Donnerstag, 21. September 2023

Leeres Herz für Gott hl

Losung: Mich sollst du fürchten und dich zurechtweisen lassen. Zefanja 3,7 

Lehrtext: Jesus ging in den Tempel und begann, die Händler hinauszutreiben, und sagte zu ihnen: Es steht geschrieben: Mein Haus soll ein Haus des Gebets sein. Lukas 19,45-46                                                                  

Liebe Leserin, lieber Leser,

der Prophet Zephanja (Losung) hat wieder mal eine allzu menschliche Gottesvorstellung: Mit Druck und Drohung wird vielleicht beim Militär etwas erreicht, nicht aber, wenn es um den Glauben geht und darum, sich an Gott zu orientieren. Zu oft wurde vielen der Glaube im wahrsten Sinn des Wortes ausgeprügelt. Wo ich zuletzt Pfarrer war, wurde im Religionsunterricht vereinzelt noch bis in die achtziger Jahre geschlagen, wenn es an der geforderten Disziplin fehlte oder der Katechismus nicht gelernt wurde. Das ist hoffentlich für immer vorbei.

Ich verstehe schon die Gerichtspropheten des Alten Testaments. Sie wollten mit ihren Drohungen das Volk davor bewahren, von Gott bestraft zu werden, wenn es sich falsch verhalten würde. Man hat aber damals trotzdem nicht auf sie gehört.

Eigene Schuld statt Strafe Gottes

Bis heute rennen Menschen und ganze Völker ins Unglück, weil sie fundamentale Gesetze des Zusammenlebens missachten. Aber dann bestraft sie nicht Gott, sondern sie bestrafen sich selbst. Doch Ursache und Wirkung liegen oft so weit auseinander, dass viele nicht mehr wissen und verstehen, weshalb zum Beispiel Putin die Ukraine angreift und so viele Flüchtlinge aus Afrika übers Mittelmeer kommen.

Zum Lehrtext:

Davon, dass Jesus die Händler und Geldwechsler aus dem Tempel in Jerusalem vertrieben hat, berichten alle vier Evangelien. Offensichtlich hat dieses Ereignis bei den ersten Christen großen Eindruck gemacht. Ich fand die heftigen Emotionen, die Jesus da zeigt, als junger Mensch auch toll. Da wäre ich gern an seiner Seite gewesen. Aber dass sie mit ausschlaggebend waren, ihn zu kreuzigen, daran habe ich damals nicht denken wollen.

Heute sehe ich – hoffentlich – etwas tiefer. In dieser Geschichte geht es meines Erachtens um den Religionsbetrieb, den Menschen überall auf der Erde aufgebaut haben und in Gang halten. Will sagen, sie verstellen sich mit ihrer Geschäftigkeit den Blick auf Gott und verbauen sich so das Verständnis seines Wesens.

Nicht wir Menschen sind es, die irgendetwas bei Gott bewirken könnten durch religiöse Betriebsamkeit aller Art: durch Opfer, Spenden, Stiftungen, Gebete, Gottesdienste, Wallfahrten, Meditationen, Kirchenbauten, Ämter und Institutionen, Andachten, Gebotsgehorsam, Reue und Buße und vieles andere mehr. Das alles brauchen vielleicht wir, um uns in eine religiöse Stimmung zu bringen, um ein gutes Gewissen und beruhigende Gefühl zu haben, um unsere offenen oder geheimen Ängste zu bannen und religiös befriedigt zu sein.

Nicht Gott braucht uns, sondern wir brauchen ihn

Gott braucht das alles nicht. Aber wir brauchen ihn in jeder Hinsicht. Denn ohne ihn kann ich nichts tun, gar nichts (Johannes 15,5). Und bei ihm kann ich nichts erreichen, was er nicht ohnehin will. Da nützt es nichts, Liebkind zu sein und religiöse Fleißpunkte zu sammeln. Da brauche ich nicht wie in der Geschichte, aus der der Lehrtext kommt, unreines Geld in reines zu wechseln, um damit Opfertiere kaufen zu können. Da soll mein Herz arm, leer und frei sein von allen Absichten und Zwecken (vergleiche Matthäus 5,4), damit Gott selbst an mir und in mir wirken kann und ich ihm nicht im Weg stehe. Das ist meines Erachtens der tiefere Sinn der Geschichte, aus der der heutige Lehrtext kommt.

Urbedürfnis religiöse Betriebsamkeit

Die religiöse Betriebsamkeit will ich nicht verdammen. Sie scheint ein menschliches Urbedürfnis zu sein. Wem sie gut tut, der soll sie pflegen, solange man nicht anderen schadet. Und solange sie nicht das kindliche Vertrauen in Gottes bedingungslose Liebe ersetzt, wie sie sich in Jesus Christus zeigt.

Gebet: Herr, du erteilst mir keine Befehle und legst mir keine Pflichten auf. Aber mit Jesus zeigst du mir den Weg durch diese schwierige Welt. Darum will ich nicht eigensinnig meine Absichten und Zwecke verfolgen, sondern dir vertrauensvoll folgen. Wer sonst kennt mich so gut wie du und weiß, was mir gut tut. Amen                                                                                                            

Herzliche Grüße

Ihr / dein Hans Löhr          

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1728 erschien in Herrnhut die erste Tageslosung, ein Bibelwort aus dem Alten Testament, das für jeden Tag des Jahres ausgelost wird. Dazu wird der Lehrtext, ein passendes Bibelwort aus dem Neuen Testament, ausgesucht. Inzwischen erscheinen die täglichen „Losungen“ in etwa 50 Sprachen.
Ich lege Losung und Lehrtext aus, weil einer Untersuchung zufolge das Nachdenken über Bibelworte den Glauben am stärk. Sten wachsen lässt. 

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