Samstag, 31. Dezember 2022

Der Weg ist das Ziel Silvesterpredigt 2022 hl

»Siehe, Finsternis bedeckt das Erdreich und Dunkel die Völker; aber über dir geht auf der Herr, und seine Herrlichkeit erscheint über dir.« Jesaja 60,1

Liebe Freunde,
jetzt gehen sie wieder um, gehen von Haus zu Haus, die Sternsinger. Sie sammeln für einen guten Zweck und schreiben mit Kreide C + M + B 2023 über die Tür. Was die Buchstaben bedeuten? Viele meinen, C heiße Caspar, M Melchior und B Balthasar. Doch eigentlich heißt diese Abkürzung „Christus Mansionem Benedicat“ - Christus segne dieses Haus. Doch er segnet nicht Steine und Dachziegel, sondern die Menschen, die in diesem Haus wohnen. Und dann singen die Sternsinger vielleicht ein Lied und sagen noch ein Gedicht auf. Die vom Nachbarort schließen ihr Gedicht seit Jahren mit der Zeile: »Wir wünschen euch ein gutes Jahr /ein besseres als das alte war.«

Früher habe ich mir dabei immer gedacht: naja, so schlecht war das alte auch wieder nicht. Und wenn das neue ebenso so wird, wenn meine Familie und ich, wie bisher, ohne Unglücksfälle und schwere Krankheiten hindurchkommen, bin ich zufrieden. Dieses Mal ist es anders. Der Wind hat sich gedreht und bläst uns allen kalt ins Gesicht. 2022 hatten wir noch immer mit der Corona-Pandemie zu kämpfen, sind noch viele krank geworden und nicht wenige gestorben. Zusätzlich beherrscht seit Februar der Krieg in der Ukraine die Schlagzeilen und macht uns Sorgen. Und da unsere Regierung die Ukraine mit Geld und Waffen unterstützt, hat Russland den Gashahn zugedreht und die Öllieferungen eingestellt. Die Folgen spüren wir alle: rasant gestiegene Energiepreise und eine Teuerung auf fast allen Gebieten. Wie immer sind es vor allem die mit den geringen Einkommen und Renten, die an den Beschlüssen der Regierung zu tragen haben.

Dieses Mal scheint auch auf unsere Zeit zuzutreffen, was der Prophet Jesaja vor 2800 Jahren gesagt hat: »Siehe, Finsternis bedeckt das Erdreich und Dunkel die Völker." Ja, so war es schon oft in der Geschichte. Fast möchte man sagen, das ist normal.  Doch das Wort Jesajas geht noch weiter. Er sagt: »Aber über dir geht auf der Herr, und seine Herrlichkeit erscheint über dir.« (Jesaja 60,1) Was für eine Ermutigung für 2023! Und so wünsche ich mir diesmal für das neue Jahr, dass es in der Tat besser wird als das alte war, und die Dunkelheit wieder schwindet. Doch ob es so wird? Wünschen kann ich mir das. Was aber kommt, weiß Gott allein.

Wie also sollen wir in dieses neue Jahr gehen? Ängstlich, mit eingezogenem Kopf, zögernden Schritts und misstrauischen Blicken? Oder können wir als Christen erhobenen Hauptes und zuversichtlich in die Zukunft gehen?

Das alte Jahr wirft auch auf das neue seine Schatten voraus. Möglich, dass es noch düsterer wird. Aber ebenso möglich, dass es sich wieder aufhellt. Und das gilt nicht nur für die politischen und wirtschaftlichen Verhältnisse. Das gilt auch für jeden von uns persönlich. Falls du krank bist, wirst du 2023 
vielleicht wieder gesund. Oder umgekehrt, der Schatten einer Krankheit legt sich auf dich. In beiden Fällen geht es darum, dass man Schritt für Schritt durch die Zeit geht, die vor einem liegt. Jeder einzelne Tag des neuen Jahres ist eine eigene Herausforderung. Jeder einzelne Tag will bewältigt werden.

Leben wie Beppo arbeitet

Und das geht am besten so, wie es Beppo, der Straßenkehrer, aus dem Roman „Momo“ einst gemacht hat. Wenn er eine lange Straße zu kehren hatte, ließ er sich nicht von der großen Arbeit entmutigen. Er begann einfach mit dem ersten Schritt, machte einen Atemzug und mit dem Besen einen Strich. Dann wieder von vorn: Schritt, Atemzug, Besenstrich. Manchmal legte er eine kleine Pause ein. Dann ging es wieder weiter. Er dachte nicht daran, wie lang die Straße ist, wie lang er braucht, ob viel oder wenig Schmutz herumliegt, ob es nass oder trocken ist, kalt oder heiß. Er arbeitete immer nach demselben Muster: Schritt, Atemzug, Besenstrich. Und auf einmal war er fertig, ohne dass er in Stress geraten war und sich verausgabt hatte.

Ich meine, die Arbeitsweise von Beppo Straßenkehrer wäre nicht schlecht, um so jeden der 365 Tage, die vor uns liegen, anzugehen: ruhig aber stetig seine Arbeit tun bis der Tag vorbei ist. Und wenn du zurückschaust, wunderst du dich, was du alles geschafft hast. Wenn du aber auf die Mühen schaust, die
in einem ganzen Jahr auf dich warten, dann wachsen sie zu einem riesigen Berg. So wie Beppo arbeitet, so kann man auch seine Hausarbeit, eine Trauerzeit oder andere Krisenzeiten hinter sich bringen. Entscheidend ist, dass ich immer den jeweiligen Tag überstehe und mich nicht entmutigen lasse, wenn es nur langsam vorangeht.

Das alles gilt gerade dann, wenn es persönlich schwierig wird oder die weltweiten Probleme zunehmen. Klagen und schimpfen hilft nicht. Im Gegenteil. Stattdessen will ich tun, was ich tun kann, Tag für Tag. Der Weg ist das Ziel. Diese Einsicht gilt für ein ganzes Menschenleben. Ob ich in der Zukunft an ein bestimmtes Ziel gelangen werde, wie kann ich das wissen? Umso mehr kommt es darauf an, dass ich Schritt für Schritt in der richtigen Richtung unterwegs bin und heute meine Leben lebe so gut ich kann.

