Losung: Mich sollst du fürchten und dich zurechtweisen lassen. Zefanja 3,7
Lehrtext: Jesus ging in den Tempel und begann, die Händler hinauszutreiben, und sagte zu ihnen: Es steht geschrieben: Mein Haus soll ein Haus des Gebets sein. Lukas 19,45-46
Liebe Leserin, lieber Leser,
der Prophet Zephanja (Losung) hat wieder mal eine allzu menschliche
Gottesvorstellung: Mit Druck und Drohung wird vielleicht beim Militär etwas
erreicht, nicht aber, wenn es um den Glauben geht und darum, sich an Gott zu
orientieren. Zu oft wurde vielen der Glaube im wahrsten Sinn des Wortes
ausgeprügelt. Wo ich zuletzt Pfarrer war, wurde im Religionsunterricht
vereinzelt noch bis in die achtziger Jahre geschlagen, wenn es an der
geforderten Disziplin fehlte oder der Katechismus nicht gelernt wurde. Das ist
hoffentlich für immer vorbei.
Ich verstehe schon die
Gerichtspropheten des Alten Testaments. Sie wollten mit ihren Drohungen das
Volk davor bewahren, von Gott bestraft zu werden, wenn es sich falsch verhalten
würde. Man hat aber damals trotzdem nicht auf sie gehört.
Eigene Schuld statt Strafe Gottes
Bis heute rennen Menschen
und ganze Völker ins Unglück, weil sie fundamentale Gesetze des Zusammenlebens
missachten. Aber dann bestraft sie nicht Gott, sondern sie bestrafen sich
selbst. Doch Ursache und Wirkung liegen oft so weit auseinander, dass viele
nicht mehr wissen und verstehen, weshalb zum Beispiel Putin die Ukraine
angreift und so viele Flüchtlinge aus Afrika übers Mittelmeer kommen.
Zum Lehrtext:
Davon, dass Jesus die
Händler und Geldwechsler aus dem Tempel in Jerusalem vertrieben hat, berichten
alle vier Evangelien. Offensichtlich hat dieses Ereignis bei den ersten
Christen großen Eindruck gemacht. Ich fand die heftigen Emotionen, die Jesus da
zeigt, als junger Mensch auch toll. Da wäre ich gern an seiner Seite gewesen.
Aber dass sie mit ausschlaggebend waren, ihn zu kreuzigen, daran habe ich
damals nicht denken wollen.
Heute sehe ich – hoffentlich
– etwas tiefer. In dieser Geschichte geht es meines Erachtens um den
Religionsbetrieb, den Menschen überall auf der Erde aufgebaut haben und in Gang
halten. Will sagen, sie verstellen sich mit ihrer Geschäftigkeit den Blick auf
Gott und verbauen sich so das Verständnis seines Wesens.
Nicht wir Menschen sind es,
die irgendetwas bei Gott bewirken könnten durch religiöse Betriebsamkeit aller
Art: durch Opfer, Spenden, Stiftungen, Gebete, Gottesdienste, Wallfahrten,
Meditationen, Kirchenbauten, Ämter und Institutionen, Andachten,
Gebotsgehorsam, Reue und Buße und vieles andere mehr. Das alles brauchen
vielleicht wir, um uns in eine religiöse Stimmung zu bringen, um ein gutes
Gewissen und beruhigende Gefühl zu haben, um unsere offenen oder geheimen
Ängste zu bannen und religiös befriedigt zu sein.
Nicht Gott braucht uns, sondern wir brauchen ihn
Gott braucht das alles nicht. Aber wir brauchen ihn in jeder Hinsicht. Denn ohne ihn kann ich nichts tun, gar nichts (Johannes 15,5). Und bei ihm kann ich nichts erreichen, was er nicht ohnehin will. Da nützt es nichts, Liebkind zu sein und religiöse Fleißpunkte zu sammeln. Da brauche ich nicht wie in der Geschichte, aus der der Lehrtext kommt, unreines Geld in reines zu wechseln, um damit Opfertiere kaufen zu können. Da soll mein Herz arm, leer und frei sein von allen Absichten und Zwecken (vergleiche Matthäus 5,4), damit Gott selbst an mir und in mir wirken kann und ich ihm nicht im Weg stehe. Das ist meines Erachtens der tiefere Sinn der Geschichte, aus der der heutige Lehrtext kommt.
Urbedürfnis religiöse Betriebsamkeit
Die religiöse Betriebsamkeit
will ich nicht verdammen. Sie scheint ein menschliches Urbedürfnis zu sein. Wem
sie gut tut, der soll sie pflegen, solange man nicht anderen schadet. Und
solange sie nicht das kindliche Vertrauen in Gottes bedingungslose Liebe
ersetzt, wie sie sich in Jesus Christus zeigt.
Gebet: Herr, du erteilst mir keine Befehle und legst mir keine Pflichten auf. Aber mit Jesus zeigst du mir den Weg durch diese schwierige Welt. Darum will ich nicht eigensinnig meine Absichten und Zwecke verfolgen, sondern dir vertrauensvoll folgen. Wer sonst kennt mich so gut wie du und weiß, was mir gut tut. Amen
Herzliche Grüße
Ihr / dein Hans Löhr
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1728 erschien
in Herrnhut die erste Tageslosung, ein Bibelwort aus dem Alten Testament, das
für jeden Tag des Jahres ausgelost wird. Dazu wird der Lehrtext, ein passendes
Bibelwort aus dem Neuen Testament, ausgesucht. Inzwischen erscheinen die
täglichen „Losungen“ in etwa 50 Sprachen.
Ich lege Losung und Lehrtext aus, weil einer Untersuchung zufolge das
Nachdenken über Bibelworte den Glauben am stärk. Sten wachsen lässt.
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