Mittwoch, 25. Mai 2022

Christen sind Anarchisten hl

Losung: Dein, HERR, ist die Größe und die Macht und die Herrlichkeit und der Ruhm und die Hoheit. Denn alles im Himmel und auf Erden ist dein. 1.Chronik 29,11 

Lehrtext: Es ist ein Gott und ein Mittler zwischen Gott und den Menschen, nämlich der Mensch Christus Jesus, der sich selbst gegeben hat als Lösegeld für alle. 1.Timotheus 2,5-6

Liebe Leserin, lieber Leser,

als Christen sind wir Anarchisten. Wie bitte? Sind das nicht diese Typen, denen nichts heilig ist und die vor Gewalt nicht zurückschrecken? Solche gibt‘s auch, leider. Aber ein Anarchist ist im Wortsinn einer, der keine Herrschaft (= An-archia) über sich anerkennt, der niemand verehrt, sich niemand unterwirft, aber auch selbst niemand beherrscht, erniedrigt oder sich über einen anderen erhebt. Das funktioniert unter Menschen nur schlecht. Alle anarchistischen Experimente, vor allem im 19. Jahrhundert in Russland, im Schweizer Jura, in Italien und im spanischen Katalonien sind letztlich gescheitert.

Wir bleiben auf Distanz

Als Christen sind wir, was die kleinen und großen Herrn und Damen dieser Welt betrifft, Anarchisten. Wir erkennen nur einen Herrn über uns an (Losung) und singen deshalb jeden Sonntag im Kirchengottesdienst: „Allein Gott in der Höh sei Ehr“. Was die Mächtigen dieser Welt betrifft, so ertragen wir sie, aber verehren sie nicht. Wir bleiben höflich und kommen unseren staatsbürgerlichen Pflichten nach. Wir achten und befolgen die Gesetze, sofern wir damit nicht Unrecht begehen. Wir gehen wählen und engagieren uns im Rahmen unserer Möglichkeit für Dinge, die uns wichtig sind. Aber wir hängen unser Herz nicht an eine politische Mode, noch an eine Ideologie oder den Zeitgeist. Wir arbeiten vielleicht in einer Partei mit, um Verantwortung für das Gemeinwohl zu übernehmen. Aber wir identifizieren uns nicht mit einer Partei. Wir bleiben auf Distanz. Wir bleiben in dieser Welt und in ihren Institutionen Anarchisten beziehungsweise „Partisanen des lieben Gottes“ (Karl Barth). Je mehr Menschen über Partei- und Mediengrenzen hinweg einer Meinung sind wie jetzt zum Ukrainekrieg, desto kritischer werden wir. Von der Begeisterung der Massen für eine Person oder ein Programm lassen wir uns nicht anstecken. Wir lehnen jeden Totalitarismus rundweg ab.

Gott mehr gehorchen als den Menschen

Und wenn wir deshalb Nachteile erleiden, nehmen wir sie in Kauf. Und falls es wieder einmal dazu kommen sollte, dass wir als Abweichler und Außenseiter verfolgt und eingesperrt werden, bleiben wir doch innerlich frei. Man kann uns in Beugehaft nehmen, aber im Herzen beugen wir uns nicht. Wir werden keine Macht der Welt anbeten. Und wenn man uns dazu auf die Knie zwingt, bleiben wir im Geist aufrecht. Denn als Christen sind wir Anarchisten, die außer Gott allein, wie er uns in Jesus Christus begegnet, keinen Herrn über sich anerkennen, geschweige denn ihm Ehre erweisen. Ja, wir lieben nach Jesu Gebot unsere Feinde, indem wir für sie beten und sie segnen. Wir werden sie nicht mit Gewalt bekämpfen, weil wir dem Frieden verpflichtet sind. Aber wir unterwerfen uns ihnen nicht, auch wenn es nach außen hin so aussehen mag. Denn wir folgen dem Bibelwort, dass wir Gott mehr gehorchen als den Menschen (Apostelgeschichte 5,29).

Als Christen lehnen wir auch jeden Mittler zwischen Gott und uns ab, er sei ein Heiliger, ein Papst, ein Bischof, eine Kirche oder was auch immer. Wir sind Kinder unseres Vaters im Himmel und brauchen keinen heiligen Vater auf Erden. Wir lieben unseren Herrn Jesus Christus und brauchen keinen Stellvertreter. Jeder hat durch ihn unmittelbaren Zugang zu Gott und kann sich im Gebet direkt an ihn wenden (Lehrtext).

Gebet: Ja, Herr, dein ist die Größe und die Macht und die Herrlichkeit und der Ruhm und die Hoheit. Denn alles im Himmel und auf Erden ist dein (Losung). Vor dir, der du deine Hoheit und Macht in der Niedrigkeit und Ohnmacht von Stall und Kreuz gezeigt hast, gehe ich auf die Knie. Denn dir allein gehöre ich. Du gibst mir meinen Wert gerade dann, wenn mein Glaube in dieser Welt nichts gilt. Du bist meine Kraft in meiner Schwachheit, meine Hoffnung in aller Verzweiflung, mein Vertrauen in aller Furcht. Du bist mir treu. Hilf, dass auch ich dir treu sein kann, was immer geschieht. Amen

Herzliche Grüße,

Ihr / dein Hans Löhr

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6 Kommentare:

  1. "Als Christen lehnen wir auch jeden Mittler zwischen Gott und uns ab". Hm?!

    Im Lehrtext steht es anders, und ich als Christ halte es hier mit dem Lehrtext:

    "Es ist ein Gott und ein Mittler zwischen Gott und den Menschen, nämlich der Mensch Christus Jesus".

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    1. "Jeder hat durch ihn unmittelbaren Zugang zu Gott", heißt es im letzten Satz.

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    2. Danke für die Klarstellung!

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  2. "Je mehr Menschen über Partei- und Mediengrenzen hinweg einer Meinung sind wie jetzt zum Ukrainekrieg, desto kritischer werden wir. Von der Begeisterung der Massen für eine Person oder ein Programm lassen wir uns nicht anstecken." Kann ich nur ganz dick unterstreichen. Leider ist so aktuelle Lage - auch vor ca. 90 Jahren hat sich die Masse verführen lassen.und die Folgen kennen wir.

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