Dienstag, 17. Februar 2015

Von Josef lernen hl

Losung: Der HERR war mit Josef, und was er tat, dazu gab der HERR Glück. 1.Mose 39,23

Lehrtext: Ihr seid dazu berufen, dass ihr den Segen ererbt. 1.Petrus 3,9

Liebe Leserin, lieber Leser,

also ich bin kein Sonntagskind mit einem sonnigen Gemüt, das alles leicht nimmt und dem alles gelingt. Solche Leute soll es geben, zumindest erwecken einige den Anschein, dass sie so seien. Und ich schätze mal, dass Sie / du auch immer wieder Mühe und Kraft aufwenden musst, um durch den Tag zu kommen und dein Pensum zu schaffen. Da könnten wir schon ein wenig neidisch werden, wenn wir in der Tageslosung lesen, wie es Josef, dem Sohn Jakobs, ging.
Doch halt, ich möchte mit Josef nicht tauschen. Als nämlich jener Satz über ihn gesagt wird, da befindet er sich gerade wegen falscher Anschuldigungen von Frau Potiphar in einem ägyptischen Gefängnis und sollte da auch noch einige Zeit bleiben. Eigentlich hätte er allen Grund, auf Gott und die Welt sauer zu sein oder zu verzweifeln. Aber Josef macht aus seiner Situation das Beste. Er lässt sich nicht hängen, er versinkt nicht in Selbstmitleid, er jammert nicht Gott und seinen Mitgefangenen ständig die Ohren voll. Stattdessen wird er aktiv und macht sich nützlich. Und das ist es, was Gott gefällt, weshalb er Josef zur „rechten Hand“ des Oberaufsehers aufsteigen lässt und ihm Glück gibt, zu allem, was er tut.
Lerne mit mir von Josef. Versuchen wir beide, du und ich, aus der jeweiligen Situation das Beste zu machen. Gott mag es, wenn wir nicht aufgeben, auch wenn Tage dabei sind, wo man am liebsten alles hinschmeißen möchte. Fort mit dem Selbstmitleid! Kämpfen wir uns Schritt für Schritt auch durch einen schwierigen Tag, auch durch mehrere schwierige Tage, wenn es denn sein muss. So wird Gott auch mit dir sein, und dir wird glücken, was du dir vorgenommen hast. Schließlich bist du dazu berufen, Gottes Segen zu empfangen und selber für andere ein Segen zu sein. (Lehrtext)

Gebet: Herr, manchmal habe ich keine Kraft und keine Lust, mich den Anforderungen des Tages zu stellen. Aber ich will mich immer wieder aufraffen und einen Schritt nach dem anderen tun. Du versprichst mir ja, dabei zu sein und zu helfen. Denn was du einst für Josef getan hast, das kannst du heute auch für mich tun. Amen

Herzliche Grüße

Hans Löhr


Hinweis: Liebe Leserinnen und Leser, die nächste Losungsauslegung erscheint erst wieder Anfang März. Wir machen in den nächsten Tagen Urlaub, dann kommt mein Abschiedsgottesdienst und danach bin ich erstmal verreist. Wir bitten Sie / Euch um Verständnis. Hans Löhr

Montag, 16. Februar 2015

Vom Zweifeln hl

Losung: Wie ein Hirte seine Schafe sucht, wenn sie von seiner Herde verirrt sind, so will ich meine Schafe suchen. Hesekiel 34,12

Lehrtext: Erbarmt euch derer, die zweifeln. Judas 1,22

Liebe Leserin, lieber Leser,

heute bekommen Sie / bekommst du zum Wochenanfang eine Scharade, ein Worträtsel von Friedrich Daniel Schleiermacher. Welches Wort wird gesucht?:
Mein Erstes ist nicht wenig
mein Zweites ist nicht schwer.
Gemeinsam lassen wir dich hoffen (zweifeln),
doch hoffe (zweifle) nicht zu sehr.
Die Lösung ist gar nicht so schwer. Der erste Teil des gesuchten Wortes ist ein anderes Wort für „nicht wenig“. Der zweite Teil ist ein anderes Wort für „nicht schwer“
zusammengesetzt ergeben die beiden Teile das gesuchte Wort: viel–leicht.
Und damit sind wir mitten im heutigen Lehrtext. Denn das Lieblingswort der Hoffnung wie des Zweifels heißt „vielleicht“: Vielleicht ist an der Sache mit dem Glauben gar nichts dran. Oder andersherum: Vielleicht ist an der Sache mit dem Glauben doch etwas dran. Einfacher gesagt: Vielleicht gibt es Gott gar nicht. Vielleicht gibt es ihn aber doch. (Wobei man sich vor dem Missverständnis hüten muss, als könne es Gott wie den Bodensee geben).
Wie ist das bei dir mit dem Zweifel? Wo wirst du dein Kreuzchen machen auf folgender Zweifel-Skala im Hinblick auf Gott:
a) ich zweifle total   /  b) ich zweifle großenteils   /  c) ich zweifle hin und wieder   /  d) ich zweifle gar nicht.
Wenn du zur Gruppe a) bis c) gehörst, bist du in guter Gesellschaft. Auch was den Zweifel betrifft, ist die Bibel brutal ehrlich. Da werden die Jünger Jesu nicht schöngefärbt. Da heißt es von ihnen, die doch den auferstandenen Jesus mit eigenen Augen sehen: „einige aber zweifelten“ (Matthäus 28,17). Und der bekannteste Zweifler unter ihnen ist Thomas, der erst wieder zum Glauben kommt, nachdem er mit seinen Fingern die Kreuzigungswunden Jesu berührt hatte. Daraufhin sagt Jesus: „Selig sind, die nicht sehen und doch glauben.“
Nein, die Zweifler werden in der Bibel nicht kritisiert, aber die Unentschiedenen und die Lauen, die weder heiß noch kalt sind. Luther war ein Zweifler und viele andere berühmte Christen. Manche allerdings sind mit dem Glauben nie so weit gekommen, als dass sie zweifeln könnten. Wenn du also zweifelst, kannst du fest damit rechnen, dass Gott mit dir barmherzig ist, sofern du mit deinem Zweifel nicht kokettierst und dir darauf etwas einbildest. Wenn du also zweifelst, kannst du fest damit rechnen, dass der große Hirte dich nicht verloren gibt, sondern dir nachgeht und dich sucht, bis er dich gefunden hat (Losung), sofern du dich finden lässt.

Gebet: Herr, du kennst mein Menschenherz wie schnell es verzagt. Und ich kenne dich, wie viel Geduld du mit mir hast und dass du mich nicht verloren gibst. Aber dann kommt wieder der Zweifel, und ich kenne dich nicht mehr. Dann bin ich ein Blatt im Wind, haltlos und orientierungslos. Doch plötzlich ist der Glaube wieder da und mit ihm das Vertrauen. Ich weiß nicht, wie das geschieht. Aber ich danke dir, dass es geschieht. Amen

Herzliche Grüße und Gottes Segen in der neuen Woche


Ihr / Dein Hans Löhr 

Sonntag, 15. Februar 2015

Jünger wird man unterwegs – aber wie? (Predigt) ebl

Predigt im Lichtblick am 15.02.2015 von Elfriede Bezold-Löhr, Pfarrerin

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Vor vier Wochen hatten wir dieses Thema zum ersten Mal. Ich möchte mit euch heute weiter darüber nachdenken. Zur Erinnerung für euch noch einmal die zentralen Gedanken aus der ersten Predigt zum Thema ‚Jüngerschaft‘, auf der wir aufbauen.
Unsere erste wichtige Einsicht: Die Jünger, die Jesus um sich hatte, waren keine besonderen Leute. Sie waren weder genial begabt noch außergewöhnlich attraktiv noch einzigartig zielstrebig. Sie waren Durchschnitt. Auch in religiöser Hinsicht. Keiner der Jünger hatte irgendwo vorher Karriere gemacht. Sie waren Leute wie Sie und ich. Jesus schart sie um sich. Sie werden seine Lehrlinge. Nichts anderes bedeutet der Ausdruck ‚Jünger‘.
Unsere zweite Einsicht: Die Jünger lernen von Jesus auf verschiedenen Kanälen. Zunächst einmal durch ‚Anschauung‘. Jesus ist ihr Vorbild. Sie sind tagaus, tagein mit ihm zusammen und können ihn ‚studieren‘. Wie er redet. Wann er schweigt. Wie er es hält mit Hunger, Durst, Ruhe- und Schlafbedürfnis, Freude an Gesellschaft und am Feiern, welche Rolle die Einsamkeit für ihn spielt und welche Bedeutung das Gebet für ihn hat. Sie erleben ihn, wie er von Gott spricht als seinem Vater, mit dem er in dauernder Verbindung steht. Sie erleben, hören und sehen das alles und es beginnt, sie zu verändern. In ihrem Inneren und dann auch in ihrem Verhalten.
Unsere dritte Einsicht: Wir haben diese ‚Lehrlingsporträts‘  unter der Überschrift ‚es war einmal ….‘ ins Archiv gelegt. Die haben mit uns nichts zu tun. Wir sind nicht Simon oder Andreas oder Levi, Jakobus oder Johannes, Philippus, Bartholomäus, Thomas, Jakobus, Thaddäus, Simon oder Judas.
Unsere vierte Einsicht: Die Archivierung ist nicht rechtens von uns. Warum? Wegen der Aufforderung, die Jesus als Erbe für uns da lässt, bevor er zu Gott zurückgeht: „Geht hin in alle Welt und macht zu Jüngern, zu Lehrlingen alle Völker, alle Ethnien. Tauft sie auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes und lehret sie halten alles, was ich euch geboten habe.“ (Matth. 28, 16 ff)
Unsere fünfte Einsicht: Wir sind also dran. 2015 könnte der Missionsbefehl  heißen: „Redet mit denen, die auf der Suche nach dem Sinn des Leben sind, über ihre Fragen. Fragt sie nach dem, was sie beunruhigt und umtreibt. Helft ihnen, dass sie gute Gesprächspartner für ihre Fragen finden. Zeigt ihnen, dass sie Antworten auf ihre Lebensfragen in der Bibel finden. Am besten sehen und hören sie an euch, was Christsein bedeutet.“
Und wie geht das – so mittendrin im Alltag? Das ist heute die Frage.

