Mittwoch, 31. August 2016

Kindergeschrei hl

Losung: Aus dem Munde der jungen Kinder und Säuglinge hast du eine Macht zugerichtet. Psalm 8,3

Lehrtext: Lasst die Kinder zu mir kommen und wehret ihnen nicht; denn solchen gehört das Reich Gottes. Markus 10,14

Liebe Leserin, lieber Leser,

der erste Schrei eines Neugeborenen ist ein Lob Gottes und ein Protestschrei gegen den Tod. ‚Der Tod ist groß‘, aber Gott ist größer. Der Tod ist stark, aber Gott ist stärker. Halleluja! Gelobt sei Gott!
     Wenn Kinder spielen und schreien, singt die Zukunft ihr Lied.
     Wenn sie lachen und toben, freut sich die Zuversicht.
»Lasst die Kinder doch zu mir kommen und hindert sie nicht daran« sagt Jesus vorwurfsvoll zu seinen Jüngern, zu den ewig Erwachsenen, die ihre Ruhe haben möchten. Zu denen, die sich eine Bedeutung einbilden, die ihnen nicht zusteht. Ihr „Ruhe!“, „Still jetzt!“, „Weg mit euch!“ und womit man Kinder sonst noch mundtot machen möchte, ist nichts anderes als das Diktat des Friedhofs.
     Jesus aber geht auf die kleinen „Störenfriede“ zu, hebt sie hoch, setzt sie auf seinen Arm, lächelt sie an, streichelt sie, segnet sie und sagt:  »Wer sich der Liebe Gottes nicht wie ein Kind öffnet, wird sie nicht erfahren“.  

Gebet: Herr, danke für unsere Kinder und Enkel, für die eigenen und für die anderen. Sie machen diese Welt lebenswert. Sie helfen uns, daran zu glauben, dass wir Zukunft haben. Sie erwärmen unser Herz und wecken unsere Liebe. Amen

Herzliche Grüße

Ihr / dein Hans Löhr

Dienstag, 30. August 2016

Gott kennt sie alle hl

Losung: Gott der HERR machte aus Erde alle die Tiere auf dem Felde und alle die Vögel unter dem Himmel und brachte sie zu dem Menschen. Und der Mensch gab einem jeden seinen Namen. 1.Mose 2,19.20

Lehrtext: Verkauft man nicht fünf Sperlinge für zwei Groschen? Dennoch ist vor Gott nicht einer von ihnen vergessen. Lukas 12,6

Liebe Leserin, lieber Leser,

in dem Roman „Vom Ende der Einsamkeit“ von Benedict Wells sagt Jules von seinem Bruder Marty: Wegen »seines erfrischenden Mangels an Kreativität nannte er seinen Hund einfach nur ‚Hund‘«. Nun gut, so viel ist Adam auch eingefallen. Ehrlich gesagt, ich nenne einen von unseren beiden Katern auch meistens nur „Katerle“. Offenbar ist es mit meiner Kreativität ähnlich weit her wie mit der von Marty. Und offenbar ist Gott einfallsreicher. Sonst hätte er nur ein einziges Geschöpf gemacht und es ‚Geschöpf‘ genannt.
Aber ist es so wichtig, dass in der Erzählung von Gottes Schöpfung auch die Tiere und die Vögel genannt werden? Für sie auf jeden Fall. Denn wenn ein Mensch sich dessen bewusst ist, dass das Tier, mit dem er zu tun hat, ein Geschöpf Gottes ist, geht er anders mit ihm um als wenn ihm das egal ist oder als wenn sowieso alles nur Zufall ist.
Vielleicht kann man auch am Umgang mit den Tieren ablesen, ob ein Mensch Gott ehrt. Jedenfalls hat er uns eine Mitverantwortung für unsere Mitgeschöpfe gegeben. Wir können mit den Tieren nicht einfach machen, was wir wollen. Sie sind nicht unser Eigentum, sondern seins. Wie wäre es denn, wenn man über den Agrarfabriken, in denen massenhaft Tiere „produziert“ werden, ein großes Schild anbringen würde: „Jedes einzelne Tier ist Gottes Geschöpf so wie du.“? …
Man hat schon in biblischer Zeit mit Tieren gehandelt hat sie verkauft und gekauft, hat so ihren Wert taxiert und sie vielleicht schon damals entsprechend behandelt. Und trotzdem oder gerade deswegen nimmt Jesus die „billigen“ Sperlinge als Gleichnis, dass wir, dass du und ich vor (!) Gott genauso wenig vergessen sind wie ein von Menschen als wertlos erachteter Spatz.
Jeder einzelne Mensch ist Gottes Geschöpf und nicht einer von ihnen ist vor Gott vergessen. Auch du nicht. Und die anderen auch nicht, ob sie dir nahe stehen oder fern.

Gebet: Herr, dass du mich geschaffen hast, dass du mich kennst, das macht mich einzigartig und gibt mir meine Menschenwürde. Es prägt mein Selbstverständnis und stärkt meine Selbstachtung, dass ich kein Zufallsprodukt bin. Sondern ich bin von dir gewollt und bin dir persönlich bekannt. So ist es auch mit meinen Mitmenschen und mit meinen Mitgeschöpfen, den Tieren. Lass mich das nicht vergessen. Lass mich ihnen allen mit Respekt vor ihrem Leben begegnen. Amen

Herzliche Grüße

Ihr / dein Hans Löhr

PS: Urwalddoktor Albert Schweitzer (1875 bis 1965) hat die angemessene Haltung gegenüber allen Mitgeschöpfen »Ehrfurcht vor dem Leben« genannt. Darum ist er selbst Ameisen ausgewichen, statt sie gedankenlos zu zertreten.

Montag, 29. August 2016

»Lasst euch nicht vom Rang und Ansehen der Menschen beeindrucken!« hl

Losung: Du sollst den Geringen nicht vorziehen, aber auch den Großen nicht begünstigen. 3.Mose 19,15

Lehrtext: Haltet den Glauben an Jesus Christus, unsern Herrn der Herrlichkeit, frei von allem Ansehen der Person. Jakobus 2,1

Liebe Leserin, lieber Leser,

also mir ist beim besten Willen nichts eingefallen, wo man in unserer Gesellschaft versucht wäre, »den Geringen« vorzuziehen (Losung). Vielleicht weißt du ja was. Dann lass es mich bitte wissen. Nun ja, ein, wenn auch banales Beispiel gibt es vielleicht: die Supermarktkasse. Da ist es mir schon recht, wenn die Geringen und die Großen schön brav in der Reihe bleiben. Obwohl, auch da kann man mal jemanden vorlassen, der nur wenig eingekauft oder Probleme mit dem Stehen hat.
     Doch dass man die Großen begünstigt, dafür gibt es zu allen Zeiten zahllose Beispiele. Wenn's nicht so wäre, müsste es nicht in der Bibel stehen. Vielleicht heißt es auch deshalb in den Evangelien: „Die Ersten werden die Letzten sein und die Letzten werden die Ersten sein.“
     Bedenkenswert ist auch der Lehrtext: »Wenn ihr an den Herrn Jesus Christus glaubt, dem allein alle Herrlichkeit zusteht, dann lasst euch nicht vom Rang und Ansehen der Menschen beeindrucken!« (Jakobus 2,1).
     Ausgerechnet in der Kirche Jesu Christi hat man schon sehr bald wieder klerikale Ränge eingeführt. Kaum war Jesus in den Himmel gefahren, hat sich schon der Erste einen komischen Hut aufgesetzt und gesagt: Ich bin jetzt Bischof! Und die meisten haben sich das gefallen lassen. Warum? Vielleicht liegt es in der Natur des Menschen, dass er gern andere über sich hat, die er verehren kann und deren Wohlwollen ihm schmeichelt.
     Irgendwie kommen viele mit dem Satz nicht zurecht »Allein Gott in der Höhe sei Ehr!«. Und da man ihn nicht sieht, ehrt man halt die, die von sich sagen oder wenigstens den Eindruck erwecken, dass sie seine Stellvertreter auf Erden seien. Und damit sie nicht verwechselt werden, hängen sie sich Bischofskreuze und Dekanskreuze um oder stecken sich irgendwelche Abzeichen an.
     Nun gut, in der katholischen Kirche war das schon immer so. Das steckt offenbar in ihren Genen. Aber dass meine evangelisch-lutherische Kirche wieder im Krebsgang in die alten Hierarchien zurückgekrochen ist, befremdet mich schon sehr. So gibt es den Titel Landesbischof in Bayern erst seit 1933 in Anlehnung an das Führerprinzip von Adolf Hitler. 1945 war der „Führer“  verschwunden, aber der Titel ‚Landesbischof‘ ist geblieben. Und den Titel Regionalbischof gibt es gar erst seit 20 Jahren, weil der bisherige Titel ‚Kreisdekan‘ zu sehr an die Kreisliga erinnerte. Dafür dürfen diese Damen und Herren nun in der kirchlichen Regionalliga spielen. Ob das so viel bringt?
     Ein bisschen mehr Schamgefühl würde unserer Kirche gut anstehen, erst recht, da sie ab 31. Oktober ein Jahr lang die Reformation Martin Luthers feiern will.