Alles hat seine Zeit

Doch etwas Entscheidendes kommt noch hinzu. Ich bin bei alledem nicht allein. Auch wenn es noch dunkler werden sollte in dieser Welt, auch wenn sich Schatten auf mein Leben legen sollten, so gilt doch der Zuspruch aus dem Bibelwort für diese Predigt: »aber über dir geht auf der Herr, und seine Herrlichkeit erscheint über dir. (Jesaja 60,1)« Jetzt schon scheint sie über deinen dunklen Sorgenwolken. Doch du brauchst Geduld, bis diese sich verzogen haben. »Alles hat seine Zeit«, heißt es in der Bibel, »Geboren werden hat seine Zeit, sterben hat seine Zeit; pflanzen hat seine Zeit und ernten; weinen hat seine Zeit, und lachen; schweigen und reden; lieben und hassen hat seine Zeit; auch der Krieg und der Friede hat seine Zeit.« (Prediger 3,1-8)

Wir beide, du und ich, wir brauchen Geduld, jeder auf seine Weise. Manches können wir ändern, manches müssen wir hinnehmen. Für beides brauchen wir Kraft. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass mir diese Kraft immer wieder aus dem Glauben zugewachsen ist. Doch meine wichtigste Erfahrung war und ist, dass ich meinen Weg nicht allein gehe, erst recht nicht, wenn die Zukunft in Finsternis liegt und die Aussichten auf bessere Zeiten schlecht sind. Denn ich verlasse mich darauf, dass gilt, was der Psalm 23 sagt: »Und ob ich schon wanderte im finsteren Tal, fürchte ich kein Unglück; denn du bist bei mir.« In diesem Gottvertrauen will ich heute Nacht erhobenen Hauptes aus dem alten in das neue Jahr hinübergehen. Und du kannst es mir gleichtun; denn Gott geht mit. Amen

Gebet: Gib mir Kraft für diesen Tag! / Herr, ich bitte nur für diesen, /
dass mir werde zugewiesen, / was ich heute brauchen mag. /
Jeder Tag hat seine Last, / jeder Tag bringt neue Sorgen, /
und ich weiß nicht, was für morgen / Du mir, Herr, beschieden hast. /
Aber eines weiß ich fest, / dass mein Gott, der seine Treue /
täglich mir erwies aufs Neue, / sich auch morgen finden lässt.
Und so will ich meine Bahn / ohne Sorgen weiterschreiten. / 
Du wirst Schritt für Schritt mich leiten, / bis der letzte Schritt getan. Amen
(Edith Stein)

Gottes Segen zum neuen Jahr und herzliche Grüße!

Ihr / dein Hans Löhr                                                                         

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1728 erschien in Herrnhut die erste Tageslosung, ein Bibelwort aus dem Alten Testament, das für jeden Tag des Jahres ausgelost wird. Dazu wird der Lehrtext, ein passendes Bibelwort aus dem Neuen Testament, ausgesucht. Inzwischen erscheinen die täglichen „Losungen“ in etwa 50 Sprachen.
Ich lege Losung und Lehrtext aus, weil einer Untersuchung zufolge das Nachdenken über Bibelworte den Glauben am stärksten wachsen lässt. 
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Freitag, 30. Dezember 2022

Gottes Gebote verstehen hl

Losung: Sechs Tage sollst du arbeiten und alle deine Werke tun. Aber am siebenten Tage ist der Sabbat des HERRN, deines Gottes. Da sollst du keine Arbeit tun. 2.Mose 20,9.10 

Lehrtext: Der Sabbat ist um des Menschen willen gemacht. Markus 2,27 

Liebe Leserin, lieber Leser,

Jesus bringt es auf den Punkt: Gottes Gebote sind Angebote für uns. Sie sollen uns helfen zu einem guten Leben und Zusammenleben. Um es noch einmal zuzuspitzen: Es geht nicht darum, Gott einen Gefallen zu tun, in dem ich mich an die Gebote halte. Ich kann damit mir einen Gefallen tun. Und darum sind seine Gebote kein Zwang, wie es auch in der Bibel, vor allem im Alten Testament immer wieder den Anschein hat, sondern ein Weg, der Weg zum Leben.

Not bricht Gebot – gilt auch in diesem Fall. Als Jesus und seine Jünger Hunger hatten, rissen sie am Sabbat Getreideähren aus und aßen sie (Lehrtext). In den Augen der Gesetzeslehrer und Superfrommen war das Arbeit und darum ein grober Verstoß gegen das Sabbatgebot. Sie glauben bis heute, dass man von den Gläubigen die strikte Befolgung der Gebote ohne Wenn und Aber einfordern müsse. Was aber religiöse Fundamentalisten und Fanatiker anrichten, wenn sie im Staat an die Macht gekommen sind wie im Iran und jetzt in Israel, zeigen die Nachrichten.

Was für die Gebote gilt, gilt für den Glauben insgesamt: Gott ist in erster Linie für die Menschen da und nicht die Menschen für Gott. Nicht ich muss ihn lieben, sondern er liebt mich bedingungslos, weil das mein Leben zum Guten verändert. Weil das meine Seele heilt, die oft leidet unter meinen Unzulänglichkeiten und dem Streit der Welt.

Feindesliebe, das wichtigste und am meisten missachtete Gebot Jesu

Ja, ich achte auf seine Gebote und versuche mich daran zu halten. Immer gelingt mir das nicht. Wer zum Beispiel könnte schon von sich behaupten, dass er das wichtigste Gebot in der Bibel voll und ganz erfüllt? Oder liebst du deine Feinde ohne Unterschied? Und doch ist es gerade dieses Gebot Jesu, das uns Menschen davor bewahren könnte, einander an die Gurgel zu gehen und uns gegenseitig das Leben zur Hölle zu machen. Stattdessen geht das Kämpfen und Leiden, Morden und Sterben weiter. Aber wer in der Politik und in den Medien, wer in der Bevölkerung, wer in der Kirche und in den Glaubensgemeinschaften interessiert sich schon für Feindesliebe?

Was das erste Gebot betrifft »Ich bin der Herr dein Gott, du sollst keine anderen Götter haben neben mir!«, kann ich nur von Glück sagen, dass er mein Gott ist so wie er sich mir in Jesus zeigt und nicht irgendwelche anderen Figuren und Dinge dieser Welt. So gesehen sind auch die Gebote, ist auch das Gesetz ein Teil des Evangeliums, der guten Nachricht von Gott für uns alle.

