Samstag, 7. Mai 2022

Gott des Friedens - Mensch des Krieges hl

Losung: O HERR, hilf! O HERR, lass wohlgelingen! Psalm 118,25 

Lehrtext: Der Gott des Friedens rüste euch aus mit allem Guten, dass ihr seinen Willen tut. Hebräer 13,20.21

Liebe Leserin, lieber Leser,

„der Gott des Friedens“ und „der Mensch des Krieges“. Wer hätte das gedacht, wie schnell Putins Krieg nicht nur Menschen in der Ukraine tötet und Städte verwüstet, sondern auch in unserem Land von einem Tag auf den andern ein scheinbar friedliebendes Volk militarisiert. Ehemalige Pazifisten, die einst den Kriegsdienst verweigert haben, entpuppen sich als Rüstungsexperten, die genau wissen, welche Waffen in die Ukraine geliefert werden und wie viele Milliarden in die Aufrüstung gesteckt werden müssen. „Die Ukraine muss sich wehren können“, heißt es. Mehr noch, „die Ukraine muss diesen Krieg gewinnen“. Um jeden Preis?

In solchen Kategorien von Gewalt und Gegengewalt hat „der Mensch des Krieges“ schon immer gedacht. Auch die Bibel ist voll von Krieg und Zerstörung, Mord und Totschlag. Auch die Kirchen halten bis in die Gegenwart die Anwendung militärischer Gewalt für gerechtfertigt, wenn es darum geht, sich gegen einen Aggressor zu wehren: „Wenn dich einer auf die rechte Wange schlägt, dann schlage zurück!“, sagt wer? Der Mensch des Krieges.

Für Krieg braucht es Gott nicht

Um so zu reden und zu handeln, um Böses mit Bösem zu vergelten, braucht es keinen Gott, braucht es keinen Jesus, braucht es keinen Glauben. Da genügen die eigenen Gefühle und Impulse: die Empörung und die Angst, die Hilflosigkeit und die Aggression. „Das lasse ich mir nicht gefallen. Dem wird‘ ich’s zeigen“, sagt der Mensch des Krieges, der sich im Recht fühlt und meint, Gutes zu tun, wenn er im Krieg Partei ergreift und die Angegriffenen mit militärischen Mitteln unterstützt. So fühlt er sich nicht mehr hilflos und hat ein gutes Gefühl.

Ich weiß, wovon ich rede, da mir solche Gefühle und Impulse vertraut sind und es mich Überwindung kostet, sie zu beherrschen. Still zu halten, wenn so viele in Politik, Medien und Gesellschaft in die Trompete blasen, hat seinen Preis. Plötzlich stehst du in der Familie, im Freundeskreis, in der Kirchengemeinde, in der Öffentlichkeit am Rand. Du erlebst, was es heißt, zu einer kleinen Minderheit zu gehören. Du wirst unsicher und fragst dich, täusche ich mich denn? Habe ich mich auch bisher in meiner Einstellung zu militärischer Gewalt geirrt? Habe ich Jesus und sein Evangelium so sehr missverstanden? Ist Gott ein Gott des Krieges? Was ist sein Wille in diesen Tagen? Was ist das Gute, das ich tun soll? (Lehrtext)

Die Waagschalen

Ich sehe vor mir zwei Waagschalen. In der einen liegen die toten, ukrainischen Kinder, Frauen und Männer, die Verwundeten, Traumatisierten, Geflohenen, insgesamt 3300 tote Zivilisten (Quelle: UNO). Dazu die zerstörten Häuser und die toten Soldaten von beiden Seiten. In der anderen liegen die Werte und Prinzipien wie der Wunsch nach Sicherheit, sowie machtpolitische und nationale Interessen, Empörung und Befürchtungen. Das alles soll die militärische Gegengewalt rechtfertigen. Was in beiden Schalen liegt, wiegt schwer. Ich frage, was wiegt schwerer? Was in der ersten Schale liegt, sind Tatsachen. Welche Bedeutung und welchen Wert hat, was in der zweiten liegt?

 Ich bin so naiv, zu sagen, dass zurückgeschlagen wird, wiegt nicht den Tod eines einzigen ukrainischen Kindes auf. Jetzt ist viel von Freiheit und nationaler Selbstbestimmung die Rede. Ich rede vom Leben. Wer tot ist, braucht keine Freiheit mehr. Wer aber in Unfreiheit lebt, hat die Chance, wieder frei zu werden. Diese Chance hätte ich gerne den Toten dieses Krieges gegönnt.

Jedes Gewehr, jeder Panzer mehr verlängert den Krieg und führt zu noch mehr Tragödien. Und dabei weiß niemand, wie alles ausgeht. Ich plädiere für Abrüstung, auch und gerade im Kopf, damit dem Krieg der Brennstoff ausgeht.

Der Gott des Krieges heißt Mars. Der Gott des Friedens heißt Jesus Christus. Ihm will ich folgen.