Gebet: Herr Jesus Christus, deine Demut soll in deiner Kirche Vorbild sein. So hast du es selbst gewollt. So willst du es noch heute. Wehre der Versuchung zur Überheblichkeit auch in mir. Amen

Herzliche Grüße

Ihr / dein Hans Löhr 

Sonntag, 28. August 2016

Kraft von Gott hl

Losung: Du bist mein Schutz und meine Zuflucht, mein Heiland, der du mir hilfst vor Gewalt. 2.Samuel 22,3

Lehrtext: In allem sind wir bedrängt, aber nicht in die Enge getrieben, ratlos, aber nicht verzweifelt, verfolgt, aber nicht verlassen, zu Boden geworfen, aber nicht am Boden zerstört. 2.Korinther 4,8-9

Liebe Leserin, lieber Leser,

kannst du das auch sagen, was der heutige Lehrtext sagt? Es gibt ganz unterschiedliche Gründe, warum ein Mensch bedrängt, verfolgt oder zu Boden geworfen wird. Bei Paulus waren es Gegner, die ihn mundtot machen wollten, damit der nicht länger den Glauben an Jesus Christus weitergebe. Aber dich kann auch eine schwierige finanzielle Situation bedrängen. Dein eigenes Kind ratlos machen. Eine unglückliche Kindheit dein Leben lang verfolgen. Eine Krankheit aufs Bett, eine Scheidung, ein Todesfall zu Boden werfen. Da wärst du nicht der Erste und nicht der Letzte. Und vielleicht hast du ja das eine oder andere schon erlebt und erlitten.
Nein, dass auch gläubige Menschen bedrängt, ratlos, verfolgt und zu Boden geworfen werden, ist nichts Ungewöhnliches. Aber vielleicht ist ungewöhnlich, wie sie damit umgehen. Paulus sagt: Die Kraft in mir kommt nicht aus mir. Sie kommt von Gott. Und auch, dass ich nicht verzweifle, mich nicht verlassen fühle, nicht am Boden zerstört bin, kommt von ihm. Denn er ist »mein Schutz und meine Zuflucht, mein Heiland, der mir hilft« (Losung).
Kannst du das auch sagen, was die heutige Losung sagt? Ich wünsche es dir und ich wünsche es mir.

Gebet: Herr, wenn es soweit ist, dass ich deine Kraft brauche, wirst du sie mir geben so wie du sie zahllosen anderen und auch mir schon früher gegeben hast. Mit deiner Hilfe komme ich immer wieder auf die Beine. Darum bleibe ich nicht liegen, sondern nehme die Herausforderungen an, die angenommen werden müssen. Amen

Herzliche Grüße

Ihr / dein Hans Löhr 

Samstag, 27. August 2016

Gott urteilt anders als Menschen hl

Losung: Viele, die unter der Erde ruhen, werden aufwachen, die einen zum ewigen Leben, die andern zu ewiger Schmach und Schande. Daniel 12,2

Lehrtext: Gott wird an dem Tag das Verborgene der Menschen durch Christus Jesus richten. Römer 2,16

Liebe Leserin, lieber Leser,

ich kann dich gut verstehen, wenn du so denkst, wie es in der heutigen Losung gesagt wird. Ich kann mich gut verstehen, wenn ich den Menschenschindern und Terroristen, denen, die Frauen und Kinder versklaven, die geil auf Krieg und Gewalt sind, die ihren Profit auf Kosten der Armen erwirtschaften, die von ihrem Hass auf Menschen leben, die anders sind als sie selbst, und sich deswegen selbst hassen… Ich kann mich gut verstehen, wenn ich ihnen allen die Pest an den Hals wünsche und dass einmal Gerechtigkeit werde und sie alle ihrer gerechten Strafe zugeführt werden.
Die nach Babylon verbannten Juden hatten so ähnlich gedacht. Ich kann es ihnen nicht verdenken. Und so sind ihre Gedanken und Gefühle der Ohnmacht auch ins Alte Testament eingeflossen.
Aber Gott ist kein Quentin Tarantino, der in seinen Filmen Django Unchained und Inglourious Basterds die grausamen Sklavenhalter und die menschenverachtenden Nazis durch seine Filmhelden gewaltsamen ausrotten lässt. Er richtet nach seinen Maßstäben und nicht nach meinen. Sein Maßstab heißt Jesus Christus. Und so ungerecht ich das auch jetzt empfinden mag, er richtet mit Barmherzigkeit und Vergebung. Für mich selbst nehme ich das gerne in Anspruch. Aber wie kann ich mir von Gott etwas wünschen, wenn ich es nicht auch anderen gönne, gerade auch denen, die es in meinen Augen am wenigsten verdienen?
Ich weiß nicht, durch welche Hölle die einmal müssen, die jetzt anderen Menschen das Leben zur Hölle machen. Darüber zu befinden, ist meine Sache nicht. Das überlasse ich dem, der wiederkommen wird, »zu richten die Lebenden und die Toten.« Ich weiß aber im Glauben, dass ich jetzt und für immer bei Gott bin, der zu mir barmherzig ist und mir durch Jesus Christus vergibt. Auf ihn vertraue ich. Und das kannst du auch.

Gebet: Herr, dass du uns  Menschen richten wirst, dass du gerade richten wirst, was jetzt krumm ist und aufrichten wirst, was darnieder liegt und uns  ausrichten wirst nach deinem Plan, darauf hoffe ich. Ich will das auch ganz und gar dir überlassen und mir nicht anmaßen, dass ich es besser wüsste, was letzten Endes gerecht ist und ungerecht. Ich vertraue darauf, dass du mich mit Barmherzigkeit und Vergebung richten wirst. Und so will auch ich zu meinen Mitmenschen barmherzig und versöhnlich sein. Amen

Herzliche Grüße


Ihr / dein Hans Löhr 

Freitag, 26. August 2016

Am Gottvertrauen festhalten hl

Losung: Sie zogen Daniel aus der Grube heraus, und man fand keine Verletzung an ihm; denn er hatte seinem Gott vertraut.
Daniel 6,24

Lehrtext: Werft euer Vertrauen nicht weg, welches eine große Belohnung hat.
Hebräer 10,35

Liebe Leserin, lieber Leser,

die Bibel beschwört uns geradezu am Vertrauen auf Gott festzuhalten (Lehrtext). Sie weiß von beiden Erfahrungen, von Menschen, die im Vertrauen auf Gott durch Feuer und Wasser gegangen sind (Losung) und von solchen, die es weggeworfen haben.
Von Daniel wird erzählt, dass man ihn unverletzt wieder aus der Löwengrube herausgezogen und unversehrt aus dem Feuerofen herausgeholt hat. Man kann das als Märchen abtun. Und in der Tat ist das kein historisches Ereignis, das man hätte filmen und auf YouTube ins Netz stellen können. Aber diese Geschichten wurden und werden erzählt um Mut zu machen, unter allen Umständen am Vertrauen auf Gott festzuhalten buchstäblich bis zum letzten Atemzug. In ihnen wird eine kostbare Glaubenswahrheit weitergegeben. Denn zu viele geben zu früh auf, wenn die Schwierigkeiten immer größer werden. Sie schauen nur auf ihre eigene kleine Kraft und nicht auf die Kraft des Höchsten. Sie schauen nur auf ihre eigenen Möglichkeiten und übersehen die Möglichkeiten Gottes. Sie hören nur auf die Worte anderer Menschen und hören nicht, dass Gott das letzte Wort hat.
Nein, liebe Leserin, lieber Leser, wir werfen unser Vertrauen nicht weg. Das sollten wir uns gegenseitig versprechen. Das sollten wir ihm versprechen, auf den wir unser Vertrauen setzen und der es rechtfertigt.

