Sonntag, 30. April 2017

Was mich frei macht hl

LosungDer HERR dachte an uns, als wir unterdrückt waren, denn seine Güte währet ewiglich. Psalm 136,23 

LehrtextWenn euch der Sohn frei macht, so seid ihr wirklich frei. Johannes 8,36 

Liebe Leserin, lieber Leser,

ich lebe in einem freien Land, in einer freien Gesellschaft, in Freiheit - aber bin ich deshalb schon wirklich frei?

Ist das Freiheit, wenn ich nicht unterdrückt bin? (Losung)
Ist das Freiheit, wenn ich nicht gebunden bin?
Ist das Freiheit, wenn ich nicht gefangen bin?

Oder ist das Freiheit, wenn ich mich dafür entscheide, mir nicht jede Freiheit herauszunehmen?
Oder ist das Freiheit, wenn ich einem anderen Menschen diene, weil er mich braucht?
Oder ist das Freiheit, wenn ich freiwillig an meinem Platz bleibe, auch wenn es da nicht immer angenehm ist?

Freiheit, so heißt es, habe damit zu tun, dass ich weiß, was ich will.
Freiheit, so heißt es, sei die Schwester der Verantwortung.
Freiheit, so heißt es, sei die Fähigkeit, sich an Werte und Überzeugungen zu binden.

Die Bibel sagt, wo der Geist des Herrn ist, da ist Freiheit (Paulus).
Die Bibel sagt, die Wahrheit wird euch frei machen (Jesus).
Die Bibel sagt, wenn euch der Sohn frei macht, so seid ihr wirklich frei (Jesus. Lehrtext).

Ich glaube
wenn ich mich aus freien Stücken an Gott binde, wie er sich mir in Jesus zeigt, dann bin ich frei. 
Dann bin ich frei gegenüber allem, was mich beherrschen will.
Dann bin ich frei von allem, woran ich an anderen schuldig geworden bin.
Dann bin ich frei von dem Zwang, aus mir etwas machen zu müssen, weil ich in Gottes Augen längst wer bin.
Dann bin ich frei von allen Geboten und Gesetzen, denen ich mich zu unterwerfen hätte.
Dann bin ich frei dazu, was mich wirklich frei macht, nämlich Gott und meinen Nächsten zu lieben wie mich selbst.

Gebet:  Herr, schenke mir die innere Freiheit, die mich an dich bindet und von allem anderen unabhängig macht. Erhalte mir, wenn es dein Wille ist, auch die äußere Freiheit, zu sagen und zu glauben, was ich will. Mache mich frei für dich und meine Mitmenschen. Steh allen bei, die gefangen sind und zerbrich das Joch der Unterdrücker in aller Welt. Amen

Herzliche Grüße 

Hans Löhr

Samstag, 29. April 2017

Warten, dass die Saat aufgeht hl

Losung: Wer glaubt dem, was uns verkündet wurde, und wem ist der Arm des HERRN offenbart? Jesaja 53,1

Lehrtext: Paulus schreibt: Betet für uns, dass Gott uns eine Tür für das Wort auftue und wir vom Geheimnis Christi reden können. Kolosser 4,3

Liebe Leserin, lieber Leser,

nein, selbstverständlich war das auch in biblischen Zeiten nicht, dass die Menschen für Gottes Wort offen gewesen wären. Paulus musste deshalb um Gebetshilfe bitten, dass er mit der guten Botschaft von Jesus Christus Zugang zu den Menschen bekam. Auch was den Glauben betrifft, war früherer längst nicht alles besser. Sogar die Propheten des Alten Testaments haben deswegen viel geklagt.
Aber kommt es wirklich darauf an, dass es mir gelingt, Menschen für den Glauben an Gott zu gewinnen? Es kommt auf Gott an, dass er die Herzen bewegt und zu sich wendet. Ich kann das Meine dazu beitragen, aber nichts erzwingen. Kein Mensch sollte verbissen für das Reich Gottes kämpfen, weil er damit nur das Gegenteil erreicht. So will ich es Gott überlassen, was er letzten Endes aus meinen Bemühungen macht. Jedenfalls will ich mir nicht einbilden, dass es von meiner Kraft abhinge, ob Menschen gerettet werden.
Vielleicht ist es ja auch so, dass man es gar nicht mehr erlebt, wenn die Saat aufgeht. Darum, so meine ich, ist es besser fröhlich und unbekümmert seinen Glauben zu leben und von seinem Glauben zu reden. Damit sammelt man vielleicht keine verschworene Gemeinschaft von "Erwählten", aber erreicht Menschen, die sonst von allzu viel Druck nur abgeschreckt werden.
Das gilt auch für die eigene Familie und den Freundeskreis. Natürlich hätte ich es gern, wenn alle meine Kinder so glauben würden, wie ich mir das vorstelle. Natürlich hätte ich es gerne, wenn auch meine Freunde durch mich zum Nachdenken kämen und vielleicht darüber im Lauf der Zeit auch zum Glauben fänden. Aber es kommt ja nicht auf mich an und auf das, was ich gerne hätte. Es kommt auf Gott an, was er will. Er allein weiß, warum die einen das Glück und die Gnade haben, aus Gottvertrauen heraus leben zu können und weshalb die anderen meinen, alles mit sich selbst ausmachen und mit eigener Kraft hinbiegen zu müssen.
Am besten wäre es, die Gläubigen hätten eine so positive Ausstrahlung , dass sich die Menschen zum Glauben hingezogen fühlen wie ein nächtlicher Wanderer zu einem erleuchteten Haus. Aber selbst das haben nicht wir in der Hand. Deshalb will ich statt zu schimpfen oder zu jammern lieber mit Paulus Gott bitten, dass er die Türen für den Glauben öffne, die ich nicht aufschließen kann. Ansonsten bleibt mir nicht viel anderes übrig, als geduldig und frohgemut zu warten, dass die Saat aufgeht.

Gebet: Herr, schenke mir die Einsicht, dass alles seine Zeit hat und du es bist, der bestimmt, ob Menschen zum Glauben kommen. Wenn es dir gefällt, so will ich gern dein Schlüssel sein, mit dem du andere für dich aufschließt. Vor allem aber danke ich dir für das Geschenk des Glaubens und bitte dich, dass ich es nie wieder verliere. Amen

Herzliche Grüße, Hans Löhr

Freitag, 28. April 2017

Keiner kann so retten wie er hl

LosungGelobt sei Gott, der seinen Engel gesandt und seine Knechte errettet hat, die ihm vertraut haben. Daniel 3,28 

LehrtextUnd siehe, der Engel des Herrn kam herein und Licht leuchtete auf in dem Raum; und er stieß Petrus in die Seite und weckte ihn und sprach: Steh schnell auf! Und die Ketten fielen ihm von seinen Händen. Apostelgeschichte 12,7 

Liebe Leserin, lieber Leser,

Aber die drei Männer, Schadrach, Meschach und Abed-Nego, fielen hinab in den glühenden Feuerofen, gebunden wie sie waren. Da entsetzte sich der König Nebukadnezar, fuhr auf und sprach zu seinen Räten: Haben wir nicht drei Männer gebunden in das Feuer werfen lassen? Sie antworteten und sprachen zum König: Ja, König. Er antwortete und sprach: Ich sehe aber vier Männer frei im Feuer umhergehen, und sie sind unversehrt; und der vierte sieht aus, als wäre er ein Sohn der Götter... Da fing Nebukadnezar an und sprach: Gelobt sei Gott, der seinen Engel gesandt und seine Knechte errettet hat, die ihm vertraut haben,.. denn es gibt keinen andern Gott als den, der so erretten kann.
     Warum ist diese uralte Bibel-Geschichte von den drei Männern im Feuerofen (Losung) noch heute wichtig ist? Weil auch heute noch viele in den Feuerofen müssen und es für sie ein starker Trost ist, zu hören, dass Gott sie daraus retten kann.
     Meine Mutter war 15 Jahre vor ihrem Tod in einem Feuerofen, als sie eine schwere Darmoperation hatte und nicht wusste, ob sie sie überstehen würde. Nach dem Eingriff lag sie elend in ihrem Bett und fror entsetzlich. Da ging die Tür des Krankenzimmers auf und ein alter katholischer Priester kam zu ihr ans Bett. Er nahm ihre eiskalten Hände in seine warmen Hände, redete nicht viel, war einfach nur da und betete zum Abschied das Bonhoeffer-Gebet »Von guten Mächten wunderbar geborgen …« Dann ging er wieder.
     Für meine Mutter war er ein Engel, der ihr neuen Lebensmut gab und half, über den Berg zu kommen. Ob sie damals auch Gott gelobt und ihm gedankt hat? Ich weiß es nicht. Meine Mutter redete nicht viel über ihren Glauben. Möglich ist es schon. Aber ich kann und will heute noch Gott dafür loben, was er damals getan hat.
     Und warum ist die uralte Bibel-Geschichte von Petrus (Lehrtext), den ein Engel von seinen Ketten erlöst und aus dem Gefängnis befreit hat, noch heute wichtig? Weil auch heute noch viele gefangen sind in ihren Ängsten und Sorgen, in Schmerzen und Leid und es für sie ein starker Trost ist, zu hören, dass Gott sie daraus retten kann.

