Losung: Ich weiß
sehr gut, dass ein Mensch nicht recht behalten kann gegen Gott. Hat er Lust,
mit ihm zu streiten, so kann er ihm auf tausend nicht eins antworten. Hiob 9,2.3
Lehrtext: Daran
erkennen wir, dass wir aus der Wahrheit sind, und können unser Herz vor ihm
damit zum Schweigen bringen, dass, wenn uns unser Herz verdammt, Gott größer
ist als unser Herz und erkennt alle Dinge. 1.Johannes 3,19-20
Liebe Leserin, lieber Leser,
es soll Menschen geben, denen alles im Leben gelungen ist.
Ich gehöre nicht dazu. Und ich kenne auch niemand, bei dem das so wäre. Aber
ich kenne Menschen, deren Herz andere verdammt. Sie leben sozusagen in einem
Dauerkrieg mit bestimmten Mitmenschen und können und wollen ihnen nicht
verzeihen. Und dann soll es noch solche geben, von denen der heutige Lehrtext
spricht, Menschen, die sich ihre Fehler, ihr Versagen, ihre Schuld nicht
verzeihen können und sich selbst beschimpfen. Die Erstgenannten brauchen Gott nicht.
Und die anderen?
Der Prophet Jeremia sagt: »Des Menschen Herz ist ein trotzig
und verzagt Ding.« (Jeremia 17,9) Einmal ist es allem guten Zureden und allem
Trost unzugänglich und schreit seine Wut, seinen Schmerz, seine Enttäuschung
hinaus. Und dann ist es wieder verzagt, quält sich mit Selbstanklagen und
versinkt in Selbstmitleid. Die Wahrheit aber, so sagt es der Lehrtext, ist,
dass mein Herz nicht die höchste und letzte Instanz ist. Gott ist immer noch
darüber und weiß mehr als mein Herz weiß. Ihm kann ich es öffnen. Ihm kann ich
meinen Schmerz oder meine Wut geben. Vor ihm kann ich loslassen, worin ich mich
verkrallt habe.
Der große Theologe der alten Kirche, Augustinus, sagt:
»Unruhig ist unser Herz, bis es ruht in dir, o Herr.« Ja, vor meinem großen
Gott, wird mein kleines Herz ruhig. Ich muss ja nicht die Last der Welt auf
meinen Schultern tragen und nicht einmal die eigene. Ich darf ihm geben, was
mich quält und darauf vertrauen, dass sein Wille geschieht. Er weiß, was ich
nicht weiß. Er sieht, was ich nicht sehe. Er tut, was ich nicht kann.
Was hat es da dafür einen Sinn, mich über Dinge aufzuregen,
die außerhalb meiner Reichweite liegen? Was hat es da für einen Sinn, mit Gott
über das zu streiten, was er mir vielleicht vorenthalten hat? (Losung). Wer streitet mit ihm schon über die
guten Dinge, die ihm geschenkt worden sind? »Haben wir Gutes empfangen von Gott
und sollten das Böse nicht auch annehmen?«, sagt Hiob an anderer Stelle (Hiob 2,10).
Aber so sind wir Menschen nun mal, dass wir schnell aus dem
Häuschen geraten. Nein, schlimm ist das nicht. Gott hält das aus, auch unsere
Anklagen und unsere Bitterkeit. Und wenn er uns schon nichts vorwirft, warum
sollen wir uns mit Selbstvorwürfen das Leben verderben?
Gebet: Herr, wenn mir mein Herz bis zum Hals
klopft, weil ich aufgewühlt bin, dann lege deine Hand auf mein Herz und
beruhige mich durch dein Nahesein. In aller Aufregung und in allem Streit bist
du mein Friede. In der Unruhe dieser Welt, finde ich Ruhe bei dir . Amen
Herzliche Grüße
Ihr / dein Hans Löhr
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