Gebet: Herr, aus menschlicher Sicht scheint manches ausweglos und unmöglich. Aber du kannst Türen öffnen, wo ich keinen Ausweg sehe. Und wo meine Möglichkeiten enden, fangen deine erst an. Es tut mir einfach gut, im Vertrauen auf dich zu leben. Das macht vieles leichter. Und wenn mir das Leben schwer wird, vertraue ich darauf, dass du mich mit meinen Lasten trägst. Amen

Herzliche Grüße


Ihr / dein Hans Löhr 

Donnerstag, 25. August 2016

Lass dich befreien hl

Losung: Meine Lippen und meine Seele, die du erlöst hast, sollen fröhlich sein und dir lobsingen. Psalm 71,23

Lehrtext: Freut euch, dass eure Namen im Himmel geschrieben sind. Lukas 10,20

Liebe Leserin, lieber Leser,

na gut, vielleicht ist dir ja heute nicht zum Jubeln zumute. Vielleicht drücken dich Sorgen. Vielleicht bist du an eine Krankheit gefesselt. Vielleicht leidest du an einer tiefen Enttäuschung oder es sind andere Dinge, die deine Seele gefangengenommen haben. In unserer Welt und Zeit mangelt es ja nicht an schlechten Nachrichten, die uns die Lebensfreude nehmen können. Und auch privat können so viele Dinge passieren, die uns die innere Freiheit rauben.
Aber, das war nicht immer so und das wird auch nicht immer so bleiben. Du musst nur mal zurückdenken, worüber du dir schon alles Sorgen gemacht, wovor du schon alles Angst gehabt hast und was von alledem übrig geblieben ist. Mit Gottes Hilfe konntest du schon manche Last abschütteln und manches Leid überwinden. Das ist auch heute möglich. Lass dich von ihm befreien.
Und wenn es dann so ist, dass du wieder froh und frei sein kannst, dann nimm dir immer wieder mal Zeit, deinem Gott zu danken und noch besser, ihm ein Loblied zu singen. Es reicht ja, wenn er es hört. Du musst es ja nicht anderen Menschen vorsingen. In seinen Ohren wird auch noch die schrägste Melodie zu einem wunderbaren Gesang.
Er hört deine Stimme aus den vielen Stimmen der Menschen heraus, die er geschaffen hat. Denn er kennt dich von Anfang an und wird dich nicht vergessen. Er weiß wie du heißt. Er weiß wie es dir geht. Er weiß auch, wie es mit dir weitergeht.

Dazu als Gebet der letzte Vers des Liedes „Wer nur den lieben Gott lässt walten“, das Georg Neumark drei Jahre nach dem 30-jährigen Krieg gedichtet hat (klick):

(Georg Neumark, 1641/1657)

Herzliche Grüße

Ihr / dein Hans Löhr

Mittwoch, 24. August 2016

Liebe, die wahrhaftig und gerecht ist hl

Losung: Säet Gerechtigkeit und erntet nach dem Maße der Liebe! Hosea 10,12

Lehrtext: Weist die zurecht, die sich an keine Ordnung halten, ermutigt die Verzagten, steht den Schwachen bei, habt Geduld mit allen! Seht zu, dass keiner dem andern Böses mit Bösem vergelte. Jagt vielmehr allezeit dem Guten nach, füreinander und für alle. 1.Thessalonicher 5,14-15

Liebe Leserin, lieber Leser,

manche kaufen sich einen Erziehungsberater, damit sie wissen, wie sie ihre Kinder erziehen sollen. Dabei würde es schon helfen, wenn sie den heutigen Lehrtext beherzigten. Glücklicherweise machen das viele, ohne dass ihnen das bewusst ist, weil sie die Bibel nicht kennen. Denn in der Erziehung kommt es darauf an, dass alles nach der Maßgabe der Liebe (Losung) geschieht. Dann akzeptieren Kinder auch Grenzen und sind am ehesten bereit, zu tun, was man ihnen sagt.
Aber die Ratschläge des Paulus gelten ja nicht nur für die Kindererziehung. Sie sind insgesamt hilfreich, wo erwachsene Menschen zusammen leben und zusammen arbeiten. Wichtig ist, dass wenigstens einer einen inneren Kompass hat, der ihm zeigt, in welche Richtung es geht. Noch besser ist, wenn wenigstens einer innere Werte hat, die ihm helfen, im Sinn des heutigen Lehrtextes zu handeln und auf andere einen guten Einfluss auszuüben.
Augustinus (354 - 430), der als Bischof von Hippo schwierige Leitungsaufgaben wahrzunehmen hatte, beschreibt in Anlehnung an den heutigen Lehrtext die Art, wie er Menschen geführt hat, folgendermaßen: »Unruhestifter zurechtweisen, Kleinmütige trösten, sich der Schwachen annehmen, Gegner widerlegen, sich vor Nachstellern hüten, Ungebildete lehren, Träge wachrütteln, Händelsucher zurückhalten, Eingebildeten den rechten Platz anweisen, Streitende besänftigen, Armen helfen, Unterdrückte befreien, Gute ermutigen, Böse ertragen und - ach - alle lieben
‚Und - ach - alle lieben ‘– Das kann auch heißen, jemandem etwas im gemeinsamen Interesse zuzumuten und eine Struktur vorzugeben. Liebe, die sich nicht scheut, wahrhaftig und gerecht zu sein  ist das Geheimnis, mit anderen zurechtzukommen, auch wenn's manchmal schwer fällt. In der heutigen Losung heißt es dazu: »Säet Gerechtigkeit und erntet nach dem Maße der Liebe!« Würden sich alle danach richten, wären unsere meisten Probleme gelöst im Kleinen wie im Großen.

Gebet: Herr, du hast uns vorgelebt, wie wir miteinander gut umgehen können. Du hast Menschen geliebt, ohne die Wahrheit zu verraten und warst wahrhaftig, ohne die Liebe zu verraten. Du bist jedem auf seine Weise gerecht geworden, ohne damit anderen Unrecht zu tun. Du hast Menschen gestärkt, getröstet, ermutigt, zum Guten angestiftet und ihnen vergeben. Das alles brauche ich auch heute von dir. So will auch ich mich beim Zusammenleben mit meinen Mitmenschen an dir orientieren. Amen

Herzliche Grüße


Ihr / dein Hans Löhr 

Dienstag, 23. August 2016

Einfach mal Ruhe geben hl

Losung: Sechs Tage sollst du arbeiten und alle deine Werke tun. Aber am siebenten Tage ist der Sabbat des HERRN, deines Gottes. Da sollst du keine Arbeit tun. 2.Mose 20,9.10

Lehrtext: Der Sabbat ist um des Menschen willen gemacht. Markus 2,27

Liebe Leserin, lieber Leser,

ich bin froh, dass ich nicht wie die Juden so viele religiöse Gesetze und Vorschriften beachten muss. Aber um eine Sache beneide ich sie fast ein bisschen, um die Art und Weise, wie sie ihren Sabbat, also ihren wöchentlichen Ruhetag am Samstag begehen. Sie schlurfen nicht einfach so in ihn hinein, sondern beginnen ihn feierlich am Freitagabend (Rüsttag) mit dem Sabbatsegen (Kiddusch), sobald man einen blauen nicht mehr von einem grauen Faden unterscheiden kann. Danach beginnt oft ein festliches Abendessen. Am nächsten Tag besuchen sie die Synagoge, hören Worte aus den Heiligen Schriften und beten. Den Tag über werden keine Arbeiten verrichtet, die in irgendeiner Weise mit dem Lebensunterhalt zu tun haben. Stattdessen nehmen sie sich Zeit für Gott, für die Familie, für sich selbst. Nach Sonnenuntergang endet der Sabbat mit einem Weinsegen. Dazu wird die Hawdala-Kerze angezündet und man wünscht sich gegenseitig eine gute Woche.
Natürlich könnte ich als Christ den Sonntag in ähnlicher Weise begehen. Aber ohne eine prägende Tradition und ein entsprechendes Umfeld ist das nicht so ohne weiteres möglich. Immerhin ist noch in vielen Köpfen das Dritte Gebot, dass man am Sonntag endlich einmal Ruhe geben und nicht weiterwursteln soll. Abgesehen davon, dass es Berufe gibt, bei denen man auch am Sonntag arbeiten muss, wird das gesetzlich festgelegte Arbeitsverbot für diesen Tag immer mehr aufgeweicht. Aber auch viele, die an diesem Tag nicht arbeiten müssen, haben inzwischen den berüchtigten Sonntagsstress, wenn man von einem Ereignis zum nächsten muss, um nur ja nichts zu verpassen.
Mediziner sagen, dass auf Dauer ein Leben ohne regelmäßigen Ruhetag an die Substanz geht mit gesundheitlichen Folgen nicht nur für den Körper, sondern mehr noch für die Seele. Nicht selten ist es dann eine Krankheit, die mal eine dringend notwendige Auszeit erzwingt.
Der wöchentliche Ruhetag (Sabbat oder Sonntag) ist, wie Jesus sagt, für den Menschen gemacht. Nicht um ihm eine Last aufzulegen und ihn unter ein Gesetz zu zwingen, sondern ihn durchatmen und wieder Kraft schöpfen zu lassen. Im Grunde gilt das für alle Gebote, dass sie für uns Menschen da sind, damit wir möglichst gut leben können.
Eine Sache will ich mir von den Juden abschauen und mal ausprobieren, dass ich schon am Samstag für den Sonntag vorkoche. Mal sehen, wie's dann schmeckt.