Gebet: Herr, es gibt keinen anderen Gott als dich, der so retten kann. Das ist meine Hoffnung für die, die dich jetzt brauchen. Das ist meine Hoffnung für mich, wenn ich einmal deinen Engel brauche, der mich aus Leid und Not herausholt ins Leben. Amen

Herzliche Grüße, Hans Löhr 

Donnerstag, 27. April 2017

Neues wagen hl

LosungGedenkt nicht an das Frühere und achtet nicht auf das Vorige! Denn siehe, ich will ein Neues schaffen, jetzt wächst es auf, erkennt ihr's denn nicht? Jesaja 43,18-19 

LehrtextDas Reich Gottes gleicht einem Senfkorn, das ein Mensch nahm und warf's in seinen Garten; und es wuchs und wurde ein Baum. Lukas 13,19 

Liebe Leserin, lieber Leser,

ich finde schon, dass man einem schmerzlichen Verlust oder einer verpassten Gelegenheit nachweinen darf. Abschiednehmen und Trauer brauchen Zeit. Da hilft es nichts, einen Menschen den gut gemeinten Rat aufzudrängen, er solle nach vorn schauen und das Vergangene vergessen. Ich finde aber auch, dass man sich in der Vergangenheit nicht häuslich einrichten soll, sonst verlierst du die Gegenwart. Und die Zeit wie auch die Menschen gehen über dich hinweg. Der Blick in die Vergangenheit hilft, das Leben zu verstehen. Aber es muss vorwärts gelebt werden (Sören Kierkegaard).
     Im heutigen Losungswort fasst Gott uns sozusagen an den Schultern und dreht uns der Zukunft entgegen: "Da schau hin", sagt er, "ich bin deine Zukunft. Ich komme auf dich zu  Ich habe für dich Möglichkeiten geschaffen, von denen du jetzt noch nichts ahnst. Aber wenn sie dir begegnen, zögere nicht. Ergreife sie beim Schopf und lass so das Neue in dein Leben. 
     Das Neue muss nicht immer spektakulär sein. Es kommt auf mich zu, wenn ich nicht ständig zu Hause herumsitze, sondern nach draußen gehe, anderen Menschen begegne, an ihrem Schicksal Anteil nehme, und so dazugehöre. Das Neue sind unverhoffte Begegnungen und Gespräche, die mich bereichern, vielleicht sogar neue Bekanntschaften. Das Neue sind Blüten und Triebe, die ich entdecke, wenn ich mich nach den Regentagen wieder im Garten oder in der Natur umsehe. Das Neue sind neue Erfahrungen mit Gott, wenn ich für ihn offen bleibe und auch im Alltag auf ihn schaue.
     Als einst mein Neffe noch ein Brüderchen bekam, fragte er seine Mama: „Ist der Neue schon da?“ ‚Der Neue‘ war für ihn noch ein Unbekannter. Inzwischen sind sie vertraute Brüder, wo einer den andern nicht missen möchte. Das ist die Kunst, wenn man Neuem begegnet, dass man es sich Schritt für Schritt vertraut macht, statt sich zurückzuziehen und zu fremdeln. Dabei hilft der Glaube, dass es Gott ist, der Neues schafft. Dann muss ich davor keine Angst haben und kann interessiert darauf zugehen.
     Für viele ist das Reich Gottes neu, die Erkenntnis, dass ich jetzt schon in Gottes Welt lebe, und er es ist, der alles in seiner Hand hat. Diese Einsicht kommt normalerweise nicht schlagartig. Sie muss langsam im Herzen eines Menschen heranwachsen (Lehrtext), bis sie sein Denken und Handeln prägt. Dann aber siehst du die Welt und dich selbst mit anderen Augen. Dann kannst du mit Gottvertrauen Neues wagen und entdecken.

Gebet: Herr, du weißt, dass ich manchmal unsicher werde, wenn mir Neues begegnet. Ein neues Land, eine neue Stadt, andere Menschen – da brauche ich Zeit, um warm zu werden. Aber es ist doch auch dein Land, deine Stadt und es sind deine Menschen. Du gibst mir das Vertrauen, dass du überall bist, wo auch ich bin und dass du es bist, der letztlich alles bestimmt. Amen

Herzliche Grüße 

Hans Löhr

Mittwoch, 26. April 2017

Das Gebet des Schimmelreiters hl

LosungGott, der du uns viel Angst und Not hast erfahren lassen, du wirst uns wieder beleben. Psalm 71,20 

LehrtextJesus spricht: Euer Herz erschrecke nicht! Glaubt an Gott und glaubt an mich! Johannes 14,1 
Liebe Leserin, lieber Leser,

Hauke Haien legte seine todkranke Frau zurück auf ihre Kissen; dann krampfte er die Hände ineinander. »Herr, mein Gott«, schrie er; »nimm sie mir nicht! Du weißt, ich kann sie nicht entbehren!« Dann war's, als ob er sich besinne, und leiser setzte er hinzu: »Ich weiß ja wohl, du kannst nicht allezeit, wie du willst, auch du nicht; du bist allweise; du musst nach deiner Weisheit tun – o Herr.« (aus der Novelle "Der Schimmelreiter" von Theodor Storm)
     Als Theodor Storm dieses Gebet in seinen „Schimmelreiter“ aufnahm, muss er zuvor gründlich über Gott und und das Leid der Menschen nachgedacht haben. Was für ein kühner Gedanke, dass Gottes Weisheit noch über seiner Allmacht steht. 
     Aus menschlicher Sicht könnte man sagen: Gott möchte nur allzu gern seinen Plan mit seinen Geschöpfe und der Welt im Ganzen aufgeben, um das Leid seiner Menschenkinder zu wenden. Er hätte auch die Macht dazu. Aber dann würde er auch den Zusammenhang zerreißen, in dem alles steht, wo eins aus dem anderen hervorgeht, 
# wo Licht scheint, weil es die Finsternis gibt, 
# wo Glück auf dem Hintergrund des Unglücks erlebt wird, 
# wo die Ewigkeit der Vergänglichkeit ihren Wert gibt, 
# wo ich die guten Tage zu schätzen weiß, weil ich auch die bösen kenne, 
# wo aber dann doch schließlich alles zu einem guten Ende kommt. 
     Von diesem guten Ende her sieht er mein Schicksal, meine Freude, aber auch Angst und Not. Beides gehört zu meinem Leben dazu. Beides macht diese vergängliche, noch nicht erlöste Welt aus. Beides wird von ihm auf eine höhere Ebene gebracht und verwandelt in eine neue Qualität, wo göttliche Weisheit, Freude und Liebe zusammenfließen zu einer nicht mehr sagbaren Seligkeit. Das ist das gute Ziel, worauf seine Schöpfung zuläuft. Aber noch sind wir auf dem Weg.
     Und auf diesem Weg, in dieser Welt- und Lebenszeit lässt er mich beides erfahren:
Freude 
     # damit ich dankbar sein darf (!) und mein Leben mit den vielen guten Tagen zu schätzen weiß. 
Angst und Not (Losung)
     # damit ich es lerne, mich ganz und gar auf ihn zu verlassen. 
     # Damit ich aber auch die Herausforderungen annehme und nun das Meine tue, um wieder hochzukommen, während er zugleich das Seine dazutut.
     # Damit ich vertraue, dass er mich auch in Schock- und Angststarre wieder beleben (Losung) und mich wieder glaubens- und handlungsfähig machen wird.
Auf diesem Weg lässt er mich nicht allein. Er gibt mir einen Begleiter, der beides kennt: die Schönheit des Lebens, aber auch Angst und Not. Die Lilien auf dem Felde, aber auch das harte Holz des Kreuzes. Den Tod, aber auch die Auferstehung.
     Und dieser Jesus sagt ein ums andere Mal zu dir und zu mir, was er auch den Menschen der Bibel gesagt hat: "Fürchtet euch nicht! Habt keine Angst! Erschreckt nicht! Vertraut mir, ich lasse euch nicht im Stich. Vertraut Gott, er hat diese Welt geschaffen. Er wird sie auch erlösen."
     Hauke Haien hat in seiner Verzweiflung innegehalten, sich besonnen und eine, wie ich meine, wertvolle Entdeckung gemacht: Gottes Weisheit steht über seiner Macht. Macht und Liebe sind nur schwer vereinbar. Aber Weisheit und Liebe ergänzen sich.

