den Vater, den Allmächtigen, den Schöpfer des Himmels und der Erde und an Jesus Christus unseren Herrn.“
Diese Macht, »hat dem Tod die Macht genommen« (Lehrtext). Diese Kraft hat »das Leben ans Licht gebracht«. Das ist es, was wir an Ostern feiern: Den Sieg des Lebens über den Tod. Den Sieg des Lichts über die Finsternis. Den Sieg der Hoffnung über die Verzweiflung. Den Sieg des Glaubens über das Misstrauen. Den Sieg der Liebe über die Gleichgültigkeit.
Nein, beweisen kann ich das nicht und muss ich auch nicht. Es geht hier um mehr als um Logik und Vernunft. Es geht um das tiefe Vertrauen, dass überm Sternenzelt ein lieber Vater wohnt (Friedrich Schiller), der zugleich auch in dir wohnen will. Dieser Gott lässt seine Kinder, lässt dich und mich, nicht im Stich. Er sorgt dafür, dass uns auch der Tod von seiner Liebe nicht trennen kann, die im auferstandenen Jesus Christus ist (Römer 8,39).
Ja, einmal müssen wir sterben, alle, ohne Ausnahme. Aber bis dahin wollen wir den loben und preisen, der uns das zeitliche Leben geschenkt hat und mit ihm eine Hoffnung, die hinausreicht über Sarg und Grab, hinein in die Ewigkeit.
Für einen, der nicht glaubt, ist die stärkste Kraft und größte Macht der Tod. Für uns aber ist es die Liebe Gottes, in der wir leben und sterben und auferstehen. Amen

Herzliche Grüße


Ihr / dein Hans Löhr 

Sonntag, 27. März 2016

Osterlichtblick hl

Losung: Sende dein Licht und deine Wahrheit, dass sie mich leiten zu deiner Wohnung. Psalm 43,3

Lehrtext: Nun ist Christus auferstanden von den Toten als Erstling unter denen, die entschlafen sind. 1.Korinther 15,20

Liebe Leserin, lieber Leser,

»Sende dein Licht und deine Wahrheit. Sie sollen mich zurückbringen zu dir.« Hinter diesem kleinen Gebet steckt die Erfahrung, dass ich mich von Gott immer wieder entferne. Nicht bewusst, nicht mit Absicht. Aber im Lauf des Tages nehmen mich andere Dinge in Beschlag und verwickeln mich in die verschiedensten Gefühle und Gedanken. Da kann es dann schon sein, dass ich meine Entscheidungen ohne Gott treffe, dass ich Dinge denke und vielleicht auch sage, die nicht in seinem Sinn sind. Da kann es sein, dass ich mir Sorgen mache um meine Angehörigen oder um mich und davon nicht mehr loskomme, statt sie ihm zu geben. Dann wird es finster in mir und ich komme aus dem Gedankenkarussell nicht mehr heraus. Wenn es dazu kommt, brauche ich einen Anstoß von außen, einen ‚Lichtblick‘, der mich wieder auf Gott aufmerksam macht.
Der auferstandene Jesus Christus ist dieser Lichtblick. Ihn sendet Gott zu dir und zu mir, heute an Ostern und auch sonst. Und wenn du dieses Licht nicht sehen, wenn du zur Zeit nicht glauben kannst, so zünde dennoch eine Kerze an und sage:

Gebet: Großer Gott, so wie diese Kerze Licht in mein Zimmer bringt, so bringe du Licht in mein Herz, damit ich wieder zu dir zurück finde. Denn du schenkst mir Kraft und neuen Lebensmut. Wo du bist, weicht die Finsternis. Wo du bist, verliert selbst der Tod seine Schrecken. Stärke mich in diesem Glauben durch Jesus Christus. Amen

Frohe Ostern!


Ihr / dein Hans Löhr 

Samstag, 26. März 2016

Beten über den Tellerrand hinaus hl

Losung: Ach, HERR, lass doch deine Ohren aufmerken, dass du das Gebet hörst, das ich jetzt vor dir bete Tag und Nacht für deine Knechte. Nehemia 1,6

Lehrtext: Jesus betete: Heiliger Vater, erhalte sie in deinem Namen, den du mir gegeben hast, dass sie eins seien wie wir. Johannes 17,11

Liebe Leserin, lieber Leser,

es ist etwas Großes, wenn ein Mensch nicht mehr nur für sich und seine Angehörigen betet, sondern hin und wieder für das Volk Gottes oder noch besser, für alle Menschen, die Gott geschaffen hat. Die Losung sagt dazu in einer neueren Übersetzung: »Herr, verschließe deine Augen und Ohren nicht, wenn ich zu dir flehe! Tag und Nacht bete ich zu dir für deine Menschen.« Wie ist das bei dir? Denkst du beim Beten ab und zu über den Tellerrand deiner Familie und deiner Interessen hinaus? Bittest du auch mal für die Gemeinde, zu der du gehörst, für deine Nachbarn, für unser Land, für die Flüchtlinge an der Grenze zu Mazedonien, für die Terroropfer und ihre Angehörigen in Belgien, für die behinderten Kinder, für die Gefangenen in unseren Gefängnissen und die Demenzkranken in den Heimen…?
Jesus hat immer wieder für uns Menschen gebetet, gerade auch für uns, die wir uns nach ihm ‚Christen‘ nennen. So heißt es im heutigen Lehrtext: »Heiliger Vater, erhalte sie in deiner Gegenwart und in der Gemeinschaft mit dir, damit sie eins werden wie wir.« Darum bete auch ich immer wieder für mich selbst, dass ich in Gottes Gegenwart bleiben kann, dass zutrifft, was sein Name sagt: ‚Ich bin da!‘ Aber das soll nicht nur für mich gelten, sondern auch für dich, für alle, mit denen wir verbunden sind und weit darüber hinaus. Solche Gebete verbinden uns. Sie machen uns bewusst, dass wir als Kinder Gottes zusammengehören egal, welcher Konfession wir sind. Mögen wir auch nach unseren menschlichen Maßstäben und Urteilen in unseren Kirchen und Religionen getrennt sein. Für Jesus gehören wir zusammen, weil er unser aller Bruder ist und Gott unser gemeinsamer Vater. 

Gebet: Herr, lass uns nicht immer nur auf unsere Unterschiede schauen, sondern mehr auf das was uns verbindet. Und das bist du. Du erschaffst aus verschiedenen Menschen deine Familie. Dazu gehören auch solche, mit denen ich mich schwer tue und die mir fremd sind. Doch bei dir sind wir alle vereint, diejenigen, die ich liebe und die anderen auch. Amen

Herzliche Grüße und frohe Ostern!


Ihr / dein Hans Löhr 

Freitag, 25. März 2016

Wieder versöhnt hl

Losung: Ich will singen von der Gnade des HERRN ewiglich und seine Treue verkünden mit meinem Munde für und für. Psalm 89,2

Lehrtext: Gott war in Christus und versöhnte die Welt mit sich selber und rechnete ihnen ihre Sünden nicht zu und hat unter uns aufgerichtet das Wort von der Versöhnung. 2.Korinther 5,19

