Samstag, 1. Oktober 2022

Religion verstehen hl

 Losung: Die Strafe liegt auf ihm, auf dass wir Frieden hätten. Jesaja 53,5 

Lehrtext: Christus hat unsre Sünden selbst hinaufgetragen an seinem Leibe auf das Holz, damit wir, den Sünden abgestorben, der Gerechtigkeit leben. 1.Petrus 2,24 

Liebe Leserin, lieber Leser,

Sünde und Strafe - ich denke, wir sollten uns bemühen zu verstehen, warum solche Begriffe an vielen Stellen der Bibel vorkommen und nicht nur zur Kenntnis nehmen, dass es so ist. Und sie kommen ja nicht nur in der Bibel und somit im Judentum und Christentum vor, sondern in fast allen Religionen.

Zwei Fragen an der Wiege der Religionen

Ich frage also, warum das so ist. Und ich meine, dass das mit der Entstehung von Religion in der Menschheit zu tun hat: Menschen haben Jahrtausende lang erfahren, dass ihr Leben immer wieder auf das Äußerste bedroht ist. Da gab es die für sie unerklärlichen Phänomene wie Blitz und Donner, Wirbelstürme und Erdbeben, Vulkanausbrüche, Krankheiten, Hungerzeiten, Angriffe von wilden Tieren und so weiter. Sie haben das auf sich bezogen und gefragt: ‚Was haben wir falsch gemacht, dass solche Dinge passieren und uns leiden und sterben lassen?‘ Und die nächste Frage war: ‚Wie müssen wir es richtig machen, damit so etwas nicht wieder geschieht?‘ Aus diesen Fragen sind dann Religionen gewachsen.

So entstanden überall auf der Welt Kulte und Rituale, Vorschriften und Gesetze, magische Praktiken und Tabus. Formuliert, aufgeschrieben und durchgesetzt wurden sie von Frauen und Männern mit besonderen Machtbefugnissen, von Priesterinnen und Priestern, von Schamanen, Sehern und Propheten. Dabei ging es immer auch um Macht und Einfluss, aber eben auch um die Frage: ‚Wie müssen wir es richtig machen, um die undurchschaubaren Mächte und Kräfte in dieser Welt gnädig zu stimmen? Was müssen wir opfern? Welche Gebote befolgen? Welche Feste feiern? Welche Rituale zelebrieren? ...‘

Die entscheidende religiöse Frage also war und ist bis heute geblieben: ‚Wie machen wir es richtig, damit wir Gott oder den Göttern oder den Geistern der Ahnen, damit wir den bedrohlichen Mächten und Kräften gefallen?‘ Wenn es dann jemand nicht richtig gemacht hat, wenn er aus der Reihe getanzt ist und die religiösen Werte der Gemeinschaft verletzt hat, war er ein Sünder und musste bestraft werden. Religion ist also in den meisten Fällen eine Ausgeburt von Unwissenheit und Angst.

Was ist im Glauben das Richtige?

Demgegenüber fragte Jesus nicht, wie man es richtig machen muss, sondern was das Richtige ist. Er verkündigte eine neue, eine gute und angstfreie Botschaft, die in Ansätzen schon im Alten Testament aufleuchtete. Man kann sie in drei kurzen Sätzen zusammenfassen: »Fürchtet euch nicht! Vertraut dem barmherzigen Gott! Liebt ihn und euren Nächsten, ja sogar eure Feinde wie euch selbst!“ Für ihn spielten die vielen Gebote und Gesetze, Vorschriften und Rituale nur noch eine untergeordnete oder gar keine Rolle mehr.

Dass dies für seine Jünger, die im Judentum aufgewachsen waren, dass dies besonders für den ehemaligen Pharisäer Paulus nur schwer anzunehmen war, ist nur zu verständlich. Und so wanderte das Nebeneinander des befreienden Evangeliums zusammen mit alten Vorschriften und neuen Moralgesetzen aus den ersten Gemeinden in die Kirche und hält sich darin bis heute. Das ist auch die Machtbasis der Kirchenhierarchie jeder Konfession.

Wenn die bezahlten Mitarbeitenden der Kirchen es lernen, den Menschen in Liebe und Demut zu dienen, sie nicht mehr zu bevormunden, ihnen die Angst vor höheren Mächten zu nehmen und ihnen in den Lebenskonflikten zu helfen, ist alles gut. Ich denke und hoffe, dass immer mehr dazu bereit sind. Dazu segne sie Gott und gebe ihnen Kraft für ihren Dienst am Evangelium, an der frohen und befreienden Botschaft Jesu.

Gebet: Herr Jesus Christus, du hast mir Gott als den barmherzigen, menschenfreundlichen und liebenden Vater gezeigt. In diesem Glauben bin ich geborgen. Aus ihm schöpfe ich immer wieder neuen Lebensmut und neue Zuversicht. Du schenkst mir alles, was ich zum Glauben und zum Leben brauche. Aus Dankbarkeit will ich mich an dir orientieren und in deinem Sinn leben. Amen

Herzliche Grüße,

Ihr / dein Hans Löhr

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2 Kommentare:

  1. Ja danke für diese Mut machende Auslegung.
    Glaube, Hoffnung, LIebe, Dankbarkeit und Vertrauen in Gottes übergrosse Gnade zu uns wünsche ich uns allen und auch den Führern der Kirchen und Religionen.
    Lobet den Herrn, Halleluja
    Elisabeth

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  2. Du hast sehr schön beschrieben wie Religionen entstanden sind. Das gilt natürlich genauso für das Judentum und das Christentum.
    Liebe Grüße, Jürgen

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