Gebet: Herr, lass mich in deinen Geboten deine Gnade erkennen, dass ich mich gerne nach ihnen richte, auf dass es mir gut gehe. Amen 

Herzliche Grüße, 

Ihr / dein Hans Löhr 

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Donnerstag, 29. Dezember 2022

Ja zum Leben, ja zu mir hl

Losung: Sollte Gott etwas sagen und nicht tun? Sollte er etwas reden und nicht halten? 4.Mose 23,19 

Lehrtext: Jesus Christus war nicht Ja und Nein, sondern in ihm ist das Ja Wirklichkeit geworden. 2.Korinther 1,19 

Liebe Leserin, lieber Leser,

Jesus Christus ist das große Ja Gottes zu dir in Person. In ihm ist kein Nein, weil Gott nicht Nein sagen kann zu seinen Geschöpfen. Er brächte das nicht übers Herz und er will das auch nicht. 

Nimm das für dich an, dass über deinem Leben Gottes großes Ja steht. Ja, du bist gewollt. Ja, du bist von ihm geschaffen. Ja, du wirst von ihm gesegnet und behütet. Ja, du bist von ihm geliebt. Nun kannst auch du ja zu dir sagen, auch zu dem, was  problematisch ist.

Was willst du denn sonst sagen?

Gott sagt in Jesus Christus ja zu dir (Losung). Nun sage auch du ja zu ihm.

Es gab Zeiten, da meinten Christen, sie müssten die Welt und auch sich selbst, vor allem ihren Leib verneinen. Es gab Zeiten, da sagten sie nein zu ihrer Sexualität und kamen doch insgeheim nicht davon los. Es gab Zeiten, da sagten sie nein zu denen, die die Bibel anders verstanden als sie, die einer anderen Religion angehörten oder gar nicht glaubten. Auf Jesus können sie sich da nicht berufen. Er ist ganz und gar lebensbejahend und liebt alle anderen, wer sie auch sind und was sie auch glauben, nicht weniger als dich und mich.

Gott sagt ja zu allen seinen Geschöpfen. Also will auch ich es ihm gleichtun, selbst wenn es mir schwer fällt. Er sagt ja zu dieser Welt. Also will auch ich ja zu ihr sagen. Manchmal ist sie schrecklich. Manchmal wunderschön. Doch er hat sie mir ganz gegeben und gibt mir auch mein Leben ganz mit allem, was es ausmacht.

Gebet: Herr, ich glaube, dass du zu deiner Schöpfung und darum auch zu mir ja sagst. Und ich glaube auch, dass du zu denen ja sagst, die nein zu dir sagen. Darum will auch ich sie bejahen und nicht ablehnen. Du machst mir Mut und gibst mir Kraft, ja zu sagen zu mir selbst, zu meinem Leben und zu dieser Welt. Das alles ist dein Geschenk. Amen 

What a wonderfull world gesungen von Louis Armstrong 

Herzliche Grüße! 

Ihr / dein Hans Löhr 

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Mittwoch, 28. Dezember 2022

Gespräch zwischen dem Ich und seiner Seele hl

Losung: Was betrübst du dich, meine Seele, und bist so unruhig in mir? Harre auf Gott; denn ich werde ihm noch danken, dass er meines Angesichts Hilfe und mein Gott ist. Psalm 42,12 

Lehrtext: Weil wir nun solche Hoffnung haben, sind wir voller Freimut. 2.Korinther 3,12 

Liebe Leserin, lieber Leser,

„Sag, was betrübst du dich, meine Seele, und bist so unruhig in mir? Doch wer bin ich, dass ich dich das frage, und wer bist du? Bist du mein jeweiliges Befinden, meine Schwermut und meine Freude, und bin ich der, der sich Gedanken über dich macht? Ach ich weiß, wie es dir geht. Wie sollte ich das auch nicht wissen.

Doch lass dir sagen, meine Seele, dein Helfer steht vor der Tür. Noch ein wenig Geduld und du wirst ihm wieder danken. Er wird dir nehmen, was dich bedrückt, und du wirst aufatmen und dich wundern, wie niedergeschlagen du gerade noch warst. Ich weiß, dass du bisher immer wieder froh und dankbar wurdest, obwohl du gerade noch alles schwarz gesehen hast und es keinen Ausweg zu geben schien. Das wird auch dieses Mal so sein.

Überlege dir schon mal die Worte, mit denen du ihm danken wirst. Stell dir einfach vor, wie es sein wird, wenn die Last abgefallen ist, die dich jetzt noch drückt. Das wird es dir jetzt schon leichter machen. Warum also betrübst du dich, meine Seele? Warum so kleinlaut? Erhebe dich und sage zu deinem Gott mit freiem Mut (Lehrtext):

Gebet: Ja, Herr, es geht mir nicht gut. Du weißt das am besten. Und ich weiß, dass du mir helfen kannst. Du kennst die Mittel und Wege, dass ich wieder froh und unbeschwert sein kann. So hilf mir, denn du bist doch Gott und kein schwacher Mensch. Zeige, wer du bist. Zeige, was du kannst und lass mich nicht länger warten, damit ich dir wieder danken kann. Amen 

Was hast du unterlassen
Zu meinem Trost und Freud?
Als Leib und Seele saßen
In ihrem größten Leid,
Als mir das Reich genommen,
Da Fried und Freude lacht,
Da bist du, mein Heil, kommen
Und hast mich froh gemacht.

(Paul Gerhardt 1653, EG 9 „Wie soll ich dich empfangen“, Vers 3) 

Herzliche Grüße! 