Jünger sein heute.
Ich warne Sie: Jetzt wird es ungemütlich. Es gibt heute keine Wohlfühlbotschaft. Weil vieles, was mit ‚Jesus-Lehrling-Sein‘ zu tun, unseren heutigen Gewohnheiten in Kirchens und privat zuwider läuft. Es wird Sie provozieren, was Sie heute mit mir durchdenken. Es wird viel Vertrautes in Frage stellen und ernsthaft herausfordern. Es ist gerade deshalb ziemlich ungemütlich, weil wir heute erst einmal auf uns selber sehen. Bevor wir „in alle Welt gehen“ und mit anderen etwas machen, geht es um uns selber.

Die erste Provokation: Jesus möchte Gehorsam. Hört sich unangenehm an. Wir – Jugendliche so wenig wie Erwachsene – gehorchen einem anderen nicht gern. Und doch beten wir immer wieder, auch später: „Vater unser im Himmel, geheiligt werde dein Name….“ Das bedeutet in unserem heutigen Sprachstil: „Unser Vater, nichts steht über dir. Du bist uns das Wichtigste und Wesentliche. Wir richten uns nach deinem Willen. Voll und ganz.“ Kurz gesagt: „Vater unser im Himmel, wir gehorchen dir.“ Ist uns klar, dass wir das sagen, wenn wir das Vaterunser beten? Das war es früher oft nicht und ist es heute oft nicht. „Warum nennt ihr mich dauernd ‚Herr!‘, wenn ihr doch nicht tut, was ich sage?‘ (Lk. 6, 47.f in der Übersetzung ‚Hoffnung für alle‘) fragt Jesus ziemlich frustriert in die Runde, als die Leute ihn reden hören wollen. Und er bringt  wieder eine seiner berühmten Kurzgeschichten: „Wisst ihr, mit wem ich einen Menschen vergleiche, der meine Worte hört und danach handelt? Er ist wie ein Mann, der sich ein Haus bauen wollte. Zuerst hob er eine Baugrube aus, dann baute er die Fundamente seines Hauses auf festen, felsigen Grund. Als ein Unwetter kam und die Fluten gegen das Haus brandeten, konnte es keinen Schaden anrichten, denn das Haus war auf sicheren Grund gebaut.“ (Lukas 6, 47 f.) Sehr überlegt, mit langem Atem und mit der Bereitschaft, sich zu auch körperlich richtig anzustrengen – so geht der kluge Mann ans Werk. Das versteht Jesus unter ‚gehorsam sein‘. Das will er von uns – damit uns die Stürme des Lebens nicht fortreißen und alles zerstören.

Die zweite Provokation: Christsein hat vor allem anderen zu tun mit unserem Geist. Sie können dafür auch das Wort ‚Herz‘ oder ‚innerster Wille‘ setzen. Christsein hat zuerst etwas mit unserem Herz zu tun. Es geht Gott um unser Innerstes. Im Gegensatz zu unserem Äußeren, dem ‚Fleisch‘. Paulus schreibt oft in seinen Briefen etwas von ‚Fleisch‘. Zum Beispiel an die Leute in Philippi schreibt er, dass er sich auch „des Fleisches rühmen könne.“ Kaum mehr verständliches Deutsch bei Luther. Wir ahnen irgendwie verschwommen, dass es da wohl wieder mal um Sex, Drugs and Rock‘n Roll gehen könnte – aber es ist etwas ganz anderes gemeint: Es sind mit dem ‚Fleisch‘ alle menschlichen Anstrengungen, alle religiösen Aktivitäten gemeint. Also: Christsein hat zuerst mit unserem Herz zu tun. Das ‚Natürliche‘ (anderer Ausdruck für ‚das Fleischliche‘), die Begabungen und Leistungen, die Fähigkeiten und der ehrenamtliche Einsatz eines Menschen – das ist für Gott zweitrangig. Es geht Gott darum, dass wir in unserem Innersten unser Vertrauen in ihn setzen. Dass unser Herz, unser innerster Wille, sich zusammentut mit seinem Geist. In der Konsequenz vertrauen wir immer stärker darauf, dass Gott tatsächlich wirken kann, persönlich, in unserem Leben.

Die dritte Provokation: Wer christliche Angebote konsumiert, lebt nicht automatisch einen aktiven Glauben. Wer seine ‚Sonntagspflicht‘ erfüllt und innerlich zu Jesus sagt: „Das muss reichen!“, hat nicht verstanden, worum es Jesus geht. Er will nicht mehr und nicht weniger, als dass wir ihn wirklich ständig an unserer Seite haben. Er will, dass wir uns danach sehnen, ihm immer ähnlicher zu werden. Da helfen zum Beispiel die von mir so gern zitierten CDs: Wer von uns neue Glaubenslieder hört – in der Küche oder beim Putzen oder bei der Fahrt auf der Autobahn, der hat Jesus an der Seite. Es darf genauso gut die h-Moll-Messe von Bach oder das Requiem von Mozart sein. Egal, welche Musik – wenn sie nur Gott zur Sprache bringt, von Montag bis Samstag! – ist sie eine Hilfe auf dem Weg zu einem aktiven Glauben.

Die vierte Provokation: Jeder von uns braucht eine geistliche Formung, wenn sein Glaube lebendig bleiben und an Intensität gewinnen soll. Die geistliche Formung ist ein innerer Umwandlungsprozess unter der Anleitung von Jesus. Schlechte Nachrichten für uns kirchliche ‚Couchpotatoes‘: Die sonntäglichen 50 Minuten reichen dafür nach Jesu‘ Überzeugung nicht aus. Paulus vergleicht diesen Prozess unserer inneren Formung manchmal mit einem Garderobenwechsel. „Zieht den neuen Menschen an“, sagt er in der Bibel. Zieht das neue Leben, das Gott euch schenken möchte und das Jesus Christus für euch möglich macht, wie neue Kleider an.“ (Eph.4, 24) Er sagt nicht: „Zieht den neuen Menschen am Sonntag für 50 Minuten an. Und danach könnt ihr ihn wieder in den Schrank hängen.“ Der ‚neue Mensch‘ soll bleiben – das Anziehen dauert allerdings lang, möglicherweise ein Leben lang. Und es umfasst alle Bereiche von uns: Unser Herz, unsere Gefühle, unseren Verstand, unsere Seele, unseren Körper und unsere sozialen Beziehungen.

Die fünfte Provokation: Geistliche Formung lebt davon, dass wir (dazu) lernen. Es braucht neben dem Geist Gottes auch unseren Willen. Ich muss sagen: „Ja, Jesus, ich möchte diesen neuen Menschen anziehen, den du mir hinhältst. Ich habe begriffen, dass das eine einschneidende und langwierige Sache ist. Aber ich vertraue auch darauf, dass es ein besseres Leben als das für mich nicht gibt. Also starten wir. Tun wir uns zusammen, du und ich.“
Eine der besten ‚Nachhilfemethoden‘ für uns sind dabei  Bibeltexte. Selber gelesene Bibeltexte. Tut mir leid, euch das am Ende dieser Predigt noch zumuten zu müssen. Aber es ist allzu offensichtlich: Jeder sollte sich wieder selber an die Bibel heranwagen. Sie ist das ursprünglichste Gotteszeugnis. Also: Selber lesen. Und am Besten das eine oder andere auswendig lernen. Damit es parat ist, wenn wir es brauchen. Nicht immer haben wir ja eine Bibel dabei. Geschweige denn, dass wir sofort wüssten, wo wir nachschlagen müssen, wenn wir einen Rat oder Trost oder eine Ermutigung aus Gottes Wort brauchen.

