Sonntag, 1. Dezember 2024

Sein Reich, dein Herz hl

Wochenspruch für die erste Adventswoche

Du, Tochter Zion, freue dich sehr, und du, Tochter Jerusalem, jauchze! Siehe, dein König kommt zu dir, ein Gerechter und ein Helfer, arm und reitet auf einem Esel, auf einem Füllen der Eselin. 

Denn ich (Gott) will die Kampfwagen vernichten in Ephraim und die Schlachtrosse in Jerusalem, und der Kriegsbogen soll zerbrochen werden. Denn er (dein König) wird Frieden gebieten den Völkern, und seine Herrschaft wird sein von einem Meer bis zum andern und vom Strom bis an die Enden der Erde.

(Sacharja 9b.10)


Liebe Leserin, Lieber Leser,

"Tochter Zion freue dich, jauchze laut Jerusalem" - so singen heute am ersten Advent zahlreiche Gottesdienstbesucher in unseren Kirchen. Es ist eines meiner Lieblingslieder aus dem Gesangbuch, komponiert von keinem Geringeren als Georg Friedrich Händel (1685 bis 1759). 

Eine Verheißung beginnt sich zu erfüllen

"Tochter Zion"? Wer soll das sein? Ich hatte mir darüber lange keine Gedanken gemacht. Doch dann fiel es mir wie Schuppen von den Augen: Zion heißt der Berg, auf dem die Stadt Jerusalem gebaut ist. Sie ist die Tochter Zion, sie "jauchzt laut" als sich der erste Teil der uralten Verheißung des Propheten Sacharja (Wochenspruch) endlich erfüllt und Jesus in Jerusalem einzieht. 
Das ist ein starkes Bild. Es zeigt, wer und wie Jesus gewesen ist und was sich die Menschen von ihm erhofft haben: Der Heilskönig, nach dem sich die Juden damals gesehnt hatten und den ihr Prophet verheißen hatte, würde sich unterscheiden von allen anderen Königen dieser Welt. Er bräuchte kein Geld, keine Armee, keine tödlichen Waffen, kein Schlachtross, keine goldene Krone. Er würde "sanftmütig und von Herzen demütig" (Matthäus 11,29) sein.

Diesen König sahen die Bewohner Jerusalems damals in Jesus. Von ihm erwarteten sie sich Hilfe für ihr Land und für sich selbst - und nicht mehr von einem starken Mann, nicht von einem Feldherrn, nicht von einem Kriegskabinett, sondern von diesem Friedefürst. 
Ihn begrüßten sie mit Palmzweigen, breiteten vor seinem Reittier ihre Kleider aus und riefen: "Hosianna", auf Deutsch: "Du sollst, du kannst, du wirst helfen". Und die Antwort auf dieses Rufen saß vor ihren Augen auf dem Esel: "Jesus", der "Gott hilft!"
Für mich ist er noch heute die Antwort auf unsere Ängste und Probleme, auf unsere Konflikte und Kriege. Doch nur vier Tage später riefen die Menschen in Jerusalem nicht mehr "Hosianna", sondern "Kreuzigen! Kreuzigen!" Denn wer sich von der Tempelpolizei widerstandslos verhaften lässt, kann kein Anführer sein und erst recht kein König. Der ist für nationale Träume nicht zu gebrauchen. 

Ist die gewaltlose Machtübernahme gescheitert?

Hm, wie ist das bei uns heute? Denkst du bei jenem Lied noch an die Verheißung Sacharjas und an die Geschichte Jesu vom Einzug in Jerusalem mit all ihren sprechenden Zeichen und Bildern? Schließlich geht es in der Adventszeit um ihn und nicht um das Nürnberger Christkind, Glühwein und "hundertausend Lichter". Wollte denn Jesus damals in Jerusalem gewaltlos die politische Macht übernehmen? Hatte er sich als König der Endzeit verstanden, mit dem das ewige Friedensreich über alle Welt kommen würde (Wochenspruch)? Aber es kam nicht. Der zweite Teil der Verheißung Sacharjas hat sich nicht erfüllt. Auch heute sind wir soweit davon entfernt wie damals.

Oder ist es so, ...

... dass Jesus, das Kind aus dem Stall, der König auf dem Esel, der Mann am Kreuz, - dass sein Reich dein Herz ist, in dem diese Geschichten lebendig bleiben? Ist es so, dass sie dich bewegen, deinen Glauben, dein Fühlen, Denken, Reden und Verhalten? Dann würde er dich und mich regieren, und wir würden davon etwas auf unser Lebensumfeld ausstrahlen. Dann wäre die Adventszeit wieder die Zeit, in der er aufs Neue als Friedefürst kommt: zu dir, zu mir und zu allen, die für ihn die Tür und die Tore ihres Herzens weit machen (EG 1,1). Ich will, dass das für mich so ist. Deshalb helfen mir solche Bibelworte und Zeiten, mich zu erinnern, worum es in ihnen eigentlich geht und was das mit mir und dieser Welt zu tun hat.