Ihr / dein Hans Löhr 

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1728 erschien in Herrnhut die erste Tageslosung, ein Bibelwort aus dem Alten Testament, das für jeden Tag des Jahres ausgelost wird. Dazu wird der Lehrtext, ein passendes Bibelwort aus dem Neuen Testament, ausgesucht. Inzwischen erscheinen die täglichen „Losungen“ in etwa 50 Sprachen.
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Dienstag, 27. Dezember 2022

Geduld, Geduld hl

Losung: Gleichwie ich über sie gewacht habe, auszureißen und einzureißen, zu verderben und zu zerstören und zu plagen, so will ich über sie wachen, zu bauen und zu pflanzen, spricht der HERR. Jeremia 31,28 

Lehrtext: So seid nun geduldig, Brüder und Schwestern, bis zum Kommen des Herrn. Siehe, der Bauer wartet auf die kostbare Frucht der Erde und ist dabei geduldig, bis sie empfange den Frühregen und Spätregen. Jakobus 5,7 

Liebe Leserin, lieber Leser,

ist Putin mit seiner Armee eine Strafe Gottes für die Ukrainer, weil sie sich versündigt haben? Diese Denkweise ist uns heutzutage Gott sei Dank fremd. Aber in der Losung kommt sie zum Vorschein. Damals, vor über zweieinhalb tausend Jahren hat man so gedacht; zumindest der Prophet Jeremia und seine Freunde. Erst die Assyrer, dann die Babylonier und schließlich die Römer haben die beiden kleinen jüdischen Staaten Israel und Juda überfallen, die Bevölkerung in die Kriegsgefangenschaft gezwungen und die Mauern der Städte samt dem Tempel zerstört. Anders konnte man es sich in der Bibel nicht vorstellen, als dass Gott die Israeliten auf diese Weise bestraft habe.

Und so ähnlich hat man noch viele Jahrhunderte später gedacht bis in unsere Zeit. Die Zerstörung Deutschlands durch die Alliierten im Zweiten Weltkrieg wurde von manchen auch als Strafe empfunden für die Gräueltaten der Nationalsozialisten und die Hundetreue der meisten Deutschen zu Hitler.

Neuanfang nach der Katastrophe

So weit, so schlecht. Doch auch diese Erfahrung haben sowohl Juden wie auch wir Deutschen und andere Völker gemeinsam: Nach dem Untergang kam es wieder zu einem Neuanfang und für eine gewisse Zeit zu Wohlstand und Frieden. Auch das ist Jeremia zufolge ein Werk Gottes (Losung). Nicht zuletzt deshalb werden die Gläubigen in der Bibel immer wieder zur Geduld aufgerufen, dass sie nicht verzweifeln, sondern weiterhin auf Gott hoffen, bis sich das Blatt wieder zum Guten gewendet hat.

Ja, das glaube ich auch, dass nichts ohne Gottes Willen geschieht, was geschieht. Nur dass ich nicht ihn dafür verantwortlich machen will, wenn unsere gravierenden Fehler zerstörerische Folgen haben. Wir Menschen tragen selbst die Verantwortung für unser Tun und Lassen. Und wenn man gegen grundlegende Prinzipien des Zusammenlebens und der Gerechtigkeit verstößt, muss man sich nicht wundern, wenn eine Katastrophe hereinbricht. Da muss man nicht noch extra von Gottes Strafe sprechen.

Aber auch das glaube ich, dass man Gott dankbar sein kann, wenn die Katastrophe vorbei ist und die Menschen wieder eine Friedenszeit erleben. Er sorgt dafür, dass wir uns nicht gegenseitig ausrotten, sondern dass auch die Kriege ein Ende finden und ein Neuanfang möglich ist.

Verantwortlich sein

Im Lehrtext spiegelt sich die Erfahrung, wie damals, zur Zeit der ersten Christen, die Reichen die Armen unterdrückt haben (Jakobus 5,1-6). In diesem Bibelwort werden die Ausgebeuteten aufgefordert, trotzdem geduldig zu bleiben. Sie sollen nicht zur Gewalt greifen. Und warum? Weil Christen generell sich alles gefallen lassen sollen? Nein. Sondern weil man damals noch damit gerechnet hat, dass das Ende der Welt unmittelbar bevorstünde und Christus wiederkäme, um die Seinen zu retten und zu befreien.

So ist es nicht gekommen. Stattdessen ist es unsere Aufgabe und Verantwortung, in dieser Zeit und Welt als Christen zu leben. Und das heißt eben auch, anderen gegenüber gerecht und barmherzig zu sein und für die Unterdrückten Partei zu ergreifen. Aber auch das heißt es, in den eigenen Schwierigkeiten geduldig zu bleiben, nicht gleich zu verzweifeln und sich nicht aufzugeben, sondern, wie ein Bauer geduldig darauf wartet, dass die Saat aufgeht und Frucht bringt, ebenso auf Gottes Hilfe zu warten bis sie kommt.

Gebet: Herr, vieles, was an Schrecklichem passiert, macht mich ratlos. Dennoch glaube ich, dass du alles in der Hand hast und es fügen kannst wie du es willst. Ich bitte dich für die Menschen, die unter Menschen leiden, dass du ihre Not wendest. Ich bitte dich für alle, die in einer schweren Krankheit oder Sucht gefangen sind, dass du sie befreist. Ich bitte dich für mich, dass du mir immer wieder Geduld und Hoffnung schenkst, um die Herausforderungen zu bestehen. Und so bitte ich dich mit allen Christen auf Erden: dein Reich komme, dein Wille geschehe. Darauf warte ich, auch wenn es manchmal schwer ist. Amen 

Herzliche Grüße! 

Ihr / dein Hans Löhr 

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1728 erschien in Herrnhut die erste Tageslosung, ein Bibelwort aus dem Alten Testament, das für jeden Tag des Jahres ausgelost wird. Dazu wird der Lehrtext, ein passendes Bibelwort aus dem Neuen Testament, ausgesucht. Inzwischen erscheinen die täglichen „Losungen“ in etwa 50 Sprachen. Ich lege Losung und Lehrtext aus, weil einer Untersuchung zufolge das Nachdenken über Bibelworte den Glauben am stärksten wachsen lässt. 
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Montag, 26. Dezember 2022

Fröhlich und guten Mutes hl

Losung: Sie gingen zu ihren Zelten fröhlich und guten Mutes über all das Gute, das der HERR an David, seinem Knecht, und an seinem Volk Israel getan hatte. 1.Könige 8,66 

Lehrtext: Die Hirten kamen eilend und fanden beide, Maria und Josef, dazu das Kind in der Krippe liegen. Da sie es aber gesehen hatten, breiteten sie das Wort aus, welches zu ihnen von diesem Kinde gesagt war. Lukas 2,16-17 

Liebe Leserin, lieber Leser,

„Fröhlich und guten Mutes“ (Losung) waren die Israeliten, nachdem König Salomon den Tempel in Jerusalem geweiht hatte. So war der große Wunsch seines Vaters David doch noch in Erfüllung gegangen.

