Mittwoch, 11. Dezember 2024

Der Engelsgruß hl

Andacht für Seniorennachmittag am 10.12.2024 in Thann

Eine Adventsgeschichte: 

Gott schickte den Engel Gabriel nach Nazareth, einer Stadt in Galiläa. Dort sollte er eine junge Frau namens Maria aufsuchen. Der Engel kam zu ihr und sagte: »Sei gegrüßt, Maria, der Herr ist mit dir; er hat dich zu Großem ausersehen!« Maria erschrak über diesen Gruß und überlegte, was er bedeuten sollte. Da sagte der Engel zu ihr: »Hab keine Angst, du hast Gnade bei Gott gefunden! Du wirst schwanger werden und einen Sohn gebären. Dem sollst du den Namen Jesus geben. Er wird groß sein und wird ›Sohn des Höchsten‹ genannt werden … Seine Herrschaft wird nie zu Ende gehen.« Maria fragte den Engel: »Wie soll das zugehen? Ich bin doch mit keinem Mann zusammen!« Er antwortete: »Gottes Geist wird über dich kommen, seine Kraft wird das Wunder vollbringen. Deshalb wird auch das Kind, das du zur Welt bringst, Sohn Gottes genannt werden. … Für Gott ist nichts unmöglich.« Da sagte Maria: »Ich gehöre dem Herrn, ich bin bereit. Es soll an mir geschehen, was du gesagt hast.« Lukas 1,28-38:

Liebe Leserin, lieber Leser,

heute veröffentliche ich hier meinen Beitrag für den Seniorennachmittag in meiner ehemaligen Pfarrei:

Wann genau beginnt Weihnachten? Manche wie wir in Deutschland feiern schon am 24. Dezember. Andere wie die Christen in den USA am 25. Dezember. Und die orthodoxen Christen in Griechenland, in der Ukraine und in Russland feiern am 6. Januar. Aber dem Evangelium des Lukas zufolge beginnt die Weihnachtsgeschichte bereits mit dem Gruß des Engels Gabriel an Maria und mit seiner Botschaft: „Du wirst schwanger werden und Jesus, den Sohn Gottes, zur Welt bringen.“ In unseren Kirchen gedenkt man am 25. März dieser Begegnung, neun Monate vor dem ersten Weihnachtsfeiertag. Doch dieses Datum spielt kaum noch eine Rolle.

Der „englische“ Gruß

In der Lorenzkirche in Nürnberg hängt von der Decke herab der berühmte „englische Gruß“ des Holzschnitzers Veit Stoß aus dem Jahr 1518. Dieses Schnitzwerk hat nichts mit England zu tun, sondern mit dem Engel Gabriel und zeigt, wie er Maria jene Botschaft überbringt: “Sei gegrüßt, Maria!“
Schade, dass diese Geschichte in 
kaum einem Krippenspiel vorkommt. Sie ist nämlich, wie ich meine, wichtig für unseren Glauben, sehr wichtig sogar. Denn der Engel Gabriel kommt immer noch. Doch nun kommt er zu uns. Heute sind wir Maria, du und ich, und lernen in dieser Rolle, was Gott uns sagen will und wie wir glauben können. Und das gilt auch für uns Männer.
Kurz und gut, der Engel sagt auch dir: „Sei gegrüßt, der Herr ist mit dir! Denn du hast bei Gott Gnade gefunden. Etwas Außergewöhnliches wird geschehen: Du wirst schwanger werden und Gottes Sohn zur Welt bringen, den du Jesus nennen wirst. Denn für Gott ist nichts unmöglich.“  

Wie gesagt, es geht dabei ja nicht um eine x-beliebige Schwangerschaft, sondern um eine ganz außergewöhnliche. In jedem von uns, egal ob Mann oder Frau, soll das Jesuskind heranwachsen, nicht in unserem Bauch, aber in unserem Herzen. Und da soll es auch geboren werden und zur Welt kommen. Du also bist Maria, du bist die Krippe, bist der Stall. Das ist das tiefe Geheimnis von Weihnachten. Diese wunderbare Geschichte soll in dir spielen. Soll in dir zum Leben erwachen und dich erfüllen.