Liebe Leserin, lieber Leser,

  „Hast du immer noch Streit mit deiner Tochter?“ „Nein, wir haben uns wieder versöhnt.“ - Wie gut, wenn man einen solchen Satz sagen kann, wenn ein alter Streit endlich begraben ist, wenn wieder Friede herrscht und man sich wieder in die Augen sehen kann.
Neulich erzählte mir ein Freund, dass ein paar Tage zuvor die Nachbarin auf ihn zugekommen ist und ihn gefragt hat, ob man sich denn nach vielen Jahren Streit nicht wieder vertragen könne. Er saß gerade in Arbeitsklamotten auf seinem alten Traktor. Da zog er seinen Handschuh aus und sie reichten sich die Hand zur Versöhnung. Nur eine kleine Geste – und doch kann sie Großes bewirken. Plötzlich ist der Dorn im Auge verschwunden. Die Wut hat sich aufgelöst. Der Groll ist verraucht.
   Die Geste Gottes ist unvergleichlich größer. Sie zielt ja auch auf alle Menschen. Er machte und macht der Menschenwelt das große Friedensangebot. Er besteht nicht länger darauf, uns Menschen die Sünden anzurechnen. Die Geste Gottes, womit er uns mit sich selbst versöhnt, ist nichts Geringeres, als dass er in Jesus Christus in einem Stall auf die Welt kommt, weil man ihn in den Bürgerhäusern und Pfarrhäusern nicht aufnehmen wollte. Die Geste Gottes, womit er die Menschen mit sich selbst versöhnt, ist nichts Geringeres, als dass er sich in Jesus Christus von diesen Menschen fluchen, schlagen und am Kreuz töten lässt, ohne selbst ihnen zu fluchen, sie zu schlagen und zu töten. 
   Das ist das große Geheimnis des Karfreitags, das große Geheimnis Gottes, das viele nicht verstehen können und wollen. Verstehe ich es denn? Verstehst du es? Ich glaube, dass wohl niemand dieses Ereignis in seiner ganzen Tiefe und Tragweite erfassen kann. Denn es stellt die Vorstellung von Gott, wie sie sonst in der Welt und in anderen Religionen herrscht, auf den Kopf. Was ist das auch für ein Gott, der so etwas tut? Wer diesen Gott glaubt, wer Jesus Christus nachfolgen will, der steht für so viele in dieser Welt auf dem Kopf. Oder ist es vielleicht umgekehrt? Steht er endlich auf den Füßen?
   Mit jener großen Geste hat Gott gezeigt, dass er seinen Geschöpfen, dass er uns Menschen treu ist bis in den Tod, egal, wie wir uns ihm gegenüber verhalten. Das ist Gnade und davon lässt sich besser singen als reden, gerade am Karfreitag:

Gebet:
Ich grüße dich am Kreuzesstamm,
du hochgelobtes Gotteslamm,
mit andachtsvollem Herzen.
Hier hängst du zwar in lauter Not
und bist gehorsam bis zum Tod,
vergehst in tausend Schmerzen;
doch sieht mein Glaube wohl an dir,
dass Gottes Majestät und Zier
in diesem Leibe wohne
und dass du hier so würdig seist,
dass man dich Herr und König heißt,
als auf dem Ehrenthrone.
(Valentin Ernst Löscher, 1722)

Einen besinnlichen Karfreitag wünscht

Ihr / dein Hans Löhr 

Donnerstag, 24. März 2016

Rückblick und Vorschau hl

Losung: Gott hat mich wachsen lassen in dem Lande meines Elends. 1.Mose 41,52

Lehrtext: Jesus sprach zu den Jüngern: Meine Seele ist betrübt bis an den Tod; bleibt hier und wachet! Markus 14,34

Liebe Leserin, lieber Leser,

Rückblick und Vorschau, darum geht es heute in der Losung und im Lehrtext. Im ersten Bibelwort blickt Josef, der Sohn Jakobs, zurück auf die über 10 Jahre im ägyptischen Gefängnis, die hinter ihm liegen. Ja, zunächst war Ägypten für ihn das »Land seines Elends«. Aber nachdem er dem Pharao die Träume gedeutet hatte, stieg er auf, wuchs er heran zum zweitmächtigsten Mann nach ihm. Doch er klopfte sich nicht auf die Schulter. Prahlte nicht damit, was er geschafft hatte. Er gab Gott die Ehre, weil er wusste, wem er seinen Aufstieg, sein ‚Wachstum‘ zu verdanken hatte. Wenn das nur viele Erfolgreiche unserer Zeit auch wüssten! Es würde manchen vor dem großen Fall bewahren, der nach dem Hochmut kommt.
Im zweiten Bibelwort schaut Jesus auf sein Ende voraus. Heute, am Gründonnerstag, erinnern wir uns an seine Todesangst und daran, dass seine Freunde dabei geschlafen haben. Es hätte ihm gut getan, so wie es jedem Menschen in Not gut tut, wenn sie ihm beigestanden und mit ihm gewacht hätten. Aber so blieb er mit seiner Angst allein bis er sich schließlich zu dem Satz durchgerungen hatte, der aus der Tiefe seines Gottvertrauens in ihm aufgestiegen war: »Nicht wie ich will, Vater, sondern wie du willst«.
Einmal wird es auch bei uns ans Sterben gehen. Wahrscheinlich würden dann auch wir gerne noch weiterleben. Aber einmal ist es soweit. Ob ich dann auch so wie Jesus sagen kann: »Nicht wie ich will, Vater, sondern wie du willst«? Ich kann es nicht wissen. Aber das glaube ich zu wissen: Könnte ich dann diesen Satz sagen, würde Gott auch mir einen Engel vom Himmel senden, der mich stärkt.

Gebet: Herr, bewahre mich davor, hochmütig zu werden. Weiß ich doch, wie zerbrechlich und vergänglich mein Leben ist und alles, was es ausmacht. Es ist nicht mein Verdienst, sondern du hast es mir geschenkt. Stärke auch meinen Glauben, wenn ich den bitteren Kelch des Leids trinken muss, gefüllt bis an den höchsten Rand. Auch er kommt ja aus deiner Hand. Amen

Herzliche Grüße


Ihr / dein Hans Löhr 

Mittwoch, 23. März 2016

TUN hl

Losung: Wenn ihr doch heute auf seine Stimme hören wolltet: »Verstocket euer Herz nicht.« Psalm 95,7-8

Lehrtext: Seid aber Täter des Worts und nicht Hörer allein. Jakobus 1,22

Liebe Leserin, lieber Leser,

auf Gottes Stimme hören heißt, tun was er sagt. Die Bibel legt großen Wert darauf, dass man sich als gläubiger Mensch nicht nur von Predigten und Glaubensliedern berieseln lässt, dass man nicht nur Glaubensbekenntnisse aufsagt und Gebete abliest, nicht nur in Hauskreisen über den Glauben spricht, nicht nur im Kirchenchor oder Posaunenchor singt und spielt, nicht nur Karfreitag und Ostern feiert…, sondern dass man Gottes Willen tut. Jesus sagt dazu in seiner Bergpredigt: »Es werden nicht alle, die zu mir sagen: Herr, Herr!, in das Himmelreich kommen, sondern die den Willen tun meines Vaters im Himmel.« (Matthäus 7,21)
Was könnte das sein, den Willen Gottes heute zu tun angesichts des Flüchtlingselends, der Wahlerfolge der rechtsgerichteten Populisten, der Terroranschläge von gestern in Brüssel und der eigenen Probleme, die man mit anderen hat? Soll man spenden? Das wäre eine Möglichkeit. Soll man sich für Flüchtlinge ehrenamtlich engagieren? Das wäre eine andere Möglichkeit. Eine dritte Möglichkeit wäre diese:

Gebet: O, Herr, mache mich zu einem Werkzeug deines Friedens,
dass ich Liebe übe, wo man sich hasst,
dass ich verzeihe, wo man sich beleidigt,
dass ich verbinde, wo Streit ist.
   Dass ich die Wahrheit sage, wo der Irrtum herrscht,
dass ich den Glauben bringe, wo der Zweifel drückt,
dass ich die Hoffnung wecke, wo Verzweiflung quält,
dass ich ein Licht anzünde, wo die Finsternis regiert,
dass ich Freude mache, wo der Kummer wohnt.
   Herr, lass Du mich trachten:
nicht, dass ich getröstet werde, sondern dass ich tröste,
nicht, dass ich verstanden werde, sondern dass ich verstehe;
nicht, dass ich geliebt werde, sondern dass ich liebe.
   Denn wer da hingibt, der empfängt;
wer sich selbst vergisst, der findet;
wer verzeiht, dem wird verziehen,
und wer stirbt,
erwacht zum ewigen Leben.  Amen

Dieses Gebet wird Franz von Assisi (*1182 +1226) zugeschrieben, stammt aber wohl von jemandem, der sich ihn und Jesus zum Vorbild genommen hat.


