Losung: Ich will
singen von der Gnade des HERRN ewiglich und seine Treue verkünden mit meinem
Munde für und für. Psalm 89,2
Lehrtext: Gott war in
Christus und versöhnte die Welt mit sich selber und rechnete ihnen ihre Sünden
nicht zu und hat unter uns aufgerichtet das Wort von der Versöhnung. 2.Korinther
5,19
Liebe Leserin, lieber Leser,
„Hast du immer noch Streit mit deiner Tochter?“ „Nein, wir
haben uns wieder versöhnt.“ - Wie gut, wenn man einen solchen Satz sagen kann,
wenn ein alter Streit endlich begraben ist, wenn wieder Friede herrscht und man
sich wieder in die Augen sehen kann.
Neulich erzählte mir ein Freund, dass ein paar Tage zuvor
die Nachbarin auf ihn zugekommen ist und ihn gefragt hat, ob man sich denn nach
vielen Jahren Streit nicht wieder vertragen könne. Er saß gerade in
Arbeitsklamotten auf seinem alten Traktor. Da zog er seinen Handschuh aus und
sie reichten sich die Hand zur Versöhnung. Nur eine kleine Geste – und doch kann
sie Großes bewirken. Plötzlich ist der Dorn im Auge verschwunden. Die Wut hat
sich aufgelöst. Der Groll ist verraucht.
Die Geste Gottes ist unvergleichlich größer. Sie zielt ja
auch auf alle Menschen. Er machte und macht der Menschenwelt das große
Friedensangebot. Er besteht nicht länger darauf, uns Menschen die Sünden
anzurechnen. Die Geste Gottes, womit er uns mit sich selbst versöhnt, ist
nichts Geringeres, als dass er in Jesus Christus in einem Stall auf die Welt
kommt, weil man ihn in den Bürgerhäusern und Pfarrhäusern nicht aufnehmen
wollte. Die Geste Gottes, womit er die Menschen mit sich selbst versöhnt, ist
nichts Geringeres, als dass er sich in Jesus Christus von diesen Menschen
fluchen, schlagen und am Kreuz töten lässt, ohne selbst ihnen zu fluchen, sie
zu schlagen und zu töten.
Das ist das große Geheimnis des Karfreitags, das
große Geheimnis Gottes, das viele nicht verstehen können und wollen. Verstehe ich es denn? Verstehst du es? Ich glaube, dass wohl
niemand dieses Ereignis in seiner ganzen Tiefe und Tragweite erfassen kann.
Denn es stellt die Vorstellung von Gott, wie sie sonst in der Welt und in
anderen Religionen herrscht, auf den Kopf. Was ist das auch für ein Gott, der
so etwas tut? Wer diesen Gott glaubt, wer Jesus Christus nachfolgen will, der
steht für so viele in dieser Welt auf dem Kopf. Oder ist es vielleicht
umgekehrt? Steht er endlich auf den Füßen?
Mit jener großen Geste hat Gott gezeigt, dass er seinen
Geschöpfen, dass er uns Menschen treu ist bis in den Tod, egal, wie wir uns ihm
gegenüber verhalten. Das ist Gnade und davon lässt sich besser singen als
reden, gerade am Karfreitag:
Gebet:
Ich grüße dich am Kreuzesstamm,
du hochgelobtes Gotteslamm,
mit andachtsvollem Herzen.
Hier hängst du zwar in lauter Not
und bist gehorsam bis zum Tod,
vergehst in tausend Schmerzen;
doch sieht mein Glaube wohl an dir,
dass Gottes Majestät und Zier
in diesem Leibe wohne
und dass du hier so würdig seist,
dass man dich Herr und König heißt,
als auf dem Ehrenthrone.
du hochgelobtes Gotteslamm,
mit andachtsvollem Herzen.
Hier hängst du zwar in lauter Not
und bist gehorsam bis zum Tod,
vergehst in tausend Schmerzen;
doch sieht mein Glaube wohl an dir,
dass Gottes Majestät und Zier
in diesem Leibe wohne
und dass du hier so würdig seist,
dass man dich Herr und König heißt,
als auf dem Ehrenthrone.
(Valentin
Ernst Löscher, 1722)
Einen besinnlichen Karfreitag wünscht
Ihr / dein Hans Löhr
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