Gebet: Herr, ich danke dir für die Kräfte, die du mir gegeben hast. Du hast mir aber auch die Verantwortung dafür gegeben, dass ich damit haushalte. Dass ich mich weder verausgabe noch meine kostbare Lebenszeit tot schlage. Hilf mir, das richtige Maß zu finden. Amen

Herzliche Grüße

Ihr / dein Hans Löhr 

Montag, 22. August 2016

Nicht in der Finsternis bleiben hl

Losung: Du, HERR, bist meine Leuchte; der HERR macht meine Finsternis licht. 2.Samuel 22,29

Lehrtext: Christus spricht: Ich bin in die Welt gekommen als ein Licht, damit, wer an mich glaubt, nicht in der Finsternis bleibe. Johannes 12,46

Liebe Leserin, lieber Leser,

als David sein Dankgebet sagte, aus dem das heutige Losungswort stammt, war er voll Adrenalin. Seine zahlreichen Feinde waren ersteinmal geschlagen. Und auch der Mordversuch von König Saul, der ihn aus Eifersucht beseitigen wollte, war fehlgeschlagen. Er fühlte sich, wie sich ein Olympiasieger im Licht der Scheinwerfer fühlt, der nach langen, entbehrungsreichen Trainingsjahren und hartem Kampf die Goldmedaille errungen hat. Aus einem solchen Menschen sprudeln Freude und Erleichterung nur so heraus. Und das war auch bei David so. Er wusste, wem er seine Rettung zu verdanken hatte, und hielt damit nicht hinterm Berg. Und so lobte er Gott überschwänglich, dankte für seine Hilfe (siehe 2. Samuel 22 = Psalm 18) und sagte:  »Herr, du machst die Finsternis um mich hell, du bist mein Licht.«
Aber da gibt es noch andere „Olympiasieger“ und andere „Davids“, von denen kaum jemand Notiz nimmt. Auch sie haben einen langen, schweren Kampf in Nacht und Schatten hinter sich. Und nun, nachdem alles vorbei ist, stehen auch sie im Licht, im Licht der Gnade Gottes. Ich denke an Mütter, die nach einer langwierigen Risikoschwangerschaft ein gesundes Kind glücklich auf die Welt gebracht haben, an Hinterbliebene, die eine furchtbare Zeit von Trauer und Schmerz durchlebt haben und nun wieder ins Leben zurückgekehrt sind, an ehemalige Krebspatienten, die nach Operation, Chemotherapie und Bestrahlung als geheilt gelten. Sie alle können sagen, und nicht wenige von ihnen tun das auch: Du, Herr, bist mein Licht. Du hast mich durch die Nacht der Leiden gebracht und lässt mich wieder das Licht das Lebens sehen.
Und was ist mit den anderen?
Bert Brecht dichtete in seiner Moritat von Mackie Messer:
Denn die einen sind im Dunkeln
Und die andern sind im Licht.
Und man sieht nur die im Lichte
Die im Dunkeln sieht man nicht. 
Wer weiß schon, auf wie viele Sieger wie viele Verlierer kommen? Wie viele im Dunkeln sind, die man nicht sieht? Die mit ihrer Last unbeachtet bleiben. Die ganz unten sind. Sie bringen es nicht auf die Titelseiten. Von ihnen kann man keine Heldengeschichten erzählen, keine Siegesmeldungen verkünden.
Sie zu suchen und zu finden hat Gott sich in Jesus auf den Weg gemacht. Er hat sie in der Nacht von Bethlehem auf einem Feld bei ihren Schafen gefunden. Er hat sie gefunden in den stinkenden Höhlen, in die die Aussätzigen verbannt waren. Er hat sie in der Nacht ihres Blindseins gefunden, in ihrer geistigen Umnachtung, in der Finsternis ihrer Sünde und Schuld.
Er sucht auch heute noch Menschen, die mit ihm hinabsteigen ins Dunkel, wo die sind, die man nicht sieht, um ihnen ein Hoffnungslicht zu sein, das auch dann noch leuchtet, wenn alle anderen Lichter erloschen sind. Er soll auch mein Licht sein, das mir den Weg zu ihm zeigt, wenn das Licht meines Lebens verlischt.

Gebet:
Ich lag in tiefster Todesnacht,
du warest meine Sonne,
die Sonne, die mir zugebracht
Licht, Leben, Freud und Wonne.
O Sonne, die das werte Licht
des Glaubens in mir zugericht',
wie schön sind deine Strahlen!
(Paul Gerhardt, EG 37,3)

Herzliche Grüße und eine gute neue Woche!

Ihr / dein Hans Löhr 

Sonntag, 21. August 2016

Größer als mein Herz hl

Losung: Ich weiß sehr gut, dass ein Mensch nicht recht behalten kann gegen Gott. Hat er Lust, mit ihm zu streiten, so kann er ihm auf tausend nicht eins antworten. Hiob 9,2.3

Lehrtext: Daran erkennen wir, dass wir aus der Wahrheit sind, und können unser Herz vor ihm damit zum Schweigen bringen, dass, wenn uns unser Herz verdammt, Gott größer ist als unser Herz und erkennt alle Dinge. 1.Johannes 3,19-20

Liebe Leserin, lieber Leser,

es soll Menschen geben, denen alles im Leben gelungen ist. Ich gehöre nicht dazu. Und ich kenne auch niemand, bei dem das so wäre. Aber ich kenne Menschen, deren Herz andere verdammt. Sie leben sozusagen in einem Dauerkrieg mit bestimmten Mitmenschen und können und wollen ihnen nicht verzeihen. Und dann soll es noch solche geben, von denen der heutige Lehrtext spricht, Menschen, die sich ihre Fehler, ihr Versagen, ihre Schuld nicht verzeihen können und sich selbst beschimpfen. Die Erstgenannten brauchen Gott nicht. Und die anderen?
Der Prophet Jeremia sagt: »Des Menschen Herz ist ein trotzig und verzagt Ding.« (Jeremia 17,9) Einmal ist es allem guten Zureden und allem Trost unzugänglich und schreit seine Wut, seinen Schmerz, seine Enttäuschung hinaus. Und dann ist es wieder verzagt, quält sich mit Selbstanklagen und versinkt in Selbstmitleid. Die Wahrheit aber, so sagt es der Lehrtext, ist, dass mein Herz nicht die höchste und letzte Instanz ist. Gott ist immer noch darüber und weiß mehr als mein Herz weiß. Ihm kann ich es öffnen. Ihm kann ich meinen Schmerz oder meine Wut geben. Vor ihm kann ich loslassen, worin ich mich verkrallt habe.
Der große Theologe der alten Kirche, Augustinus, sagt: »Unruhig ist unser Herz, bis es ruht in dir, o Herr.« Ja, vor meinem großen Gott, wird mein kleines Herz ruhig. Ich muss ja nicht die Last der Welt auf meinen Schultern tragen und nicht einmal die eigene. Ich darf ihm geben, was mich quält und darauf vertrauen, dass sein Wille geschieht. Er weiß, was ich nicht weiß. Er sieht, was ich nicht sehe. Er tut, was ich nicht kann.
Was hat es da dafür einen Sinn, mich über Dinge aufzuregen, die außerhalb meiner Reichweite liegen? Was hat es da für einen Sinn, mit Gott über das zu streiten, was er mir vielleicht vorenthalten hat? (Losung). Wer streitet mit ihm schon über die guten Dinge, die ihm geschenkt worden sind? »Haben wir Gutes empfangen von Gott und sollten das Böse nicht auch annehmen?«, sagt Hiob an anderer Stelle (Hiob 2,10).
Aber so sind wir Menschen nun mal, dass wir schnell aus dem Häuschen geraten. Nein, schlimm ist das nicht. Gott hält das aus, auch unsere Anklagen und unsere Bitterkeit. Und wenn er uns schon nichts vorwirft, warum sollen wir uns mit Selbstvorwürfen das Leben verderben?