Herzliche Grüße
Ihr / dein Hans Löhr 

Dienstag, 22. März 2016

Wie siehst du Jesus? hl

Losung: Dein, HERR, ist das Reich, und du bist erhöht zum Haupt über alles. 1.Chronik 29,11

Lehrtext: Jesus sehen wir durch das Leiden des Todes gekrönt mit Preis und Ehre. Hebräer 2,9

Liebe Leserin, lieber Leser,

wie siehst du Jesus? Die Römer zu seiner Zeit sahen ihn als einen politischen Unruhestifter unter anderen. Die Juden zu seiner Zeit, besonders die Mächtigen in Politik und Kirche, sahen ihn als Bedrohung, als jemanden, der den damaligen Kirchenbetrieb grundlegend infrage stellte. Später sahen ihn manche als strengen Weltenrichter, andere als moralisches Vorbild, wieder andere als Revolutionär oder als sanften Hirten oder als das liebe Jesulein… Wie siehst du Jesus?
Der historische Jesus, wie man ihn mit den Mitteln der Geschichtswissenschaft erforschen könnte, ist schwer zu greifen. Die Frage nach diesem Jesus führt nicht sehr weit. Als deinen lebendigen Herrn kannst du ihn nur im Glauben erkennen. Und nur mit den Augen des Glaubens kannst du »durch sein Leiden des Todes« hindurch sehen und dahinter den auferstandenen Christus erkennen, den Gott »mit Preis und Ehre« gekrönt hat und »erhöht zum Haupt über alles.«
Wie siehst du Jesus? Die Antwort auf diese Frage hängt wohl auch davon ab, wie er dich sieht. Ich glaube, dass er in dir und mir seine Schwester oder seinen Bruder sieht, die mit ihm gemeinsam beten können: „Vater unser, im Himmel…

Gebet: … geheiligt werde dein Name. Dein Reich komme. Dein Wille geschehe wie im Himmel so auf Erden. Unser tägliches Brot gib uns heute und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unsern Schuldigern. Und führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von dem Bösen. Denn dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit Amen

Herzliche Grüße

Ihr / dein Hans Löhr 

Montag, 21. März 2016

Von Gott geführt hl

Losung: Wahrlich, das ist Gott, unser Gott für immer und ewig. Er ist's, der uns führet. Psalm 48,15

Lehrtext: Darum stärkt die müden Hände und die wankenden Knie und macht sichere Schritte mit euren Füßen. Hebräer 12,12-13

Liebe Leserin, lieber Leser,

die heutige Losung ist, man kann es nicht anders sagen, teilweise ein Trugschluss. Nein, nicht die »unbezwingbaren Mauern und die schönen Paläste Jerusalems« sind der Beweis dafür, dass »wir einen mächtigen Gott haben«, wie der Vers unmittelbar vor der Losung nahelegt. Da irrt sich der Mensch, der diesen Psalm 48 verfasst hat. Doch sonst hat er recht, wenn er sagt: »Gott ist unser Herr für immer und ewig; allezeit wird er uns führen!" Die Mauern Jerusalems wurden in der Vergangenheit mehrfach bezwungen und die „schönen Paläste“ geschleift.
Doch Gott ist nach wie vor der Herr und Vater der Menschen. Seine Macht zeigt sich nicht in Bauwerken von Menschenhand, sondern darin, dass er sein Volk, dass er auch dich und mich durch gute und schlechte Zeiten führt und bis zu diesem Augenblick am Leben erhält. Oder noch deutlicher: Seine Macht zeigt sich darin, dass überhaupt etwas ist und nicht nichts. Würde Gott nicht sein, gäbe es garnichts. Würde er seine starke Hand wegziehen, zerfiele alles, wirklich alles zu Staub. Er allein garantiert den Bestand seiner gesamten Schöpfung, von Himmel und Erde, von dir und mir.
Es ist der Glaube an diesen Gott, der dich immer wieder fest werden lässt, wenn du unsicher wirst, der deine Schritte auch in unwegsamen Zeiten sicher macht, der deine Knie stärkt, wenn dich der Lebensmut verlässt und du ins Wanken kommst. Ihm wollen wir beide gemeinsam vertrauen und von ihm uns führen lassen. Mit ihm kommen wir auch durch ein finsteres Tal wieder ins Licht.

Gebet: Herr, du bist die große Kraft, die alles geschaffen hat. Zugleich bist du aber auch mein Vater, der mich liebt. Darum will ich dir vertrauen und dich wieder lieben in deinem Sohn Jesus Christus. Amen

Herzliche Grüße

Hans Löhr 

Sonntag, 20. März 2016

Das wahre Evangelium hl

Losung: Unsre Abtrünnigkeit steht uns vor Augen, und wir kennen unsre Sünden: abtrünnig sein und den HERRN verleugnen. Jesaja 59,12-13

Lehrtext: Als erschien die Freundlichkeit und Menschenliebe Gottes, unseres Heilands, machte er uns selig - nicht um der Werke der Gerechtigkeit willen, die wir getan hatten, sondern nach seiner Barmherzigkeit. Titus 3,4-5


Liebe Leserin, lieber Leser,

»Die Freundlichkeit und Menschenliebe Gottes« – dieses Bibelwort ist für mich das wahre Evangelium, auf Deutsch: Die wahre gute Nachricht. Kaum ein anderer Satz in der Bibel sagt so genau, was es mit Gott auf sich hat. Meine Seele badet geradezu im Licht dieses Wortes. Ja, Gott ist freundlich zu mir und zu dir und er liebt seine Menschen, alle! Daran glaube ich. Das macht mich zuversichtlich und froh.
Aber in diesem göttlichen Licht werfe ich einen langen Schatten. Das Losungswort weist darauf hin. In einer neueren Übersetzung heißt es: „Wir sehen ein, dass wir dir, Herr, untreu waren, unsere Vergehen stehen uns vor Augen. Wir wollten nichts mehr mit dir zu tun haben; wir haben dich verleugnet und uns von dir, unserem Gott, abgewandt. Mit harten Worten haben wir unsere Mitmenschen unterdrückt und uns von dir losgesagt…“ 
Natürlich glaube ich an Gott, wenn ich gefragt werde. Aber glaube ich auch im Alltag? In jeder Situation? Es sind meine Gedanken und Worte und manchmal auch meine Taten im Hinblick auf meine Mitmenschen, die mich Gott untreu werden lassen und meinen Glauben infrage stellen. Und so muss ich mich im Licht von Gottes Freundlichkeit und Menschenliebe fragen, wie es denn damit bei mir steht. Spiegele ich für andere wider, was und wie er zu mir ist? Und wie steht es bei dir?
Doch bei Gott geht es um mehr als um ein bloßes »Seid nett zueinander!«. In einer neueren Übersetzung heißt der Lehrtext im Zusammenhang mit den nachfolgenden Versen: „Aber dann wurde die Liebe und Güte Gottes, unseres Befreiers, sichtbar. Er rettete uns - nicht, weil wir etwas geleistet hätten, womit wir seine Liebe verdienten; nein, seine Barmherzigkeit hat uns durch eine neue Geburt und die Taufe zu neuen Menschen gemacht. Das wirkte der Heilige Geist, den Gott uns durch unseren Retter Jesus Christus in reichem Maße geschenkt hat. So sind wir allein durch seine unverdiente Güte von aller Schuld befreit und warten voller Hoffnung auf das ewige Leben, das wir als seine Kinder erben werden. Darauf können wir vertrauen. (Titus 3,4-8a)“ 
Das also ist der tiefere Grund von Gottes Freundlichkeit und Menschenliebe. Ich meine, es lohnt sich, dieses glaubensstärkende Wort noch zwei- bis dreimal langsam und mit Verstand zu lesen, damit es auch das Herz erreicht.