„Fröhlich und guten Mutes“ eilten die Hirten zum Stall, über dem der Stern stand und in ihm die Futterkrippe mit dem Jesuskind. Und sie wunderten sich über die Maßen, dass ausgerechnet ihnen, den Ärmsten der Armen, als ersten die gute Nachricht von Jesus Christus verkündigt wurde.

Ausgerechnet du

„Fröhlich und guten Mutes“ sollst auch du in die nächsten Tage und hinüber ins neue Jahr gehen. Lass dir deine Freude und deinen guten Mut nicht nehmen von den schlechten Nachrichten der Medien und dem Jammern mancher Schwarzseher. 

Und es schadet nicht, wenn du dich wunderst, dass ausgerechnet du in dieser nicht gerade freudenvollen Zeit fröhlich und guten Mutes sein kannst. Denn ausgerechnet dir hat der Engel gesagt: „Siehe, ich verkündige dir große Freude, denn dir ist der Heiland geboren.“ Wem denn sonst?

Ich will mich nicht irritieren lassen von dem, was andere mir weismachen möchten. Stattdessen singe und summe ich in diesen Tagen „O du fröhliche, o du selige, gnadenbringende Weihnachtszeit“. Und ich gehe gemeinsam mit den Israeliten in Jerusalem und den Hirten in Bethlehem und allen Christen weltweit zuversichtlich meinen Weg weiter, Schritt für Schritt.

Gebet: Herr, du allein bist der Grund, weshalb ich fröhlich sein und meinen guten Mut behalten kann. Denn du bist mein Hoffnungslicht in finsteren Zeiten. Amen 

Herzliche Grüße und einen gesegneten zweiten Weihnachtsfeiertag! 

Ihr / dein Hans Löhr 

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1728 erschien in Herrnhut die erste Tageslosung, ein Bibelwort aus dem Alten Testament, das für jeden Tag des Jahres ausgelost wird. Dazu wird der Lehrtext, ein passendes Bibelwort aus dem Neuen Testament, ausgesucht. Inzwischen erscheinen die täglichen „Losungen“ in etwa 50 Sprachen. 
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Sonntag, 25. Dezember 2022

Wie ein Lebkuchenherz hl

Losung: Tut von euch die fremden Götter, die unter euch sind, und neigt euer Herz zu dem HERRN. Josua 24,23

Lehrtext: Niemand hat Gott je gesehen; sein einziger Sohn, der Gott ist und in des Vaters Schoß ist, der hat es verkündigt. Johannes 1,18 

Liebe Leserin, lieber Leser,

welche fremden Götter sind unter uns? (Losung) Das entscheidet mein Herz. So hat es jedenfalls Martin Luther gesagt: »Das, woran dein Herz hängt ist dein Gott.« Nun, sein Herz hing an seiner Frau Käthe und an seinen Kindern. Aber eben nicht allein. Soweit ich es beurteilen kann, hing es auch an Jesus Christus. Käthe und die Kinder hat er geliebt, sehr sogar. Aber sie waren nicht seine Herren. Ihnen folgte er nicht, zu ihnen hat er nicht gebetet, aber für sie.

Sein Herz hing in besonderer Weise an dem Kind in der Krippe und am Mann am Kreuz. Auf ihn hat er sein ganzes Vertrauen und seine ganze Hoffnung gesetzt. Auch Luther hatte immer wieder mal mit Zweifeln zu tun. Doch er hat ihnen nicht nachgegeben, sondern sich mit dem Schwert des Glaubens verteidigt. Manchmal muss man eben auch gegen die eigenen Zweifel anglauben und sagen: „Herr, mein Glaube ist in Gefahr. Jetzt musst du für mich einspringen und ihn retten.“

Heute, am ersten Weihnachtsfeiertag ist mein Herz noch erfüllt vom Fest der Heiligen Nacht. Heute klingen in mir noch die Weihnachtslieder und ich habe noch die Weihnachtsgeschichte im Ohr: „Siehe, ich verkündige dir große Freude. Denn dir ist heute der Heiland geboren, welcher ist Christus, der Herr.“ Aber wie wird es wieder im Alltag sein? Wie im neuen Jahr, wenn die Sorgen wegen des Ukraine-Krieges, wegen des Klimawandels, wegen fortdauernder Ansteckungsgefahr, wegen Inflation und Teuerung, vielleicht auch wegen der eigenen Gesundheit die Schwelle zum Neujahrstag locker überschritten haben?

An Gottes Hals

Dann wird sich wieder zeigen, woran mein Herz wirklich hängt und ob ich fähig bin, meine Sorgen auf Christus zu werfen und ihn für mich sorgen zu lassen (1. Petrus 5,7). Denn er ist das Bild des unsichtbaren Gottes (Lehrtext / Kolosser 1,15), der mein Herz erschaffen hat, weil er selbst ein Herz hat für mich und für dich. Und so hängt mein Herz an ihm wie, verzeih mir das Bild, ein Lebkuchenherz am Hals der Kirmes-Besucher, nicht weil ich mich da hingehängt hätte, sondern weil er es sich umgehängt hat. Und deins, liebe Leserin, lieber Leser, ebenfalls.

Gebet: Herr, wenn ich zu schwach bin, um mein Herz an dich zu hängen, so lass mich glauben, dass du mein Herz dir umgehängt hast. Da ist es geborgen. Da soll es bleiben. Da geht es mir gut. Amen 

Herzliche Grüße und einen gesegneten ersten Weihnachtsfeiertag! 

Ihr / dein Hans Löhr 

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Samstag, 24. Dezember 2022

Das Weihnachtsstroh (Predigt) von Hans Löhr

Liebe Kinder, liebe Freundinnen und Freunde,

in einer Kirche sollte ein Krippenspiel sein wie jedes Jahr am Heiligen Abend. Diesmal hatten es junge Leute selbst geschrieben. Und sie hatten wirklich an alles gedacht. Sogar an Ochs und Esel, ja, sogar an das Stroh. Bei der Generalprobe, bei der meistens noch was schiefgeht, ging tatsächlich viel schief. Kaum einer hatte seinen Text im Kopf, die Kulisse war noch nicht fertig, und was das Schlimmste war: Die drei Könige hatte man schlichtweg vergessen. Aus unerfindlichen Gründen hatte man diese wichtigen Rollen überhaupt nicht besetzt.