Gebet: Herr, wie sollte ich mich nicht fürchten vor Angst und Not? Ich weiß doch, wie zerbrechlich mein Leben ist und wie gefährdet diese Welt. Lass mich in den Stürmen der Angst deine Stimme hören, dass ich nicht auf das sehe, was ich fürchte, sondern auf dich, den ich liebe. Amen

Herzliche Grüße 

Hans Löhr

Dienstag, 25. April 2017

aufgeräumt sein hl

LosungEin Tag in deinen Vorhöfen ist besser als sonst tausend. Psalm 84,11 

LehrtextJesus spricht: Ich bin die Tür; wenn jemand durch mich hineingeht, wird er selig werden und wird ein- und ausgehen und Weide finden. Johannes 10,9 

Liebe Leserin, lieber Leser,

ich will über den Gottesdienstbesuch in unserer Gemeinde nicht klagen. Im Vergleich mit anderen Kirchengemeinden stehen wir gar nicht so schlecht da. Aber im Vergleich dazu, wie viele unsere die Gottesdienste besuchen könnten, sind auch unsere Besucherzahlen recht niedrig.
     Den meisten, die kommen, ist es ein Bedürfnis, möglichst keinen Gottesdienst zu versäumen. Die eine Stunde am Sonntagvormittag in der Kirche ist für sie ein Kraftquell. Seien es die Lieder, die Gebete, die Bibelworte, die Predigt und auch die Kirche als ein ganz besonderer Ort – das alles trägt dazu bei, dass Menschen wenigstens am Sonntag mal aus ihrem Alltag herauskommen und etwas anderes hören, als sie sonst hören. Dass sie das, was sie auf dem Herzen haben, im Gebet vor Gott bringen können und an diesem Ort getröstet und im Glauben gestärkt werden. So gehen sie wieder anders in ihre Häuser und an ihre Arbeitsstellen zurück, als sie gekommen sind.
     Und so erging es auch dem Mann, von dem das heutige Losungswort aus dem Psalm 84 stammt. Er liebte es, seinen Alltag hinter sich zu lassen und immer wieder mal zum Tempel in Jerusalem zu kommen und die Gottesdienste dort mitzufeiern. Das, so sagt er, ist tausendmal besser als daheim rumzuhängen (Losung). Ich denke, dass er etwas Ähnliches erlebt hat, was auch die Besucher heutzutage erleben: nach einem Gottesdienst sind die meisten gelöster oder noch besser ausgedrückt: Sie sind und fühlen sich „aufgeräumt“.
     Der Evangelist Johannes würde dazu sagen: „Naja, schließlich sind sie auch dort, wo es ihnen gut geht, beim richtigen Hirten im richtigen Stall.“ Jesus sagt es mit etwas anderen Worten im Lehrtext so: „Es gibt für dich viele Türen mit verlockenden Aufschriften: „Reichtum“, „Schönheit“, „Gesundheit“, „Sicherheit“, „berühmt sein“, „Erfolg“, „Ansehen“. Aber nur auf einer Türe steht „behütet sein“ und das ist meine. Geh durch diese Tür und du wirst reich beschenkt; nicht mit materiellen Gütern, aber mit mir, deinem Guten Hirten, der ich auf dich achte und bei dir bleibe, weil du zu mir gehörst und ich zu dir.“

Gebet (aus Psalm 84):
HERR, du allmächtiger Gott, wie sehr liebe ich den Ort, wo du wohnst! Sogar die Vögel haben hier ein Nest gebaut, die Schwalben sind hier zu Hause – in der Nähe deiner Altäre ziehen sie ihre Jungen groß. HERR, du allmächtiger Gott, du bist mein König und mein Gott! Glücklich sind alle, die in deinem Haus wohnen dürfen! Jederzeit können sie dich loben! Glücklich sind alle, die ihre Stärke in dir suchen, die gerne und voll Freude zu deinem Heiligtum ziehen. HERR, ein Tag in den Vorhöfen deines Tempels ist mehr wert als tausend andere! Ich möchte lieber an der Schwelle deines Hauses stehen, als bei den Menschen wohnen, die dich missachten! Denn Gott, der HERR, ist die Sonne, die uns Licht und Leben gibt, schützend steht er vor uns wie ein Schild. Er schenkt uns seine Liebe und verleiht uns hohes Ansehen. HERR, du allmächtiger Gott, glücklich ist jeder, der sich auf dich verlässt! Amen

Herzliche Grüße

Hans Löhr

Montag, 24. April 2017

Balsam für wunde Seelen hl

Losung: Die dein Heil lieben, lass allewege sagen: Der HERR sei hoch gelobt! Psalm 40,17 

Lehrtext: Jesus sprach: Zachäus, steig eilend herunter; denn ich muss heute in deinem Haus einkehren. Und er stieg eilend herunter und nahm ihn auf mit Freuden. Lukas 19,5-6 

Liebe Leserin, lieber Leser,

also ich war schon immer Indianer und nie Cowboy. Ich war schon immer Club-Fan (1. FC Nürnberg) und nie Bayern-Fan (FC Bayern München). Ich hatte schon immer eine Schwäche für die Verlierer und Außenseiter und weniger für die Erfolgreichen. Warum das so ist, weiß ich nicht. Es ging mir schon als Kind so.
     Zachäus, von dem im Lehrtext die Rede ist, war ein erfolgreicher und gerissener Zolleinnehmer. Er konnte sich Dinge leisten, die sich andere, die er übers Ohr haute, nicht leisten konnten. Heute wäre er wahrscheinlich Banker, um mal einen wegen seiner krummen Geschäfte in Verruf geratenen Berufsstand zu nennen. Wobei auch hier gilt: Ausnahmen bestätigen die Regel. 
     Und ausgerechnet diesen Zachäus holt Jesus vom Baum und besucht ihn in seinem Haus. Ich hätte das wohl nicht gemacht. Doch Jesus blickt hinter die Fassade des Erfolgreichen. Und dort erblickt er Elend und Not. Er sieht vor sich einen einsamen Menschen, dem andere aus dem Weg gehen und der mit sich selbst nicht glücklich sein kann. Er sieht einen, der sich über Geld, Besitz und große Sprüche Anerkennung verschaffen möchte und der nicht merkt, dass er dafür nur bewundert, beneidet und ausgenützt wird. Aber als Mensch bleibt er uninteressant und ungeliebt. Er hat keine echten Freunde, niemanden, bei dem er schwach und und klein sein darf.
     Dass Jesus ausgerechnet zu ihm kommt, zeigt dem Zachäus, dass er ihm wichtig ist. Andere halten zu ihm Abstand. Aber Jesus hat keine Berührungsängste und erst recht keinen Dünkel. Ihm ist der schlechte Ruf des Zachäus egal. Ihm ist sein Reichtum egal. Er will diesen unglücklichen Menschen glücklich machen und ihn so aus seiner falschen Orientierung herausholen.
     Und jetzt zu uns beiden, liebe Leserin, lieber Leser. Welche Seite von uns wollen wir ihm zeigen? Die glatte Außenseite, die wir auch sonst herzeigen? Oder unsere Innenseite, unsere narbenübersäte und vielleicht gerade auch jetzt blutende Seele? Wollen wir ihm unsere Siege zeigen oder unsere Niederlagen? Unsere Erfolge oder unser Versagen? Unsere Bestätigungen oder Enttäuschungen? Unsere Gerechtigkeit oder unsere Schuld? …
     Ich glaube, meine Außenseite ist ihm verhältnismäßig egal. Ihm geht es um mein Innerstes. Dafür hat er seinen „Arztkoffer“ dabei, in dem sich allerlei Salben und Pflaster und sonstige Medizin befinden mit Namen wie Erbarmen, Vergebung, Trost, Nähe, Ermutigung und vor allem Liebe, ganz viel Liebe. Er ist Balsam für meine wunde Seele.
     Damit hat er den Zachäus geheilt. Damit heilt er auch dich und mich, - wenn wir ihn lassen, wenn wir uns ihm öffnen und unsere Wunden zeigen. Dafür will ich ihn in den höchsten Tönen loben (Losung), am besten gemeinsam mit dir.