Gebet: Herr, ich kann voll innerer Freude an dich glauben, weil du freundlich bist und deine Menschen liebst. Vor dir muss niemand Angst haben. Du bist in Jesus gekommen, um mir zu helfen und nicht, um mich zu belasten, um mir zu vergeben und nicht, um mich zu verurteilen, um mich zu retten und nicht, um mich zu verdammen. Und das tust du nicht deshalb, weil ich es verdient hätte, sondern weil ich deine Liebe brauche. Amen

Herzliche Grüße


Ihr / dein Hans Löhr 

Samstag, 19. März 2016

selbstbewusst und frohgemut hl

Losung: Schäme dich nicht, denn du sollst nicht zum Spott werden. Jesaja 54,4

Lehrtext: Leidet einer als ein Christ, so schäme er sich nicht, sondern ehre Gott mit diesem Namen. 1.Petrus 4,16

Liebe Leserin, lieber Leser,

nein, als Christ leide ich in unserem Land nicht, wenigstens nicht so, wie viele Christen in islamischen Ländern. Aber mir gefällt auch nicht, dass mich manche wegen meines Glaubens gering schätzen und nicht für voll nehmen. Christsein ist bei uns in Deutschland nicht angesagt, nicht cool, nicht attraktiv. Offenbar kommt man ganz gut ohne Glauben zurecht und kann sich dann noch in bester Gesellschaft fühlen.
Andererseits, wenn ich nicht verschämt und verdruckst, sondern selbstbewusst und frohgemut sage »Ich bin Christ«, dann horchen meine Gesprächspartner auf, dann wissen sie, dass sie vor sich einen Menschen haben, der auf Gott vertraut und dem bestimmte Werte wichtig sind. Dann wollen sie gar nicht selten auch meinen Standpunkt zu einem Thema oder Ereignis wissen in der Hoffnung, dass ich noch etwas anderes zu sagen habe, als was sonst so gesagt wird.
Nein, ich habe keinen Grund, mich als Christ zu schämen, gar keinen, sondern bin dankbar, dass ich an Gott glauben und mit Jesus leben darf.

Gebet: Herr, es ist nicht mein Verdienst, dass ich Christ bin. Du hast auf vielfältige Weise dazu beigetragen. Dafür danke ich dir und bitte dich, erhalte mir meinen Glauben und mein Vertrauen auf dich, denn dir nahe zu sein, ist mein Glück. Amen

Herzliche Grüße


Ihr / dein Hans Löhr 

Freitag, 18. März 2016

Brot für die Seele hl

Losung: Gleichwie der Regen und Schnee vom Himmel fällt und nicht wieder dahin zurückkehrt, sondern feuchtet die Erde und macht sie fruchtbar und lässt wachsen, dass sie gibt Samen zu säen und Brot zu essen, so soll das Wort, das aus meinem Munde geht, auch sein. Jesaja 55,10-11

Lehrtext: Jesus sprach: Diese aber sind's, bei denen auf gutes Land gesät ist: die hören das Wort und nehmen's an und bringen Frucht. Markus 4,20

Liebe Leserin, lieber Leser,

wie der Regen soll Gottes Wort sein. In unseren regenreichen Breiten ist Wasser vom Himmel nichts Besonderes. Im Gegenteil, zur Zeit würden wir uns freuen, wenn mal die Sonne wieder länger scheinen und es wärmer werden würde. Aber wer schon mal einige Zeit in den regenarmen Gegenden Afrikas oder Israels gewesen war, der freut sich darüber, wie grün es in unserem Land ist. Für die Menschen der Bibel ist der Regen um vieles kostbarer als bei uns. Es ist wie immer: Wovon man genug hat, das weiß man nicht zu schätzen. Erst wenn es fehlt, trauert man dem verlorenen Reichtum nach. Und wie ist es dann mit Gottes Wort?
Zum Regen gehört auch gutes Land, damit etwas wachsen und Frucht bringen kann, damit Menschen und Tiere leben können. Mit Gottes Wort verhält es sich ebenso. Wo es auf taube Ohren und harte Herzen trifft, kann nichts wachsen, kein Glaube, kein Vertrauen, keine Liebe zu Gott. Doch durch sein Wort soll so etwas wie ‚Brot für die Seele‘ wachsen, was mich innerlich nährt und lebendig erhält. Darum will ich mich seinem Wort öffnen, dass es nicht an mir abtropft, sondern mich erfüllt und meinem Leben Sinn gibt.

Gebet: Herr, ich will gutes Land für dein Wort sein, dass in mir der Glaube wächst, die Hoffnung blüht und die Liebe reift zu dir und meinen Mitmenschen. Amen

Herzliche Grüße


Ihr / dein Hans Löhr 

Donnerstag, 17. März 2016

Wohin mit der Angst? hl

Losung: Sei nicht ferne von mir, denn Angst ist nahe; denn es ist hier kein Helfer. Psalm 22,12

Lehrtext: Christus spricht: Euer Herz erschrecke nicht! Glaubt an Gott und glaubt an mich! Johannes 14,1

Liebe Leserin, lieber Leser,

sitzt du im Gottesdienst immer auf demselben Platz? Fährst du öfter an denselben Urlaubsort? Kaufst du immer im selben Geschäft ein? Isst du meistens dieselben Gerichte?… Wir Menschen sind nun mal so: Was uns vertraut ist, womit wir gute oder wenigstens keine schlechten Erfahrungen gemacht haben, das tun wir immer wieder. Das vermittelt so etwas wie Orientierung, wie Geborgenheit und bannt die Angst vor dem Unbekannten, vor unliebsamen Überraschungen. Meistens ist einem diese Angst gar nicht bewusst. Und trotzdem ist sie da und bestimmt das Verhalten eines Menschen. Aber dann bricht plötzlich doch die große Angst herein, wenn eine Beziehung zu zerbrechen droht, der Arzt eine schlechte Nachricht hat, der Arbeitsplatz in Gefahr ist oder wenn sich die politische Großwetterlage ändert und man spürt, dass neue Zeiten heraufziehen.
Wohin dann mit der Angst? Die Bibel sagt nicht, dass du keine Angst haben sollst. Aber sie sagt dir, was gegen die Angst hilft. Alkohol oder Medikamente sind es nicht. Sie betäuben nur die Angst für kurze Zeit, und danach kommt sie gestärkt wieder. Aber was schon so vielen Menschen vor dir geholfen hat, das hilft auch dir. Geh mit deiner Angst im Gebet zu Gott. Zeige sie ihm, sage ihm, was dich erschreckt, wovor du dich fürchtest und lade sie bei ihm ab. Vor allem aber glaube, genauer: vertraue. Du bist mit deiner Angst nicht allein, wenn auch sonst niemand da ist, der dir da heraus helfen kann. Sie mag groß sein, aber dein Gott ist größer. Sie mag dich ohnmächtig machen, aber seine Macht ist mit dir. Und wenn du mitten in der Nacht aufwachst, weil die Angst dir auf der Brust sitzt, so mach mit deinem Daumen ein kleines Kreuz über deinem Herzen und sage:
Gebet: Guter Gott, du bist bei mir. Ich gebe dir jetzt meine Angst, gib mir dafür deinen Frieden. Amen

Herzliche Grüße

Ihr / dein Hans Löhr


p.s. Meine nächsten Losungsauslegungen gibt es wieder ab 22. März

Mittwoch, 16. März 2016

glasklar hl

Losung: Trachte nicht nach Bösem gegen deinen Nächsten, der arglos bei dir wohnt. Sprüche 3,29

Lehrtext: Darum, solange wir noch Zeit haben, lasst uns Gutes tun an jedermann. Galater 6,10

Liebe Leserin, lieber Leser,
                                                                                                                       
klare Anweisungen der Bibel. Da gibt es kein Herumgeeiere. Da weiß jeder, der Losung und Lehrtext heute liest, was dran ist. Der Nächste, der Mitmensch, der arglos bei uns im Land wohnt, ist jeder, für oder gegen den ich etwas sagen oder tun kann. Das kann ein behindertes Kind sein, eine hilfsbedürftige, alleinstehende Frau von 87 Jahren oder ein 11-jähriger muslimischer Junge, der in einer Flüchtlingsunterkunft lebt. Jeder von den dreien ist ein Gotteskind so wie du und ich. Gegen sie nach Bösem zu trachten, also schlecht über sie zu reden, sie in Misskredit zu bringen oder gar beizutragen, dass sie verschwinden sollen – das verbietet sich für einen Christen von selbst.
Im Gegenteil, der Lehrtext fordert jeden auf, der an Gott glaubt, »Gutes zu tun an jedermann«. Tatsächlich steht hier ‚jedermann‘ und nicht ‚Gutes tun nur an unseren Familienmitgliedern, Freunden, Bekannten usw.‘ Jesus sagt dazu: »Wenn ihr nur diesen Menschen Gutes tut (sie liebt), was tut ihr da Besonderes? Das tun andere auch, die nicht glauben. Ihr aber sollt auch eure Feinde lieben und sie segnen. (Matthäus 5,43-48)« Das ist viel verlangt, zu viel für so viele. Aber das hat er nun mal gesagt, und daran müssen wir uns messen lassen. Oder wir wenden uns von ihm ab und machen uns einen anderen Gott: die Angst, den Egoismus, die Kaltherzigkeit und beten künftig sie an.

