Losung: Wer weiß?
Vielleicht lässt Gott es sich gereuen und wendet sich ab von seinem grimmigen
Zorn, dass wir nicht verderben. Jona 3,9
Lehrtext: Wenn wir
unsre Sünden bekennen, so ist er treu und gerecht, dass er uns die Sünden
vergibt und reinigt uns von aller Ungerechtigkeit. 1.Johannes
1,9
Liebe Leserin, lieber Leser,
ein älteres Gemeindeglied hat mich früher mal gefragt, ob
man nicht öfter eine Beichtfeier in der Kirche haben könne. Ich kam mit ihm ins
Gespräch zum Thema ‚Sündenbekenntnis und Vergebung‘ und sagte, dass wir doch zu
Beginn eines jeden Kirchengottesdienstes ein Sündenbekenntnis sprechen und dann
die Vergebungszusage hören. Warum ihm denn das nicht genüge? Er antwortete
sinngemäß: „Er spüre die Vergebung erst dann so richtig, wenn in einer
Beichtfeier vom Pfarrer die Beichtfragen gestellt werden, wenn er darauf laut
mit ja geantwortet habe und ihm dann die Vergebung mit der Geste des
Segenskreuzes und diesen Worten zugesprochen werde: »In der Vollmacht, die der
Herr seiner Kirche gegeben hat, spreche ich dich frei und los: Dir sind deine
Sünden vergeben. Im Namen + des Vaters des Sohnes und des Heiligen Geistes.
Amen«
Dieses Beicht-Ritual hilft offenbar dem älteren Herrn, dass
die Vergebung der Sünden für ihn nicht eine bloße Idee bleibt, sondern
Wirklichkeit wird, die ihn innerlich verändert, erleichtert, befreit. Es ‚erdet‘
sozusagen den Glauben und macht ihn sinnlich erfahrbar.
Doch im Grunde würde es auch reichen, wenn du betest: „Herr,
du weißt wie es um mich steht und dass mir mein Versagen leid tut. Und ich
weiß, dass du barmherzig bist und mir vergibst. Darauf vertraue ich. Danke,
dass ich wieder unbeschwert weiterleben kann.« Auf seinem Sterbebett in Paris
sagte der große Heinrich Heine diesen schönen und glaubenstiefen Satz: »Dieu me
pardonnera, c'est son métier! Gott wird mir vergeben, das ist ja sein Beruf.«
Ja, ich denke, jeder Mensch lebt von Gottes Vergebung, in
jedem Augenblick. Das habe ich von Jesus verstanden. Aber weil unser Glaube
klein und unser Herz unsicher ist, tut es gut, sich das in einem Gottesdienst
oder in der Beichtfeier immer wieder mal ausdrücklich sagen zu lassen.
Übrigens, das Losungswort stammt aus dem Mund des
heidnischen Königs von Ninive. Er wusste erst wenig von dem barmherzigen Gott
und kannte Jesus Christus nicht. Aber er machte einen Schritt in die richtige
Richtung, als er darauf hoffte, dass Gott die Sünden seines Volkes vergeben
würde. Und als dies dann geschah, hat sich der selbstgerechte Prophet Jona
mächtig über Gottes Nachsicht aufgeregt. In dieser Gefahr stehen auch heute
noch manche Leute, die sich selbst für fromm halten. Sie gönnen Sündern und
solchen, die kaum nach Gott fragen, seine Vergebung nicht. So schwächen sie ihren eigenen
Glauben.
Gebet: Herr, du weißt wie es um mich steht und
dass mir mein Versagen leid tut. Und ich weiß, dass du barmherzig bist und mir
vergibst. Darauf vertraue ich. Danke, dass ich wieder unbeschwert weiterleben
kann. Amen
Herzliche Grüße
Ihr / dein Hans Löhr
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