Gebet: Herr, du schaust mir ins Herz. Und das ist gut so. So weißt du, was mir fehlt und was du mir geben kannst. Du hast die Kraft, meine Wunden zu heilen. Du hast die Macht, meine Schuld zu vergeben. Dich will ich loben und preisen so gut ich kann. Amen

Herzliche Grüße, Hans Löhr 

Sonntag, 23. April 2017

Jedes Tal hat einen Ausgang (Predigt) hl

Liebe Freunde,

endlich wieder ein schöner Frühlingstag. Wir wären dumm, wenn wir uns heute die Sonnenstunden dadurch vergällen würden, indem wir über das Wetter von gestern jammern. Heute scheint die Sonne. Heute ist die Gelegenheit in den Garten zu gehen oder zu einem Spaziergang in der Natur. Heute ist Gelegenheit, sich am Frühling zu freuen.
Aber für viele, zu viele Menschen ist es so, dass sie auf Vergangenheit fixiert sind, auf die schweren Zeiten und schlechten Erfahrungen, auf das, was nicht gelungen ist, auf den Streit, den sie mit anderen gehabt haben, auf ihre eigenen Versäumnisse, und vor allen Dingen darauf, was andere ihnen angetan haben. Solange sie ständig durch das Museum ihrer Enttäuschungen und Verletzungen wandern, versäumen sie die Gegenwart, das Leben, das Gott heute schenken will.
Doch zum einen gilt: Wir sind nicht festgelegt auf das, was in der Vergangenheit passiert ist. Sondern die vergangene Erfahrungen, auch die schlechten, müssen dazu dienen, uns auf die Herausforderungen der Gegenwart vorzubereiten. An dem, was in der Vergangenheit ereignet hat, können wir zwar nichts mehr ändern, aber wir können daran wachsen und daraus lernen, es heute und künftig anders und besser zu machen.
Zum zweiten gilt auch dies: Nichts im Leben geschieht gegen mich, sondern für mich. Was auch immer sich ereignet hat, es war kein Zufall. Sondern Gott sorgt dafür, dass alle Dinge zusammenarbeiten. Dass sie dem, der ihn liebt, zum Besten dienen müssen. So sagt es die Bibel. Nein, nicht alles, was passiert ist, ist deswegen gut. Beileibe nicht! Aber Gott hätte nicht erlaubt, dass ich dies oder jenes erleide, wenn es nicht einem bestimmten Zweck dienen würde. Er würde nicht erlaubt haben, dass mir dieses oder jenes Missgeschick zugestoßen ist, wenn es nicht zu etwas Gutem dienen würde.
Der Unglaube sagt: „Alles hat sich gegen mich verschworen.“ Der Glaube aber sagt: „Nichts im Leben geschieht gegen mich. Alles geschieht für mich. So fügt es Gott.“ Und dazu müssen wir auch durch Widerstände und manchmal auch durch das Tal der Tränen gehen. Darum konzentriere dich nicht auf deine Enttäuschungen und Verletzungen. Hänge nicht deinen geplatzten Träumen nach. Kämpfe dich heraus aus Selbstmitleid und Bitternis. Das Leben ist zu kurz, um es in Enttäuschungen zuzubringen.
Vielleicht denkst du jetzt: „Der Pfarrer hat leicht reden. Er weiß nicht, was ich alles durchgemacht habe. Er weiß nicht, was ich in meinem Leben schon alles verloren habe. Er weiß nicht, wie weh mir das alles getan hat und noch immer tut.“
Ja, das ist möglich. Jeder von uns muss mit Verlusten leben, der eine mehr, der andere weniger. Jeder von uns hat schon einiges begraben müssen: Einen Partner oder Eltern oder Geschwister oder Freunde. Aber wir mussten auch Träume begraben, die geplatzt sind und Hoffnungen, die sich nicht erfüllt haben. Und manchmal ist bei alledem in uns selbst etwas mit gestorben. Jeder Verlust, »jeder Abschied ist ein kleiner Tod«, sagt ein französisches Sprichwort. So oder so, der Tod ist in unserem Leben gegenwärtig. Das ist das eine.
Das andere aber ist: Wir sind von Gott dazu bestimmt, das Leben eines Auferstandenen zu führen. Wir haben das Sterben um uns und auch in uns erlebt. Aber deswegen sind wir nicht tot. Während all der negativen Erfahrungen, die wir gemacht haben und vielleicht auch jetzt noch machen, arbeitet Gott an uns. Du gehörst nicht den Toten, sondern den Lebenden. Im Buch des Propheten Jesaja sagt Gott (Jesaja 61,3): »Ich werde dir Schönheit statt Asche geben, Freude statt Trauer.« Das bedeutet, du hast Tod und Begräbnis hinter dir. Jetzt ist die Zeit deiner Auferstehung. Die gute Nachricht ist: Nichts ist vorbei, bevor nicht Gott sagt, dass es vorbei ist. Er hat noch Möglichkeiten, deine Träume Wirklichkeit werden zu lassen.
Aber auch das stimmt: Du kommst nie zur Auferstehung mitten im Leben, wenn du nicht durch Tod und Begräbnis gehst, wenn du Dinge, die geschehen und unabänderlich sind, nicht für dich gestorben und begraben sein lassen kannst. Sage also: ‚Ich tat zwar mein Bestes, aber aus irgendwelchen Gründen hat's nicht geklappt. Doch ich werde für den Rest meines Lebens nicht herumsitzen und die Dinge betrauern, die ich nicht mehr ändern kann. Das ist vorbei und erledigt. Ich habe das alles hinter mir und damit Schluss. Jetzt bin ich bereit für meine Auferstehung, für die neuen Dinge, die Gott in meinem Leben tun will.‘
Wenn du durch raue Zeiten gehst, weißt du nicht, worauf dich Gott vorbereitet. Du kannst dich beklagen. Aber Gott würde es nicht zugelassen haben, dass sich schwierige Dinge für dich eignen, wenn er damit nicht einen guten Zweck verfolgen würde. Vielleicht kannst du 10 Jahre später sagen: "Wenn ich damals nicht jenes Missgeschick gehabt hätte, hätte ich das Gute, das schließlich daraus entstanden ist, nicht erlebt."
In harten Zeiten haben wir die Chance, nicht bitter, sondern besser zu werden. Wenn sich vor uns ein finsteres Tal auftut, ein Tal der Trauer, Enttäuschung, der Krankheit oder was auch immer, dann können wir entweder voll Angst hinein gehen oder im Vertrauen darauf, dass uns dieses Tal auf einen noch höheren Berg führen wird.
König David sagt: "Und ob ich schon wanderte im finsteren Tal". Er sagt nicht „Und ob ich schon wohneim finsteren Tal“. Nein, er weiß, jedes finstere Tal ist endlich. Irgendeinmal bin ich hindurch. Es hat einen Eingang, es hat auch einen Ausgang, und jeder Schritt bringt mich dem Ausgang näher.
Siedle dich also nicht in deinem finsteren Tal an, richte dich da nicht erst ein. Das ist nicht dein Wohnsitz, nicht deine ständige Adresse. Im Tal der Tränen bist du nur auf Wanderschaft. Geh weiter, Schritt für Schritt, bis du die Sonne wieder siehst.
Liebe Freunde, wir brauchen Glauben und Geduld wie ein Bauer, der jetzt sät, damit er nach vielen Tagen im Herbst ernten kann. Vielleicht dauert es Monate, vielleicht Jahre bis ich erfahre, wie Gott das, was mir zu schaffen macht, in Segen wandelt. Die Bibel sagt: Er wird es für die tun, die ihn lieben. Drauf will ich gemeinsam mit dir vertrauen! Amen
Hans Löhr 

Samstag, 22. April 2017

Die große Bedeutung der kleinen Dinge hl

LosungEr wird mich ans Licht bringen, dass ich seine Gnade schaue. Micha 7,9 

LehrtextUnd es geschah, als Jesus mit ihnen zu Tisch saß, nahm er das Brot, dankte, brach's und gab's ihnen. Da wurden ihre Augen geöffnet und sie erkannten ihn. Lukas 24,30-31 

Liebe Leserin, lieber Leser,

gut, wenn man als Mensch immer wieder mal ein Aha-Erlebnis hat und nicht meint, schon alles zu wissen und nicht mehr überrascht werden zu können. Gut, wenn einem ab und zu die Augen aufgehen und man auf einmal etwas erkennt oder versteht, was man vorher nicht erkannt oder verstanden hat. Plötzlich ist da eine Quelle, wo zuvor nur Wüste war. Plötzlich ein Weg, wo vorher nur Wildnis war. Plötzlich eine Tür, wo vorher eine Mauer war. Plötzlich bekommt das Leben eine Wendung, mit der man zuvor nicht gerechnet hatte. Plötzlich schenkt dir Gott neue Möglichkeiten, wo du zuvor keinen Ausweg gesehen hattest.
     Die beiden Jünger, mit denen der auferstandene Jesus ein Stück Wegs gewandert war und danach zu Abend gegessen hatte, waren so in ihrer Trauer um seinen Tod gefangen, dass sie gar nicht sahen und merkten, wer da mit ihnen unterwegs war und aß. Doch dann war es eine kleine Geste, die Art und Weise, wie er das Brot brach, die ihnen die Augen öffnete.
     Vielleicht sollten wir besser auf kleine Gesten achten als große Wunder zu erwarten, um Gottes Wirken im eigenen Leben wahrzunehmen. So eine Geste kann ein gutes Wort sein, das dir ein anderer sagt oder schreibt, das dich aufbaut und durch den Tag trägt. So eine Geste kann das Summen der Bienen in einem blühenden Baum sein. So eine Geste kann aber auch ein Bibelwort sein, durch das dich Gott persönlich anspricht und das dir hilft. 
     Überlege doch mal, welche Kleinigkeiten dich in letzter Zeit erfreut, welche dir gut getan haben. Kannst du sie mit deinem Glauben in Verbindung bringen? Vielleicht sind es solche Kleinigkeiten, die dich aus der Schattenwelt deiner Sorgen wieder ans Licht bringen (Losung). Vielleicht siehst du dann, was Gott dir "reichlich und täglich" schenkt (= Gnade. Siehe dazu Martin Luthers Auslegung zum ersten Artikel des Glaubensbekenntnisses).