Vor einigen Tagen bin ich gebeten worden, in der Nachbargemeinde eine Aussegnung zu übernehmen. Da standen wir um den Sarg. Die Familie betroffen und in Trauer, die Angehörigen und andere Gemeindeglieder stumm und reglos. Was haben wir getan? Nach dem Valetsegen gemeinsam einen Psalm gesprochen. Wir haben alle zusammen auswendig den Psalm 23 gebetet. Und mit dem Beten hat sich etwas dort in der Aussegnungshalle verändert. Zu dem ganzen Schmerz kam etwas Neues: Trost. Und das Vertrauen, dass Gott uns hält und führt, auch im finsteren Tal. Plötzliche lebt das Wort und die Kraft Gottes unter uns. Amen.

Wie lebe ich richtig? hl

Losung: Wandelt in allen Wegen, die euch der HERR, euer Gott, geboten hat, damit ihr leben könnt. 5.Mose 5,33

Lehrtext: Jesus sprach: Wer meine Rede hört und tut sie, der gleicht einem klugen Mann, der sein Haus auf Fels baute. Matthäus 7,24

Liebe Leserin, lieber Leser,

wie lebe ich richtig? Diese Frage werden Sie sich / wirst du dir nicht nur einmal gestellt haben. Frühere Generationen hatten es leichter. Es gab einfach nicht so viele Lebensmöglichkeiten wie heute. Wie lebe ich richtig? Entscheidend wird wohl sein, was du dir vom Leben erwartest, welche Werte dir wichtig sind. Mose legte seinem Volk damals ans Herz, so zu leben, wie Gott es geboten hat. Auch heute noch sind die 10 Gebote für manche eine Richtschnur. Nur leider sind sie kein Steinbruch, dem man nach Belieben das Gebot entnehmen könnte, das einem gerade passt. Die 10 Gebote gibt es nur ganz, und das heißt, ohne das erste Gebot „Ich bin der Herr, dein Gott, du sollst keine anderen Götter haben neben mir“, verlieren auch die anderen Gebote ihre Autorität.
Ich meine, die Gebote Gottes sind als Richtschnur für ein gelungenes Leben nach wie vor erste Wahl. Dahinter steckt eine Jahrtausende alte Erfahrung. Und so gibt es nichts, was ihnen gleich käme. Das mag nicht immer angenehm und zeitgemäß erscheinen. Doch entscheidend ist doch, dass es dir nicht nur kurzfristig, sondern auch auf lange Sicht gut geht. Dann steht dein Lebenshaus auf einem starken Felsen, und auch größere Turbulenzen, die bei keinem ausbleiben werden, können es nicht zum Einsturz bringen.

Gebet: Herr, danke für deine Gebote. Durch sie gibst du mir Orientierung und Halt. Amen

Herzliche Grüße


Hans Löhr 

Samstag, 14. Februar 2015

Gemeinsam sind wir stark hl

Losung: Der HERR erweckte den Geist des Volkes, dass sie kamen und arbeiteten am Hause des HERRN Zebaoth, ihres Gottes. Haggai 1,14

Lehrtext: Wandelt würdig des Evangeliums Christi, damit ihr in einem Geist steht und einmütig mit uns kämpft für den Glauben des Evangeliums. Philipper 1,27

Liebe Leserin, lieber Leser,

es ist schon erstaunlich, wozu eine Gruppe fähig ist, wenn sich nur ihre Mitglieder einig sind. Die meisten Häuser in unseren Dörfern wären nicht gebaut worden, hätten nicht Familien und Nachbarn zusammengeholfen. So viel Geld, dass sich jemand ein Haus schlüsselfertig hinstellen lassen kann, um dann nur noch einziehen zu müssen, haben bei uns die Wenigsten. Und das ist fast überall so und war auch schon immer so. Manches Mal wurden die Untertanen einer Herrschaft mit Gewalt gezwungen, Schlösser, Burgen, aber auch Kathedralen zu bauen. Doch wenn die Leute den Sinn und Zweck eines Bauwerks einsehen, sind sie auch zu großen Opfern an Geld, Arbeitskraft  und Zeit bereit.  So haben nach dem Krieg wenige Kilometer von Sommersdorf entfernt die Bauern von Unterrottmannsdorf gegen den Widerstand der Kirchenleitung ein eigenes Gotteshaus gebaut.
Das gleiche Prinzip gilt auch, wenn es darum geht, die Gemeinde geistlich zu bauen. Manchmal muss dann auch tatsächlich gebaut werden. Oft aber kommt es darauf an, dass sich genügend Ehrenamtliche finden, die bei den Gottesdiensten und Kindergottesdiensten mitarbeiten, die in den Leitungsgremien Verantwortung übernehmen, im Posaunenchor spielen oder bei Sammlungen mithelfen. Jetzt muss zum Beispiel in unserer kleineren Gemeinde Thann die historische Orgel aufwändig restauriert werden. Ich bin zuversichtlich, dass letzten Endes doch genug Spendengeld zusammenkommt und das Vorhaben gelingt.
Wenn die Leute nicht zur Arbeit gezwungen werden, sondern, wie in einer Kirchengemeinde, freiwillig und ohne Bezahlung mitmachen, dann braucht es einen gemeinsamen Geist, den Geist Gottes. Das war so beim Bau des Tempels von Jerusalem zur Zeit des Propheten Haggai  (Losung). Das war bei den ersten Christen in der griechischen Stadt Philippi so (Lehrtext). Das ist heute in unseren beiden Gemeinden so. Deshalb danken meine Frau und ich allen Ehrenamtlich in unserer Pfarrei für ihr großes Engagement und wir danken Gott für seinen Geist, durch den so vieles erst möglich wird. Und wenn Sie / du, egal wo du bist, für unsere Arbeit betest, dann ist auch das ein wertvoller Beitrag für uns.

Gebet: Herr, so viel Segensreiches ist durch dich schon geschehen, auch bei uns. Gib uns weiterhin deinen Geist, dass wir gemeinsam eine Gemeinde bauen, wo der Glaube von vielen ein Zuhause hat. Amen

Herzliche Grüße


Hans Löhr 

Freitag, 13. Februar 2015

Schwingende Mauern ebl

Losung: Es freue sich der Himmel, und die Erde sei fröhlich, und man sage unter den Heiden, dass der HERR regiert! (1. Chronik 16, 31)

Lehrtext: Dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit. (Matthäus 6, 13)

Liebe Freunde dieser Losungsauslegungen,

das ist für mich ein faszinierender Gedanke: Leute in einem Gottesdienst oder in einem Lobpreis-Konzert singen so begeistert, so engagiert und leidenschaftlich mit, dass Passanten, die draußen am Gebäude vorbeigehen und mit dieser Veranstaltung überhaupt nichts am Hut haben, neugierig stehen bleiben, sich ins Konzert hineinschleichen und spüren: Da passiert gerade etwas ganz Besonderes! Da ist eine ganz eigene Atmosphäre - tiefe Freude, fröhliche Ausgelassenheit, offene Blicke untereinander - und das gemeinsame Singen, begleitet von vielen Instrumenten. Und sie lassen sich anstecken .... (siehe heutige Losung).

Bei unseren Sonntagsgottesdiensten haben wir noch ein bisschen 'Spielraum' nach oben, was vor Begeisterung bebende Mauern und neugierige Neuzugänge angeht. Aber ich gebe diesen Traum nicht auf - ich ergebe mich dem Schwund in unseren Kirchenbänken nicht. Ich sage im Stillen und mit euch zusammen bewusst immer wieder: "Dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit, Vater. Und das gilt jetzt und es gilt morgen und in alle Ewigkeit. Du bewahrst mich davor, dich als mein Zentrum aus den Augen zu verlieren. Du bewahrst mich vor Selbstüberschätzung und vor Selbstüberforderung. Dafür singe ich dir fröhlich mein Loblied. Amen."

Beschwingte Grüße aus dem Pfarrhaus und ein schönes Wochenende!
Liebe Grüße,
Eure / Ihre Elfriede Bezold-Löhr


PS: Wie es gehen kann, dass wir den Missionsauftrag von Jesus im Alltag leben, durchdenken wir am kommenden Sonntag im Lichtblick. Und singen vorher Gott Loblieder, die die Mauern zumindest ein bisschen schwingen lassen :-)) Herzliche Einladung dazu - und bringt gern 'Zaungäste' mit. Wir freuen uns auf euch.

