Liebe Kinder, liebe Freundinnen und Freunde,
in
einer Kirche sollte ein Krippenspiel sein wie jedes Jahr am Heiligen Abend.
Diesmal hatten es junge Leute selbst geschrieben. Und sie hatten
wirklich an alles gedacht. Sogar an Ochs und Esel, ja, sogar an das Stroh. Bei
der Generalprobe, bei der meistens noch was schiefgeht, ging
tatsächlich viel schief. Kaum einer hatte seinen Text im Kopf,
die Kulisse war noch nicht fertig, und was das Schlimmste war: Die drei
Könige hatte man schlichtweg vergessen. Aus unerfindlichen Gründen hatte man
diese wichtigen Rollen überhaupt nicht besetzt.
Da
man sie aber irgendwie doch für unentbehrlich hielt, schlug jemand vor, in der
Gemeinde rumzufragen, wer spontan bereit wäre, König zu sein. Es müsse ja jetzt
kein Text mehr auswendig gelernt werden, es würde genügen, wenn die drei ein
Geschenk mitbrächten und das an der Krippe ablegten. Gesagt, getan. Und so war
es wieder einmal ganz plötzlich Weihnachten und die Glocken läuteten zum Gottesdienst.
Die
Kirche war voll, die Leute gespannt und die Schauspieler aufgeregt. Das
Krippenspiel begann und es begann gut, es lief wunderbar, niemand blieb
hängen. Und wenn doch mal einer ins Stottern kam, war es genau an der richtigen
Stelle und hat zur Weihnachtsgeschichte gepasst. Und dann die letzte
Szene: Auftritt der drei Könige, die in letzter Minute zu dieser Ehre gekommen waren.
Auftritt der Könige
Ohne geprobt zu haben, traten sie auf. Der erste König war ein Mann, Mitte fünfzig vielleicht. Er hatte eine Krücke dabei, brauchte sie aber offenbar nicht. Alle schauten gespannt und spitzten die Ohren, als er die Krücke vor der Krippe ablegte und sagte: „Ich bin in diesem Jahr verunglückt und habe dabei mein Bein zweimal gebrochen. Mehrfach musste ich operiert werden. Ich hatte große Angst, ob ich jemals wieder würde richtig laufen können. Jeder kleine Fortschritt war für mich ein Geschenk des Himmels. Diese Zeit hat mein Leben verändert. Ich bin aufmerksamer und dankbarer geworden. Es gibt für mich nichts Kleines und Selbstverständliches mehr. Aufstehen am Morgen, sitzen, gehen und stehen, dabeisein, alles ist wunderbar, alles ein Geschenk. Ich lege diese Krücke vor die Krippe. Sie soll ein Zeichen meines Dankes sein für den, der mich wieder auf die Beine gebracht hat.“
Die
Leute in der Kirche waren auf einmal ganz aufmerksam, als der zweite König nach
vorne trat. Er war eine Königin, alleinerziehende Mutter von zwei Kindern. Sie
sagte:
„Jesus, ich schenke dir etwas, was man nicht kaufen und nicht einpacken kann und
was mir heute doch das Wertvollste ist. Ich schenke dir mein Ja zu meinem Leben, so wie es geworden ist, so wie du mich bis heute
geführt hast. Ich sage ja dazu, auch wenn ich zwischendurch nicht mehr glauben konnte. Ich schenke dir mein Ja zu allem, was mein Leben ausmacht: Meine Kinder, aber auch meine Schwächen und Stärken; was mir Angst macht und wonach ich mich sehne. Ich schenke dir mein Ja zu meinem Glück und zu meinem Unglück, zu
dem, was mich freut und zu dem, was mir weh tut. Jesus, ich schenke mein Ja zu - dir.“
Der König mit den leeren Händen
Jetzt
trat der dritte König vor. Ein junger Mann mit auffälliger Frisur und Kleidung.
Alles hielt den Atem an, als er sagte:
„Ich bin der König mit den leeren Händen. Ich habe nichts zu bieten. In mir ist nichts als Unruhe. Ich sehe nur
so cool aus, bin’s aber nicht. Hinter meiner Fassade ist nichts, kein
Selbstvertrauen, kein Sinn, keine Hoffnung, alles leer. Ich zweifle an so ziemlich allem, auch an dir, du Kind in der
Krippe. Aber tief in mir wünsche ich, dass mich
jemand liebt wie ich bin, dem ich nichts vormachen muss. Ich halte dir meine
leeren Hände hin. Wirst du mir geben, wonach ich mich sehne?
Viele
in der Kirche waren von diesem Auftritt tief bewegt. Ein paar Augenblicke war
es ganz still im Raum. – Da ging der, der den Josef spielte, zur Krippe und nahm
einen Strohhalm heraus. Er legte ihn dem jungen König in die leeren Hände und
sagte: „Das Jesuskind in der Krippe ist der Strohhalm, an den wir uns alle
klammern können. Auch du. Nimm ihn mit nach Hause!
Und
so kam es, dass am Ende des Gottesdienstes die Leute in der Kirche, die jungen
und die alten, zur großen Krippe gingen und sich einen
Strohhalm nahmen. Und jemand sagte: „Was für ein Geschenk!“ (Verfasser
unbekannt. Bearbeitung: HL)
Was schenkst du?