Gebet: Herr, nimm mir den Irrtum, dass du dich mir nur in den großen und gewaltigen Dingen zeigst und schenke mir die Gnade, dich in den kleinen Begebenheiten meines Lebens zu finden. Amen

Herzliche Grüße, Hans Löhr 

Freitag, 21. April 2017

In der Löwengrube hl

LosungSie warfen Daniel zu den Löwen in die Grube. Der König aber sprach zu Daniel: Dein Gott, dem du ohne Unterlass dienst, der helfe dir! Daniel 6,17 

LehrtextWir leiden Verfolgung, aber wir werden nicht verlassen. Wir werden unterdrückt, aber wir kommen nicht um. 2.Korinther 4,9 

Liebe Leserin, lieber Leser,

warum steht in der Bibel die Geschichte von Daniel in der Löwengrube? Warum erzählen wir sie heute noch und denken darüber nach? Weil sie ein schönes Märchen ist? Weil sie ein Wunder berichtet? Für mich ist sie eine Mutmachgeschichte. Mit ihr sagt mir die Bibel: Was Gott für Daniel getan hat, das kann er auch für dich tun. 
     Manche meinen, das sei doch Unsinn. Wenn man in eine Grube mit hungrigen Löwen geworfen würde, hätte man keine Überlebenschance. Ja, das stimmt. Darum möchte ich es auch nicht auf einen Versuch ankommen lassen und Gott, wie Jesus sagt, versuchen (5. Mose 6,16 und Lukas 4,12). Aber es gibt ja noch andere Löwengruben auch in unserer Zeit, auch in unserem Land, auch in meinem Leben. 
     Vielleicht kennst auch du die eine oder andere Löwengrube, musstest schon mal eine Zeit lang darin verbringen und bist doch wieder herausgekommen. Denn die schlimmsten Löwen sind Menschen. Aber manchmal ist auch eine schwere Krankheit wie eine Löwengrube oder sonst ein Unglück, mit dessen Folgen man erst einmal fertig werden muss. Vielleicht steckst du zur Zeit mittendrin in einer solchen Grube und fürchtest, da nicht mehr herauszukommen.
     Wenn es sich so verhält, ist die Daniel-Geschichte genau richtig für dich. Denn sie sagt dir: Gott lässt dich nicht im Stich. Er bewahrt dich nicht vor der Grube, aber er bewahrt dich in der Grube. Er bewahrt dich nicht vor Leid, aber er bewahrt dich im Leid.
     Der Apostel Paulus hatte auch seine Gruben-Erfahrungen gemacht. Doch zugleich hat er erfahren, was im Lehrtext steht: »… aber wir werden nicht verlassen, … aber wir kommen nicht um.« Gott wird uns auch aus der letzten Grube, in die wir einmal alle hinein müssen, herausholen. Das ist die Botschaft von Ostern. Ja, es fällt schwer, das zu glauben. Aber darauf kommt es nicht an, sondern darauf, dass er es tut.

Gebet: Herr, bewahre mich und meine Lieben vor den schrecklichen Gruben dieser Welt. Aber wenn es denn sein muss, dass ich im Loch sitze, so lass mich darin nicht verderben. Bewahre mich dann in meinem Unglück und führe mich wieder hinaus. Amen

Herzliche Grüße 

Hans Löhr 

Donnerstag, 20. April 2017

Von der politischen Verantwortung eines Christen hl

LosungRichtet euer Herz zu dem HERRN und dient ihm allein. 1.Samuel 7,3 

LehrtextPaulus schreibt: Eins ist wichtig: Ihr sollt als Bürger eurer Stadt leben, wie es dem Evangelium von Christus entspricht. Philipper 1,27
 
Liebe Leserin, lieber Leser,

für wen soll ich da sein? Wofür mich engagieren? Wem dienen? (Losung)
     Die Bibel antwortet auf diese Fragen kristallklar: Jesus sagt, „Ihr könnt nicht Gott dienen und dem Geld (Mammon)“, Petrus sagt, „Ihr sollt Gott mehr gehorchen als den Menschen!“. Paulus sagt, „Ihr sollt eure staatsbürgerliche Verantwortung wahrnehmen, jedoch im Einklang mit dem Evangelium“ (Lehrtext). In jedem Fall kommt Gott an erster Stelle. Er ist der Maßstab auch für das öffentliche Leben von Christen.
     Nein, der Glaube ist keine Privatsache, die man nur für sich im stillen Kämmerlein pflegt. Wir sind als Christen aufgefordert, uns in das öffentliche Leben einzubringen, uns in die Politik einzumischen und da im Namen Gottes Partei zu ergreifen für die Benachteiligten, die Minderheiten, die Ausländer und Flüchtlinge, für Kinder, Kranke und Alte. Wir sind aufgefordert, dem Hass zu wehren, gegen Krieg in jeder Form aufzutreten, ungerechte Verhältnisse nicht zu dulden und Menschenwürde und Menschenrechte eines jeden zu verteidigen. Und bei alledem auch das Recht der Tiere auf anständige Behandlung und den Schutz der Umwelt im Auge zu behalten.
     Natürlich kommen wir da in Konflikt mit den Interessen derer, die ihren Profit, den Erhalt ihrer Macht und die Gier in jeder Form an die erste Stelle setzen. Wir kommen in Konflikt mit denen, die dem Wahn anhängen, sie seien bessere Menschen und hätten mehr Rechte als andere. Christ in dieser Welt zu sein heißt immer auch, in Konflikten zu leben und Nachteile in Kauf nehmen zu müssen.
     Natürlich kann man nicht all das tun, was ich aufgezählt habe. Aber jeder hat an seinem Ort Herausforderungen, denen er sich stellen kann und Aufgaben, die zu erledigen sind. Es kommt nicht darauf an, immer gleich die großen Lösungen zu erreichen. Es kommt aber darauf an dicke Bretter zu bohren, kleine Schritte zu wagen und zu seiner eigenen Meinung zu stehen, einer Meinung, die mit dem Glauben und somit mit dem Evangelium von Jesus Christus zu tun hat.

Gebet
Gott, gib mir die Gelassenheit,
Dinge hinzunehmen, die ich nicht ändern kann,
den Mut, Dinge zu ändern, die ich ändern kann,
und die Weisheit, das eine vom anderen zu unterscheiden.
Amen

Herzliche Grüße, Hans Löhr 

Mittwoch, 19. April 2017

Die ganze Bibel in sieben Sätzen hl

LosungIhr sollt einer mit dem andern reden: »Was hat der HERR geantwortet?« und »Was hat der HERR gesagt?« Jeremia 23,35 

LehrtextSeid ihr nun mit Christus auferweckt, so sucht, was droben ist, wo Christus ist, sitzend zur Rechten Gottes. Kolosser 3,1 

Liebe Leserin, lieber Leser,
  • Woher weißt du, was richtig ist und was falsch?
  • Woher weißt du, woran man sich orientieren soll? 
  • Woher weißt du, wer und was du bist?
  • Wer hat dir gesagt, worauf es im Leben ankommt?
Versuche doch einmal, darauf Antworten zu finden. Vielleicht landest du dabei im Elternhaus oder denkst an die Großeltern oder an andere Menschen, die dir besonders wichtig waren und sind.
     Die Antwort der heutigen Losung ist, dass wir Menschen miteinander im Gespräch über Gott bleiben und uns gegenseitig sagen, was wir verstanden haben, was wir glauben, worauf ihr vertrauen. Und diese Losungsauslegungen hier unter dem Titel „Nachdenken über die Bibel“ wollen ein Beitrag da zu sein. Hier schreibe ich, was ich meine, verstanden zu haben habe, was ich glaube, worauf ich vertraue. Dabei versuche ich mich an den Bibelworten von Losung und Lehrtext zu orientieren möglichst im Zusammenhang der Bibel insgesamt. Denn wenn man ein Bibelwort aus dem Zusammenhang der ganzen Bibel nimmt, wird es problematisch und manchmal sogar irreführend. Für mich heißt die zentrale Botschaft der Bibel, an der sich alle anderen Bibelworte messen lassen müssen: 
  1. Gott hat mich gewollt und geschaffen wie alle seine Geschöpfe. 
  2. Und wenn ich ihn auch vergesse, er vergisst mich nicht. 
  3. In Jesus hat er mir gezeigt, wie sehr er mich liebt, weil ich liebesbedürftig bin und nicht, weil ich liebenswürdig wäre. 
  4. So lebe ich als ein von ihm Geliebter, dem sein Versagen vergeben ist und dem er eine Hoffnung schenkt, die über den Tod hinaus in die Ewigkeit weist. 
  5. Diesem Gott kann ich trauen. 
  6. Alles was er von mir will, ist, dass ich ihn in Jesus wieder liebe und meine Mitmenschen wie mich selbst. 
  7. Das genügt.
     Von dieser Botschaft her, versuche ich für mich zu beantworten, was jeweils richtig ist und was falsch, woran ich mich orientieren kann, wer und was ich bin und worauf es im Leben ankommt. Diese Botschaft ist das Evangelium, das ich in der ganzen Bibel finde. Sie ist das Wort, das droben ist (Lehrtext), das bei Gott ist und von ihm kommt. 
     Dazu gehört, dass ich, wie es der Lehrtext sagt, bereits auferweckt bin. Wie das? Weil ich im Glauben und durch die Taufe ein Glied am auferstandenen Leib Christi bin, mit ihm verbunden wie ein Wagen an einem Eisenbahnzug: siehe hier.