Da man sie aber irgendwie doch für unentbehrlich hielt, schlug jemand vor, in der Gemeinde rumzufragen, wer spontan bereit wäre, König zu sein. Es müsse ja jetzt kein Text mehr auswendig gelernt werden, es würde genügen, wenn die drei ein Geschenk mitbrächten und das an der Krippe ablegten. Gesagt, getan. Und so war es wieder einmal ganz plötzlich Weihnachten und die Glocken läuteten zum Gottesdienst.

Die Kirche war voll, die Leute gespannt und die Schauspieler aufgeregt. Das Krippenspiel begann und es begann gut, es lief wunderbar, niemand blieb hängen. Und wenn doch mal einer ins Stottern kam, war es genau an der richtigen Stelle und hat zur Weihnachtsgeschichte gepasst. Und dann die letzte Szene: Auftritt der drei Könige, die in letzter Minute zu dieser Ehre gekommen waren.

Auftritt der Könige

Ohne geprobt zu haben, traten sie auf. Der erste König war ein Mann, Mitte fünfzig vielleicht. Er hatte eine Krücke dabei, brauchte sie aber offenbar nicht. Alle schauten gespannt und spitzten die Ohren, als er die Krücke vor der Krippe ablegte und sagte: Ich bin in diesem Jahr verunglückt und habe dabei mein Bein zweimal gebrochen. Mehrfach musste ich operiert werden. Ich hatte große Angst, ob ich jemals wieder würde richtig laufen können. Jeder kleine Fortschritt war für mich ein Geschenk des Himmels. Diese Zeit hat mein Leben verändert. Ich bin aufmerksamer und dankbarer geworden. Es gibt für mich nichts Kleines und Selbstverständliches mehr. Aufstehen am Morgen, sitzen, gehen und stehen, dabeisein, alles ist wunderbar, alles ein Geschenk. Ich lege diese Krücke vor die Krippe. Sie soll ein Zeichen meines Dankes sein für den, der mich wieder auf die Beine gebracht hat.

Die Leute in der Kirche waren auf einmal ganz aufmerksam, als der zweite König nach vorne trat. Er war eine Königin, alleinerziehende Mutter von zwei Kindern. Sie sagte:
„Jesus, ich schenke dir etwas, was man nicht kaufen und
nicht einpacken kann und was mir heute doch das Wertvollste ist. Ich schenke dir mein Ja zu meinem Leben, so wie es geworden ist, so wie du mich bis heute geführt hast. Ich sage ja dazu, auch wenn ich zwischendurch nicht mehr glauben konnte. Ich schenke dir mein Ja zu allem, was mein Leben ausmacht: Meine Kinder, aber auch meine Schwächen und Stärken; was mir Angst macht und wonach ich mich sehne. Ich schenke dir mein Ja zu meinem Glück und zu meinem Unglück, zu dem, was mich freut und zu dem, was mir weh tut. Jesus, ich schenke mein Ja zu - dir.

Der König mit den leeren Händen

Jetzt trat der dritte König vor. Ein junger Mann mit auffälliger Frisur und Kleidung. Alles hielt den Atem an, als er sagte:
„Ich bin der König mit den leeren Händen. Ich habe nichts zu bieten. In mir ist nichts als Unruhe. Ich sehe nur so cool aus, bin’s aber nicht. Hinter meiner Fassade ist nichts, kein Selbstvertrauen, kein Sinn, keine Hoffnung, alles leer. Ich zweifle an so ziemlich allem, auch an dir, du Kind in der Krippe. Aber tief in mir wünsche ich, dass mich jemand liebt wie ich bin, dem ich nichts vormachen muss. Ich halte dir meine leeren Hände hin. Wirst du mir geben, wonach ich mich sehne?

Viele in der Kirche waren von diesem Auftritt tief bewegt. Ein paar Augenblicke war es ganz still im Raum. – Da ging der, der den Josef spielte, zur Krippe und nahm einen Strohhalm heraus. Er legte ihn dem jungen König in die leeren Hände und sagte: Das Jesuskind in der Krippe ist der Strohhalm, an den wir uns alle klammern können. Auch du. Nimm ihn mit nach Hause!
Und so kam es, dass am Ende des Gottesdienstes die Leute in der Kirche, die jungen und die alten, zur großen Krippe gingen und sich einen Strohhalm nahmen. Und jemand sagte: „Was für ein Geschenk!“ (Verfasser unbekannt. Bearbeitung: HL) 

Was schenkst du?

Wer weiß, vielleicht hast auch du heute Abend ein Geschenk für das Jesuskind mitgebracht. Vielleicht ein Herz voll Dankbarkeit, weil es dir zurzeit gut geht und du glücklich bist. Vielleicht ein Herz voll Kummer, weil du zurzeit viele Probleme hast. Vielleicht kannst auch du heute Abend aufs Neue ja sagen zu deinem Leben, zu allem, was es ausmacht, zu dem, was dich bereichert hat. Aber auch zu dem, was schwierig war und vielleicht noch ist. Dann kannst du sagen:
„Herr, ich nehme mein Leben wie es ist aus deiner Hand und schenke dir mein Ja. Du wirst mir helfen, wenn es schwierig wird. Du wirst mir geben, was mich freut.“ –
Vielleicht hast du aber noch ein ganz anderes, ein sehr persönliches Geschenk für ihn, das du niemand anderem sagen und zeigen willst als Gott allein. Eine geheime Sorge vielleicht oder ein innerer Konflikt, den du allein nicht lösen kannst. 
Dafür bekommst auch du jetzt ein Geschenk. Es steht hier vor dem Altar. Und ich werde es auspacken.

[HL zum Altar. Hebt den großen, mit Geschenkpapier beklebten Karton (ohne Boden) von der Futterkrippe, die vor dem Altar steht. In die Krippe wird eine große, brennende Kerze als Symbol für Jesus gestellt.]

Die Krippe, liebe Freunde, ist Gottes Geschenk für dich. Die hier enthält nur Stroh und viele kleine Strohsterne und für die Kinder ein paar Süßigkeiten. Doch das eigentliche Geschenk für dich und für mich ist Jesus. Um das sichtbar zu machen, stelle ich die große Kerze in der Krippe. Dieses Licht ist ein Zeichen für ihn, der von sich sagt: „Ich bin das Licht der Welt. Wer an mich glaubt, wird nicht in der Finsternis bleiben, sondern das Licht des Lebens haben.“ (Johannes 8,12) Dieses Licht leuchtet für dich in der Kirchenbank und für mich. Es ist das wahre Weihnachtslicht. 