Gebet: Herr, wenn mir mein Herz bis zum Hals klopft, weil ich aufgewühlt bin, dann lege deine Hand auf mein Herz und beruhige mich durch dein Nahesein. In aller Aufregung und in allem Streit bist du mein Friede. In der Unruhe dieser Welt, finde ich Ruhe bei dir . Amen

Herzliche Grüße

Ihr / dein Hans Löhr 

Samstag, 20. August 2016

Gotteskind hl

Losung: Gedenket seiner Wunderwerke, die er getan hat, seiner Zeichen und der Urteile seines Mundes! Psalm 105,5

Lehrtext: Seht, welch eine Liebe hat uns der Vater erwiesen, dass wir Gottes Kinder heißen sollen. 1.Johannes 3,1

Liebe Leserin, lieber Leser,

vorgestern hätte ich um ein Haar einen schweren Unfall gehabt mit unabsehbaren Folgen. Danach schlug mir das Herz bis zum Hals und ich habe mehrmals „O mein Gott!“ vor mich hingesagt. Einfach so. Mann, hatte ich ein Glück! Glück? Naja, wenn alles sowieso nur Zufall ist, dann hatte ich eben Glück. Manche sagen auch „Schwein gehabt“. Aber ich glaube nicht an den Zufall. Ich glaube an Gott. Und darum glaube ich, dass er seine Hand schützend über mich gehalten hat. Ich weiß nicht, warum er das getan hat. Ich hätte es auch hinnehmen müssen, wenn es anders gekommen wäre. Aber nun ist es mal so, dass ich verschont geblieben bin – durch ihn.
     Nein, ich will das nicht mehr so schnell vergessen. Ich will mich noch lange erinnern, wem ich verdanke, dass alles gut gegangen ist. Ich will das vor allem dann tun, wenn ich im Glauben unsicher werde, wenn ich Gewissheit brauche, dass Gott auch jetzt für mich da ist, so wie er es früher war. Vielleicht könnte mein Glaube gar nicht bestehen, wenn ich nicht immer wieder mal daran denken würde, was ich Gott bisher alles verdanke. Man nennt so etwas „Erinnerungskultur“.
     In der Bibel spielt sie eine große Rolle. Immer wieder werden da die Menschen aufgefordert, sich dessen zu erinnern, was Gott in ihrem Leben und im Leben des Gottesvolkes Großes getan hat (Losung). Das soll sie dankbar machen. Das soll in ihnen die Zuversicht stärken, dass sie auch mit den Problemen der Gegenwart zurechtkommen werden.
     Damals wie heute gehören unsere Feiertage zu dieser Erinnerungskultur. In vier Monaten ist Weihnachten. Dann erinnert uns das göttliche Kind in der Krippe, dass wir nicht einfach nur menschliche Wesen sind, sondern Gotteskinder (Lehrtext).      Ich lege Wert darauf, ein solches zu sein. Denn ein Kind ist nicht allein. Es kann sich darauf verlassen, dass die Eltern ihm beistehen. Es spürt, dass es geliebt wird und weiß, wem und wohin es gehört. Normalerweise ist das so. Und wenn schon ein Menschenkind so etwas erfährt, um wie viel mehr ein Gotteskind.

Gebet: Danke, Herr, ich sage einfach nur danke! Nie will ich all das Gute vergessen, das du mir schon getan hast. Ich nehme es als Zeichen deiner Liebe. Amen

Herzliche Grüße von Gotteskind zu Gotteskind

Ihr / dein Hans Löhr 

Freitag, 19. August 2016

Gott und das Unheil hl

Losung: So spricht der HERR: Gleichwie ich über dies Volk all dies große Unheil habe kommen lassen, so will ich auch alles Gute über sie kommen lassen, das ich ihnen zugesagt habe. Jeremia 32,42

Lehrtext: Paulus schreibt: Unsre Hoffnung steht fest für euch, weil wir wissen: wie ihr an den Leiden teilhabt, so werdet ihr auch am Trost teilhaben. 2.Korinther 1,7

Liebe Leserin, lieber Leser,

wie? Lässt Gott Unheil nicht nur zu, sondern lässt es bewusst über seine Menschen kommen? Ist es so, dass manchmal erst Unheil kommen muss, damit hernach auch alles Gute über uns kommen kann, das er versprochen hat? Ich will diese Fragen weder mit Ja noch mit Nein beantworten. Ich weiß es einfach nicht. Aber ich mache mir meine Gedanken. Und dazu gehört,
  • dass letzten Endes nichts geschehen kann, was gegen Gottes Willen wäre,
  • dass »Gott aus allem, auch aus dem Bösesten, Gutes entstehen lassen kann und will« (Dietrich Bonhoeffer in seinem Glaubensbekenntnis von 1934),
  • dass Gott nicht das Gute ist, sondern das Ganze (Thomas Mann, Zitat aus dem Roman „Joseph und seine Brüder“).
Paulus macht im Lehrtext den Christen in Korinth Mut, nicht im Leiden zu verzweifeln, sondern darauf zu vertrauen, dass sie getröstet und Gottes Kraft erfahren werden. Manchmal muss einem das ein anderer sagen, weil man in der augenblicklichen Misere nicht die Hoffnung dazu aufbringen kann. Ich hoffe für mich, dass ich mir das sagen lasse, wenn ich einen solchen Zuspruch brauche.

Gebet: Herr, stärke meinen Glauben, damit ich auch in schweren Zeiten auf dich vertrauen kann. Amen

Herzliche Grüße

Ihr / dein Hans Löhr 

Donnerstag, 18. August 2016

Freimütige Lkw-Werbung hl

Losung: Ich will dich preisen und deinen Ruhm besingen unter den Völkern. Psalm 18,50

Lehrtext: Paulus predigte das Reich Gottes und lehrte von dem Herrn Jesus Christus mit allem Freimut ungehindert. Apostelgeschichte 28,31

Liebe Leserin, lieber Leser,

Freimut – wer kann schon spontan sagen, was dieses schöne alte Wort bedeutet? Fragen wir Wikipedia. Dort heißt es: Freimut (mhd. vrîmuot „freier, kühner Mut“) bezeichnet im Neuhochdeutschen eine Charaktereigenschaft, deren Träger seine Meinung und Gesinnung offen zu erkennen gibt und sie nicht mit Rücksicht auf möglichen Widerspruch oder gesellschaftliche Konventionen unterdrückt oder verstellt.
Paulus hatte diese Charaktereigenschaft. Jesus sowieso. Schön wäre es, wenn sie allen zu eigen wäre, die von Gottes neuer Welt predigen und von dem Herrn Jesus Christus lehren. Ohne diesen Freimut, ohne die Bereitschaft, von Gott und Jesus »unter den Völkern« zu reden und zu singen (Losung), wäre die frohe Botschaft nicht bis zu uns gekommen. Auch heute braucht es einen gewissen Mut, sich offen zum Glauben zu bekennen und in der Gemeinde mitzuarbeiten.
Zur großen Überraschung von meiner Frau und mir hat ein Unternehmer in der Baubranche auf seinem Lkw riesengroß das Logo unseres Lichtblickgottesdienstes anbringen lassen. Ihm tut dieser Gottesdienst offenbar so gut, dass er möglichst viele dafür werben möchte. Er wird sicherlich darauf angesprochen, wenn er auf eine Baustelle fährt. Aber das macht ihm nichts aus. Er ist so selbstbewusst, dass er darüber freimütig Auskunft gibt.

Gebet: Herr, ich möchte offen und unerschrocken von meinem Glauben reden. Ich habe überhaupt keinen Grund, ihn zu verschweigen. Gar keinen. Im Gegenteil. Ich sollte noch viel öfter und offener davon reden zu jedem, der es hören will und zu den anderen auch. Amen

Herzliche Grüße


Ihr / dein Hans Löhr 

Mittwoch, 17. August 2016

Wasser des Lebens hl

Losung: Die Elenden und Armen suchen Wasser, und es ist nichts da, ihre Zunge verdorrt vor Durst. Aber ich, der HERR, will sie erhören. Jesaja 41,17

Lehrtext: Wen dürstet, der komme; und wer da will, der nehme das Wasser des Lebens umsonst. Offenbarung 22,17

Liebe Leserin, lieber Leser,

neulich war meine Frau mal für ein paar Tage verreist und ich hatte vergessen, die Hortensien auf der Terrasse zu gießen. Es hat nicht lange gedauert, da haben sie „getrauert“, haben Blätter und Köpfe hängen lassen. Aber ich hab's rechtzeitig gemerkt und ihnen genug vom „Wasser des Lebens“ gegeben. Sie haben sich dann bald erholt und jetzt schauen sie wieder gesund und kräftig aus.
Das „Wasser des Lebens“ ist für Hortensien Gießwasser aus dem Bottich. Aber was ist das „Wasser des Lebens“, von dem Jesus im heutigen Lehrtext spricht? Da geht es nicht um ein körperliches Durstgefühl, sondern um die Seele. Manche merken gar nicht, dass ihre Seele „trauert“. Es geht ihnen wie mir zunächst mit den Hortensien. Sie haben sich an diesen Durst so gut es geht gewöhnt und versuchen den Mangel an Lebenssinn und Lebensmut anderweitig auszufüllen. Mich überzeugen diese Versuche nicht. Mich überzeugt aber der, der für meine Seele und für deine das „Wasser des Lebens“ ist, der sagt: »Kommt alle zu mir, die ihr unter euren Lasten und Sorgen erschöpft seid, deren Seele schmachtet und trauert. Ich will euch erquicken. Ich gebe euch neue Kraft und neuen Mut.«
Er, Jesus selbst, ist für die Menschenseele das „Wasser des Lebens“. Er wandelt deine Sorgen in Zuversicht. Deine Trauer in Freude. Deine Angst in Vertrauen. Öffne dich für ihn. Nimm dieses Wasser für deine Seele umsonst. Gott schenkt ihn dir und mir.