Donnerstag, 12. Februar 2015

ausprobieren ebl

Losung: Erkennt, dass der HERR Gott ist! (Psalm 100, 3)

Lehrtext: Der Sohn Gottes ist gekommen und hat uns den Sinn dafür gegeben, dass wir den Wahrhaftigen erkennen. (1. Joh.5, 20)

Liebe Losungsgemeinschaft,

wie könnten wir das hinbekommen, wenn wir die heutige Losung persönlich nehmen? Wie geht das - "erkennen, dass der HERR Gott ist"? Ich meine, dass das nur über's Ausprobieren geht. Ich mache nur dann, wenn ich mutig anfange, auf diesen HERRN zu vertrauen, persönliche Erfahrungen mit ihm. Diese Erfahrungen zeigen mir dann Gott als den, der nicht nur der HERR über alles ist, sondern der zugleich sagt 'ICH BIN DA FÜR DICH'. Studieren kann ich diese Erfahrung nicht und kann sie auch nur begrenzt aus den Erfahrungen anderer Christen ableiten. Ich muss es selber riskieren. Um an meinem Leben und meiner Geschichte zu erkennen, dass der Schöpfer (auch) für mich da ist.

In Jesus ist die liebevolle Zuwendung Gottes zu uns vollendet abgebildet. Die Welt, in die er gekommen ist, war damals so wenig vollkommen wie sie es heute ist. Was Johannes über Jesus schreibt, ist gerade angesichts der aktuellen Nachrichten bedeutungsvoll: "Noch liegt die ganze Welt im Machtbereich des Bösen; ausgenommen sind alle, die sich unter die Herrschaft Gottes begeben haben. Wir wissen aber auch, dass der Sohn Gottes gekommen ist, um uns Gott so zu zeigen, wie er wirklich ist. Durch Jesus Christus dürfen wir seitdem in einer unvorstellbaren Nähe zu Gott leben." (1. Joh. 5, 20)

Gebet: Danke, Vater, für die Zusage deiner Nähe. Es gibt nichts Besseres, als im Vertrauen auf dich leben zu können. Das macht mich frei von lähmender Angst und großem Druck. Du bist Herr. Du bis Schöpfer und Vater in einem. Du bist da. Für jeden von uns. Wir vertrauen uns dir auf's Neue an. Amen.

Zuversichtliche Grüße aus dem Sommersdorfer Pfarrhaus!
Eure Elfriede Bezold-Löhr

Mittwoch, 11. Februar 2015

Halte durch! ebl

Losung: Die mit Tränen säen, werden mit Freuden ernten. Sie gehen hin und weinen und streuen ihren Samen und kommen mit Freuden und bringen ihre Garben. (Psalm 126, 5 - 6)

Lehrtext: Lasst uns aber Gutes tun und nicht müde werden; denn zu seiner Zeit werden wir auch ernten. (Galater 6, 9)

Liebe Losungsgemeinschaft,
in der gestrigen Pfarrkonferenz hat ein Professor aus Leipzig über Dietrich Bonhoeffer einen Vortrag für alle PfarrerInnen aus unserem Dekanat gehalten. Die meisten von euch werden diesen Mann zumindest dem Namen nach kennen - er war selbst Pfarrer und hat in der Zeit des Nationalsozialismus so deutlich seine Ablehnung erkennen lassen, dass er eingesperrt und schließlich von den Nazis umgebracht worden ist. Noch heute werden seine Bücher von vielen gelesen, sind seine Gedankenanstöße wichtig. "Von guten Mächten wunderbar geborgen" - dieses Lied in unserem Gesangbuch stammt auch von ihm.
Er selber hat die Saat guter und tröstlicher Gedanken, die er gestreut hat, nicht mehr aufgehen sehen. Aber sie ist aufgegangen und trägt vielfältigste Früchte rund um den ganzen Erdball. Vielleicht ist sein Leben ein Spiegel dessen, was heute in Losung und Lehrtext ausgedrückt ist. Leute mit solchem Glaubensmut waren und sind ein Geschenk für unsere Welt.

Gebet: Vater heute denken wir an Menschen wie Dietrich Bonhoeffer, die ihren Glauben an dich auch in schweren Zeiten bewahren haben können. Wir lernen von ihnen das Durchhalten in Krisenzeiten. Sie trösten uns mit ihren Gedanken, mit ihren Liedern und ihrem Leben. Mach uns aufmerksam für solche Zeugnisse tiefen Vertrauens in dich. Amen.

Einen Tag mit vielfachem Grund zum Lachen wünscht dir und Ihnen

deine / Ihre Elfriede Bezold-Löhr

Dienstag, 10. Februar 2015

reich und arm ebl

Losung: Ich weiß es, HERR: Du trittst für die Unterdrückten ein, du wirst den Wehrlosen Recht verschaffen. (Psalm 140, 13 nach der 'Guten Nachricht für dich')

Lehrtext: Hört gut zu, meine lieben Brüder und Schwestern! Hat Gott nicht gerade die erwählt, die in den Augen dieser Welt arm sind, um sie aufgrund Ihres Glaubens reich zu machen? Sie sollen in Gottes neue Welt kommen, die er denen versprochen hat, die ihn lieben. (Jak. 2, 5 nach der 'Guten Nachricht für dich')

Liebe Leserin, lieber Leser,
vor einer guten halben Stunde hat sie unser Haus wieder verlassen, die liebe Sister Elly. Manche von euch kennen sie aus den Erzählungen von unserer Tansania-Reise im letzten Sommer. Sie hatte uns in Lyamungo am Fuß des Kilimandscharo beherbergt. Völlig überraschend stand sie im Zug einer Deutschlandreise heute plötzlich vor unserer Tür - und wir waren sofort mitten im Erzählen, haben viel gelacht und uns aneinander gefreut und auch gemeinsam gebetet. Dann hat sie uns noch ein Faltblatt gezeigt, das sie für eine Andacht am kommenden Donnerstag vorbereitet hat. Vorne drauf sind vier Kinder zu sehen, die sie bei sich daheim fotografiert hat und die frech in ihre Kamera grinsen. 'God is great, yeaah!' sagt einer von den vieren und die anderen stimmen begeistert zu.
Diese Kinder wirken reich, obwohl sie in unseren Augen schäbig angezogen sind und keines unserer Kinder-Statussymbole haben. Das berührt mich im Herzen und macht mich nachdenklich im Blick auf uns reiche Europäer - Kinder wie Erwachsene. Dass Gott sich im Herzen eines Menschen im guten Sinn breit macht, hat offensichtlich überhaupt nichts mit der Höhe seiner Ersparnisse zu tun. Wer von uns ist jetzt wirklich 'reich'?

Gebet: HERR, ich danke dir für den Anstoß, heute über arm und reich nachzudenken. Du bewahrst uns davor, vorschnell Menschen als 'arme Schlucker' zu sehen, nur weil sie nicht unseren materiellen Wohlstand haben. Hilf, dass uns unsere wirtschaftliche Sicherheit nicht von dir trennt, sondern uns die Chance eröffnet,  großzügig zu sein und zu helfen, wo es nötig ist. Amen.

Von Herzen grüßt dich und Sie
deine / Ihre Elfriede Bezold-Löhr

Montag, 9. Februar 2015

Ich hab' den besten Anwalt ebl

Losung: Sei du selbst mein Bürge bei dir - wer will mich sonst vertreten? (Hiob 17, 3)

Lehrtext: Wer will verdammen? Christus ist hier, der gestorben ist, ja vielmehr, der auch auferweckt ist, der zur Rechten Gottes ist und uns vertritt. (Römer 8, 34)

Liebe Leserin, lieber Leser,

ich begleite einen alten Mann auf der letzten Etappe seines Lebens. Er ist dankbar für viel Gutes, das er erlebt hat. Doch er ist jetzt lebensmüde und entkräftet. Alles, was er noch will, ist sterben. "Wann holt er mich denn?" fragt er mich immer wieder. Er fragt mich das ohne jede Angst, schaut mir dabei in die Augen. Mit dem selbstverständlichen Vertrauen darauf, dass Gott eine Wohnung für ihn im Himmel vorbereitet hat. Der alte Mann weiß Gott als seinen Bürgen und Jesus Christus als seinen 'Anwalt'. Das reicht ihm, um gelassen, ja sehnsüchtig dem 'Himmel' entgegen zu gehen. So möchte ich auch eines Tages sterben können.

Gebet: Herr, unser Gott, du nimmst uns die Angst vor den letzten Dingen. Wir haben in deinem Sohn den Anwalt, der unsere Sache bei dir schon vertreten und erfolgreich durchgefochten hat. Wir leben - auch wenn wir eines Tages sterben werden. Du schließt uns den Himmel auf. Danke.

Einen guten Start in die neue Woche und herzliche Grüße aus dem Sommersdorfer Pfarrhaus!

