Losung: Gleichwie ich über sie gewacht habe, auszureißen und einzureißen, zu verderben und zu zerstören und zu plagen, so will ich über sie wachen, zu bauen und zu pflanzen, spricht der HERR. Jeremia 31,28
Lehrtext: So seid nun geduldig, Brüder und Schwestern, bis zum Kommen des Herrn. Siehe, der Bauer wartet auf die kostbare Frucht der Erde und ist dabei geduldig, bis sie empfange den Frühregen und Spätregen. Jakobus 5,7
Liebe Leserin, lieber Leser,
ist Putin mit seiner Armee eine Strafe Gottes für die Ukrainer, weil
sie sich versündigt haben? Diese Denkweise ist uns heutzutage Gott sei
Dank fremd. Aber in der Losung kommt sie zum Vorschein. Damals, vor über
zweieinhalb tausend Jahren hat man so gedacht; zumindest der Prophet Jeremia und
seine Freunde. Erst die Assyrer, dann die Babylonier und schließlich die
Römer haben die beiden kleinen jüdischen Staaten Israel und Juda überfallen,
die Bevölkerung in die Kriegsgefangenschaft gezwungen und die Mauern der
Städte samt dem Tempel zerstört. Anders konnte man es sich in der Bibel nicht vorstellen,
als dass Gott die Israeliten auf diese Weise bestraft habe.
Und so ähnlich hat man noch viele Jahrhunderte später gedacht bis
in unsere Zeit. Die Zerstörung Deutschlands durch die Alliierten im Zweiten
Weltkrieg wurde von manchen auch als Strafe empfunden für die Gräueltaten der
Nationalsozialisten und die Hundetreue der meisten Deutschen zu Hitler.
Neuanfang nach der Katastrophe
So weit, so schlecht. Doch auch diese Erfahrung haben sowohl Juden
wie auch wir Deutschen und andere Völker gemeinsam: Nach dem Untergang kam es
wieder zu einem Neuanfang und für eine gewisse Zeit zu Wohlstand und Frieden. Auch
das ist Jeremia zufolge ein Werk Gottes (Losung). Nicht zuletzt deshalb werden die
Gläubigen in der Bibel immer wieder zur Geduld aufgerufen, dass sie nicht
verzweifeln, sondern weiterhin auf Gott hoffen, bis sich das Blatt wieder zum Guten gewendet hat.
Ja, das glaube ich auch, dass nichts ohne Gottes Willen geschieht,
was geschieht. Nur dass ich nicht ihn dafür verantwortlich machen will, wenn unsere gravierenden Fehler zerstörerische Folgen haben. Wir Menschen tragen
selbst die Verantwortung für unser Tun und Lassen. Und wenn man gegen
grundlegende Prinzipien des Zusammenlebens und der Gerechtigkeit verstößt, muss
man sich nicht wundern, wenn eine Katastrophe hereinbricht. Da muss man
nicht noch extra von Gottes Strafe sprechen.
Aber auch das glaube ich, dass man Gott dankbar sein kann, wenn die
Katastrophe vorbei ist und die Menschen wieder eine Friedenszeit erleben. Er
sorgt dafür, dass wir uns nicht gegenseitig ausrotten, sondern dass auch die
Kriege ein Ende finden und ein Neuanfang möglich ist.
Verantwortlich sein
Im Lehrtext spiegelt sich die Erfahrung, wie damals, zur Zeit der
ersten Christen, die Reichen die Armen unterdrückt haben (Jakobus 5,1-6). In
diesem Bibelwort werden die Ausgebeuteten aufgefordert, trotzdem geduldig zu
bleiben. Sie sollen nicht zur Gewalt greifen. Und warum? Weil Christen generell
sich alles gefallen lassen sollen? Nein. Sondern weil man damals noch damit
gerechnet hat, dass das Ende der Welt unmittelbar bevorstünde und Christus
wiederkäme, um die Seinen zu retten und zu befreien.
So ist es nicht gekommen. Stattdessen ist es unsere Aufgabe und
Verantwortung, in dieser Zeit und Welt als Christen zu leben. Und das heißt eben
auch, anderen gegenüber gerecht und barmherzig zu sein und für die
Unterdrückten Partei zu ergreifen. Aber auch das heißt es, in den eigenen
Schwierigkeiten geduldig zu bleiben, nicht gleich zu verzweifeln und sich nicht
aufzugeben, sondern, wie ein Bauer geduldig darauf wartet, dass die Saat aufgeht
und Frucht bringt, ebenso auf Gottes Hilfe zu warten bis sie kommt.
Gebet: Herr, vieles,
was an Schrecklichem passiert, macht mich ratlos. Dennoch
glaube ich, dass du alles in der Hand hast und es fügen kannst wie du es
willst. Ich bitte dich für die Menschen, die unter Menschen leiden, dass du ihre
Not wendest. Ich bitte dich für alle, die in einer schweren Krankheit oder
Sucht gefangen sind, dass du sie befreist. Ich bitte dich für mich, dass du mir
immer wieder Geduld und Hoffnung schenkst, um die Herausforderungen zu
bestehen. Und so bitte ich dich mit allen Christen auf
Erden: dein Reich komme, dein Wille geschehe. Darauf warte ich, auch wenn es
manchmal schwer ist. Amen
Herzliche Grüße!
Ihr / dein Hans Löhr
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1728 erschien
in Herrnhut die erste Tageslosung, ein Bibelwort aus dem Alten Testament, das
für jeden Tag des Jahres ausgelost wird. Dazu wird der Lehrtext, ein passendes
Bibelwort aus dem Neuen Testament, ausgesucht. Inzwischen erscheinen die
täglichen „Losungen“ in etwa 50 Sprachen. Ich lege
Losung und Lehrtext aus, weil einer Untersuchung zufolge das Nachdenken über
Bibelworte den Glauben am stärksten wachsen lässt.
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