Gebet: Du Gott des Friedens, beende du um der Opfer willen den Krieg, den Menschen vom Zaun gebrochen haben und der auf beiden Seiten mit Waffen und Worten geführt wird. Wir sind dazu nicht fähig, aber du. Du selbst bist mein Friede und der Friede auf Erden. Du kannst uns Menschen zur Besonnenheit und Vernunft bringen. Du bist unsere Zukunft. Amen

Herzliche Grüße,

Ihr / dein Hans Löhr

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8 Kommentare:

  1. Danke für die friedvollen Worte.

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  2. Guten Morgen.
    Auch ich stehe am Rande und bin der Meinung dass man die Waffen niederlegen sollte damit die Zerstörung und das Leid ein Ende hat.
    Es wäre sinnvoller das Geld das nun für Waffen verschwendet wird, dafür auszugeben dass Leid gemindert wird - Flüchtlingen zu helfen, Nahrungsmittel und Medikamente in die Ukraine zu schicken, die drohende Hungersnot in Afrika zu verhindern.
    Vielleicht wäre es auch sinnvoll Putin einen Schwarm Friedenstaube zu senden und ihn zum Umdenken damit zu bringen statt ihn mit Bedrohungen und Sanktionen weiter auf die Palme zu bringen.
    Jesus du Friedefürst schenk Frieden für unsere Gedanken, Gefühle und im Umgang miteinander.

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    1. Danke für den Kommentar. Er hat mich an ein 40 Jahre altes Lied erinnert:
      https://youtu.be/Uidf02kNE0I

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  3. Also tatenlos zusehen bei Vergewatigung von Kindern, sinnlosem Töten und Zerstörungen einer Umwelt oder gleich Unterwerfung unter Gewaltherrschaft ?

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    1. Was wir wissen, ist, dass bei militärischer Gewalt und Gegengewalt das geschieht, was Sie geschrieben haben. Was wir nicht wissen ist, was geschähe, würde auf Gegengewalt verzichtet.

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  4. Was geschieht mit Nawalny, mit Hongkong, mit Uiguren und so vielen anderen…..ich würde so gerne Ihre Meinung teilen

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    1. Meine Meinung ist, dass man sich gegen einen Aggressor wehren soll. Für diese Meinung brauche ich keinen Glauben. Wenn ich mich frage, was Jesus tun würde und dazu in den Evangelien lese, komme ich allerdings zu einem anderen Ergebnis.

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  5. Nun ja, das ist für mich leider schwarz-weiß-Denken. David ist Goliath auch nicht ohne seine Steinschleuder begegnet. Das zählt sicher auch nicht zum Verzicht auf Gewalt. Das Problem ist doch, dass dieser Gewaltverzicht nur funktioniert, wenn er von beiden Seiten kommt. Wieviele Menschen wären in Konzentrationslagern noch ermordet worden, wenn damals nicht irgendwann andere Länder - auch mit Krieg - versucht hätten, der Diktatur ein Ende zu bereiten? Schon Dietrich Bonhoeffer hatte seinerzeit erkannt: Die Kirche dürfe sich nicht nur um die kümmern, die unter die Räder geraten. Sie müsse auch dem Rad in die Speichen fallen. Sicher nicht mit Gewalt aber mit einer entschiedenen Ablehnung oder auf politischer Ebene mit Sanktionen.
    Ein ukrainischer Gewaltverzicht würde nicht in einen gerechten Frieden münden, sondern in Kolonialisierung, Unterwerfung und kultureller Auslöschung.
    Zu sagen die Menschen können nach Aufgabe der Gegenwehr und der darauf folgenden Unterwerfung wieder frei werden, finde ich sehr anmassend, wenn ich selbst zu Hause in Frieden lebe. Wie das aktuelle Vorgehen des Aggressors gegen Andersdenkende, Demonstranten oder auch freie Medien ist, wissen wir doch.

    In einer Welt in der sich niemand wehrt, regiert das Gesetz des Stärkeren. Will Gott das wirklich? Vielleicht hätten wir dann irgendwann eine Weltherrschaft des mächtigsten Diktators. Und wir wissen doch auch, dass Diktaturen bei Erfolg nicht einfach aufhören mit dem Hunger nach Macht. Wollen wir also vor der Gewalt und Macht kapitulieren?
    Schaffen wir dann im Sinne des Pazifismus beispielsweise auch die Polizei ab oder schicken wir sie unbewaffnet auf die Straße? Oder sind die Waffen dann nur noch Drohgebärde? Wer von uns würde wirklich keine Gewalt ausüben, wenn die eigene Tochter daneben von Gewalt in welcher Form auch immer bedroht ist?
    Ich bin sicher niemand, der Gewalt und Krieg gut heißt, aber nicht mehr für die Menschen, die von Gewalt bedroht sind, einzustehen ist für mich auch nicht die Antwort auf die Frage "Was würde Jesus tun?"
    Die Opfer zum Mittäter zu machen, weil sie sich gegen Aggression wehren, bringt uns dem Frieden aus meiner Sicht nicht näher, sondern verhöhnt alle Opfer dieses Krieges - und zwar auf beiden Seiten.

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