Aber wie kommt es dazu, dass Jesus am Ende des Gottesdienstes nicht in der Kirche bleibt, sondern du ihn mit nach Hause nehmen kannst? Dafür liegt das Stroh in der Krippe. Du kannst dir anschließend für deinen Christbaum daheim einen Halm oder Strohstern mitnehmen. Für uns soll es das Stroh sein, auf dem Jesus gelegen hat, das Weihnachtsstroh. Wer will, hängt den Stern oder den einzelnen Halm an den Christbaum oder legt ihn ins Nachttischkästchen oder klebt ihn an den Kleiderschrank. Sooft du diesen Halm oder Stern siehst, sollst du wissen: Wenn es schwierig wird in meinem Leben oder in dieser Welt, so soll dieses Stroh aus der Krippe mein rettender Strohhalm sein.
Dann nimm ihn in die Hand und sage:
Gebet: Jesus, du weißt wie es mir geht. Du hast versprochen bei mir zu sein bis zuletzt. Was auch kommt, du bist meine Hoffnung und 
mein Halt. Amen

Ein frohes und gesegnetes Weihnachtsfest!

Ihr / dein Hans Löhr

Losung und Lehrtext vom 24.12.2022: 

Er wird Frieden gebieten den Völkern. Sacharja 9,10
Ehre sei Gott in der Höhe und Friede auf Erden bei den Menschen seines Wohlgefallens. Lukas 2,14

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Freitag, 23. Dezember 2022

Das Geheimnis der Welt und des Glaubens. hl

Losung: HERR, erhebe dich in deiner Kraft, so wollen wir singen und loben deine Macht. Psalm 21,14 

Lehrtext: Groß ist, wie jedermann bekennen muss, das Geheimnis des Glaubens: Er ist offenbart im Fleisch, gerechtfertigt im Geist, erschienen den Engeln, gepredigt den Heiden, geglaubt in der Welt, aufgenommen in die Herrlichkeit. 1.Timotheus 3,16 

Liebe Leserin, lieber Leser,

das Geheimnis der Welt ist Gott. Das Geheimnis des Glaubens ist Jesus Christus. Gott zeigt seine Hoheit und Macht in der Schöpfung, in den größten Gebilden des Universums, in unvorstellbar gigantischen Galaxien und in den Elementarteilchen innerhalb der Atome, den kleinsten Bausteinen, aus denen alles besteht, was ist: Land und Meer, Feuer und Luft, Wiesen und Wälder, Mensch und Tier, du und ich. Gott ist nicht die Welt, aber er ist in der Welt und sie in ihm.

Jesus zeigt seine Hoheit und Macht in der Krippe im Stall und am Kreuz auf Golgatha. Es ist die Macht seiner Liebe, die allen gilt, den Kleinsten und den Geringsten zuerst, aber auch seinen Feinden und Freunden, dir und mir. Er hat das Böse nicht durch Gewalt überwunden, sondern durch sein Wort. Er hat den Frieden nicht durch Krieg erkämpft, sondern durch Gewaltverzicht. Das, so habe ich es von ihm gelernt, ist der Weg zum Leben im Großen wie im Kleinen.

Die Kraft Gottes in der Schöpfung ist groß. Die Kraft Gottes in Jesus Christus ist größer. Am größten aber ist die Kraft seiner bedingungslosen Liebe zu allem, was er geschaffen hat, zu dir und zu mir.

Gebet: Mein Gott, könnte ich von ganzem Herzen glauben, dass du das Geheimnis der Welt bist, ich würde gelassener und zuversichtlicher sein. Herr Jesus Christus, könnte ich von ganzem Herzen glauben, dass du das Geheimnis allen Glaubens bist, ich könnte dir mehr vertrauen und dir nachfolgen auf dem Weg des Friedens. Allzu oft ist mein Glaube nur Kleinglaube und ich lebe wieder nach den alten Mustern der Welt. Deshalb bitte ich dich um die Kraft deines Geistes, damit mein Glaube wachsen kann. Amen 

Herzliche Grüße, 

Ihr / dein Hans Löhr 

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1728 erschien in Herrnhut die erste Tageslosung, ein Bibelwort aus dem Alten Testament, das für jeden Tag des Jahres ausgelost wird. Dazu wird der Lehrtext, ein passendes Bibelwort aus dem Neuen Testament, ausgesucht. Inzwischen erscheinen die täglichen „Losungen“ in etwa 50 Sprachen.
Ich lege Losung und Lehrtext aus, weil einer Untersuchung zufolge das Nachdenken über Bibelworte den Glauben am stärksten wachsen lässt. 
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Donnerstag, 22. Dezember 2022

Ansteckende Freude hl

Losung: Die ihr Gott sucht, euer Herz lebe auf! Psalm 69,33 

Lehrtext: Maria kam in das Haus des Zacharias und begrüßte Elisabeth. Und es begab sich, als Elisabeth den Gruß Marias hörte, hüpfte das Kind in ihrem Leibe. Und Elisabeth wurde vom Heiligen Geist erfüllt. Lukas 1,40-41 

Liebe Leserin, lieber Leser,

»Der du Gott suchst, dein Herz lebe auf!«, sagt die Losung, und ich ergänze im Sinn des Evangeliums: „denn er hat dich gefunden.“ Dazu hat er Jesus gesandt, lag mit ihm in der Krippe, hing mit ihm am Kreuz, hat dich durch ihn erlöst aus Angst und Not und dir mit ihm sein Wort gegeben. Was soll man noch mehr sagen? Vielleicht das: Wie steht es um dein Herz? Ist es bedrückt, oder lebt es im Glauben auf? Ist es geängstigt, oder bist du im Vertrauen auf Gott frei? Und wenn es deinem Herzen zurzeit nicht gut geht, gib es dem, der es heilen kann. „Unruhig ist unser Herz, bis es Ruhe findet in dir“, hat vor 1700 Jahren Augustinus gebetet. Das gilt noch heute.