Der wunderbare Name

Aber noch sind wir nicht beim Kern dieser Botschaft angekommen. Wer genau ist es denn, mit dem damals Maria schwanger war? Wer, mit dem du heute im Herzen schwanger sein sollst?“ Die Antwort „mit Jesus“ ist zu einfach. Sie stimmt zwar, aber nur dann, wenn ich weiß, was Jesus für mich bedeutet. Diesen Namen für ihr Kind hat Maria vom Engel bekommen und das gleiche gilt für dich. Auch was in deinem Herzen heranwächst und lebt hat einen Namen, den ihm ein Engel gegeben hat. Einen wunderbaren Namen, der nicht Schall und Rauch ist. Der das bewirkt, was er bedeutet. Dieser hebräische Name „Jesus“ heißt ins Deutsche übersetzt: „Gott hilft!“. Er ist der Name, ist die Botschaft, die sozusagen auf Engelsflügeln in die Welt gekommen ist, zu Maria, zu dir und zu mir.

Maria hätte damals, als der Engel zu ihr kam, auch sagen können: „Du meine Güte, ich und schwanger? Ich bin doch viel zu unbedeutend, viel zu jung. Was sagen denn da die Leute? Nein, bitte nicht, ich bin dazu noch nicht bereit.“ Und so stehst du jetzt ebenfalls vor der Frage, wie du auf die Botschaft des Engels antworten willst, der zu dir sagt: „Auch du wirst in deinem Herzen mit Jesus schwanger werden und diesen „Gott hilft!“ in dir tragen.“
Maria hat damals nicht nein gesagt, sondern „Ich bin dazu bereit, meinem Gott zu dienen.« - Und du? Wie wirst du antworten?

Die Frau aus dem Sudetenland

Vor vielen Jahren habe ich in unserer Pfarrei eine Frau beerdigt, die im Sudetenland, im heutigen Tschechien geboren wurde. Dort hat sie auch ihre Kindheit und Jugend verbracht. Dann haben die Nazis einen Krieg angefangen und verloren, und sie musste als junge Frau ihr Haus, ihr Dorf, ihre Heimat verlassen. Als Heimatvertriebene strandete sie nach etlichen Zwischenstationen schließlich im Nachbardorf.
Sie hatte keinen anderen Besitz mehr als die Kleider, die sie auf dem Leib trug. Als ihr Mann schließlich aus der Gefangenschaft heim kam, fingen sie  buchstäblich beim Nullpunkt an. Aber das war nur äußerlich so. Alles konnten ihr die Tschechen wegnehmen, aber nicht ihren Glauben.

Sie trug Jesus, diesen „Gott hilft!“, in ihrem Herzen über die Grenze, durch zahllose Dörfer und Städte bis sie endlich hier bei uns eine neue Heimat fand. Dieser „Gott hilft!“ gab ihr den Lebensmut und die Kraft, die schweren Strapazen zu überstehen und neu anzufangen. Ihn trug sie in ihrem Herzen durch ihr ganzes langes Leben, durch schöne Zeiten und schwere Zeiten, durch Krankheit und Not, durch Segen und Glück. Und in diesem Vertrauen hat sie auch ihren letzten Atemzug getan.

Zwei Bitten

Und nun bitte ich dich: „Nimm auch du die Botschaft des Engels an. Trage diesen Jesus in deinem Herzen wie eine Frau ihr Kind im Mutterleib. Lass ihn in dir lebendig sein und groß werden. Trage ihn überall mit hin, wo du lebst, wo es dir gut geht und schlecht geht. Nimm ihn mit, wenn du eine Reise machst und, wenn es sein muss, auch ins Krankenhaus. Trage ihn zu den Menschen, mit denen du zusammen bist. Und sei dir bei alledem bewusst, dass du in jedem Augenblick Jesus, den „Gott hilft!“ in dir hast. Auch andere sollen das spüren, dass du ein Mensch bist, der glaubt. Der darauf vertraut, dass Gott hilft.
Wenn du daheim die Hausarbeit machst, wenn du einkaufst oder beim Arzt im Wartezimmer sitzt, wenn du vor einem Grab stehst oder wenn du nicht mehr weißt, wie es weitergehen soll: Lege deine Hand auf dein Herz und sage: »Jesus, du bist da, du bist in mir, du bist mein „Gott hilft!«

Und so bitte ich dich ein zweites Mal: Tu das bevor du einschläfst und auch, wenn du aufwachst. Sage jedes Mal: ‚Danke, Herr, dass du da bist und hilfst.‘ Ganz gleich wie es dir jeweils geht, in welcher Lage du dich gerade befindest. Starte in jeden neuen Tag mit der Hand auf deinem Herzen mit diesem Dank und diesem Gottvertrauen. Tu das, auch wenn du nicht glaubst. Du wirst sehen, der Glaube stellt sich mit der Zeit von selbst ein, wenn du lange genug dranbleibst. Und du wirst erleben, was auch ich erlebe: Wer so in den Tag startet, dessen Seele bekommt neue Kraft. Der stellt sich seinen Herausforderungen, den Sorgen und Schmerzen, den Aufgaben und Schwierigkeiten; denn er sagt und glaubt: „Ich bin nicht allein; jetzt nicht und dann nicht.“
Und wenn du zu Bett gehst, kannst du mit diesem Gebet alles, was dich belastet deinem Gott geben. Er wacht bei dir und sorgt für dich, damit du ruhig schlafen kannst und dich erholst.