Deine / Ihre Elfriede Bezold-Löhr

Sonntag, 8. Februar 2015

Weisheit, die von Gott kommt (Predigt) hl

Lehrtext: Die Weisheit von oben her ist zuerst lauter, dann friedfertig, gütig, lässt sich etwas sagen, ist reich an Barmherzigkeit und guten Früchten, unparteiisch, ohne Heuchelei. 
Jakobus 3,17 

Predigt von Hans Löhr am Sonntag Sexagesimae, 8.2.2015. Predigttext = Lehrtext: Jakobus 3, 13-17

Liebe Gemeinde,

wer ist weise? Sind das die Gelehrten? Sind das die älteren, lebenserfahrenen Leute?
Ich meine, weise ist, wer sich nicht selbst dafür hält. Ob ein Mensch weise ist oder nicht, kann er nicht selber sagen. Das müssen andere sagen, die mit ihm zu tun haben. Ob jetzt hier in der Kirche in Sommersdorf / Thann jemand in der Bank sitzt, der weise ist? Was meint ihr?
Ich glaube schon, dass es in unserer Gemeinde Leute gibt, die weise sind, die klug genug, sich nicht ständig in die Angelegenheiten anderer einzumischen und sie zu kritisieren. Wie viel Streit gibt es nicht zwischen Eltern und ihren erwachsenen Kindern, weil Mutter oder Vater es nicht lassen können, ihnen hineinzureden in ihre Partnerschaft oder Ehe, in ihre Arbeit, in ihre Finanzen, in ihr Freizeitverhalten!
Das ist vor allem dann ein Problem, wenn man nahe beieinander wohnt, vielleicht sogar im selben Haus und ständig mitbekommt, was der andere macht. Ich tue mich da leichter. Meine erwachsenen Töchter wohnen in München. Die eine ist verheiratet und hat eine Familie. Die andere lebt mit ihrem Partner zusammen. Hin und wieder telefonieren wir miteinander und dann erzählen sie mir, was sie mir erzählen möchten. Ich höre mir das an, aber ich rede ihnen nichts ein. Ich akzeptiere ihre Partnerwahl. Schließlich wollen und sollen sie mit ihrem Partner zusammenleben und nicht ich. Und wenn ich manchmal das Bedürfnis habe, etwas Kritisches zu sagen, beiße ich mir auf die Zunge.
Früher, als sie noch Kinder und Jugendliche waren, war das anders. Da habe ich schon gesagt, was ich gut finde und was in meinen Augen nicht in Ordnung ist. Das hat manchmal zu Streit geführt. Doch das ist unvermeidlich, wenn man Kinder erzieht. Um der Harmonie willen allen Auseinandersetzungen aus dem Wege zu gehen, ist ja auch keine Lösung und hilft Kindern nicht. Aber jetzt sind sie, wie gesagt, erwachsen. Und jetzt verstehen wir uns gut, nicht zuletzt, weil ich sie so sein lasse, wie sie sind.
Bin ich deswegen weise? Das möchte ich nicht von mir behaupten. Aber manchmal zumindest glaube ich zu wissen, was klug und unklug ist, wie man sich weise verhält oder dumm. Jeder, so meine ich, kann sich überlegen, ob das, was er gerade sagen und tun will, weise ist oder nicht. Und dabei hast du als Christ einen Maßstab, den dir die Bibel gibt. Du findest ihn im Brief des Jakobus im Kapitel 3, Verse 13-17. Der Apostel schreibt:
Hält sich jemand von euch für klug und weise? Dann soll das an seinem ganzen Leben abzulesen sein, an seiner Freundlichkeit und Güte. Sie sind Kennzeichen der wahren Weisheit. Seid ihr aber voller Neid und Streitsucht, dann braucht ihr euch auf eure angebliche Weisheit nichts einzubilden. In Wirklichkeit verdreht ihr so die Wahrheit. Eine solche Weisheit kann niemals von Gott kommen. Sie ist irdisch, ungeistlich, ja teuflisch. Wo Neid und Streitsucht herrschen, da gerät alles in Unordnung; da wird jeder Gemeinheit Tür und Tor geöffnet. Die Weisheit aber, die von Gott kommt, ist vor allem aufrichtig; außerdem sucht sie den Frieden, sie ist freundlich, bereit nachzugeben und lässt sich etwas sagen. Sie hat Mitleid mit anderen und bewirkt Gutes; sie ist unparteiisch, ohne Vorurteile und ohne alle Heuchelei.
Ich meine, Weisheit hat nichts damit zu tun, dass jemand besonders viel weiß, also belesen ist, gut ausgebildet und gelehrt. Obwohl das der Weisheit nicht schadet. Weise ist in meinen Augen jemand mit Herzensbildung, jemand mit Einfühlungsvermögen und Taktgefühl, der weiß, was den anderen ärgert oder verletzt, und der deshalb auf bestimmte Bemerkungen und Handlungen verzichtet. Das ist im Sinn dessen, was wir soeben aus der Bibel gehört haben. Weise ist auch, wer weiß, dass der Ton die Musik macht. Deshalb gehört dem Apostel Jakobus zufolge zur Weisheit auch die Freundlichkeit, und ich möchte hinzu setzen, auch die Höflichkeit. Auch auch als Erwachsener kann ich „bitte“ sagen, wenn ich etwas von einem anderen will, auch vom Partner oder vom eigenen Kind, und „danke“, wenn ich etwas bekomme.
Ist das nicht selbstverständlich? Leider nein, und darum, weil sich Freundlichkeit und Höflichkeit nicht von selbst verstehen, ist es weise, freundlich und höflich zu sein, auch am Telefon.
Ich hab vorhin von meinen Töchtern in München erzählt und dass ich mich leicht tue, sie so sein zu lassen wie sie sind, weil ich weit genug weg bin und nicht ständig alles mit bekomme, was bei ihnen gerade so läuft. Der räumliche Abstand hilft mir sehr, mich zurückzuhalten. Aber wie ist es, wenn man sich ständig begegnet entweder in der Familie oder am Arbeitsplatz oder auch in der Nachbarschaft? Da ist es natürlich schwerer, die nötige Gelassenheit und Zurückhaltung zu üben und eine Auseinandersetzung aus dem Weg zu gehen. Gerade dann tut ein gewisser Abstand gut, von dem aus man auf die Dinge und Menschen schaut. Gefährlich wird es immer dann, wenn ich mich hineinziehen, wenn ich mich verwickeln lasse in das Leben und in die Probleme anderer, wenn ich plötzlich auch noch Eisen im Feuer habe und meine Interessen gewahrt wissen will.
Ich lerne aus der Bibel, dass es, wie sonst auch, gut ist, mit Gottvertrauen gelassen auf die Dinge und Menschen zu schauen. Ich bin es doch nicht, der alles regeln muss, schon gar nicht für andere. Jeder hat selbst für sich Verantwortung. Und dann ist da noch Gott, der auf seine Weise regelt und leitet und regiert. Das macht er in jedem Fall besser als ich.
Von einem guten Seelsorger oder Therapeuten kann man sich abschauen, wie man sich weise verhält, wenn andere mit ihren Anliegen und Problemen zu dir kommen. Das Wichtigste für jeden, der andere Menschen berät, ist, dass er sich auf keinen Fall in die Probleme des anderen hineinziehen lässt; dass er Distanz wahrt und selbst auf Ratschläge weitgehend verzichtet. Stattdessen tut es dem anderen gut, wenn du dir Zeit für ihn nimmst, ihm zuhörst, manchmal zurückfragst, wenn du etwas nicht verstanden hast und deinen Gesprächspartner so die Möglichkeit gibst, über das, was er sagt, selbst nachzudenken und von sich aus auf mögliche Lösungen seines Problems zu kommen. Das, liebe Gemeinde, hat mit dem zu tun, was die Bibel sagt: Weisheit, die von Gott kommt, ist vor allem aufrichtig. Sie hat Mitleid mit anderen und bewirkt Gutes; sie ist unparteiisch, ohne Vorurteile und ohne alle Heuchelei.
Herzensbildung – das ist das Stichwort, um das es geht. Nicht auf die Weisheit des Kopfes kommt es an, nicht darauf, was jemand weiß, sondern auf die Weisheit des Herzens, wie empfindsam jemand ist für die äußere und innere Not seiner Mitmenschen, für das, was andere brauchen und für das, was ihnen weh tut.
Manchmal ärgern sich Väter oder Mütter über die eigenen Eltern, weil diese zu den Enkeln wesentlich großzügiger und liebevoller sind, als sie zu ihnen selbst waren. „Wärst du doch früher auch einmal zu mir so gewesen, wie du jetzt zu deinen Enkeln bist!“ Ein solcher Satz ist in manchen Familien keine Seltenheit.
Leider ist es so, dass es manchmal fast ein ganzes Leben braucht, bevor man weise wird, nämlich freundlich und gütig, großzügig und verständnisvoll. Vielleicht gelten deshalb manche alten Leute als weise. Aber ginge das nicht auch schon ein bisschen früher?
Gerade weil sie so wichtig ist, steht ja die Aufforderung, weise zu sein, in der Bibel. Jetzt schon bin ich, bist du aufgerufen, freundlich zu sein, auf Vorurteile zu verzichten und dir etwas sagen zu lassen. Ja, auch als älterer Mensch, soll ich mir noch etwas sagen lassen. Aber selber sollte ich nicht darauf bestehen, den jüngeren Erwachsenen ständig etwas sagen zu müssen. Vom Philosophen Friedrich Nietzsche stammt der Satz: »Ein zahnloser Mund hat nicht mehr das Recht zu jeder Wahrheit.« Das heißt doch wohl, auch mal den Mund zu halten selbst wenn ich mich im Recht fühle. Dank der modernen Zahnmedizin habe ich noch meine zweiten Zähne. Aber ich werde jetzt, da ich aus dem aktiven Berufsleben ausscheide, es wohl lernen müssen, andere ihre Erfahrungen und auch ihre Fehler machen zu lassen und der Versuchung zu widerstehen, alles besser zu wissen.
Und schließlich gehört zur Weisheit, die von Gott kommt, auch, dass ich bereit bin nachzugeben. So sagt es die Bibel. Und so ist es für mich maßgeblich. „Der Klügere gibt nach“, heißt das Sprichwort. Das gilt in besonderer Weise für den, der es bisher gewohnt war, sich immer durchzusetzen. Wovor habe ich eigentlich Angst, wenn ich mich nicht mehr durchsetze? Gelte ich dann etwa nichts mehr? Oder ist es nicht gerade umgekehrt, dass ich dann in der Achtung anderer steige?
„Wer ist weise?“, habe ich am Anfang gefragt. Und so möchte ich am Schluss sagen: Nicht der, der viel weiß, sondern der sich weise verhält. Und das kann jeder.
Amen