Gebet:
Meine Hoffnung und meine Freude, meine Stärke, mein Licht.
Christus meine Zuversicht.
Auf dich vertrau ich und fürcht‘ mich nicht. Amen

Herzliche Grüße

Ihr / dein Hans Löhr 

Dienstag, 16. August 2016

Die kunterbunte Herde hl

Losung: Ich will die Übriggebliebenen meiner Herde sammeln aus allen Ländern und will sie wiederbringen zu ihren Weideplätzen, dass sie sollen wachsen und viel werden. Jeremia 23,3

Lehrtext: Jesus sprach: Ich habe noch andere Schafe, die sind nicht aus diesem Stall; auch sie muss ich herführen, und sie werden meine Stimme hören, und es wird eine Herde und ein Hirte werden. Johannes 10,16

Liebe Leserin, lieber Leser,

»Wachsen und viel werden«, das will Gott von seiner Gemeinde (Herde) damals. Das will er heute. In anderen Teilen der Welt gibt es Gemeinden, die stark wachsen, in Asien und vor allem in Afrika. Und bei uns in Deutschland? Da sind es einzelne, oft freikirchliche Gemeinden, die wegen ihres Angebots auch auf Jüngere anziehend wirken. Gemeinden im Aufbruch, die Neues wagen. Die ihre Finger am Puls der Zeit haben. Die spüren, wonach sich Menschen heute sehnen und die darauf antworten.
     Doch damit eine Gemeinde wachsen kann, braucht sie entsprechende „Weideplätze“. Ich bin überzeugt, dass ein sogenannter Weideplatz die Bibel ist. Sie ist die „grüne Aue“ aus dem Psalm 23, auf der der gute Hirte sie weiden will. Sein Wort ist das frische Wasser, zu dem er selbst sie führt.      Damit eine Gemeinde »wachsen und viel werden« kann, müssen sich ihre Mitglieder regelmäßig von Gottes Wort (Bibel) ernähren. Es reicht nicht, dass der Pfarrer die Bibel kennt. Jeder Christ sollte darin seinen seelischen Hunger stillen können mit Jesus Christus, dem Brot des Lebens. 
     So wächst er im Glauben. Das war ein Herzensanliegen Martin Luthers. Deshalb hat er darauf gedrungen, dass auch die Kinder der sogenannten kleinen Leute Schulen besuchen und lesen und schreiben lernen, damit sie eben auch die Bibel in ihrer Muttersprache lesen können. So können Menschen gemeinsam im Glauben wachsen und eine lebendige Gemeinde bilden, die selbst wächst und viel wird.
     Jesus, der gute Hirte, sammelt sich seine Herde überall auf der Erde aus vielen Ländern und Nationen. Er hat eine große, kunterbunte Herde, zu der auch die ‚schwarzen Schafe‘ gehören. Er stiehlt sie nicht, er nimmt sie sich nicht mit Gewalt, er zwingt niemanden ihm zu folgen. Sondern wer auf ihn hört, gehört zu ihm jetzt und für immer.  Wer seiner Stimme folgt, kann sagen:

Gebet: Der Herr ist mein Hirte, mir wird nichts mangeln. Er weidet mich auf einer grünen Aue und führet mich zum frischen Wasser. Er erquicket meine Seele. Er führet mich auf rechter Straße um seines Namens willen. Und ob ich schon wanderte im finsteren Tal, fürchte ich kein Unglück, denn du bist bei mir, dein Stecken und Stab trösten mich. Amen

Herzliche Grüße


Ihr / dein Hans Löhr 

Montag, 15. August 2016

Von Guten und Bösen hl

Losung: Die Augen des HERRN sind an allen Orten, sie schauen auf Böse und Gute. Sprüche 15,3

Lehrtext: Das Himmelreich gleicht einem Netz, das ins Meer geworfen ist und Fische aller Art fängt. Matthäus 13,47

Liebe Leserin, lieber Leser,

auf dem heutigen Lehrtext musst du etwas länger herumkauen, bevor du ihn schlucken kannst. Jesus sagt da: "Man kann Gottes neue Welt auch mit einem Netz vergleichen, das ins Meer geworfen wird und in dem viele verschiedene Fische gefangen werden. Wenn das Netz voll ist, zieht man es an Land, setzt sich hin und sortiert die guten Fische in Körbe. Die ungenießbaren aber werden weggeworfen. So wird es auch am Ende der Welt sein. Die Engel werden kommen und die gottlosen Menschen von denen trennen, die so leben, wie Gott es will. Sie werden die Gottlosen in den brennenden Ofen werfen." Matthäus 13,47-49 
Also bitte, da steht es doch schwarz auf weiß in der Bibel, dass die Guten belohnt und die Bösen, also die Gottlosen, auf das Übelste bestraft werden. Es kommt also doch darauf an, »so zu leben, wie Gott es will«, um dem »brennenden Ofen« zu entgehen. Hm, ja, das stimmt. So steht es in der Bibel. So lautet der Zusammenhang des heutigen Lehrtextes. Und so sehen wir betroffen den Vorhang zu und - - - alle Fragen offen. (Marcel Reich-Ranickis Abwandlung eines Brecht-Zitats).
Nein, der Vorhang ist nicht zu. Jesu Gleichnis vom Fischnetz ist nicht das ganze Stück, sondern nur ein Ausschnitt. Wer diesen Ausschnitt verstehen will, muss das ganze Stück kennen, kann also den Lehrtext nur im Gesamtzusammenhang des Wirkens und Lebens Jesu verstehen.
In diesem Gleichnis geht es Jesus nicht darum, uns Menschen die Hölle heiß zu machen. Drohen und Angst machen ist seine Sache nicht. Schließlich bringt er die Frohbotschaft (= Evangelium) und keine Drohbotschaft. Aber worum geht es ihm dann? Damals wie heute gibt es unzweifelhaft böse Menschen, solche, die andere quälen, erniedrigen und zerstören. Da muss man oft gar nicht weit gehen, um sie zu finden. Es gibt sie in Partnerschaften und Familien, in Schulen und am Arbeitsplatz, in Vereinen wie in der Politik. Was soll mit ihnen geschehen? Soll man es ihnen wieder heimzahlen, wenn man endlich die Macht dazu hat? Jesus sagt dazu in unserem Gleichnis ganz klar ‚nein‘. Was mit den Bösen geschehen soll, ist Sache Gottes und seiner Engel und das auch nicht in naher Zukunft, sondern »am Ende der Welt« (siehe oben).
Er ist ganz und gar realistisch und weiß, dass er die Guten nur zusammen mit den Bösen fischt, wenn er Menschen für Gottes neue Welt sammelt. In unserer Welt und Zeit lassen sie sich nicht säuberlich voneinander trennen. Doch ich will das Ganze noch etwas zuspitzen: Weiß ich denn, ob ich wirklich zu den Guten gehöre? Kann ich mich mit dieser Ungewissheit so ohne Weiteres darüber freuen, wenn die Bösen vernichtet werden? Vielleicht geht ja die Grenze zwischen Gut und Böse mitten durch mein Herz. Und wenn es so ist, was dann?
So viel ist mir aus dem Gesamtzusammenhang des Wirkens und Lebens Jesu klar: „Abgerechnet“ wird am Ende und das nicht von mir, sondern von ihm. Und er hat seine ganz besondere Rechenmethode, in der Barmherzigkeit und Vergebung entscheidende Faktoren sind. Schließlich ist er in erster Linie zu den Gottlosen gekommen, um sie für Gott und den Glauben zu gewinnen. Doch er stellt sie nicht nur vor die Entscheidung, um danach ihnen die Schuld geben zu können, wenn sie sich nicht haben gewinnen lassen. Sondern er geht für sie, für mich und für dich, ans Kreuz, um uns da von aller Bosheit und Gottesblindheit zu erlösen.
Ja, »die Augen des Herrn sind an allen Orten, sie schauen auf Böse und Gute.« (Losung) Er wehrt den Bösen und zieht sie zur Rechenschaft nach seinem Willen, nicht nach meinem. Und manchmal muss er auch den Guten wehren, die ihm bisweilen nicht weniger Mühe machen als die Bösen, weil sie immer wieder das tun, was Martin Luther so ausgedrückt hat: »Gut meinen, macht viele Leute weinen.«