Etwas Besonderes

Denn was für Maria gilt, gilt auch für dich: Gott hat auch dich auserwählt, seinen Sohn in dir zu tragen. Du musstest dazu nichts Besonderes sein, wie ja auch sie nichts Besonderes war. Doch mit Jesus in deinem Herzen bist du etwas Besonderes, egal ob Mann oder Frau, denn dann trägst du den König der Welt in dir, deinen Heiland. Er will in dir leben und zur Welt kommen in deinen Gedanken, Worten und Taten, in deinem Glauben und in deiner Liebe.
Von einer Frau, die schwanger ist, sagte man früher, sie sei „guter Hoffnung“. Jetzt bist du Maria. Jetzt bist du guter Hoffnung mit Jesus im Herzen, dem „Gott hilft!“. Amen

Gebet:
Eins aber, hoff' ich, wirst du mir, / mein Heiland, nicht versagen: / dass ich dich möge für und für / in, bei und an mir tragen. / So lass mich doch dein Kripplein sein; / komm, komm und lege bei mir ein / dich und all deine Freuden. Amen
(Paul Gerhard 1653, „Ich steh an deiner Krippen hier“, Vers 9)

Herzliche Grüße, Ihr / dein Hans Löhr

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»Die Bibel ist so voller Gehalt, dass sie mehr als jedes andere Buch Stoff zum Nachdenken und Gelegenheit zu Betrachtungen über die menschlichen Dinge bietet.«
 J.W. von Goethe aus: „Dichtung und Wahrheit“
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1728 erscheint in Herrnhut die erste Tageslosung, ein Bibelwort aus dem Alten Testament, das für jeden Tag des Jahres ausgelost wird. Dazu wird der Lehrtext, ein passendes Bibelwort aus dem Neuen Testament, ausgesucht. Inzwischen erscheinen die täglichen „Losungen“ in etwa 50 Sprachen.
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Hinweis für Smartphone-Nutzer: So finden Sie alle Auslegungen seit 2010: Weiter nach unten gehen. Auf den Link „Web-Version anzeigen“ tippen. In der rechten Spalte gewünschtes Jahr, Monat und Tag aufrufen.
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Sie können die Losungsauslegungen gerne über WhatsApp, E-Mail, Facebook etc., weitergeben: Den Link einfach markieren, kopieren und versenden.
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Ich lege Losung und Lehrtext aus, weil einer Untersuchung zufolge das Nachdenken über Bibelworte den Glauben am stärksten wachsen lässt.
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18 Kommentare:

  1. Lieber Herr Löhr, so habe ich den Lukas - Text noch nie ausgelegt bekommen ,geschweige denn so gedacht . Herzlichen Dank, diese Gedanken über den Text sind wunderschön und ich werde sie weiterdenken . Ihnen und Ihrer Familie wünsche ich Gottes Segen und uns allen einen nachdenklichen Adventstag . Herzliche Grüße

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  2. Einmalige Auslegung toll werde ich weiterdenken v i e l e n Dank b.e.

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  3. Herzlichen Dank für diese gesegnete Auslegung⭐️❤️

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  4. Lieber Herr Löhr vielen Dank für diese Auslegung ja diesen Gott hilft will ich in mir und weitersagen egal wie es mir geht oder vieviel Streit und Machtkämpfe um mich herum sind herzliche Grüße und Gottes Segen Ihnen und Ihrer Familie Angelika

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  5. Merci Hans:-)
    Jesus wie gut dass ich dich habe und somit "guter Hoffnung" bin. Bleibe in meinem Herzen. Gott hilft. AMEN
    Euch allen einen gesegneten Tag.