Gebet:

Komm, o mein Heiland Jesu Christ,Meins Herzens Tür dir offen ist.Ach zieh mit deiner Gnade ein;Dein Freundlichkeit auch uns erschein.Dein Heilger Geist uns führ und leitDen Weg zur ewgen Seligkeit.Dem Namen dein, o Herr,Sei ewig Preis und Ehr. (EG 1,5)

Amen

Herzliche Grüße und eine gesegnete Adventszeit,
Ihr / dein Hans Löhr

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»Die Bibel ist so voller Gehalt, dass sie mehr als jedes andere Buch Stoff zum Nachdenken und Gelegenheit zu Betrachtungen über die menschlichen Dinge bietet.«
 J.W. von Goethe aus: „Dichtung und Wahrheit“
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1728 erscheint in Herrnhut die erste Tageslosung, ein Bibelwort aus dem Alten Testament, das für jeden Tag des Jahres ausgelost wird. Dazu wird der Lehrtext, ein passendes Bibelwort aus dem Neuen Testament, ausgesucht. Inzwischen erscheinen die täglichen „Losungen“ in etwa 50 Sprachen.
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Hinweis für Smartphone-Nutzer: So finden Sie alle Auslegungen seit 2010: Weiter nach unten gehen. Auf den Link „Web-Version anzeigen“ tippen. In der rechten Spalte gewünschtes Jahr, Monat und Tag aufrufen.
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Ich lege Losung und Lehrtext aus, weil einer Untersuchung zufolge das Nachdenken über Bibelworte den Glauben am stärksten wachsen lässt.
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12 Kommentare:

  1. Herzlichen Dank für die Auslegung lieber Herr Löhr. Ihnen und uns ALLEN wünsche ich einen gesegneten 1. ADVENT und eine erfüllte Zeit. 🙏

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  2. Vielen Dank, lieber Herr Pastor Löhr, für Ihre Auslegung!
    Auch ich wünsche Ihnen und Ihrer Familie eine friedvolle, besinnliche , gesegnete Adventszeit und freue mich auf Ihre nächste Auslegung!
    🙏

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  3. Vielen Dank Herr Löhr ja Jesus ist in meinem Herzen bei ihm bin ich geborgen inmitten allen Streits und Unfrieden in meiner Familie darf ich auf seinen Frieden bauen eine gesegnete Adventszeit auf das Jesus bald wiederkommt herzliche Grüße Angelika

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  4. Danke für Ihre Botschaft zu Beginn der Adventszeit. Möge der Frieden endlich bei allen einziehen und diese besondere Zeit reichlich gesegnet sein. Einen behüteten Advent !

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  5. Vielen Dank für die Auslegungen. Ihnen ein gesegnetes 1. Advent.
    Der Friede des Herrn sei mit Euch allen. Liebe Grüße aus Brüggen. Inge

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  6. Vielen Dank für diese Auslegung - was für ein schöner Beginn der Adventszeit!
    Gottes Segen wünsche ich Ihnen, lieber Herr Löhr, ihrer Familie und uns allen.

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  7. Gesegnete Adventszeit uns Allen. Amen

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  8. Wie schön, heute von Ihnen zu lesen!!! Dank dafür und bis hoffentlich bald🙏

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  9. Danke lieber Herr Pfarrer Hans, daß Sie zum 1. Advent so eine wunderschöne Auslegung für uns geschrieben haben. Ich wünsche Ihnen einen gesegneten Advent. Viel, Freude, Kraft und Gesundheit. Der HERR segne Sie lieber Hans. Herzlichst Ursula Anna P.S. Allen LeserInnen auch alles Liebe und viele schöne Momente und Stille im Advent

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  10. Mir fehlt Ihre tägliche Auslegung der Tageslosung. Nirgendwo findet man dergleichen. Es ist so schade, dass Sie uns Ihre Gedanken dazu nicht mehr mitteilen. Alles Gute für Sie, bleiben Sie behütet.

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  11. Mir fehlt auch die tägliche Auslegung sehr und ich finde auch nichts dergleichen.
    Sie sind so ehrlich, lebensnah und sprechen mir fast immer aus dem Herzen.
    Anderes ist mir oft zu überchristlich und spricht mich damit nicht wirklich an.
    Aber ich werde jeden Tag nachschauen, ob etwas geschrieben steht.
    Ihnen Herr Löhr eine behütete und erholsame Zeit. Möge der gute Segen Gottes mit Ihnen sein. Und DANKE für die vielen Jahre Ihrer Auslegungen und Gedanken, die mir sehr geholfen haben!!!


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  12. 🥰🥰🤗 DANKE

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