Gebet: Herr, du verlangst viel. Du weißt doch, dass ich mich mit allem, was fremd und unbekannt ist, erst mal schwer tue. Aber du hast so viel mehr von dir selbst verlangt. Bist ein Freund von uns Menschen geworden und hast nicht nachgelassen uns alle zu allen Zeiten und an allen Orten zu lieben, obwohl du dafür von Menschenhand hast sterben müssen. Du hast auch noch im Augenblick deines Todes deine Feinde geliebt und für sie gebetet. Lass einen Tropfen deiner Liebe auch in mein Herz fallen und heile mich von aller Menschenfurcht und Selbstsucht. Amen

Herzliche Grüße

Ihr / dein Hans Löhr 

Dienstag, 15. März 2016

Wie ein Adler hl

Losung: Wie ein Adler ausführt seine Jungen und über ihnen schwebt, breitete der HERR seine Fittiche aus und nahm sein Volk und trug es auf seinen Flügeln. 5.Mose 32,11

Lehrtext: Der Friede Gottes, der höher ist als alle Vernunft, bewahre eure Herzen und Sinne in Christus Jesus. Philipper 4,7

Liebe Leserin, lieber Leser,

»Lobe den Herren, den mächtigen König der Ehren.« Noch heute wird dieses Lied in vielen Gottesdiensten und bei vielen Trauungen oder Taufen gesungen. Es ist ein Klassiker, ein Hit, eines der wenigen Lieder aus dem Gesangbuch, das viele kennen. Aber wie viele verstehen zum Beispiel diese Zeile in Vers 2: »…der dich auf Adelers Fittichen sicher geführt«? Ich jedenfalls hatte lange Zeit nur eine ungefähre Vorstellung von dem, was damit gemeint ist, bis ich aus der Bibel das heutige Losungswort kennenlernte bzw. das ähnliche Wort aus 2. Mose 19,4.
Jetzt weiß ich, dass Adler ihre noch unbeholfenen Jungen bei den ersten Flugübungen auffangen, wenn ihnen die Kraft ausgeht. Und dann tragen sie die Adlerkinder auf ihren Flügeln sicher zum Horst (Nest) zurück. So, sagt es die Losung, so ist Gott zu seinem Volk. So ist er zu dir und zu mir.
Was für ein schönes Bild: Ständig umgibt mich der treusorgende Vater im Himmel, wacht über mir, fängt mich auf und trägt mich, wenn mir die Kräfte ausgehen und ich abzustürzen drohe. Es sind solche starken Glaubensbilder, die ich mir einpräge, damit sie ihre Wirkung entfalten.
Im Lehrtext ist es Gottes Friede, der mich immer wieder von neuem ruhig und fest macht, wenn mich Ereignisse in meinem Leben oder in der Welt beunruhigen und verunsichern. Gerade jetzt, da in unserem Land so viel Angst vor Flüchtlingen hochschäumt und politische Profiteure vom rechten Rand ihr Süppchen darauf kochen, tut es gut, ruhig und besonnen zu bleiben. Wiedereinmal kommt die Losung oder der Lehrtext wie bestellt, obwohl die Bibelworte für diesen Tag schon vor vielen Monaten ausgewählt worden sind. Dieses Mal sind sie ein Kraft- und Segenswort für die Tage nach den Landtagswahlen in Baden-Württemberg, Sachsen-Anhalt und Rheinland-Pfalz. Ich wünsche mir, dass der Lehrtext nicht nur mir hilft, sondern vielen in unserem Land, denen, die politische Verantwortung tragen genauso wie den Bürgerinnen und Bürgern, die sie wählen.

Gebet: Herr, du bist der Fels in der Brandung meines Lebens. Du bist es, an dem alle immer wieder Halt finden, die es wollen. Du trägst mich in deiner Kraft bis ans Ende meiner Tage. Du gibst meinem Herzen Frieden inmitten unruhiger Zeiten. Dich lobe und preise ich. Auf dich verlass ich mich. Amen

Herzliche Grüße

Ihr / dein Hans Löhr


Die Herrnhuter Losungen bestehen aus einer Sammlung von kurzen Bibeltexten des Alten und des Neuen Testamentes. Für jeden Tag des Jahres wird ein Bibelwort aus dem Alten Testament aus einer Sammlung von 1.824 Versen ausgelost (= Losung), das dem Leser als Leitwort oder guter Gedanke für den Tag dienen kann. Aus dem Neuen Testament wird durch einen Mitarbeiter der Herrnhuter Brüdergemeine ein so genannter „Lehrtext“ gewählt, der üblicherweise in einem Bezug zu dem gelosten alttestamentlichen Vers steht. Die ‚Losungen‘ gehen auf Nikolaus Graf von Zinzendorf zurück und erscheinen seit 1721. Sie gelten als überkonfessionell, da sie für alle Christen, egal welcher Konfession, erstellt werden. Sie werden in 61 Sprachen übersetzt und erscheinen als Druckausgabe im deutschen Sprachraum in einer jährlichen Auflage von über einer Million Exemplaren. Hans Löhr und Elfriede Bezold-Löhr schreiben seit 2010 zu den ‚Losungen‘ kurze Auslegungen und Gebete. Sie werden auch in einem Internet-Blog veröffentlicht (klick): Nachdenken über die Bibel

Montag, 14. März 2016

Grenzenloses Vertrauen? hl

Losung: Besser ist es, beim HERRN Zuflucht zu suchen, als Menschen zu vertrauen. Psalm 118,8

Lehrtext: Lasst uns hinzutreten mit Zuversicht zu dem Thron der Gnade, damit wir Barmherzigkeit empfangen und Gnade finden zu der Zeit, wenn wir Hilfe nötig haben. Hebräer 4,16

Liebe Leserin, lieber Leser,

natürlich gibt es Menschen, denen du vertrauen kannst. Und wahrscheinlich kennst du auch solche. Im normalen Zusammenleben ist das nichts Außergewöhnliches. Doch die heutige Losung legt die Frage nahe, ob ich in wirklich jeder Hinsicht einem anderen vertrauen kann. Viele, zu viele sind da im Lauf der Jahre aufgrund ihrer Lebenserfahrung vorsichtig, um nicht zu sagen misstrauisch geworden. Viele, zu viele sind darum mit dem, was sie im Innersten berührt und betrifft allein. Viele, zu viele machen zu viel mit sich selbst aus, weil sie sich niemand anderem anvertrauen können oder wollen. Das ist nicht gut, das ist nicht gesund. Aber einige von ihnen vertrauen sich ganz und gar Gott an. Sie glauben, ja sie wissen, dass er sie nicht hintergeht, dass sie ihm alles, wirklich alles sagen können, alle Ängste, alle Zweifel, alle Enttäuschungen, alles Leid, alle Sünde, alle Schuld. Denn Gott, so wie wir ihn durch Jesus kennen, zensiert nicht und verurteilt nicht. Er nimmt jedes seiner Geschöpfe ernst und hat selbst für die kleinsten Probleme ein Ohr. Umso mehr wendet er sich dem zu, der Hilfe nötig hat. Ihm kann ich und ihm kannst auch du dein Herz ausschütten.