Zum Lehrtext: Der Engel hat Maria gegrüßt, als er ihr verkündigte, dass sie schwanger werden und einen Sohn gebären sollte, der Jesus heißt, auf Deutsch: Gott hilft (Lukas 1,28+31). Mit diesem Gruß im Herzen kam sie zu Elisabeth. Und als Maria sie grüßte, da sprang die Kraft dieses Engelsgrußes sozusagen auf Elisabeth über und ihr noch ungeborener Johannes hüpfte vor Freude. Ich lese aus dieser Geschichte, dass Glaube ansteckend sein kann, weil Gottes Geist ansteckend ist, ansteckende Freude, ansteckende Begeisterung.

Manchmal kann man das auch heute erfahren, dass dir ein Mensch begegnet, der dich in diesem Sinn ansteckt. Manchmal warst du vielleicht selbst schon so ein Mensch. Und so wünsche ich dir und mir, dass uns Gottes Geist immer wieder erfüllt und auch andere etwas von der Freude im Glauben spüren.

Gebet:

Komm, o mein Heiland Jesu Christ,
Meins Herzens Tür dir offen ist. Ach zieh mit deiner Gnade ein; Dein Freundlichkeit auch uns erschein. Dein Heilger Geist uns führ und leit Den Weg zur ewgen Seligkeit. Dem Namen dein, o Herr, Sei ewig Preis und Ehr.

(EG 1 „Macht hoch die Tür“, Vers 5 Georg Weissel, 1642) 

Herzliche Grüße, 

Ihr / dein Hans Löhr 

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Ich lege Losung und Lehrtext aus, weil einer Untersuchung zufolge das Nachdenken über Bibelworte den Glauben am stärksten wachsen lässt. 
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Mittwoch, 21. Dezember 2022

Unsichtbare Engelsflügel hl

Losung: Da ich den HERRN suchte, antwortete er mir und errettete mich aus aller meiner Furcht. Psalm 34,5 

Lehrtext: Der Engel sprach zu ihm: Fürchte dich nicht, Zacharias, denn dein Gebet ist erhört. Lukas 1,13 

Liebe Leserin, lieber Leser,

ist dir schon mal ein Engel begegnet? Ich denke schon, zum Beispiel, wenn jemand nett und hilfsbereit zu dir war und du dann ohne zu überlegen zu ihm gesagt hast: „Sie sind ein Engel!“. Das mag eine Redensart sein und trotzdem trifft sie zu. Denn Engel haben eher selten Flügel. Sie sind schlicht und einfach Boten Gottes (Lehrtext), die für ihn eine wichtige Nachricht überbringen oder etwas in seinem Namen tun, zum Beispiel einen Menschen mit Herzstillstand wiederbeleben. Dann sagt man: Er oder sie war der rettende Engel. Meistens wissen diese Boten oder Retter gar nicht, dass sie Gottes Engel sind. Und warum soll nicht auch ein Lawinenhund ein Engel sein, der einen Verschütteten aufspürt und ihm das Leben rettet? Ich hab das noch nie gehört, dass auch ein Tier ein Engel sein könnte. Ist mir gerade so eingefallen. Was meinst du?

Atheistische Engel?

Ein Engel überbringt zuallererst die unausgesprochene Botschaft von Gott „Ich bin da“, denn er handelt in seinem Namen, auch wenn ihm das selbst nicht klar ist. Insofern kann auch ein Atheist oder Anhänger einer anderen Religion ein Engel sein. Gott ist da nicht wählerisch, wenn es darum geht, dir zu helfen und dich zu trösten. Ja, ich gehe sogar soweit und frage mich, ob nicht auch Verstorbene in gewisser Hinsicht Engel sein können. Keine Angst, ich werde jetzt nicht esoterisch. Aber manchmal tröstet mich die Musik von Johann Sebastian Bach oder Franz Schubert oder ein Choral von Paul Gerhardt.

Und oft, sehr oft, ermutigen und trösten mich die Worte von Menschen, die vor 2000 Jahren und mehr die Bibel geschrieben haben. Mit Abstand am meisten aber die Worte Jesu, die ich in den Evangelien finde und bei denen ich mir sicher bin, dass sie von ihm stammen. Sie alle, gerade auch die, die seine Worte gesammelt, aufgeschrieben und weiterverbreitet haben, sind Gottes Engel, sind seine Boten und Helfer. Meistens werden sie Evangelisten oder Apostel genannt. Doch Boten Gottes sind sie allemal. Sie alle und manchmal auch du und warum nicht auch der Lawinenhund haben unsichtbare Engelsflügel.

Wenn ich Sorgen habe oder, was eher selten vorkommt, mich fürchte, fühle ich mich oft nach einem Gebet getröstet (Losung). Manche meinen, das sei Autosuggestion. Ich glaube, dass Gott mich unmittelbar trösten kann allein durch seine Gegenwart. Manchmal, so ist mein Eindruck, sagt er auch zu mir: „Hans, lass gut sein. Quäle dich nicht länger. Ich bin doch auch noch da und halte weiterhin meine Hand über dich.“ Doch um das zu hören, brauche ich Ohren des Glaubens. Manchmal sind sie verstopft. Aber dann höre ich wieder gut. Und das wünsche ich auch dir, dass du Gott hören kannst in dem, was andere Gutes zu dir sagen und vor allem im Gebet.

Gebet: Herr, du wirkst auf vielerlei Weise in mein Leben hinein. Oft merke ich gar nicht, dass du es bist, der mir durch einen anderen ein gutes Wort gesagt oder etwas Gutes getan hat. Aber von wem soll das Gute sonst kommen als von dir, der Quelle alles Guten? Und so will ich aufmerksamer sein und dir am Abend danken für die kleinen und großen Freundlichkeiten, die ich heute erlebe. Amen 

Herzliche Grüße,

Ihr / dein Hans Löhr 

Sie können die Losungsauslegungen gerne über WhatsApp, E-Mail, Twitter, Facebook etc, weitergeben: Den Link einfach markieren, kopieren und versenden.
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1728 erschien in Herrnhut die erste Tageslosung, ein Bibelwort aus dem Alten Testament, das für jeden Tag des Jahres ausgelost wird. Dazu wird der Lehrtext, ein passendes Bibelwort aus dem Neuen Testament, ausgesucht. Inzwischen erscheinen die täglichen „Losungen“ in etwa 50 Sprachen.
Ich lege Losung und Lehrtext aus, weil einer Untersuchung zufolge das Nachdenken über Bibelworte den Glauben am stärksten wachsen lässt. 
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