Gebet: Herr, ich will vorsichtig sein mit meinem Urteil über andere. Ich sehe ihnen nicht ins Herz, aber du. Und so siehst du auch in mein Herz. Und nicht alles, was du da siehst, wird dir gefallen. Darum spekuliere ich nicht, wer gottlos sein könnte und wie es ihm gehen wird, sondern bin darauf bedacht, wie es mir geht. Und so bitte ich dich um die Kraft, so zu leben, wie du willst. Und ich bitte dich, dass du zu mir barmherzig bist und mir vergibst, was dir nicht gefällt, auch meine Neigung, mich für besser zu halten als manch anderen. Amen

Herzliche Grüße

Ihr / dein Hans Löhr

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Gut gegen Böse - wie in einem Kindermärchen, so einfach hätten wir es gerne. Aber so ist es nicht.  Sondern so:


Sonntag, 14. August 2016

In Feuer und Wasser hl

Losung: Alles Land bete dich an und lobsinge dir, lobsinge deinem Namen…, wir sind in Feuer und Wasser geraten. Aber du hast uns herausgeführt und uns erquickt. Psalm 66,4.12b

Lehrtext: In euch werde verherrlicht der Name unseres Herrn Jesus. 2.Thessalonicher 1,12

Liebe Leserin, lieber Leser,

wir haben so lange alles im Griff, bis unser Lebensmut im Feuer der Leiden verbrennt und uns das Wasser der Angst bis zum Hals steht.
  • Und dann plötzlich machst du die schreckliche Erfahrung, dass du hilflos und ohnmächtig bist, ausgeliefert an eine Krankheit, an einen Schicksalsschlag.
  • Und du weißt erst mal nicht, wie du da jemals wieder herauskommen sollst.
  • Und auch wenn Gott für dich bisher keine besondere Rolle gespielt haben mag, so setzt du nun doch alles auf eine, alles auf seine Karte,
  • und schickst ein Stoßgebet nach dem anderen zum Himmel.
  • Und dann kommst du doch wieder heraus und reibst dir verwundert die Augen, weil du gar nicht mehr damit gerechnet hattest.
  • Und vielleicht bist du dann so glücklich wie der Mann im Psalm 66 (Losung), dass du am liebsten mit allen Menschen auch ein Dankgebet sagen und ein Loblied singen möchtest.
Seit tausenden von Jahren machen Menschen immer wieder eine solche Erfahrung und sagen: Ohne Gott wäre ich verloren gewesen. Er ist es, der mir geholfen hat. Er hat mich aus Feuer und Wasser wieder herausgeführt.
Im heutigen Lehrtext heißt es: »Alles, was ihr im Glauben begonnen habt, sollt ihr durch Gottes Kraft auch vollenden. Dann wird durch euch der Name unseres Herrn Jesus gerühmt und geehrt.« Wer also in seiner Not Gott um Hilfe angefleht und sich auf ihn verlassen hat, der soll ihn auch aus diesem Glauben heraus preisen, wenn es ihm wieder gut geht. Damit erst ist die Sache zuende gebracht. Damit preist er den Namen Jesu und bestätigt, was ‚Jesus‘ auf Deutsch heißt und bedeutet: ‚Gott hilft!‘

Gebet: Herr, du bist ein Gott, der hilft und seine Menschen nicht im Stich lässt. Auf dich baue ich. Zu dir komme ich, wenn ich Hilfe brauche. Durch deine Kraft werde ich meine Herausforderungen bestehen. Amen

Herzliche Grüße

Ihr / dein Hans Löhr 

Samstag, 13. August 2016

Soll man eigentlich beichten? hl

Losung: Wer weiß? Vielleicht lässt Gott es sich gereuen und wendet sich ab von seinem grimmigen Zorn, dass wir nicht verderben. Jona 3,9

Lehrtext: Wenn wir unsre Sünden bekennen, so ist er treu und gerecht, dass er uns die Sünden vergibt und reinigt uns von aller Ungerechtigkeit. 1.Johannes 1,9

Liebe Leserin, lieber Leser,

ein älteres Gemeindeglied hat mich früher mal gefragt, ob man nicht öfter eine Beichtfeier in der Kirche haben könne. Ich kam mit ihm ins Gespräch zum Thema ‚Sündenbekenntnis und Vergebung‘ und sagte, dass wir doch zu Beginn eines jeden Kirchengottesdienstes ein Sündenbekenntnis sprechen und dann die Vergebungszusage hören. Warum ihm denn das nicht genüge? Er antwortete sinngemäß: „Er spüre die Vergebung erst dann so richtig, wenn in einer Beichtfeier vom Pfarrer die Beichtfragen gestellt werden, wenn er darauf laut mit ja geantwortet habe und ihm dann die Vergebung mit der Geste des Segenskreuzes und diesen Worten zugesprochen werde: »In der Vollmacht, die der Herr seiner Kirche gegeben hat, spreche ich dich frei und los: Dir sind deine Sünden vergeben. Im Namen + des Vaters des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen«
Dieses Beicht-Ritual hilft offenbar dem älteren Herrn, dass die Vergebung der Sünden für ihn nicht eine bloße Idee bleibt, sondern Wirklichkeit wird, die ihn innerlich verändert, erleichtert, befreit. Es ‚erdet‘ sozusagen den Glauben und macht ihn sinnlich erfahrbar.
Doch im Grunde würde es auch reichen, wenn du betest: „Herr, du weißt wie es um mich steht und dass mir mein Versagen leid tut. Und ich weiß, dass du barmherzig bist und mir vergibst. Darauf vertraue ich. Danke, dass ich wieder unbeschwert weiterleben kann.« Auf seinem Sterbebett in Paris sagte der große Heinrich Heine diesen schönen und glaubenstiefen Satz: »Dieu me pardonnera, c'est son métier! Gott wird mir vergeben, das ist ja sein Beruf.«
Ja, ich denke, jeder Mensch lebt von Gottes Vergebung, in jedem Augenblick. Das habe ich von Jesus verstanden. Aber weil unser Glaube klein und unser Herz unsicher ist, tut es gut, sich das in einem Gottesdienst oder in der Beichtfeier immer wieder mal ausdrücklich sagen zu lassen.
Übrigens, das Losungswort stammt aus dem Mund des heidnischen Königs von Ninive. Er wusste erst wenig von dem barmherzigen Gott und kannte Jesus Christus nicht. Aber er machte einen Schritt in die richtige Richtung, als er darauf hoffte, dass Gott die Sünden seines Volkes vergeben würde. Und als dies dann geschah, hat sich der selbstgerechte Prophet Jona mächtig über Gottes Nachsicht aufgeregt. In dieser Gefahr stehen auch heute noch manche Leute, die sich selbst für fromm halten. Sie gönnen Sündern und solchen, die kaum nach Gott fragen, seine Vergebung nicht. So schwächen sie ihren eigenen Glauben.

Gebet: Herr, du weißt wie es um mich steht und dass mir mein Versagen leid tut. Und ich weiß, dass du barmherzig bist und mir vergibst. Darauf vertraue ich. Danke, dass ich wieder unbeschwert weiterleben kann. Amen

Herzliche Grüße


Ihr / dein Hans Löhr 

Freitag, 12. August 2016

Beschenkt in jeder Hinsicht hl

Losung: Der HERR, unser Gott, neige unser Herz zu ihm, dass wir wandeln in allen seinen Wegen. 1.Könige 8,58

Lehrtext: Alles, was zum Leben und zur Frömmigkeit dient, hat uns seine göttliche Kraft geschenkt. 2.Petrus 1,3