Gebet: Herr, ich danke dir, dass dein Wort, dein Evangelium einfach und klar ist. Alles was ich von dir und von mir wissen muss, sagst du mir im Wort der Bibel. Das hilft mir, mich in dieser Welt und in meinem Leben zurechtzufinden und mit anderen Menschen auszukommen. Das hilft mir, zuversichtlich und getrost meinen Weg weiterzugehen; denn du bist bei mir. Amen

Herzliche Grüße 

Hans Löhr

Dienstag, 18. April 2017

Glück und Unglück hl

LosungFreu dich, wenn du einen Glückstag hast. Und wenn du einen Unglückstag hast, dann denke daran: Gott schickt dir beide, und du weißt nicht, was als Nächstes kommt. 
Prediger 7,14 

LehrtextPaulus schreibt: Ich kann niedrig sein und kann hoch sein; mir ist alles und jedes vertraut: beides, satt sein und hungern, beides, Überfluss haben und Mangel leiden; ich vermag alles durch den, der mich mächtig macht. Philipper 4,12-13 

Liebe Leserin, lieber Leser,

kannst du dich an den einen oder anderen Glückstag in deinem Leben erinnern? Für mich gehören die Tage der Geburt meiner Kinder dazu. Oder als ich die Zeugnisse nach dem Abschluss von Schule und Studium in Händen hielt. Und ganz sicher auch der Tag, an dem ich meinen Führerschein bekam. Das waren echte Glückstage.
     Doch im Grunde genommen ist jeder normale Tag, an dem es mir im Großen und Ganzen gut geht, ein Glückstag. Das können mir Milliarden Menschen auf der Erde bestätigen, die froh wären, könnten sie solche Glückstage erleben.
     Und die Unglückstage? Ja, die gibt's natürlich auch. Aber sie sind viel seltener als diese „normalen“ Glückstage. Ich will auch gar nicht so viel über sie nachdenken. Ich bin froh, wenn ich sie vergessen kann und sie mein Leben nicht weiter überschatten.
     Die heutige Losung sagt, dass beide, Glückstage und Unglückstage, mit Gott zu tun haben, und dass ich nicht weiß, was noch alles auf mich zukommt. Warum das so ist, weiß ich nicht. Es hilft mir auch nicht viel, das zu wissen. Aber mir hilft, was Paulus im Lehrtext schreibt, dass ich mit Glück wie mit Unglück zurechtkommen kann, weil mir der Herr die Kraft dazu gibt. 

Gebet
Herr, schicke, was du willst,
Ein Liebes oder Leides;
Ich bin vergnügt, dass beides
Aus deinen Händen quillt.

Wollest mit Freuden
Und wollest mit Leiden
Mich nicht überschütten!
Doch in der Mitten
Liegt holdes Bescheiden.
Eduard Mörike (1804 - 1875)
Herzliche Grüße, Hans Löhr 

Montag, 17. April 2017

Auferstehung mitten im Leben hl

LosungWo ist jemand, wenn er fällt, der nicht gern wieder aufstünde? Wo ist jemand, wenn er irregeht, der nicht gern wieder zurechtkäme? Jeremia 8,4 

LehrtextSpricht Jesus zum dritten Mal zu Petrus: Simon, Sohn des Johannes, hast du mich lieb? Petrus wurde traurig, weil er zum dritten Mal zu ihm sagte: Hast du mich lieb?, und sprach zu ihm: Herr, du weißt alle Dinge, du weißt, dass ich dich lieb habe. Spricht Jesus zu ihm: Weide meine Schafe! Johannes 21,17 

Liebe Leserin, lieber Leser,

die Losung heute ist keine echte, sondern eine sogenannte rhetorische Frage, bei der die Antwort bereits feststeht. Jeder steht gerne wieder auf nachdem er hingefallen ist. Jeder findet sich gerne wieder zurecht, nachdem er sich vergaloppiert hat.
     Es ist der Glaube an Gott, so die Bibel, der einem hilft, wieder auf die Beine zu kommen sowohl wortwörtlich, wenn du krank darniederliegst und seelische Kraft brauchst, deine Depression, deine Enttäuschung, deine Mutlosigkeit zu überwinden. Denn wer sich selbst aufgegeben hat, kommt nicht mehr hoch. Du brauchst Zuversicht, Ermutigung und die innere Kraft zu kämpfen, um wieder auf die Beine zu kommen. Gerade in einer schweren Krankheit müssen Körper und Seele zusammenarbeiten, unterstützt von Menschen, die die richtigen Therapien kennen, unterstützt von deinem Glauben an Gott.. 
     Aber der Glaube hilft dir auch, wenn du im übertragenen Sinn eine schwere Niederlage erlitten hast, niedergeschlagen bist und verzweifelt. Das behaupte ich nicht nur so, dass habe ich selbst so erlebt und weiß es von vielen, denen es genauso geht, die sich an Gott wieder aufgerichtet haben und von Gott wieder aufgerichtet worden sind. Es braucht nicht nur die Auferstehung nach dem Tod, sondern auch die mitten in diesem Leben und zwar immer wieder.
     Petrus war auch am Ende, nachdem er Jesus aus Feigheit dreimal verleugnet hatte. Er war am Boden zerstört und konnte nicht mehr glauben, dass in seinem Leben jemals wieder etwas gut werden würde. Doch es ist nicht bei jener verhängnisvollen Nacht auf Karfreitag geblieben. Denn Jesus ist nicht nur für ihn und sein Versagen gestorben, sondern auch für ihn und seinen Lebensmut auferstanden.
     Und was aus dieser Geschichte auch dich und mich ermutigen kann, ist, dass er auch einen Versager wie Petrus nicht links liegen lässt. Er gibt ihm ihm eine neue Chance und traut ihm zu, künftig verantwortlich zu handeln (Lehrtext). Und was er für Petrus getan hat, das kann er auch für uns tun.
     Dreimal hat Jesus den Petrus gefragt, ob er ihn liebt. Und dreimal hat Petrus ja gesagt. Und mit jedem Ja hat Petrus eine frühere Verleugnung „ausradiert“. Es ist die Liebe, die eine neue Chance gibt. Sie hilft, wieder zurechtzukommen, wenn man irregegangen ist (Losung). 

Gebet: Herr, solange ich auf dich vertraue, ist noch nichts verloren, gibt's eine neue Chance für mich, lohnt es sich zu kämpfen und zu hoffen. Stärke mich in diesem Vertrauen und alle, die es jetzt nötig haben. Amen

