Montag, 22. August 2016

Nicht in der Finsternis bleiben hl

Losung: Du, HERR, bist meine Leuchte; der HERR macht meine Finsternis licht. 2.Samuel 22,29

Lehrtext: Christus spricht: Ich bin in die Welt gekommen als ein Licht, damit, wer an mich glaubt, nicht in der Finsternis bleibe. Johannes 12,46

Liebe Leserin, lieber Leser,

als David sein Dankgebet sagte, aus dem das heutige Losungswort stammt, war er voll Adrenalin. Seine zahlreichen Feinde waren ersteinmal geschlagen. Und auch der Mordversuch von König Saul, der ihn aus Eifersucht beseitigen wollte, war fehlgeschlagen. Er fühlte sich, wie sich ein Olympiasieger im Licht der Scheinwerfer fühlt, der nach langen, entbehrungsreichen Trainingsjahren und hartem Kampf die Goldmedaille errungen hat. Aus einem solchen Menschen sprudeln Freude und Erleichterung nur so heraus. Und das war auch bei David so. Er wusste, wem er seine Rettung zu verdanken hatte, und hielt damit nicht hinterm Berg. Und so lobte er Gott überschwänglich, dankte für seine Hilfe (siehe 2. Samuel 22 = Psalm 18) und sagte:  »Herr, du machst die Finsternis um mich hell, du bist mein Licht.«
Aber da gibt es noch andere „Olympiasieger“ und andere „Davids“, von denen kaum jemand Notiz nimmt. Auch sie haben einen langen, schweren Kampf in Nacht und Schatten hinter sich. Und nun, nachdem alles vorbei ist, stehen auch sie im Licht, im Licht der Gnade Gottes. Ich denke an Mütter, die nach einer langwierigen Risikoschwangerschaft ein gesundes Kind glücklich auf die Welt gebracht haben, an Hinterbliebene, die eine furchtbare Zeit von Trauer und Schmerz durchlebt haben und nun wieder ins Leben zurückgekehrt sind, an ehemalige Krebspatienten, die nach Operation, Chemotherapie und Bestrahlung als geheilt gelten. Sie alle können sagen, und nicht wenige von ihnen tun das auch: Du, Herr, bist mein Licht. Du hast mich durch die Nacht der Leiden gebracht und lässt mich wieder das Licht das Lebens sehen.
Und was ist mit den anderen?
Bert Brecht dichtete in seiner Moritat von Mackie Messer:
Denn die einen sind im Dunkeln
Und die andern sind im Licht.
Und man sieht nur die im Lichte
Die im Dunkeln sieht man nicht. 
Wer weiß schon, auf wie viele Sieger wie viele Verlierer kommen? Wie viele im Dunkeln sind, die man nicht sieht? Die mit ihrer Last unbeachtet bleiben. Die ganz unten sind. Sie bringen es nicht auf die Titelseiten. Von ihnen kann man keine Heldengeschichten erzählen, keine Siegesmeldungen verkünden.
Sie zu suchen und zu finden hat Gott sich in Jesus auf den Weg gemacht. Er hat sie in der Nacht von Bethlehem auf einem Feld bei ihren Schafen gefunden. Er hat sie gefunden in den stinkenden Höhlen, in die die Aussätzigen verbannt waren. Er hat sie in der Nacht ihres Blindseins gefunden, in ihrer geistigen Umnachtung, in der Finsternis ihrer Sünde und Schuld.
Er sucht auch heute noch Menschen, die mit ihm hinabsteigen ins Dunkel, wo die sind, die man nicht sieht, um ihnen ein Hoffnungslicht zu sein, das auch dann noch leuchtet, wenn alle anderen Lichter erloschen sind. Er soll auch mein Licht sein, das mir den Weg zu ihm zeigt, wenn das Licht meines Lebens verlischt.

Gebet:
Ich lag in tiefster Todesnacht,
du warest meine Sonne,
die Sonne, die mir zugebracht
Licht, Leben, Freud und Wonne.
O Sonne, die das werte Licht
des Glaubens in mir zugericht',
wie schön sind deine Strahlen!
(Paul Gerhardt, EG 37,3)

Herzliche Grüße und eine gute neue Woche!

Ihr / dein Hans Löhr 

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