Gebet: Herr, wie gut, dass ich dich habe. Immer wieder kann ich dir abgeben, was mich belastet und kränkt. Immer wieder kann ich dir sagen, was ich auf dem Herzen habe. Niemand sonst versteht mich so wie du. Niemand sonst kann so mit mir fühlen. Niemand sonst kann so barmherzig mit mir sein wie du, nicht einmal ich selbst. Amen

Herzliche Grüße


Ihr / dein Hans Löhr 

Sonntag, 13. März 2016

The Revenant oder Die Rache des Rückkehrers hl

Losung: HERR, ich habe dir meine Sache befohlen. Jeremia 11,20

Lehrtext: Christus hat euch ein Vermächtnis hinterlassen, damit ihr seinen Spuren folgt. Er schmähte nicht, wenn er geschmäht wurde, er drohte nicht, wenn er leiden musste, sondern stellte es dem anheim, der gerecht richtet. 1.Petrus 2,21.23

Liebe Leserin, lieber Leser,

Leonardo DiCaprio hat jüngst in Hollywood den Oscar als bester Schauspieler bekommen. In dem Film „The Revenant“ (Der Rückkehrer) spielt er einen Mann in der eisigen Wildnis Nordamerikas, der wegen der vielen Katastrophen, in die er gerät, längst tot sein müsste. Aber das brennende Verlangen nach Rache hält ihn am Leben, nach Rache für seinen Sohn, den ein gewissenlose Schurke getötet hat. Am Ende der brutalen Filmgeschichte ist die Gelegenheit gekommen. Jetzt hat er den abstoßenden Verbrecher eingeholt. Jetzt kann er ihn endlich töten und so seinen Rachedurst stillen. Doch im letzten Moment hält er inne und sagt: »Die Rache gehört Gott.«
Es braucht nicht solche extremen Geschichten, um die Wahrheit dieses Satzes darzutun. In deinem und in meinem Leben können sich immer wieder mal Situationen ereignen, in denen du einem anderen am liebsten an die Gurgel gehen möchtest. Aber du tust es nicht, weil du dich und deine Lieben nicht unglücklich machen willst. Vielleicht bist du einmal massiv hintergangen worden, vielleicht abgrundtief enttäuscht, vielleicht auf das Schwerste beleidigt oder sonst wie ungerecht behandelt worden. In dir schreit es förmlich nach Vergeltung, nach Rache. Aber letzten Endes gibt es nur die eine Lösung: Du musst diesen „Durst“ überwinden. Darfst dich dadurch nicht selbst zerstören. Du musst und du kannst die Sache in Gottes Hand legen. Lass ihn für dich kämpfen. Lass ihn für dich handeln. Lebe dein Leben so gut es geht in Frieden, in Frieden auch mit dir selbst. Du und ich, wir haben Jesus zum Vorbild. Er ist unser Herr. Ihm wollen wir nachfolgen, ihm dienen und nicht unseren dunklen Gefühlen.

Gebet: Herr, du hast auf Gewalt und Rache verzichtet, um dir und deiner Mission treu zu bleiben, um zu zeigen, dass die Liebe stärker ist als jede dunkle Macht außer mir und in mir. Nur so konntest du mich von meinen Lasten, von meiner Schuld erlösen. Nur so hast du den Tod überwunden. Lass auch mich das Licht wählen und nicht die Finsternis, die Versöhnung und nicht die Vergeltung, wenn ich vor einer solchen Entscheidung stehe. Dir stelle ich meine Sache anheim, damit du sie zu einem guten Ende bringst. Amen

Herzliche Grüße

Ihr / dein Hans Löhr

Freitag, 11. März 2016

Leid und Licht hl

Losung: Ich bin der HERR, und sonst keiner mehr, der ich das Licht mache und schaffe die Finsternis, der ich Frieden gebe und schaffe Unheil. Ich bin der HERR, der dies alles tut. Jesaja 45,6-7

Lehrtext: Gott, der sprach: Licht soll aus der Finsternis hervorleuchten, der hat einen hellen Schein in unsre Herzen gegeben, dass durch uns entstünde die Erleuchtung zur Erkenntnis der Herrlichkeit Gottes in dem Angesicht Jesu Christi. 2.Korinther 4,6

Liebe Leserin, lieber Leser,

»Ich schaffe Unheil«, sagt Gott im Buch des Propheten Jesaja im Alten Testament. Ein solcher Satz stellt meinen Glauben auf die Probe. Immer wieder einmal zeigt Gott in der Bibel seine dunkle Seite. Darüber haben wir in der Losungsauslegung zum Beispiel am 21. April 2015 und am 15. Februar 2016 nachgedacht. Und jetzt will es die heutige Losung, dass wir wieder darüber nachdenken. Im Grunde geht es immer wieder um dieselben drei Fragen: Warum gibt es das viele Leid in der Welt? Woher kommt es? Wie kann Gott es zulassen?
Letzten Endes gibt es auf keine dieser Fragen eine abschließende und befriedigende Antwort. Es ist so, dass wohl alle Lebewesen immer wieder auch einmal großes Leid erfahren. Pflanzen und Tiere fragen nicht warum. Sie nehmen es hin und versuchen trotz allem, so gut es geht weiterzuleben. Doch wir können angesichts des vielen Leids so fragen.
Zur Zeit wird es uns ‚Frei Haus‘ über die Medien ins Wohnzimmer geliefert. Als ob viele Flüchtlinge in ihren Heimatländern nicht schon genug gelitten haben, leiden sie jetzt an der Grenze zwischen Griechenland und Mazedonien. Ich meine, wir dürfen uns nicht achselzuckend damit abfinden. Aber eine allseits befriedigende Lösung kann ich auch nicht anbieten. Natürlich haben bestimmte Menschen Schuld an ihrem Leid. Insofern lässt sich die Frage nach dem ‚Warum?‘ schon beantworten. Aber dass es überhaupt so weit gekommen ist, – darauf fällt die Antwort schon schwerer.
Und Gott? Warum lässt er das Leid zu? Mit gleichem Recht kann ich auch die Frage stellen: Warum lässt er Glück und Freude zu? Auch darauf finde ich keine Antwort. Irgendwie muss ich zwischen Licht und Finsternis, zwischen Glück und Leid meinen Weg durchs Leben finden. Es bringt mir nichts, nach Antworten zu suchen, die ich nicht finden kann. Es bringt mir nichts, mit Gott zu hadern. Ich weiß nur, dass Gott auch im Leid meine erste Adresse bleibt, an die ich mich wenden kann. Und ich glaube ganz fest, was die Bibel sagt, dass Gott Licht ist und nicht Finsternis und dass ich diesem Licht in Jesus begegne. In seinem Angesicht strahlt Gottes Herrlichkeit auf, die das Leid kennt und überwunden hat. Und vielleicht erkenne auch ich diese Herrlichkeit am tiefsten, wenn ich beides erfahre, das Leid und das Licht, das die Dunkelheit durchbricht.

Gebet: Herr, ich weiß, dass ein Leben ohne Leid nicht möglich ist. Aber lass mich immer wieder erfahren, dass dein Licht stärker ist als die Dunkelheit und deine Hilfe stärker als jedes Leid. So bitte ich dich für die Menschen, die jetzt auf der Flucht sind, dass du ihr Leid wendest auch durch verantwortungsvolle Politiker und durch viele Namenlose, die ihnen helfen und sie nicht im Stich lassen. Amen

Herzliche Grüße

Ihr / dein Hans Löhr 

Donnerstag, 10. März 2016

Der Preis der Treue hl

Losung: Josef sprach zur Frau des Potifar, die ihn verführen wollte: Wie sollte ich ein so großes Unrecht begehen und wider Gott sündigen? 1.Mose 39,9

Lehrtext: Christus war treu als Sohn über Gottes Haus. Hebräer 3,6

Liebe Leserin, lieber Leser,

mehr als 10 Jahre unschuldig im Gefängnis dafür, dass Josef Gottes Gebot und damit auch sich selbst treu geblieben ist. Potifars Frau hatte den Spieß bekanntlich umgedreht und Josef fälschlich beschuldigt, dass er sie vergewaltigen wollte. Ein hoher Preis, den Josef da für seine Integrität und Treue bezahlt hat! Das muss man seelisch erst einmal verkraften! Immerhin kam er mit Gottes Hilfe doch noch frei und wurde der zweitmächtigste Mann Ägyptens nach dem Pharao.
Jesus kam nicht mehr frei. Seine Zelle war zugleich die Todeszelle. Er zahlte den höchsten Preis. Er bezahlte mit dem Leben dafür, dass er seinem himmlischen Vater und damit sich selbst treu geblieben ist. Er blieb treu, weil er der Liebe treu geblieben ist, weil er nicht zurückgeschlagen hat, als er geschlagen wurde, weil er nicht verflucht hat, als ihm geflucht wurde, weil er vergeben hat auch dann noch, als man ihn gnadenlos zu Tode gefoltert hat. So ist er den Weg der Versöhnung gegangen bis zum bitteren Ende. So ist er gerade den Menschen treu geblieben, die Gott untreu waren. So hat er die Sünde und den Tod besiegt. Von seiner Treue lebe auch ich, lebst auch du – hier in der Zeit und dort in der Ewigkeit.