Herzliche Grüße 

Hans Löhr

Sonntag, 16. April 2017

Es geht weiter (Osterpredigt 2017) hl

Liebe Freunde,

ich möchte heute, am Ostermorgen, zu euch davon sprechen, dass mit dem Tod nicht alles aus ist. Es geht weiter! Das ist die gute Nachricht. Es geht weiter, weil Jesus weitergegangen ist. Er ist, wie wir gehört haben, nicht im Grab liegen geblieben. Er ist auferstanden. Er lebt. Mit ihm wirst auch du leben, auch wenn du stirbst. So sagt es der Evangelist Johannes. So können wir es glauben. Und darum sage ich: Es wird auch mit dir weiter gehen. Deine Lebensreise endet nicht mit dem Tod. Ich kann das sagen, weil du Gottes persönliches Eigentum bist. Er, der Ewige und Allmächtige, hat dich gemacht. Du gehörst ihm. Er vergisst dich nicht. Ja, das glaube ich.
In der Bibel sagt Gott: »Bringt eine Mutter es fertig, ihr kleines Kind zu vergessen? Hat sie nicht Mitleid mit ihrem Kind, das sie in ihrem Leib getragen hat? Und selbst wenn sie es vergessen könnte, ich, dein Gott, vergesse dich nicht!« (Jesaja 49,15). Zu wem das gesagt ist? Zu dir. Zu wem denn sonst. Du bist Gottes Augapfel, sein Augenstern. Er vergisst dich nicht.
Als meine Kinder noch klein waren, sagte ich ihnen manchmal vor dem Einschlafen ins Ohr: "Du bist mein größter Schatz. Um nichts in der Welt werde ich dich hergeben." "Auch nicht für 1000 €? fragte dann meine Tochter. "Nein, auch nicht für 1000 x 1000 Euro." "Auch nicht für alles Gold und alle Schätze der Welt?" „Nein auch dafür nicht. Und ich werde dich auch niemals gegen ein anderes Kind eintauschen. Und wenn alle Kinder der Welt von mir stünden und ich dürfte mir eins aussuchen, dann würde ich mir dich aussuchen." "Und meinen Bruder auch?" "Ja, den auch."
Wie viel mehr als meine Wort gilt erst Gottes Wort! Er hat seinen Sohn Jesus nicht hergegeben und er wird auch dich nicht hergeben. Auch du bist sein Kind! Durch die Taufe gehörst du untrennbar zu ihm.
Du sagst vielleicht: "Ich glaube schon an Gott, trotzdem habe ich Angst vor dem Sterben und davor, dass die sterben, die ich liebe." Ja, so geht es mir auch. Der Tod ist eine schreckliche Vorstellung und macht wohl den meisten Angst. Aber dann höre ich inmitten meiner Angst solche Worte von Gott wie: »Fürchte dich nicht, ich habe dich erlöst; ich habe dich bei deinem Namen gerufen, du gehörst mir!«
Auch wenn ich das höre oder lese sind Angst und Trauer nicht gleich verschwunden. Aber sie haben nicht mehr die Wucht. Ihre Macht ist gebrochen, weil sich eine andere Macht zu Wort meldet, der Allmächtige. Sein Wort sagt mir: "Traue deinen Augen nicht! Sarg und Grab sind nicht das Ende. Glaube mir, es geht weiter. Ergreife die Hand Jesu. Er ist durch den Tod gegangen. Er nimmt auch dich mit."
Nicht umsonst ist dieses Lied an den Sterbebetten und Gräbern so beliebt, wenn wir singen:
"So nimm denn meine Hände
und führe mich
bis an mein selig Ende
und - ewiglich.
Ich mag allein nicht gehen,
nicht einen Schritt!
Wo du wirst gehen und stehen,
da nimm mich mit!
Die Nachricht dieses Ostertages ist: »Der Herr ist auferstanden. Er ist wahrhaftig auferstanden. Gelobt sei Gott!« Das ist die gute Nachricht für dich. Jesus ist ja nicht für sich auferstanden, sondern für dich. Am Karfreitag schien er noch der große Verlierer gewesen zu sein. Seit Ostern ist er der große Sieger, der deinen schlimmsten Feind, den Tod bezwungen hat.
Ich weiß, manchmal bleiben einem solche Worte im Hals stecken. Manchmal kann man nicht mehr glauben. Dann sind andere für dich da, die für dich mitglauben bis auch du, vielleicht unter Tränen und aller Trauer und allem Schmerz zum Trotz wieder glauben und sagen kannst: „Herr, du bleibst bei mir in Freude und Leid, im Leben und im Sterben. Und ich bleibe bei dir für immer.
Nein, der Tod ist nicht das Letzte, sondern nur das Vorletzte. Er ist nicht die Endstation, sondern die Zwischenstation auf dem Weg aus diesem Leben in jenes Leben.
Wenn wir in diesen Tagen die Zeitung aufschlagen oder Nachrichten sehen und hören, dann kann man den Eindruck haben, als sei immer nur noch Karfreitag in dieser Welt. Ja, es war schon lange nicht mehr so bedrohlich wie zur Zeit. Da ist der Anschlag auf den Mannschaftsbus von Borussia Dortmund. Auch das Attentat von Stockholm ist erst ein paar Tage alt. Ähnliches gilt für die Giftgasattacke in Syrien sowie für den Raketenangriff der Amerikaner. Und im fernen Osten nähert sich eine Flugzeugträgergruppe der US-Marine Nordkorea, das von einem Tyrannen mit psychischen Problemen beherrscht wird. Vermutlich hat der Tyrann Atomwaffen. Ob es der unberechenbare Präsident Trump auf einen Schlagabtausch ankommen lässt, weiß man nicht. In der Türkei wütet ein ebenso unberechenbarer Präsident. An der Grenze zu Russland marschiert unter Führung der USA die NATO auf, übt den Ernstfall und provoziert den reizbaren Putin. Im Mittelmeer ertrinken weiterhin Flüchtlinge. Und ständig kreisen die amerikanischen Kampfhubschrauber über uns und machen deutlich, wer in Deutschland, wer in der Welt das Sagen hat.
Ja, schaue ich auf diese Welt, so ist immerzu Karfreitag. Aber wir sind heute hier, um auf Gott zu schauen - und dann wird es Ostern. Dann geht die Sonne auf und der Glaube macht uns gewiss, dass es nicht Karfreitag bleibt. Es geht weiter. Es kommt der Ostermorgen. Jesus steht von den Toten auf und mit ihm meine Hoffnung. Die Finsternis hat nicht das letzte Wort. Gottes Licht setzt sich durch. Ich lasse mich von den Karfreitagsmächten nicht einschüchtern. Ich schaue auf Gott und sage: Der Herr ist auferstanden. Du, ich, wir alle haben Zukunft. Es geht weiter.
Bei einer Konfirmanden-Taufe habe ich einmal aus Papier einen langen Eisenbahnzug ausgeschnitten mit einer Lok und vielen Waggons und an die Wand geklebt. Auf der Lokomotive war ein großes Kreuz aufgemalt, das Zeichen von Jesus. Der Zug fuhr durch einen Tunnel. Die Lokomotive und etliche Wagen waren schon durch. Einige befanden sich im Tunnel, andere waren noch davor.
Auf den Wagen vor dem Tunnel standen mein Name und die Namen der Konfirmanden. Auch wir waren angehängt an dem langen Jesus-Zug. Und dann habe ich einen weiteren Wagen angehängt mit dem Namen des Mädchens, das getauft wurde, und gesagt: Jetzt hängst auch du an dieser Lok. Jetzt bist auch du ein Anhänger Jesu. Seine Kraft zieht dich durchs Leben, über Berg und Tal, und einmal auch durch den schwarzen Tunnel des Todes.
So gewiss eine Lokomotive auch die Wagen durch den Tunnel ziehen wird, die noch davor sind, so wird Jesus auch uns sicher durch den Tod hindurchziehen. Er ist schon auf der anderen Seite und einmal werden auch wir dort sein, denn wir hängen an ihm mit Leib und Seele. Nein, mit dem Tod ist nicht alles aus. Seit Ostern geht es weiter! Amen

Woran willst du zweifeln? (Osternachtansprache) hl

Guten Morgen, ihr Freunde der Osternacht,

schön, dass sich jedes Jahr aufs Neue so viele zu so früher Stunde aufmachen, um die Osternacht zu feiern. Ja, dieser Gottesdienst hat etwas. Er ist ein besonderes Erlebnis und dann gibt es ja noch anschließend das leckere Osterfrühstück.
Aber jetzt einmal Hand aufs Herz: glaubst du eigentlich, was wir in der Osternacht feiern? Glaubst du dass Jesus auferstanden ist von den Toten und auch du einmal auferstehen wirst ins ewige Leben?
Wir haben das schon zahllose Male im Glaubensbekenntnis so gesagt. Aber ob wir das, was wir sagen, auch glauben, steht auf einem anderen Blatt.
Viele, sehr viele in unserem Land, ja sogar in unserer Kirche glauben das nicht. Sie zweifeln an der Auferstehung. Ich kann das gut verstehen. Spricht doch eigentlich unsere ganze Erfahrung, spricht doch unser Verstand und unsere Vernunft dagegen. Aber wenn wir nur das für wahr hielten, was wir im wahrsten Sinn des Wortes begreifen können, bräuchten wir sowieso nicht zu glauben.
Was wäre dann zum Beispiel mit der Liebe? Können wir die begreifen? Können wir die beweisen? Dass mich ein anderer liebt, kann er mir nicht beweisen. Das muss ich ihm glauben.
Und so gibt es noch viel mehr Dinge, die ich nicht beweisen, sondern nur glauben kann. Ob das mit der Auferstehung auch so ist?
Ich mache dir heute Morgen einen Vorschlag und frage dich: was ist dir lieber, zweifelst du lieber am ewigen Tod oder zweifelst du lieber an der Auferstehung zum ewigen Leben? Jeder kann sich das aussuchen, woran er zweifeln möchte. Ich für meinen Teil habe mich entschieden, am Tod zu zweifeln und dem Leben zu vertrauen. Mir gefällt das besser als andersherum. Aber ich zweifle nicht am Tod, weil ich gute Gründe dafür hätte, sondern weil ich an Gott glaube, der das Leben gibt und nimmt und das, was er geschaffen hat, zu einem guten Ende bringt. Ja, das glaube ich.
Und darum heißt Ostern für mich: Ich glaube nicht an die Finsternis sondern ans Licht. Nicht an die Gleichgültigkeit, sondern an die Liebe. Nicht an die Gewalt, sondern an die Sanftmut. Nicht an den Geiz, sondern an die Großzügigkeit. Nicht an den Streit, sondern an die Versöhnung. Nicht an die Hartherzigkeit, sondern an die Barmherzigkeit. Nicht an den Krieg, sondern an den Frieden. Ich glaube nicht an den Tod, sondern an das Leben. Ich glaube nicht an den Untergang, sondern an die Auferstehung. Ich glaube nicht an mich, sondern an Gott.
Damit geht es mir besser als andersherum. Dieser Glaube macht mich zuversichtlich trotz aller schlechten Nachrichten, die wir Tag für Tag hören.