Liebe Leserin, lieber Leser,

wie oft hast du wohl schon das Wort „Gnade“ gehört, gelesen oder sogar selbst in den Mund genommen. Aber was ist das überhaupt?
Wie fast alles in der Bibel, lässt sich auch dieses Wort nicht ohne den Gesamtzusammenhang verstehen, in dem es verwendet wird. So verstehe ich unter Gnade, dass ich in jeder Hinsicht von Gott beschenkt bin.
Mach dir doch bitte mal die Mühe und denke darüber nach, was das für dich bedeuten könnte. Würde sich dein Blick auf die Welt und auf dich selbst ändern, wenn du dich konsequent als ein Mensch verstehen könntest, der in jeder Hinsicht von Gott beschenkt ist? Hätte es Auswirkungen auf dein Selbstverständnis, wenn du zu allem, was du siehst und hörst und fühlst und schmeckst und riechst, sagen würdest: geschenkt, geschenkt, geschenkt? Himmel und Erde, Jahreszeiten, Pflanzen und Tiere, Essen und Trinken, Kleidung, Haus und Bett, Kinder, Enkel, Partner, Freunde, Arbeitskraft, Verstand, Musik… dein ganzes Leben, jedes Jahr, jede Stunde, jede Minute – alles geschenkt? Würde dich das dankbarer und zufriedener machen?
Aber was ist mit den negativen Dingen, zum Beispiel einer Krankheit? Ist die dann auch geschenkt? Ich will das mal allgemein beantworten und sagen: Alles was zum Leben dazugehört, Licht und Finsternis, Freude und Schmerzen, Lust und Leid, Liebe und Streit, geboren werden und sterben… – all das gehört zum Geschenk, das ich bekommen habe. Nur das alles zusammen macht das Leben lebenswert. Denn was wüssten wir vom Licht ohne die Finsternis und was von der Freude ohne das Leid?
Und noch etwas gehört dazu, wovon in Losung und Lehrtext die Rede ist: Der Glaube. In der Losung sagt König Salomo, dass sich auch der Glaube nicht von selbst versteht, sondern dass Gott unser Herz zu sich neigen soll. Was für ein schöner Gedanke: Wer glaubt, ist ein Mensch, dessen Herz Gott zu sich neigt.
Wenn man den Lehrtext in unser heutiges Deutsch übersetzt, heißt er so: »Gott in seiner Macht hat uns alles geschenkt, was wir zu einem Leben brauchen, das ihn ehrt.«
Und nun, so geht es sinngemäß im ersten Petrusbrief weiter, sollen auch wir in diesem Glauben leben als solche, die in jeder Hinsicht von ihm beschenkt sind.

Gebet: Herr, in deinem Sohn Jesus Christus erweist du mir deine Gnade. Ja, ich bin in jeder Hinsicht von dir beschenkt. Neige mein Herz dir zu, dass ich dir folge und ein dankbarer und zufriedener Mensch werde. Amen

Herzliche Grüße

Ihr / dein Hans Löhr

Donnerstag, 11. August 2016

Aus der Finsternis ins Licht hl

Losung: HERR, Gott Zebaoth, tröste uns wieder; lass leuchten dein Antlitz, so genesen wir. Psalm 80,20

Lehrtext: Als der Herr die Witwe sah, jammerte sie ihn und er sprach zu ihr: Weine nicht! Und trat hinzu und berührte den Sarg, und die Träger blieben stehen. Und er sprach: Jüngling, ich sage dir, steh auf! Lukas 7,13-14

Liebe Leserin, lieber Leser,

das war für sie der Weltuntergang, dass sie nach ihrem Mann auch noch den Sohn verloren hat (Losung). Diese Schicksalsschläge haben auch Jesus erschüttert. Er konnte und wollte über die Tränen dieser Frau nicht hinwegsehen. Vielleicht sind ihm bei so viel Leid selbst die Tränen gekommen. Und dann, so erzählt es Lukas, hat er ihren Sohn ins Leben zurückgeholt. So hat er tiefstes Leid in helle Freude verwandelt. Genau darum wird diese Geschichte im Evangelium erzählt und nicht deshalb, weil Jesus so eine Art wundertätiger Zauberer gewesen wäre. Was hätten wir auch heute von längst vergangenen Wundern? Vielmehr wird an dieser Begebenheit auch für uns heute deutlich, dass er der Trost- und Freudenbringer ist. Gott ist unser Schicksal nicht gleichgültig. Das konnte man damals und das kann man heute an Jesus ‚ablesen‘.
Vielleicht fragt jetzt mancher, warum lässt Gott überhaupt solche Schicksalsschläge zu? Ich weiß es nicht. Ich weiß auch nicht, warum die Welt so ist, wie sie ist.
  •  Und doch lebe ich gern in ihr auch auf die Gefahr hin, dass mich so ein Schicksalsschlag trifft.
  • Und doch glaube ich, dass Gott aus der Finsternis Licht hervorleuchten lässt, dass er das Wasser des Leids in den Wein der Freude verwandelt, dass er die Tränen trocknet, die Verzweifelten tröstet, die Verlorenen sucht, die Kranken heilt, den Schuldigen vergibt, die Sünder liebt und die Toten auferweckt.
  • Und doch glaube ich, dass sein Antlitz leuchtet über dir und mir so wie die Sonne hinter den Wolken und dann wieder hell und klar.

Ja, »nah ist und schwer zu fassen der Gott. Wo aber Gefahr ist, wächst das Rettende auch.« (Friedrich Hölderlin)

Gebet: Herr, dein Weg mit mir, dein Weg mit dieser Welt und allen deinen Geschöpfen führt aus der Finsternis ins Licht. Daran will ich glauben gerade dann, wenn ich  das Licht nicht sehe. Du selbst bist ja das Licht der Welt. Leuchte auch in meinem Leben. Amen

Herzliche Grüße

Ihr / dein Hans Löhr 

Mittwoch, 10. August 2016

Sich über Gott freuen hl

Losung: Lass deiner sich freuen und fröhlich sein alle, die nach dir fragen. Psalm 40,17

Lehrtext: Jesus sprach: Zachäus, steig eilend herunter; denn ich muss heute in deinem Haus einkehren. Und er stieg eilend herunter und nahm ihn auf mit Freuden. Lukas 19,5-6

Liebe Leserin, lieber Leser,

ganz genau darum geht es, was Losung und Lehrtext heute sagen, dass du dich an Gott freust und alle anderen auch. Der Glaube soll dich und mich froh machen. Schließlich enthält die Bibel eine frohe Botschaft (=Evangelium).
Ich jedenfalls brauche und will keinen Gott, der mir das Leben zur Hölle macht. Dafür gibt es schon genug Menschen, die das versuchen. Ich brauche und will keinen Gott, der mir ein schlechtes Gewissen macht und die Lebensfreude verdirbt. Natürlich geht es im Glauben auch um ernste Themen. Aber niemals geht es darum, dass Gott mich erniedrigt, beleidigt und mir die Freude stiehlt. Denn:
  •  Er hat mich geschaffen, damit ich mich meines Lebens in seiner Schöpfung freuen kann.
  • Er ist für mich da, um mich wieder aufzurichten, wenn mich Schicksalsschläge niedergeworfen haben.
  • Er verbindet meine Wunden, wenn mir andere Leid zugefügt haben.
  • Er vergibt mir, wenn ich an ihm, an anderen und an mir selbst schuldig geworden bin.
  • Er beschenkt mich mit so viel Segen, dass ich gar nicht anders kann, als mich über meinen Gott zu freuen und ihm zu singen und zu danken.
Ich weiß, es gibt auch Christen mit einer aufgesetzten Fröhlichkeit, mit einem Dauergrinsen, das zeigen soll, was für tolle Glaubenshechte sie doch sind. Die können mir gestohlen bleiben. Aber ich kenne nicht wenige, die eine positive, fröhliche Ausstrahlung haben, auch wenn sie nicht immer gut gelaunt sein können. Das Leben verdirbt einem halt auch mal die Laune oder man macht es sich aus Dummheit selbst schwer.
Karl Barth, der große Theologe des 20. Jahrhunderts, hat einmal gesagt, Christen sollen »fröhliche Partisanen des lieben Gottes« sein. In dieser Beschreibung kann ich mich wiederfinden. 
Ja, genau das möchte ich sein:
  • Ein fröhlicher und freier, unerschrockener und widerspenstiger Mensch. 
  • Der vor anderen nicht in die Knie geht. 
  • Der sich mit dieser Welt nicht abfindet. 
  • Der gegenüber Staat und Kirche und sich selbst kritisch bleibt. 
  • Der jeder Ideologie, jedem Starkult, jedem politischen Heilsversprechen misstraut. 
Und ich möchte ein Mensch sein, 
  • der zuversichtlich bleibt, allen schlechten Erfahrungen mit dieser Welt und mit sich selbst zum Trotz, 
  • der das Leben genießt, 
  • der auf Gott vertraut 
  • und Freude daran hat, mit ihm zu leben und an ihn zu glauben. 
Dazu hat Jesus den Zachäus eingeladen (Lehrtext) und dich und mich ebenso.

Gebet:
Etwas in mir, zeigt mir dass es Dich wirklich gibt.
Ich bin gewiss, dass Du lebst, mich kennst und mich liebst.
Du bringst mich zum Lachen, machst, dass mein Herz singt.
Du bringst zum Tanzen, meine Seele schwingt.
Ich atme auf in Deiner Gegenwart.
Herr, Du allein gibst mir Freude, die von innen kommt,
Freude, die mir niemand nimmt.
Herr, Du machst mein Leben hell, mit dem Licht Deiner Liebe.
(Albert Frey)

Herzliche Grüße

Ihr / dein Hans Löhr