Herzliche Grüße


Ihr / dein Hans Löhr 

Freitag, 6. Februar 2015

aufrichtig hl

Losung: Ich weiß, mein Gott, dass du das Herz prüfst, und Aufrichtigkeit ist dir angenehm. 1.Chronik 29,17

Lehrtext: Selig sind, die reinen Herzens sind; denn sie werden Gott schauen. Matthäus 5,8

Liebe Leserin, lieber Leser,

wenigstens bei Gott, wenigstens bei ihm kommen die nicht weit, die hinterlistig, heimtückisch und verschlagen sind, die tricksen und andere übers Ohr hauen. Menschen lassen sich täuschen, an der Nase herum führen oder hinters Licht. Gott nicht. Er prüft das Herz eines jeden, auch meins. Er fragt mich nach meinen Motiven, warum ich dieses oder jenes tue oder unterlasse. Warum ich dieses oder jenes sage oder verschweige.
Und deshalb tue ich gut daran, wenn ich mich auch selbst immer wieder prüfe und frage: Bin ich wirklich aufrichtig? Aufrichtig Gott und meinen Mitmenschen gegenüber? Vor allem aber auch zu mir selbst? Denn das ist ja ein merkwürdiges Phänomen, dass man sich in die eigene Tasche lügen kann. Offensichtlich steht jeder in der Versuchung, sich selbst zu täuschen, weil er die Wahrheit über sich nicht ertragen möchte. Die Wahrheit aber ist, dass niemand perfekt, rein und ohne Schuld ist. Und auch niemand es schafft, so zu sein, wie sehr er sich auch bemüht. Niemand hat aus sich heraus ein reines Herz. Jeder ist darauf angewiesen, was der Psalm 51 Vers 12 sagt: „Schaffe in mir, Gott, ein reines Herz.“
Und wie ist es damit, Gott zu schauen? (Lehrtext)  Die Bibel sagt, dass kein Lebendiger Gott schauen kann. Denn „wir leben ja noch in der Zeit des Glaubens, noch nicht in der Zeit des Schauens.“ (2. Kor. 57) Bis dahin sehe ich ihn in dem Menschen, der meine aufrichtige Liebe braucht.

Gebet: Herr, gut, dass ich wenigstens dir nichts vormachen muss. Du kennst mich besser als ich. Darum vertraue ich mich dir ganz und gar an und bitte dich, immer wieder all das wegzunehmen, was zwischen dir und mir, was zwischen mir und meinen Mitmenschen steht. Amen

Herzliche Grüße

Ihr / dein Hans Löhr

Donnerstag, 5. Februar 2015

Es gibt eine bessere Zukunft für dich hl

Losung: Sei mir gnädig, Gott, sei mir gnädig! Denn auf dich traut meine Seele. Psalm 57,2

Lehrtext: Wenn nun ihr, die ihr doch böse seid, dennoch euren Kindern gute Gaben geben könnt, wie viel mehr wird euer Vater im Himmel Gutes geben denen, die ihn bitten! Matthäus 7,11

Liebe Leserin, lieber Leser,

die Situation erschien ausweglos. David war in Todesgefahr. Er versteckte sich in einer Höhle, und sein Widersacher, König Saul, ließ ihn in unmittelbarer Nähe suchen. Das Netz der Häscher begann sich zuzuziehen. Da betete David das heutige Losungswort: »Sei mir gnädig, Gott, sei mir gnädig! Denn auf dich traut meine Seele, und unter dem Schatten deiner Flügel habe ich Zuflucht, bis das Unglück vorübergehe.« (Lies Psalm 57) Und so entkam er mit Gottes Hilfe ein weiteres Mal.
Ich hoffe nicht, dass Ihnen / dir jetzt jemand nach dem Leben trachtet. Aber es kann durchaus sein, dass jemand dich an deiner Seele verletzt, schwer verletzt, und du nicht weißt, wie es weitergehen soll. Manchmal gibt es in Ehen und Familien einen bösen Streit, dass man meint, mit dem anderen nicht mehr zusammen leben zu können. Manchmal wird man auf der Arbeit gemobbt, was leicht zu einer Depression oder zum Burnout führen kann. 
So schlimm das auch ist, es gibt wieder eine bessere Zukunft für dich. Gott kennt die Türen, hinter denen es für dich weitergeht und manchmal ganz anders, als du es dir jetzt vorstellen kannst. Wichtig ist nur, dass du ihn darum bittest, dir aus einer verfahrenen Situation wieder heraus zu helfen. Doch zweifle nicht, ob du ihm gut genug bist. Weil er dein Vater im Himmel ist, wird er es tun. Und weil du sein Kind bist, tut er's gerne (Lehrtext).

Gebet: Herr, ja das stimmt, wie getrübt mein Herz auch sein mag, so habe ich doch ein Herz für meine Kinder. Dein Herz aber ist ungetrübt. Hell und klar fließt daraus deine Liebe zu deinen Menschenkindern und darum auch zu mir. Du wirst mir nichts Schlechtes gönnen, sondern Gutes geben solange ich lebe. Amen

Herzliche Grüße


Ihr / dein Hans Löhr 

Mittwoch, 4. Februar 2015

Gnade kriegt man geschenkt hl

Losung: Ich will sie gnädig ansehen und will sie bauen und nicht verderben, ich will sie pflanzen und nicht ausreißen. Jeremia 24,6

Lehrtext: So gibt es nun keine Verdammnis für die, die in Christus Jesus sind. Römer 8,1

Liebe Leserin, lieber Leser,

nicht wenigen ist es egal, ob sie einmal erlöst oder verdammt werden. Sie glauben, dass mit dem Tod ohnehin alles aus sei. Als Christ verlasse ich mich darauf, dass ich nicht verdammt bin, weder in diesem noch in jenem Leben, weil Jesus Christus das Urteil auf sich genommen hat. Was aber ist mit denen, die nicht glauben? Ehrlich gesagt, ich weiß es nicht. Jedenfalls will ich niemandem mit der Hölle oder der ewigen Verdammnis drohen, um ihn so aus lauter Angst zu bekehren. Stattdessen möchte ich Menschen zu einem angstfreien Glauben einladen, der Mut zum Leben macht. „Fürchte dich nicht!“, heißt es an verschiedenen Stellen in der Bibel. Diese Botschaft will ich weitergeben und nicht das Gegenteil.
Ich verstehe auch nicht, warum manche Christen so viel Wert darauf legen, dass die einen gerettet und die anderen verdammt werden, wobei sie selbst natürlich immer zu den Geretteten gehören. Diese Faszination des Bösen, die klammheimliche Freude daran, dass andere, die nicht so glauben wie ich, verdammt sind, die geheime Lust daran, dass andere bestraft werden – das alles befremdet mich. Ich freue mich aber daran, dass mich Jesus am Kreuz erlöst hat und wünsche mir, dass das auch für andere gilt. Für alle? Naja, die Schlächter und Sadisten des sogenannten „Islamischen Staats“ zum Beispiel… Doch bei Gott zählen nicht meine menschlichen Regungen und Urteile, sondern seine. Und darum überlasse ich es ihm, wie er letzten Endes mit Menschen verfährt, die aus meiner Sicht keine Gnade verdient haben. Von mir weiß ich, dass ich auch keine Gnade verdient habe, weil man sich Gnade nicht verdienen kann, sondern nur geschenkt bekommt.

