Sonntag, 11. Dezember 2022

Gerade deshalb hl

Losung: Eines jeden Wege liegen offen vor dem HERRN. Sprüche 5,21 

Lehrtext: Maria sprach: Siehe, ich bin des Herrn Magd; mir geschehe, wie du gesagt hast. Lukas 1,38 

Liebe Leserin, lieber Leser, 

Ich bin kein ausgeklügelt Buch,
Ich bin ein Mensch mit seinem Widerspruch.
Das lässt der Dichter Conrad Ferdinand Meyer den Ritter Ulrich von Hutten sagen*, nachdem dieser zuvor Beispiele für seine Widersprüchlichkeit genannt hat.

Aber wer, liebe Leserin, lieber Leser, könnte ein widerspruchsfreies Leben führen? Oft genug liegen Herz und Hirn, Wollen und Tun miteinander im Streit wie zum Beispiel beim Apostel Paulus (Römer 7,19f.). Oft genug ist man nach außen so und innen anders. Oft genug betet man – hoffentlich – auch für die, die man nicht mag und ist insgeheim schadenfroh, wenn sie über sich selbst stolpern.

Offenes Buch

Ja, wir alle sind wohl »kein ausgeklügeltes Buch«, aber doch ein Buch, das offen vor Gott liegt und in dem er liest. Ihm bleibt nichts verborgen, kein Kapitel unserer Lebensgeschichte, keine Episode, geschweige denn ein Gedanke oder ein Gefühl. Viele wären begierig, einen solchen Einblick in das Leben eines anderen zu bekommen – vorausgesetzt, sie müssten nicht ebenfalls ihr Buch offenlegen. Für Gott ist das nicht interessant. Er weiß längst, was in diesem Buch steht und wie es ausgeht. Oder mit der Losung gesprochen: unsere Wege liegen offen vor dem Herrn.

Was mich auch zum Menschen macht

Nein, wir sind nicht heilig und werden es auch nicht, wie sehr wir uns bemühen. Wir sind nicht fehlerlos und nicht perfekt. Erstaunlich, dass er sich gerade deshalb  uns Menschen zuwendet, uns segnet, vergibt und behütet. Oder vielleicht auch nicht erstaunlich, weil mich zum Menschen macht, dass ich auch unvollkommen bin und schuldig werden kann. Durch Jesus Christus hilft mir Gott, dass ich damit leben kann und mich nicht selbst überfordern muss in dem Wahn, ich könnte so werden, wie Gott es angeblich fordern würde.

Auch als Christ bin ich nicht unbedingt besser als andere. Aber vielleicht kann ich besser mit meiner Unvollkommenheit umgehen, gelassener sein und fröhlicher, weil mein Gott mich nicht kritisiert und verurteilt, sondern mich durch meinen inneren Dschungel führt.

Jedenfalls wäre es mir eine Ehre, wenn er mich ebenfalls in seinen Dienst nähme, wie er es mit Maria getan hat (Lehrtext). Sie war der Ansicht, dazu nicht würdig zu sein. Aber sie hat sich auch nicht dagegen gesträubt. Sie hat ihn machen lassen, Gott sei Dank. Auf diesem Weg ist es Weihnachten geworden für dich und für mich. Und vielleicht können wir auf unsere Weise einen kleinen Beitrag leisten, dass es in diesen Tagen auch für andere Weihnachten wird. 

Gebet: Herr, du hilfst mir, dass ich in meinem Glauben nicht verkrampfe, fanatisch und selbstgerecht werde. Du überforderst mich nicht mit erdrückenden Ansprüchen, sondern nimmst mir den Druck, perfekt sein zu müssen. Vor dir kann ich sein, wie ich bin, mit meinen Stärken und Schwächen, mit dem, was mir gelingt und woran ich scheitere. Denn du verteilst keine Zensuren. Du allein wirst mir gerecht, weil du weißt, warum ich so bin wie ich bin. Darum vergibst du mir mein Versagen und bist bei mir mit deiner Kraft. Das macht mich unbeschwert und froh. Amen 

Herzliche Grüße und einen gesegneten dritten Advent!

Ihr / dein Hans Löhr 

* Gedicht: „Huttens letzte Tage“

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1728 erschien in Herrnhut die erste Tageslosung, ein Bibelwort aus dem Alten Testament, das für jeden Tag des Jahres ausgelost wird. Dazu wird der Lehrtext, ein passendes Bibelwort aus dem Neuen Testament, ausgesucht. Inzwischen erscheinen die täglichen „Losungen“ in etwa 50 Sprachen.
Ich lege Losung und Lehrtext aus, weil einer Untersuchung zufolge das Nachdenken über Bibelworte den Glauben am stärksten wachsen lässt. 
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2 Kommentare:

  1. P.S. Maria ist mir ein Vobild

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  2. Danke. Für die immer inspirierenden Auslegungen, wo ich mich so oft wiederfinde.

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