Losung: Gedenkt nicht an das Frühere und achtet nicht auf das Vorige! Denn siehe, ich will ein Neues schaffen, jetzt wächst es auf, erkennt ihr's denn nicht? Jesaja 43,18-19
Lehrtext: Das Reich Gottes gleicht einem Senfkorn, das ein Mensch nahm und warf's in seinen Garten; und es wuchs und wurde ein Baum. Lukas 13,19
Liebe Leserin, lieber Leser,
ich finde schon, dass man einem schmerzlichen Verlust oder einer verpassten Gelegenheit nachweinen darf. Abschiednehmen und Trauer brauchen Zeit. Da hilft es nichts, einen Menschen den gut gemeinten Rat aufzudrängen, er solle nach vorn schauen und das Vergangene vergessen. Ich finde aber auch, dass man sich in der Vergangenheit nicht häuslich einrichten soll, sonst verlierst du die Gegenwart. Und die Zeit wie auch die Menschen gehen über dich hinweg. Der Blick in die Vergangenheit hilft, das Leben zu verstehen. Aber es muss vorwärts gelebt werden (Sören Kierkegaard).
Im heutigen Losungswort fasst Gott uns sozusagen an den Schultern und dreht uns der Zukunft entgegen: "Da schau hin", sagt er, "ich bin deine Zukunft. Ich komme auf dich zu Ich habe für dich Möglichkeiten geschaffen, von denen du jetzt noch nichts ahnst. Aber wenn sie dir begegnen, zögere nicht. Ergreife sie beim Schopf und lass so das Neue in dein Leben.
Das Neue muss nicht immer spektakulär sein. Es kommt auf mich zu, wenn ich nicht ständig zu Hause herumsitze, sondern nach draußen gehe, anderen Menschen begegne, an ihrem Schicksal Anteil nehme, und so dazugehöre. Das Neue sind unverhoffte Begegnungen und Gespräche, die mich bereichern, vielleicht sogar neue Bekanntschaften. Das Neue sind Blüten und Triebe, die ich entdecke, wenn ich mich nach den Regentagen wieder im Garten oder in der Natur umsehe. Das Neue sind neue Erfahrungen mit Gott, wenn ich für ihn offen bleibe und auch im Alltag auf ihn schaue.
Als einst mein Neffe noch ein Brüderchen bekam, fragte er seine Mama: „Ist der Neue schon da?“ ‚Der Neue‘ war für ihn noch ein Unbekannter. Inzwischen sind sie vertraute Brüder, wo einer den andern nicht missen möchte. Das ist die Kunst, wenn man Neuem begegnet, dass man es sich Schritt für Schritt vertraut macht, statt sich zurückzuziehen und zu fremdeln. Dabei hilft der Glaube, dass es Gott ist, der Neues schafft. Dann muss ich davor keine Angst haben und kann interessiert darauf zugehen.
Für viele ist das Reich Gottes neu, die Erkenntnis, dass ich jetzt schon in Gottes Welt lebe, und er es ist, der alles in seiner Hand hat. Diese Einsicht kommt normalerweise nicht schlagartig. Sie muss langsam im Herzen eines Menschen heranwachsen (Lehrtext), bis sie sein Denken und Handeln prägt. Dann aber siehst du die Welt und dich selbst mit anderen Augen. Dann kannst du mit Gottvertrauen Neues wagen und entdecken.
Gebet: Herr, du weißt, dass ich manchmal unsicher werde, wenn mir Neues begegnet. Ein neues Land, eine neue Stadt, andere Menschen – da brauche ich Zeit, um warm zu werden. Aber es ist doch auch dein Land, deine Stadt und es sind deine Menschen. Du gibst mir das Vertrauen, dass du überall bist, wo auch ich bin und dass du es bist, der letztlich alles bestimmt. Amen
Herzliche Grüße
Hans Löhr
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