Gebet:
Dein Lieb und Treu vor allem geht,
kein Ding auf Erd so fest besteht;
das will ich frei bekennen.
Drum soll nicht Tod,
nicht Angst, nicht Not
von deiner Lieb mich trennen.
Amen
Johannes Eccard (1598), EG 473,2

Herzliche Grüße
Ihr / dein Hans Löhr 

Mittwoch, 9. März 2016

Made by God - Von Gott gemacht hl

Losung: Wie der neue Himmel und die neue Erde, die ich mache, vor mir Bestand haben, spricht der HERR, so soll auch euer Geschlecht und Name Bestand haben. Jesaja 66,22

Lehrtext: Jesus sprach: Die Pforten der Hölle sollen meine Gemeinde nicht überwältigen. Matthäus 16,18

Liebe Leserin, lieber Leser,

was haben Menschen nicht alles getan, damit ihr Name Bestand hat. Wenn sie genug Geld und Macht hatten, haben sie Pyramiden gebaut oder Triumphbögen oder sich Denkmäler errichten lassen. Wenn sie genug Geist und Genialität hatten, haben sie Bücher geschrieben, Sinfonien komponiert, Bilder gemalt. Und in der Tat, manche Namen haben Jahrtausende überdauert, wenn auch die Person, die den Namen getragen hat, hinter den Werken verblasst ist. Oder wer weiß schon, wie Pharao Ramses oder Caesar, ja sogar Mozart als Mensch wirklich war?
Aber für immer haben auch die größten Werke nicht Bestand. Einmal wird alles vergangen sein. Einmal wird niemand mehr sein, der sich dieser Menschen und ihrer Taten erinnert.
Gott aber erinnert sich gerade auch derjenigen, die nicht groß waren, von denen nichts bleibt, wovon noch Jahrhunderte, Jahrtausende später gesprochen wird. Er hat deinen wie meinen Namen in seine Hände geschrieben (Jesaja 49,13). Er gibt keines seiner Geschöpfe verloren. Und auch seine Gemeinde, so sagt es der Lehrtext, wird von der Macht des Todes (= Pforten der Hölle) nicht überwältigt. Andere Gemeinschaften wie Vereine, Verbände, Parteien usw. werden wieder verschwinden, auch die gegenwärtigen Organisationsformen der Kirchen. Irgendwann wird es weder eine katholische noch eine evangelische Kirche mehr geben und schon gar keine Amtskirche. Aber die Gemeinschaft zu der du gehörst, die Gemeinde Gottes, sie bleibt. Sie ist eine unsichtbare, eine geistig-geistliche Größe jenseits von Zeit und Raum.

Gebet: Herr, vor dir haben auch die Namen der behinderten Kinder, der Flüchtlinge und der Demenzkranken Bestand. Sie sind dir nicht weniger lieb und teuer als alle anderen, die in unserer Welt groß und berühmt sind. Denn die Menschen, die bei dir groß sind, hast du groß gemacht. Jeder von uns ist dein Meisterwerk und trägt deinen Stempel: made by God. Das macht uns wertvoll in deinen Augen und gibt uns Würde, die unantastbar ist. Amen

Herzliche Grüße


Ihr / dein Hans Löhr 

Dienstag, 8. März 2016

ganz und gar hl

Losung: Der HERR spricht: Wem ich gnädig bin, dem bin ich gnädig, und wessen ich mich erbarme, dessen erbarme ich mich. 2.Mose 33,19

Lehrtext: Paulus schreibt: Ich danke unserm Herrn Christus Jesus, der mich stark gemacht und für treu erachtet hat und in das Amt eingesetzt, mich, der ich früher ein Lästerer und ein Verfolger und ein Frevler war; aber mir ist Barmherzigkeit widerfahren. 1.Timotheus 1,12-13

Liebe Leserin, lieber Leser,

Gott ist konsequent, wenn er sagt: »Wem ich gnädig bin, dem bin ich ganz und gar gnädig und nicht nur ein bisschen. Wessen ich mich erbarme, dessen erbarme ich mich ganz und gar und nicht nur ein bisschen.« Wäre ich doch nur in meinem Glauben auch so konsequent und würde mich ganz und gar auf ihn, sein Wort und seine Gnade verlassen und nicht nur ein bisschen! Doch, ich verlass mich schon auf ihn. Aber ganz und gar? Wirklich ganz und gar? Ohne irgendeinen Zweifel, ohne irgend einen Vorbehalt, ohne irgend einen Versuch, ihn doch für mich gnädig zu stimmen, weil ich nicht ganz sicher bin, ob er mir wirklich gnädig ist, gerade dann, wenn ich versagt und gesündigt habe?
Wie ist das bei dir? Kannst du dich jeden Tag aufs Neue Gott ganz und gar in die Arme werfen? Kannst du fröhlich und unbeschwert leben und auch in schwierigen Zeiten guten Mut behalten, da dir doch Gott gnädig ist, ganz und gar? Schön, wenn du das kannst. Dann hast du nicht nur mit dem Kopf, sondern auch mit deinem Herzen erfasst, was Glaube ist. Und genau diesen Glauben wollte und will Jesus in uns wecken: Das unbedingte und zweifelsfreie Vertrauen auf den himmlischen Vater.
Paulus hat das erlebt. Im Vergleich zu seiner Schuld, bin ich ein Waisenknabe. Er hat Christen wegen ihres Glaubens verfolgt, gequält und getötet. Für Gott hätte es überhaupt keinen Grund gegeben, ihm gnädig zu sein. Für Jesus hätte es überhaupt keinen Grund gegeben, zu ihm barmherzig zu sein. Ganz im Gegenteil. Und doch ist ihm „Barmherzigkeit widerfahren“, und doch hat Jesus ihn in seinen Dienst genommen und für wert erachtet, das Evangelium in die Welt hinauszutragen. Denn an ihm, an seiner Person soll auch für dich und mich deutlich werden, was Gnade und Barmherzigkeit wirklich ist.

Gebet: Herr, wenn du schon zu Paulus gnädig und barmherzig warst, dann sollte ich überhaupt keinen Zweifel mehr haben, dass du es auch zu mir bist. Aber du kennst mich ja und weißt, dass du meinen Glauben immer wieder stärken musst, damit ich voll Vertrauen auf dich leben kann. Amen

Herzliche Grüße

Ihr / dein Hans Löhr 

Montag, 7. März 2016

Gedanken zum 4. Gebot hl

Losung: Du sollst deinen Vater und deine Mutter ehren. 2.Mose 20,12

Lehrtext: Sich den Eltern dankbar zu erweisen, das ist wohlgefällig vor Gott. 1.Timotheus 5,4

Liebe Leserin, lieber Leser,

du kannst noch so viele Blumen auf das Grab deiner Eltern stellen, sie ersetzen nicht die Freundlichkeit und Liebe, die du ihnen gegenüber versäumt hast, solange sie lebten. Natürlich ist die Beziehung zu den Eltern nicht immer ganz einfach, auch wenn man die Pubertät hinter sich hat und längst erwachsen geworden ist. Eltern haben manchmal die Neigung, einen auch dann noch als Kind, das man mal war, zu behandeln. Da kann es schon mal passieren, dass man darauf unangemessen reagiert.
Meine Mutter hatte zum Beispiel die Tendenz, mir bei einem Besuch immer wieder Essen auf den Teller zu laden, auch wenn ich schon dreimal gesagt hatte, dass ich satt bin und nichts mehr möchte. Ich fühlte mich dann entmündigt und habe beim vierten Mal unwirsch geantwortet. Danach habe ich mich geärgert, dass ich nicht erwachsener reagiert habe.
Auch sonst kann es in der Eltern-Kind-Beziehung manchen Konfliktstoff geben, der immer wieder zum Vorschein kommt und sich belastend auswirkt. Und trotzdem führt am 4. Gebot (Losung) kein Weg vorbei. Gott sei Dank wird es nach wie vor, allen Problemen zum Trotz, von vielen befolgt. Das tut beiden gut, Eltern wie Kindern.
Aber auch Eltern haben die Aufgabe, sich selbst und ihren Kindern gegenüber so zu verhalten, dass sie von ihnen geehrt werden können. Auch das 4. Gebot ist keine Einbahnstraße. Und so ist es in der Familie besonders wichtig, dass Kindern ihren Eltern, aber auch Eltern ihren Kindern vergeben können, dass die einen wie auch die anderen um Entschuldigung bitten können. Keinem Vater und keiner Mutter fällt ein Zacken aus der Krone, wenn sie im Bedarfsfall ihre Kinder um Verzeihung bitten.
Ich denke, dass das eine Voraussetzung ist, damit Kinder ihren Eltern dankbar sein können für all das Gute, dass sie von ihnen empfangen haben, nicht zuletzt für das Leben. Denn hinter allem steht Gott selbst, der dir und mir durch die Eltern das Leben gegeben hat.