Gebet: Herr, du siehst mich mit den Augen Jesu gnädig an. Das ist auch nötig, denn sonst hätte ich bei dir keine guten Karten. So aber habe ich jeden Tag eine neue Chance, es anders, es besser zu machen. Und darum will auch ich anderen immer wieder eine Chance geben. Amen

Herzliche Grüße

Ihr /dein Hans Löhr
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Dienstag, 3. Februar 2015

Beeinflusst durch seinen Geist hl

Losung: Auf ihm wird ruhen der Geist des HERRN, der Geist der Weisheit und des Verstandes, der Geist des Rates und der Stärke, der Geist der Erkenntnis und der Furcht des HERRN. Jesaja 11,2

Lehrtext: Und als Jesus getauft war, stieg er alsbald herauf aus dem Wasser. Und siehe, da tat sich ihm der Himmel auf, und er sah den Geist Gottes wie eine Taube herabfahren und über sich kommen. Matthäus 3,16

Liebe Leserin, lieber Leser,

haben Sie sich / hast du dich schon mal aufgeregt über Vetternwirtschaft, Mauscheleien und Filz in der Politik? Nein? Herzlichen Glückwunsch, dass du so über den Niederungen des Alltags schweben kannst. Oder doch? Da geht manches unter der Hand und läuft hinter verschlossenen Türen, was nur bedingt in Ordnung ist. Das ist in der Kommunalpolitik nicht anders als im Freistaat oder in Berlin. Und trotzdem sind wir in Deutschland noch verhältnismäßig gut dran. Man kann schon wieder dankbar sein, hier zu leben, wenn man aus den Medien erfährt, was für ein Ausmaß an Korruption, Bereicherung, Willkür und Unrecht es in anderen Ländern gibt.
Zu allen Zeiten haben sich Menschen nach integren, unbestechlichen, gewissenhaften und verständigen Königen, Präsidenten und Kanzlern gesehnt. Der vorgestern verstorbene, ehemalige Bundespräsident Richard von Weizsäcker scheint, nach allem, was man weiß, so jemand gewesen zu sein. Deshalb ist er auch in Deutschland und weit darüber hinaus hoch geachtet. 1993 hatte ich ihn in unsere Evangelische Studentengemeinde in München eingeladen. Das Gespräch damals habe ich noch in guter Erinnerung. Auch auf mich hatte er damals großen Eindruck gemacht.
Unser heutiges Losungswort spricht von der Hoffnung, dass einmal ein weiser und unbestechlicher Mann kommen und nicht nur das Volk der Israeliten, sondern die ganze Welt regieren werde. Wen der Prophet Jesaja damals gemeint hat, bleibt ein Rätsel. Christen aber haben dieses Wort schon immer auf Jesus bezogen. Und deshalb wird es auch in den Gottesdiensten an Weihnachten vorgelesen. Aber hat sich in Jesus diese Sehnsucht und Hoffnung auch erfüllt? Äußerlich gesehen eher nicht. Und doch regiert er die Herzen von mehr Menschen auf der Erde als irgendjemand sonst. Er soll auch mein König sein, der mich nicht nur durch diesen Tag, sondern durch mein Leben leitet und führt. Und vielleicht kannst auch du dich diesem Wunsch anschließen. Dieser Wunsch erfüllt sich im Glauben, wenn ich mich ihm anvertraue und von ihm führen lasse. So kann er durch mich auch auf die äußere Welt Einfluss nehmen, darauf, wie ich mit anderen umgehe und wofür ich mich einsetze. Diesem König will ich gehören, ihm treu sein und Ehre machen. Denn auf ihm ruht Gottes Geist. Das ist der Geist der Weisheit und des Verstandes, des Rates, der Stärke und der Erkenntnis. Vor allem aber der Geist der Liebe.

Gebet: Herr, regiere du mich durch deinen Geist. Nimm Einfluss auf mein Denken und Fühlen, Wollen und Handeln, dass ich so meinen Beitrag leisten kann für deine Welt. Amen

Herzliche Grüße

Ihr /dein Hans Löhr

p.s.: Diese Geschichte hatte Bundespräsident von Weizsäcker uns damals erzählt (klick): Schüsse auf Hitlerbild

Montag, 2. Februar 2015

Wegweiser zu Gott hl

Losung: Ich habe den HERRN allezeit vor Augen. Psalm 16,8

Lehrtext: Lasst uns laufen mit Geduld in dem Kampf, der uns bestimmt ist, und aufsehen zu Jesus, dem Anfänger und Vollender des Glaubens. Hebräer 12,1-2

Liebe Leserin, lieber Leser,

in katholischen Gegenden stehen aus früheren Zeiten Wegkreuze und kleine Kapellen auf den Fluren. Sie waren einst Wegweiser zu Gott. Wenn die Bauern aufs Feld gegangen sind, haben sie da kurz innegehalten und gebetet. Und heute? Heute fährt man mit dem Auto daran vorbei oder weiß gar nicht mehr, welche Bedeutung diese „Wegweiser“ haben.
Es gibt aber auch Ausnahmen. Am Ortsrand von Neuses, unserem Nachbardorf, wurde vor wenigen Jahren aus privater Initiative eine neue Kapelle gebaut. Ich habe sie damals mit meinem katholischen Kollegen geweiht, weil sie Mitgliedern aller Konfessionen offen stehen soll. Und tatsächlich kommen immer wieder Menschen, die dort Ruhe suchen, vor Gott ihr Herz ausschütten und über ihr Leben nachdenken. Diese kleine Schutzengel-Kapelle hilft ihnen,  Gott auch im Alltag nicht aus den Augen zu verlieren.
Wie schnell das passieren kann, weiß König David. Unmittelbar vor unserem heutigen Losungswort sagt er (Psalm 16): „Du, Herr, bist alles, was ich habe; du gibst mir alles, was ich brauche. In deiner Hand liegt meine Zukunft.“ Diesen seinen Gott will David um keinen Preis wieder verlieren, deshalb sagt er geradezu beschwörend dieses Wort: „Ich habe dich immer vor Augen.“  Doch auch David ist das nicht immer gelungen. Auch er hatte bei manchen falschen Entscheidungen Gott aus den Augen verloren.
Ich meine, das Beste, was hilft, mit Gott sozusagen in Augenkontakt zu bleiben, ist das regelmäßige Gebet und das regelmäßige Nachdenken darüber, was er mir durch die Bibel sagen will.  Das ist nicht gerade einfach. Immer wieder muss ich gegen die eigene Trägheit und Glaubensmüdigkeit ankämpfen (Lehrtext). Immer wieder muss ich beharrlich und geduldig am Glauben dranbleiben, damit der Kontaktfaden zu Gott nicht abreißt, damit ich Jesus nicht aus den Augen verliere. Gut, dass es auch solche Wegweiser zu Gott gibt wie Wegkreuze und Kapellen. Sie erinnern mich mitten im Alltag still und unaufdringlich an den, der in mir den Glauben begonnen hat. Er soll ihn auch vollenden.

Gebet: Herr, ja das stimmt, du bist alles, was ich habe; du gibst mir alles, was ich brauche. In deiner Hand liegt meine Zukunft. Wie gut tut es mir, das zu glauben. Doch in welch innere Not gerate ich, wenn ich dich aus den Augen verliere. Hilf, dass mein Glaube wachsen kann, den du in mir gesät hast. Amen

Herzliche Grüße und eine gute neue Woche!

