Losung: Siehe, ich habe dich geprüft im Glutofen des Elends. Jesaja 48,10
Lehrtext: Paulus schreibt: Wir, die wir leben, werden immerdar in den Tod gegeben um Jesu willen, auf dass auch das Leben Jesu offenbar werde an unserm sterblichen Fleisch. 2.Korinther 4,11
Liebe Leserin, lieber Leser,
der "Glutofen des Elends" - was für ein Ausdruck! - hat Räder. Er fährt bald hierhin, bald dorthin. Im zweiten Weltkrieg stand er in Europa und Ostasien. Zur Zeit steht er in Syrien und im Südsudan.
Nein, ich frage jetzt einmal nicht danach, wer Schuld hat an all den Kriegsgreuel. Nur soviel, es sind Menschen und nicht Gott, die diesen Ofen mit ihrer Habgier, Machtgier, Raubgier und Mordlust befeuern. Ich stellte nur fest: Der "Glutofen des Elends" hat Räder. Er verbrennt unterschiedslos Schuldige und Unschuldige. Er ist seit 70 Jahren an unserem Land vorbeigerollt, doch er fährt nach wie vor durch die Welt, und niemand weiß wohin...
Ist es Gott, der in ihm prüft, was unser Glaube wert ist? Manche meinen so und berufen sich auf die heutige Losung. Feststeht, den Glutofen gibt es. Und da nichts ohne Gottes Willen geschieht, hat auch dieser Elendsofen irgendwie mit ihm zu tun.
Aber ich werde nicht über das Elend anderer spekulieren und mich zum Gaffer an der Ofentür machen. Ich denke dabei an das Kreuz, den Glutofen, in dem Jesus war. Er hat auch da die Liebe zu den Menschen nicht verraten. Wenn man das überhaupt so sagen will, dann wurde darin seine Treue zu uns Menschen auf die Probe gestellt, weil wir mit unserer sowieso nicht bestehen könnten. Er weiß, was Leid, er weiß, was Elend ist. Darum sind die Elenden auch im "Ofen" von ihm nicht vergessenen. Ja, das glaube ich, obschon ich nicht wissen kann, was ich da schreibe. Wer kann da schon wissen, der selbst noch nie in einem solchen Ofen war?
Und noch mehr glaube ich, was Martin Luther aufgrund seines Bibelstudiums sagte: "Gott ist ein glühender Backofen voll Liebe von der Erde bis zum Himmel", nicht um zu verbrennen, sondern um das Eis auf den Menschenherzen zu schmelzen. Nicht das Leid, sondern Gottes Liebe siegt, nicht das Elend, sondern die Herrlichkeit. Das gilt auch für das persönliche Leid, das an keinem vorübergeht. Wäre es anders, wie dürfte ich da glauben?
Paulus erwähnt im Lehrtext seinen Feuerofen. Doch darin hat er nur umso mehr an seinem Glauben festgehalten, weil er überzeugt war: So wie mein Leid mich mit Jesu Leiden verbindet, so verbindet mich seine Auferstehung mit seiner Herrlichkeit.
Ob das tröstet? Zumindest ist es ein Versuch, auch dem Leiden einen Sinn abzugewinnen und den Glauben zu retten.
Gebet: Herr, gerade in Elend und Leid musst du meine Rettung sein. Gerade dann musst du meinen Glauben stärken. Ich denke vor dir an das namenlose Leid so vieler Menschen und bitte: Herr, erbarme dich! Lass mein Gebet und meine bescheidene Hilfe ein Tropfen auf den Stein in diesem Glutofen sein. Amen
Herzliche Grüße, Hans Löhr
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