Wer
weiß, vielleicht hast auch du heute Abend ein Geschenk für das Jesuskind
mitgebracht. Vielleicht ein Herz voll Dankbarkeit, weil es dir zurzeit gut geht
und du glücklich bist. Vielleicht ein Herz voll Kummer, weil du zurzeit viele
Probleme hast. Vielleicht kannst auch du heute Abend aufs Neue ja sagen zu
deinem Leben, zu allem, was es ausmacht, zu dem, was dich bereichert hat.
Aber auch zu dem, was schwierig war und vielleicht noch ist. Dann kannst du sagen:
„Herr, ich nehme mein Leben wie es ist aus deiner Hand und schenke dir mein Ja. Du wirst mir helfen, wenn es schwierig wird. Du wirst mir geben, was mich freut.“ –
Vielleicht hast du aber noch ein ganz anderes, ein sehr persönliches Geschenk für ihn, das
du niemand anderem sagen und zeigen willst als Gott allein. Eine
geheime Sorge vielleicht oder ein innerer Konflikt, den du allein
nicht lösen kannst. Dafür bekommst auch du jetzt ein Geschenk. Es steht hier vor dem Altar. Und ich werde
es auspacken.
[HL zum Altar. Hebt den großen, mit Geschenkpapier beklebten
Karton (ohne Boden) von der Futterkrippe, die vor dem Altar steht. In die Krippe wird
eine große, brennende Kerze als Symbol für Jesus gestellt.]
Die
Krippe, liebe Freunde, ist Gottes Geschenk für dich. Die hier enthält
nur Stroh und viele kleine Strohsterne und für die Kinder ein paar Süßigkeiten.
Doch das eigentliche Geschenk für dich und für mich ist Jesus. Um das sichtbar
zu machen, stelle ich die große Kerze in der Krippe. Dieses Licht ist ein
Zeichen für ihn, der von sich sagt: „Ich bin das Licht der Welt. Wer an mich
glaubt, wird nicht in der Finsternis bleiben, sondern das Licht des Lebens
haben.“ (Johannes 8,12) Dieses Licht leuchtet für dich in der Kirchenbank und für mich. Es
ist das wahre Weihnachtslicht.
Aber wie kommt es dazu,
dass Jesus am Ende des Gottesdienstes nicht in der Kirche bleibt, sondern du
ihn mit nach Hause nehmen kannst? Dafür liegt das Stroh in der Krippe. Du kannst
dir anschließend für deinen Christbaum daheim einen Halm oder Strohstern
mitnehmen. Für uns soll es das Stroh sein, auf dem Jesus gelegen hat, das Weihnachtsstroh. Wer will,
hängt den Stern oder den einzelnen Halm an den Christbaum oder legt ihn ins
Nachttischkästchen oder klebt ihn an den Kleiderschrank. Sooft du diesen Halm
oder Stern siehst, sollst du wissen: Wenn es schwierig wird in meinem Leben oder
in dieser Welt, so soll dieses Stroh aus der Krippe mein rettender Strohhalm
sein.
Dann nimm ihn in die Hand und sage:
Gebet: Jesus, du weißt wie es mir geht. Du hast versprochen bei mir zu sein bis
zuletzt. Was auch kommt, du bist meine Hoffnung und mein Halt. Amen
Ein frohes und gesegnetes Weihnachtsfest!
Ihr / dein Hans Löhr
Losung und Lehrtext vom 24.12.2022:
Er wird Frieden gebieten den Völkern.
Sacharja 9,10
Ehre sei Gott in der Höhe und Friede auf Erden bei den
Menschen seines Wohlgefallens. Lukas 2,14
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Lieber Hans ! Von ganzem ❤️ wünsche ich Ihnen GESEGNETE WEIHNACHTEN. Danke für die wunderschöne Weihnachtapredigt. Jesus behüte beschütze und segne Sie. Liebe Grüße Ursula Anna
AntwortenLöschenDanke für die vielen Strohhalme in meinem Leben.
AntwortenLöschenHerr, ich nehme mein Leben wie es ist aus deiner Hand und schenke dir mein Ja. Du hast mir geholfen, wenn es schwierig wurde. Du hast mir gegeben, was mich gerettet hat.
Gesegnete Weihnachten wünsche ich uns allen
Elisabeth
Danke für wiedermal einen tollen Gedanken zur Glaubensanregung. Ihnen, Herr Löhr, und all ihrer Familie meine liebsten Segenswünsche und frohe Weihnachten. Und nochmal: Danke, dass sie sich immer so viel Mühe mit den Losungsauslegungen machrn.
AntwortenLöschenDanke! Die schönste Weihnachtspredigt ever! Den Menschen nahe und so schön bildlich.
AntwortenLöschenDanke für diese Weihnachtspredigt.
AntwortenLöschenSie bleibt in meiner Erinnerung.
Besser kann man Hoffnung ,Halt und Glaube nicht weiter geben.
Ute
Eben hab ich Trost und Ermutigung so bitter nötig gebraucht
AntwortenLöschenUnd dann lese ich ihre Predigt und will aufs neue Ja sagen
Ich danke ihnen sehr!
Auch ich gehöre zu denen die Gebete und Gedanken aufgeschrieben haben und darauf zurück greifen!
Voller Dankbarkeit schließe ich sie in meine Gebete ein.
Lieber Herr Löhr, Danke für Ihre schöne und berührende Weihnachtspredigt. Danke, dass Sie uns das Kind in der Krippe immer wieder nahe bringen, es uns jeden Tag aufs Neue schenken. Frohe Weihnachten Ihnen und Ihren Lieben.
AntwortenLöschenElke