Ihr / dein Hans Löhr

Sonntag, 1. Februar 2015

perfekt oder barmherzig? (Predigt) hl

Lichtblickgottesdienst am 1.2.2015. Predigtwort: Daniel 9,18 Predigt: Hans Löhr

Liebe Freunde,

wer von euch ist perfekt, wer ohne Fehler? Evi? Martin? Inge? Niemand? Merkwürdig. Ich kenne schon Leute, die tun so, als seien sie fehlerlos und nur andere würden Fehler machen. Aber von denen ist offenbar niemand hier.
Im Bibelwort für die neue Woche sagt der Prophet Daniel: „Herr, wir liegen vor dir mit unserm Gebet und vertrauen nicht auf unsre Gerechtigkeit, sondern auf deine große Barmherzigkeit.“ Das gilt bis heute. Es bringt also nichts, auf mich selbst zu vertrauen, dass ich vor Gott schon alles recht und richtig mache.  Ich soll das Richtige tun, und das ist, dass ich auf ihn vertraue, darauf, dass er barmherzig ist und mir meine Fehler und Sünden vergibt.
Wie aber ist das mit Gott? Macht er Fehler? Es heißt doch, dass er vollkommen sei und mithin fehlerlos. Der große Maler Vincent van Gogh hat beim Nachdenken über die Welt und ihren Schöpfer Folgendes gesagt: »Das muss ein genialer Meister sein, der solche Schnitzer macht.«
Und in der Tat, fehlerlos ist diese Welt nicht. Und wir ja auch nicht, obwohl wir Gottes Geschöpfe sind. Also macht auch Gott Fehler? Es sieht so aus. Vielleicht sind aber seine Schnitzer gewollt. Denn stellt euch vor, wir lebten in einer perfekten Welt und wären selber perfekt. Dann wäre alles programmiert wie bei einem Computerprogramm. Dann gäbe es keine Überraschungen mehr und auch keine Freiheit. Dann wäre alles festgelegt. Dann würden alle Fußballspiele null zu null ausgehen, weil keine Mannschaft Fehler machte. Ich meine, das wäre sterbenslangweilig.
Aber vielleicht sind Gottes Fehler nur in unseren Augen welche, weil wir die großen Zusammenhänge nicht erkennen können. Nach unseren menschlichen Erkenntnissen sind es in der Entwicklungsgeschichte der Natur gerade die Fehler, durch die Neues entsteht. Plötzlich gibt es in den Erbanlagen eine Abweichung von dem wie es bisher immer war. Und es entsteht ein Geschöpf mit neuen Möglichkeiten.
Ja, ihr merkt schon, ich singe heute ein Loblied auf die Fehler. Als Schüler durfte ich das nicht. Da wurde mir von den Lehren jeder Fehler mit roter Tinte angestrichen und wenn es zu viele waren, habe ich die Quittung in Form einer schlechten Note bekommen. Aber sind nicht Fehler auch dazu da, damit ich aus ihnen lerne?
Nun ja, in bestimmten Situationen möchte auch ich nicht, dass Fehler gemacht werden. Wenn mein hoch geschätzter Zahnarzt in meinem Mund herum laboriert, sollte er möglichst keine Fehler machen. Erst recht nicht die Chirurgen, wenn sie einem den Bauch aufschneiden. Da wünsche ich mir Perfektion. Und auch die anderen Verkehrsteilnehmer, die mit mir unterwegs sind, sollten keine gravierenden Fehler machen und mich so in Unfälle verwickeln. Es hat schon seinen Sinn, sich zu bemühen, Fehler möglichst zu vermeiden und exakt und präzise zu arbeiten. Andererseits wissen wir doch alle, dass niemand fehlerlos ist, niemand perfekt. Und jetzt verrate ich euch ein Geheimnis. Elfriede, bitte mal weghören: Meine Frau ist auch nicht perfekt. Doch, das könnt ihr schon glauben. Nein, es bringt wirklich nichts, darauf zu vertrauen, dass man alles recht machen, dass man perfekt werden könnte weder bei Gott noch bei den Menschen.
Vielleicht kennen einige von euch die vermutlich schönste Gaunerkomödie aller Zeiten, Billy Wilders Film„Manche mögen‘s heiß“ mit Marilyn Monroe, Tony Curtis und Jack Lemmon: Zwei Musiker werden Zeugen eines Mordes der Mafia und entkommen dieser Mörderbande nur dadurch, dass sie sich als Frauen verkleiden und in einem Mädchen-Orchester mitspielen. So kommt es zu allerlei Verwicklungen und amüsanten Missverständnissen. Ein etwas älterer Herr namens Osgood verliebt sich unsterblich in eine dieser scheinbar weiblichen Musikerinnen. In der Schlussszene fahren die beiden im Motorboot und der ältere Herr macht einen Heiratsantrag. Darauf sagt der als Frau verkleidete Jerry:
»Sieh mal, Osgood ... ich will ganz offen sein. Wir können überhaupt nicht heiraten.«
Osgood: »Warum nicht?«
Jerry: »Also erstens bin ich nicht naturblond.«
Osgood: »Das macht mir überhaupt nichts aus.«
Jerry: »Und ich rauche. Ich rauche wie ein Schlot.«
Osgood: »Ist mir völlig egal.«
Jerry: »Und dazu habe ich eine schreckliche Vergangenheit. Ich lebe seit drei Jahren mit einem Saxophonspieler zusammen.«
Osgood: »Ich verzeihe Dir.«
Jerry: »Ich kann niemals Kinder kriegen!«
Osgood: »Wir adoptieren welche.«
Jerry: »Du verstehst immer noch nicht. Ich bin ein MANN.« Und dabei reißt er sich die Frauenperücke vom Kopf.
Doch Osgood sagt ungerührt: »Na und... Nobody is perfect, niemand ist vollkommen.«

Im Film ist das eine geniale Schlusspointe. Vielleicht will der Regisseur damit sagen: „Liebe macht blind“. Ich meine, dass er noch eine tiefere Wahrheit vermitteln will, nämlich: Nur das ist wahre Liebe, die keine Bedingungen stellt oder an Voraussetzungen und Erwartungen geknüpft ist. Aber, wie gesagt: Nobody is perfect.
Im wirklichen Leben leiden nicht wenige darunter, dass sie nicht perfekt sind. Das beginnt spätestens im Teenager-Alter: Da sind die Beine zu kurz, der Po zu dick, die Haare zu dünn, die Haut zu unrein, die Zähne zu schief usw. Unter solchen Komplexen, nicht perfekt zu sein, leiden manche Frauen bis ins Alter. Könnte ich nicht so aussehen, wie Julia Roberts oder Angelina Jolie? (Ich weiß, die sind schon längst wieder out, aber ich kenne keine andere schöne Frau der Gegenwart bis auf meine). Niemand von uns hier weiß, wie Julia Roberts und Angelina Jolie wirklich aussehen, ungeschminkt und ohne dass ihre Fotos mit einem Computerprogramm heftig bearbeitet worden sind. Auch diese beiden sind äußerlich nicht perfekt und innerlich vermutlich schon gar nicht. Ich meine, in unserer Welt regiert das teuflische Diktat der Perfektion und Makellosigkeit. Zahllose, vor allem junge Menschen leiden darunter, manche treibt es in den Tod, wenn sie deswegen magersüchtig werden.
Jedenfalls ist es nicht Gottes Wille, dass du perfekt sein sollst, weder äußerlich noch innerlich noch was deine Leistungen betrifft. Stattdessen zeigt uns Jesus, dass er gerade diejenigen besonders liebt, die nicht vollkommen sind, die Aussätzigen, die verlorenen Söhne und Töchter, die schwarzen Schafe, die Gescheiterten und Sünder. Die Frommen zu seiner Zeit, die Pharisäer und Schriftgelehrten, bemühten sich um einen makellosen, perfekten Glauben. Sie strengten sich an, die vielen Gebote und Verbote des Alten Testamentes genau zu beachten. Sie hofften, so Gott wohlgefällig zu sein und übersahen dabei, dass sich niemand Gottes Liebe verdienen kann. Sie übersahen, dass Gott barmherzig ist, gerade weil wir nicht vollkommen sind, und dass er will, dass auch wir barmherzig sind mit denen, die Fehler machen und versagen, besonders aber mit uns selber. Das weiß wohl  jeder, wie unbarmherzig man gerade mit sich selbst sein kann.
Gott hat keine perfekte, sterile Welt geschaffen, sondern eine die lebendig und fehlerfreundlich ist, die darum auch Probleme und Katastrophen überlebt. Sei du selbst auch fehlerfreundlich, dir und anderen gegenüber. Nur so wirst du dem Leben gerecht. Aber was heißt das?
Martin Luther sagte dazu im übertragenen Sinn: ‚Du kannst nicht leben, ohne Fehler zu machen. Falsche Entscheidungen gehören nun mal dazu. Auch Abwarten kann falsch sein. Nur Mut, lebe! Lebe auch auf das Risiko hin, Fehler zu machen. Versuch gar nicht erst perfekt zu sein oder rein. Sondern sündige tapfer, aber glaube noch tapferer! Du bist nicht allein, der gnädige Gott kann deine Fehler zum Guten wenden. Wenn er denn gewollt hätte, dass du perfekt bist, dann hätte er dich auch so gemacht. Aber er will, dass du lebst, dass du frei bist, dass du dich und andere überraschen kannst, dass du Fehler machst und andere dir vergeben. Dass andere Fehler machen, und du ihnen vergibst. Barmherzigkeit - das ist es doch, was das Zusammenleben ausmacht. Und ich füge hinzu: Lasst uns von den Eltern behinderter Kinder lernen. Diese sogenannten Sorgenkinder sind alles andere als perfekt und werden gerade darum besonders geliebt. Wir alle, liebe Freunde, sind Gottes Sorgenkinder. Und gerade darum liebt er uns, vergibt er uns und macht uns Mut, ohne Angst zu leben.

Willst du also perfekt sein oder barmherzig? Barmherzig mit dir und anderen? Nobody is perfect. Niemand ist vollkommen. Wähle die Barmherzigkeit und steh zu deinen Fehlern und verzeihe die der anderen. Das ist wahre Größe, die ein Perfektionist nie erreicht. Amen

Hier ist die berühmte Schlussszene von "Manche mögen's heiß", leider nur auf Englisch.