Seit Jahrhunderten wird die Auferstehung ins ewige Leben mit einer Geburt verglichen. Ich habe mir dazu eine kleine Geschichte ausgedacht, die ich zum Schluss vortragen möchte. Sie heißt: „Das Gespräch der Zwillinge im Mutterleib“
Da sagt der Zwilling Ben zum Zwilling Tim: „Ziemlich eng hier. Findest du nicht auch?“
Tim: „Ja, Zeit, dass wir endlich rauskommen.“ 
Ben: "Raus? Meinst du, es gibt überhaupt ein Draußen, oder ist das, was hier ist, alles was ist?"
Tim: "Ja, ich glaube, es gibt eins."
Ben: "Ha, glauben! Glauben heißt nicht wissen. Ich glaube es nicht. Schließlich ist noch niemand von da draußen zu uns gekommen."
Tim:  "Aber warum soll es das Draußen nicht geben? Wenn es ein Hier gibt, gibt's auch ein Dort und wenn es ein Jetzt gibt, gibt's auch ein Dann. Und wenn’s ein Drinnen gibt, gibt’s auch ein Draußen."
Ben: "Was du nicht sagst. Das klingt mir zu kompliziert. Ich will dich etwas anderes fragen: Gibt es so etwas wie eine Mutter?"
Tim: "Du stellst vielleicht Fragen! Warum soll es die Mutter nicht geben?"
Ben: "Warum? Weil sie noch keiner von uns gesehen hat, ist doch ganz einfach!"
Tim: "Ja, aber wenn es die Mutter nicht gäbe, was hält uns dann am Leben, was nährt uns und trägt uns?"
Ben: "Was weiß ich? Es ist halt so, wie es ist."
Tim: "Dann freust Du Dich gar nicht, auf die Welt zu kommen und deine Mutter zu sehen?"
Ben: "Ich mich freuen? Wieso denn, wenn´s doch gar kein Draußen und keine Welt und keine Mutter gibt!"
HL Drei Tage später werden beide geboren. Die Geburt ist wie ein Schock. Sie müssen ihr vertrautes Zuhause verlassen und werden durch einen engen Kanal ins Freie gepresst. Sie meinen schon, das sei das Ende. Aber es ist der Beginn des Lebens in den Armen ihrer Mutter. Und der eine Zwilling sagt zum anderen:
Ben: "Wahnsinn, was es nicht alles gibt!"

Amen

Samstag, 15. April 2017

geschafft oder geschenkt? hl

LosungGedenke an den HERRN, deinen Gott; denn er ist's, der dir Kräfte gibt, all diesen Reichtum zu erwerben! 5.Mose 8,18 

LehrtextAls Jesus seine Mutter sah und bei ihr den Jünger, den er lieb hatte, spricht er zu seiner Mutter: Frau, siehe, das ist dein Sohn! Danach spricht er zu dem Jünger: Siehe, das ist deine Mutter! Und von der Stunde an nahm sie der Jünger zu sich. Johannes 19,26-27 

Liebe Leserin, lieber Leser,

„Schaut nur her, was ich alles aus eigener Kraft geschafft habe: Hier ist mein Haus, hier mein SUV. Hier mein Swimmingpool, meine Sauna. Hier die Fotos vom letzten Urlaub in der Südsee. Und hier der Mitgliedsausweis für den Golfclub. Tja, das alles kann ich mir eben leisten, denn ich bin ein toller Hecht, ich bin clever und schlau und weiß, wie man zu Geld kommt.“ 
     Von den Bankkrediten, mit denen vieles finanziert wird und die ihn bisweilen nachts nicht schlafen lassen, spricht er lieber nicht. Auch nicht von den Gedanken, die ihm dann durch den Kopf gehen: Hoffentlich kommt nichts dazwischen. Hoffentlich behalte ich meinen gut bezahlten Job, mein Geschäft, meinen Hof … Hoffentlich bleibe ich stark und gesund und falle nicht aus. Das wäre erst eine Katastrophe! Hoffentlich hält das dünne Eis, auf dem ich lebe.“
     Die Bibel sagt dazu mit dem heutigen Losungswort in einer neuen Übersetzung: Wenn dieses Gute nun kommt, sagt nicht: »Das haben wir aus eigener Kraft geschafft, es ist unsere Leistung!« Denkt vielmehr an den HERRN, euren Gott, von dem ihr die Kraft bekommen habt, all diesen Reichtum zu erwerben!
     Vielleicht würde mancher besser schlafen, wenn er darauf vertrauen könnte, dass seine Gesundheit und Kraft von Gott kommt. Vielleicht würde er dann auch etwas besonnener mit seinen Kräften haushalten und sich gut überlegen, was er für sich und seine Familie tatsächlich braucht. Dann müsste er vor anderen nicht den Erfolgreichen spielen und den starken Max markieren, hinter dessen Fassade die Angst lauert. Vielleicht müsste er dann auch nicht überheblich sein, sondern könnte dankbar sein für das, was genügt. Vielleicht. 

Gebet: Herr, was für ein Geschenk, dass ich in dieser Zeit und in diesem Land leben kann, in dem ich so viele Möglichkeiten habe. Wo es einfacher ist, Geld zu verdienen und im Wohlstand zu leben als anderswo. Wie gut, dass ich nicht meine Heimat und meine Familie verlassen muss, um in der Fremde so viel zu verdienen, dass wir am Leben bleiben können. Wenn ich darüber nachdenke, weiß ich, was mir von dir alles geschenkt ist. Ich danke dir dafür und will darüber die nicht vergessen, die meine Unterstützung brauchen. Amen

Herzliche Grüße 

Hans Löhr

Freitag, 14. April 2017

Wo das Glaubensfundament gelegt wird hl

LosungDenk an deinen Schöpfer in deiner Jugend, ehe die bösen Tage kommen und die Jahre sich nahen, da du wirst sagen: »Sie gefallen mir nicht.« Prediger 12,1 

LehrtextEiner der Übeltäter sprach: Jesus, gedenke an mich, wenn du in dein Reich kommst! Lukas 23,42 

Liebe Leserin, lieber Leser,

die heutige Losung ist so etwas wie ein Sinnspruch. Sie will uns darauf aufmerksam machen, dass das Fundament des Glaubens in der Kindheit, spätestens in der Jugend gelegt werden muss, um für das spätere Leben, um besonders in schweren Zeiten tragfähig zu sein.Sie bestätigt neuere Untersuchungen, denen zufolge der Glaube am ehesten bis zum 13. Lebensjahr angenommen wird und dann auch das weitere Leben bestimmt. Danach wird es vor allem für Männer sehr schwer, einen Zugang zum Glauben zu finden. 
     Nicht zuletzt deswegen legen wir in unserer Gemeinde  großen Wert auf die Arbeit mit Kindern und Jugendlichen. Wir sind froh und dankbar, dass es uns gelungen ist, im Laufe der Jahre eine größere Zahl von ihnen für unsere Angebote zu gewinnen. Das haben wir in erster Linie den vielen Ehrenamtlichen zu verdanken, die sich in diesem Arbeitsfeld engagieren. 
     Aber entscheidend ist nicht, was eine Gemeinde für Kinder und Jugendliche leistet. Entscheidend ist das Elternhaus. Da werden Kinder für ihr Leben geprägt. Ob sich viele Eltern dessen bewusst sind, welch Verantwortung sie gerade auch für den lebenslangen Glauben ihrer Kinder haben?
     Einmal kommen für einen jeden von uns böse Tage, von denen wir sagen werden: »Sie gefallen mir nicht.« Aber das ändert nichts, ob sie uns gefallen oder nicht. Auch diese Tage wollen gelebt und ertragen sein. Gut, wenn ich dann nicht allein bin, sondern Gott mir zur Seite steht und tragen hilft. Ich verlasse mich darauf, dass er mich nicht vergisst, sondern an mich denkt gerade dann, wenn ich ihn besonders brauche (Lehrtext).

Gebet: Ja Herr, ich denke an dich, weil du auch an mich denkst. Ich bin froh, dass ich von Kindesbeinen an gelernt habe, zu glauben. Und wenn mein Glaube auch im Lauf des Lebens schwankte, so hast du ihn doch festgehalten, damit der nicht kippt und ich mit ihm. Stärke mich auch weiter im Glauben, damit ich gerade in schweren Zeiten daraus Kraft und Zuversicht gewinne. Amen

Herzliche Grüße 

Hans Löhr