Gebet: Herr, je älter ich werde, desto mehr erkenne ich, wie viel von meinen Eltern in mir lebt und was ich ihnen zu verdanken habe. Ich habe keinen Grund, mich von ihnen zu distanzieren, sondern bin dir dankbar, dass du mir mit ihnen und durch sie viel Gutes gegeben hast. Amen


Herzliche Grüße


Ihr / dein Hans Löhr 

Sonntag, 6. März 2016

Gottes Gnade: frei und gebunden hl

Losung: Bei Gott steht die Kraft zu helfen und fallen zu lassen. 2.Chronik 25,8

Lehrtext: Christus Jesus ist unsre Hoffnung. 1.Timotheus 1,1

Liebe Leserin, lieber Leser,

»Denn dein ist die Kraft«, so beten wir im Vaterunser und bekennen damit, was in der Losung steht, dass er die Kraft hat zu helfen oder es auch zu lassen. Ich als Mensch kann jedenfalls Gottes Entscheidung nicht beeinflussen. Natürlich kann ich beten, natürlich kann ich ihn bitten, dies oder jenes zu tun. Und ich vertraue auch darauf, dass er meine Bitten hört. Aber ob er sie er-hört, ist allein seine Entscheidung, die er in Übereinstimmung mit den Plänen trifft, die er mit mir, die er mit dir, die er mit der Welt im Ganzen hat.
Mir gegenüber ist Gott in seiner Gnade frei. Aber er hat sie an seinen Sohn gebunden, an Jesus Christus. Im Blick auf ihn habe ich die Hoffnung, dass Gott auch zu mir so ist, wie Jesus zu den Menschen war: Bereit zu helfen und zu heilen, bereit zu vergeben und zu verzeihen, bereit zu segnen und zu retten und über allem bereit zu lieben - dich und mich.

Gebet: Mein Jesus, durch dich wird mir Gott geben, was einer dem andern gibt, den er liebt. Manchmal fordert Liebe auch heraus und mutet einem etwas zu. Doch im Vertrauen auf dich will ich das annehmen und tragen, Ich muss nicht resignieren, solange du meine Hoffnung bist. Amen

Herzliche Grüße

Ihr / dein Hans Löhr

Samstag, 5. März 2016

Und der Same geht doch auf! hl

Losung: Ich dachte, ich arbeitete vergeblich und verzehrte meine Kraft umsonst und unnütz, wiewohl mein Recht bei dem HERRN und mein Lohn bei meinem Gott ist. Jesaja 49,4

Lehrtext: Jesus sprach: Mit dem Reich Gottes ist es so, wie wenn ein Mensch Samen aufs Land wirft und schläft und aufsteht, Nacht und Tag; und der Same geht auf und wächst - er weiß nicht wie. Denn von selbst bringt die Erde Frucht, zuerst den Halm, danach die Ähre, danach den vollen Weizen in der Ähre. Markus 4,26-28

Liebe Leserin, lieber Leser,

„Ich dachte, ich arbeitete vergeblich“, so ging es nicht nur dem geheimnisvollen Mann aus der heutigen Losung, über den man wenig weiß und der so etwas wie ein Vorläufer von Jesus war. „Ich dachte, ich arbeitete vergeblich“, dieses Gefühl hat wohl jeder schon mal gehabt. Da mühst du dich ab und hast keinen sichtbaren Erfolg. Da erziehst du dein Kind, und dann wird es in der Pubertät immer schwieriger mit ihm. Da arbeitest du gewissenhaft in deiner Firma, doch du bekommst keine positive Rückmeldung geschweige denn eine Beförderung oder Gehaltserhöhung. Da predigst du als Pfarrer jahrelang den Leuten, und dann geschehen Dinge, bei denen du denkst: Es war alles umsonst.
Aber du hast auch schon die andere Erfahrung gemacht, dass sich deine Mühe wider Erwarten doch noch gelohnt hat. Sieh an, plötzlich kriegt ein Kind die Kurve und schafft die Schule doch. Du bekommst einen anderen Vorgesetzten, der deine Qualitäten erkennt und zu schätzen weiß. Oder jemand sagt: Herr Pfarrer, Sie wissen gar nicht, wie sehr sie mir damals mit ihrer Predigt geholfen haben.
Monatelang, jahrelang säst du auf Hoffnung. Aber es schaut kein grüner Halm aus der Erde. Du bist drauf und dran aufzugeben. Doch dann geht die Saat auf und wächst und bringt Frucht – und du weißt nicht wie (Lehrtext). Die Erfahrung lehrt, dass es sich lohnt, geduldig und beharrlich zu bleiben. Gerade in Glaubensdingen ist das so. Irgendwann fügt sich das, wofür du gebetet hast auf eine Weise, die du annehmen kannst. Es geschieht zwar nicht alles genau so wie und wann du es willst. Doch Gott sorgt dafür, dass der Same, den du in bester Absicht und im Vertrauen auf ihn gesät hast, aufgeht.

Gebet: Herr, du weißt, wie schwer mir das Warten fällt. Du weißt, dass es mit meiner Geduld nicht weit her ist. Aber ich habe keine andere Wahl und will auch keine andere, als darauf zu vertrauen, dass du mir zur rechten Zeit geben wirst, was gut für mich ist. Und so will ich bis dahin weiter treu und beharrlich beten und auf dich vertrauen. Es liegt ja sowieso alles in deiner Hand. Amen

Herzliche Grüße


Ihr / dein Hans Löhr 

Freitag, 4. März 2016

Herzenströster hl

Losung: Du allein kennst das Herz aller Menschenkinder. 1.Könige 8,39

Lehrtext: Unser Herr Jesus Christus, und Gott, unser Vater, der uns geliebt und uns einen ewigen Trost gegeben hat und eine gute Hoffnung durch Gnade, der tröste eure Herzen und stärke euch in allem guten Werk und Wort. 2.Thessalonicher 2,16-17

Liebe Leserin, lieber Leser,

wie geht es dir damit, dass Gott dich durch und durch kennt, jeden Winkel deines Herzens? Kriegst du dein ungutes Gefühl oder beruhigt dich das? Vor zwei Jahren hatte ich eine Herzkatheter-Untersuchung. Seitdem kennt der behandelnde Arzt ebenfalls jeden Winkel meines Herzens. Mir war und ist das sehr recht, weil nichts Gravierendes gefunden wurde und ich jetzt weiß, wie ich dran bin. Gott weiß noch mehr über mein Herz. Er kennt nicht nur die körperliche Verfassung, sondern auch die seelische. Er kennt alle meine Gefühle und Gedanken, auch das, was nicht in Ordnung ist. Aber weil er zu mir sagt: »Ich bin der Herr, dein Arzt« (2. Mose 15,26), traue ich ihm zu, dass er alles wieder heilt und in Ordnung bringt, wenn ich ihn lasse.
Er ist es auch, der mein und dein Herz trösten kann (Lehrtext), wenn wir Trost brauchen. Und den braucht jeder Mensch immer wieder einmal. Gut, dass ich, gut, dass du einen solchen Herzenströster hast. Einen besseren findest du nicht.

Gebet: Herr, vor dir kann und vor dir will ich mich nicht verstecken. Es ist mir recht, dass ich vor dir wie ein offenes Buch bin, in dem du alles lesen kannst. So weißt du auch, wo und wie du mir helfen kannst. Und das wirst du auch tun. Tröste alle, die jetzt gerade deinen Trost brauchen und gibt ihnen Kraft zu einem Leben, das ihnen selbst und anderen gut tut. Amen

Herzliche Grüße


Ihr / dein Hans Löhr