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  6. Petra Schäfer11.12.24, 07:03

    Lieber Herr Löhr, wenn ich morgens aufwache freue ich mich schon als erstes darauf, Ihre Auslegung zu lesen und sie als Impuls mit in den Tag zu nehmen. Das ist seit vielen Jahren schon mein Ritual. Sie sind mir so vertraut und immer ein Mensch, der mir Mut macht. Dafür danke ich Ihnen von Herzen. Auch heute bin ich so ergriffen und werde mit Freude Ihren Rat befolgen und dafür danken, dass Jesus bei uns ist und hilft. 🙏. Ich wünsche Ihnen und Ihrer Familie alles Liebe und Gottes Segen

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    1. Vielen Dank für die wunderbaren Gedanken, an denen Sie uns teilhaben lassen!
      Ich freue mich jeden Morgen darauf!
      Und ich übe mich darin , zu sagen Gott hilft. Er ist da allen Situationen !
      Alles Liebe und einen gesegneten Tag!🙏

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  7. Oh es ist so wunderbar

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  8. Ein ganz besonderer Dank Ihnen für diese Auslegung heute morgen. Diesen Blick auf die Weihnachtsbotschaft haben Sie mir heute geöffnet. Ich wünsche mir, dass ich so unsern Herrn und Retter immer in meinem Herzen habe und behalte. In guten wie in schlechten Zeiten wünsche ich mir immer sagen zu können: Jesus, Jesus! Der Herr hilft! Danke dafür. Einen gesegneten und behüteten Tag allen.

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  9. Lieber Herr Löhr, so lege ich meine Hand aufs Herz und danke für diese wundervolle Auslegung von Ihnen. Einen gesegneten Adventstag wünscht Elke

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  10. Die Hand auf dem Herzen und sagen: " Danke, Herr, dass du da bist und hilfst" - welch ein Segen als Start in den Tag und als Ruhe für die Nacht. Werde es ausprobieren und hoffentlich nie,nie, nie vergessen - meinen aufrichtigen Dank für Ihre täglichen Gedanken, Herr Löhr, seien Sie gesegnet, immer, Elisabeth

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  11. Lieber Herr Löhr,

    auch von mir einen ganz herzlichen Dank für diese wunderbare Auslegung der Weihnachtsgeschichte, die ich so noch nie gehört habe. Auch mir geht es so, dass ich mich jeden Morgen auf Ihre Auslegungen freue und sie immer ein guter Start in den Tag sind.

    Herzliche Grüße

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  12. Lieber Herr Pfarrer Hans! Zuerst einmal möchte ich Sie ganz herzlich aus der Ferne umarmen und DANKE sagen für Ihre zu Herzen gehende und zu tiefst berührende Auslegung. JA, ich werde das ab heute bewusst täglich machen so wie Sie lieber Hans. JA, ich lasse JESUS täglich in mein ❤️ hinein und träge ihn bei mir in Freude und Leid. ER ist in jeder Situation bei mir. Da fällt mir das Kindergebet ein, das mich meine liebe Mama einst lehrte: " Mein Herz ist klein, kann niemand hinein als DU mein liebes JESULEIN ". Lieber Hans, ich wünsche Ihnen und allen die diesen wunderbaren Blog lesen einen gesegneten Tag. JESUS ist bei uns, in uns und mit uns. ❤️lichst Ursula Anna

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  13. Schön das Gott ihnen die Gabe der Schriftauslegung gegeben hat,dafür möchte ich Gott loben und Danken.
    Und das soviele dadurch angesprochen werden.
    Auch wenn es schon in Richtung Kult geht.Dieses Feuer von den Schreibern nur ein wenig für unseren Herrn wäre traumhaft.
    Jesus hat uns den Heiligen Geist als tröster gesendet bis zur seiner Wiederkunft,in aller Herrlichkeit.
    Und dann wird er abwischen alle Tränen und es wird kein Leid mehr sein.
    Das ist meine große Hoffnung,darauf freue ich mich schon riesig.
    Ach noch eins wie sich die Zeiten doch verändert haben,die Vertriebenen und Flüchlinge von Damals zu heute.
    Ist ein schönes Beispiel mit der Sudetendeutschen. 🙏

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  14. Das ist Ihnen, Herr Löhr sehr geglückt. Diese Auslegung geht ans Herz.
    Gelobt sei Jesus Christus. Amen
    Nichts ist selbstverständlich auf dieser Welt und ein Vergelts Gott
    dafür - Herrn Löhr.

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  15. Ja, welch wunderbare Auslegung der Weihnachtsgeschichte, die ich schon vor 6:00 gelesen habe, aber keine Zeit mehr für einen Kommentar hatte. Ich war sehr ergriffen und habe die ganze Zeit während meiner Fahrt zur Arbeit daran gedacht. DANKE Herr Löhr, ich werde das Weihnachten allen vorlesen. Fühlen Sie sich herzlich umarmt und alles Gute für Sie!!!

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  16. Eine starke Auslegung! Danke! Und es ist immer so schön, wenn die Worte mit einer Geste verbunden sind!

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