Montag, 25. September 2023

Worte statt Wörter hl

Losung: Des HERRN Wort ist wahrhaftig, und was er zusagt, das hält er gewiss. Psalm 33,4 

Lehrtext: Jesus spricht: Himmel und Erde werden vergehen; aber meine Worte werden nicht vergehen. Matthäus 24,35  

Liebe Leserin, lieber Leser,

„Worte sind Schall und Rauch“, heißt das Sprichwort, kaum sind sie ausgesprochen, schon sind sie wieder vergessen. Ja, das stimmt, wenn ich bedenke, wie viele Wörter Sekunde für Sekunde über die so genannten „sozialen“ Medien verbreitet, wie viele gedruckt, wie viele gesprochen werden. Nur ein Schwarm Stare, ein Möwenschwarm oder ein Schwarm Spatzen im Gebüsch macht ähnlich viel Krach. Aber wer weiß, vielleicht haben diese sich was Wichtiges zu sagen, von dem ich keine Ahnung habe.

Verlässliche, gehaltvolle und gewichtige Worte sind demgegenüber rar. Aber was ist

der Unterschied zwischen Worten und Wörtern?

Die Aufgabe von Thomas Gottschalk war es, viele Wörter zu machen, um die Leute zu unterhalten. Aber für „gewichtige Worte“ wurde er nicht bezahlt. Politiker und Politikerinnen reden viel, wenn der Tag lang und die Zeit bis zur Wahl kurz ist. Aber haben sie auch wirklich was zu sagen? Hört man von ihnen auch Worte, bei denen man aufmerkt und die Orientierung geben? Und wie ist es mit der Bibel? Enthält dieses dicke Buch nur Wörter oder auch Worte?

Für mich ist mein Konfirmationsspruch oder ein Taufspruch oder ein Trauspruch mehr als nur eine Ansammlung von Wörtern. Und über Losung und Lehrtext denke ich nach, weil sie Bibelworte sind, auch wenn ich nicht mit allem, was da gesagt wird, übereinstimme. Denn auch die Worte der Bibel bestehen aus Wörtern, die Menschen gesagt haben. Und die kann man unterschiedlich übersetzen, verstehen und bewerten. Gottes Wort haben wir eben nur im Menschenwort.

Bergwerk Bibel

Für mich ist die Bibel ein Bergwerk, wie ich hier schon öfter gesagt habe. In ihm kann man unter viel Gestein wertvolle Erze und Mineralien finden: Weisheitssprüche, gehaltvolle Erzählungen, Prophetenworte, bewährte Gebote und Verbote, Gedichte, ein hocherotisches Liebeslied, Listen von Königen,  Berichte von geschichtlichen Ereignissen, Märchen, tiefgründige Mythen, Lehrbriefe, kunstvolle Dramen, Drohworte und Trostworte.

Was die Bibel aber für mich besonders wertvoll macht, ist „das Gold des Evangeliums“, die gute Nachricht von Gott, die uns Jesus bringt und vorlebt. Sie kommt vor allem im Neuen Testament vor, aber auch immer wieder im Alten. Doch das Evangelium ist selten und darum kostbar. Manchmal wird es mit anderen „Nachrichten“ verwechselt.

Worte aus Gold gegen den Strich

Dass es sich um Gold und nicht um irgendein anderes, gewöhnliches „Metall“ handelt, merke ich daran, dass mich diese „gute Nachricht“ (Evangelium) herausfordert und nicht meine Ansichten bestätigt. Dass sie mich gegen den Strich bürstet und nicht streichelt:

- So kommt Jesus, Lukas zufolge, nicht im Königspalast in Jerusalem zur Welt, sondern in einem Stall.
- Er liegt nicht in einer goldenen Wiege, sondern in einem Futtertrog inmitten der Pisse von Ochs und Esel.
- Er beruft als seine Jünger nicht gebildete Männer aus der Hauptstadt, sondern ungebildete Fischer vom Land und wäscht ihnen wie ein Sklave die Füße.
- Er verurteilt Sünder nicht, sondern vergibt ihnen.
- Er hält sich nicht von der heidnischen Frau aus Syrophönizien fern, sondern heilt ihre Tochter.
- Er stellt den Menschen über das Gesetz und heilt am Sabbat.
- Er hat keine Berührungsangst gegenüber körperlich und seelisch Kranken;
- auch nicht gegenüber jener andersgläubigen Frau in Samarien, die er um Wasser bittet. 
- Er stößt die mutmaßliche Prostituierte im Haus des Pharisäers Simon nicht zurück, als sie ihm die Füße mit ihren Haaren trocknet, sondern nimmt sie gegenüber dem Gastgeber in Schutz.
- Er beteiligt sich nicht daran, die Ehebrecherin zu steinigen, sondern zeigt den Selbstgerechten die Doppelmoral auf und rettet so ihr Leben.
- Er zieht als Obdachloser durchs Land.
- Er wendet sich zuerst Kindern zu und lässt die Erwachsenen warten.
- Er bringt in seiner Geschichte vom Verlorenen Sohn Gott ganz anders zur Sprache, als das zuvor der Fall war, als barmherzigen Vater, der den Gescheiterten ohne Wenn und Aber annimmt.
- Er lobt nicht die fleißige Martha, sondern ihre Schwester Maria, die sich Zeit für ihn nimmt und ihm zuhört. 
- Er spricht in der Geschichte vom barmherzigen Samariter von der Liebe zum Feind.
- Er kommt zu Petrus über das Wasser der Angst, um ihn mit Gottvertrauen daraus zu retten.
- Er identifiziert sich mit den Geringsten unter den Menschen und gibt ihnen Würde.
- In seinen Seligpreisungen preist er die Armen und die Friedensstifter, die Sanftmütigen und die Trauernden.
- Er lehnt Gewalt ab.
- Er kritisiert die Mächtigen in Staat und Tempelkirche.
- Er zieht in Jerusalem nicht auf einem Schlachtross ein, sondern auf einem Esel, ohne Macht, ohne Waffen, ohne Leibwächter, ohne Geld.
- Als man ihn verhaften will, läuft er nicht davon.
- Er hält auch noch die andere Backe hin.
- Und als sie ihn kreuzigen, verrät er Gottes Liebe nicht, sondern vergibt noch seinen Peinigern.
- Er ist für die Welt gestorben und bleibt doch ihre lebendige Hoffnung.
- Er herrscht nicht, sondern dient und erweist sich damit als mein Herr.
- So kommt er zu mir - und zu dir.

Was er sagt, sind nicht schmeichelhafte Wörter, sondern Worte mit Substanz, die nach wie vor Orientierung geben, trösten und Hoffnung machen. Worte, aus denen Gott spricht. Ich aber muss mich immer wieder neu um dieses Wort bemühen. Dazu brauche ich seinen Geist, um es in unserer Zeit und in meiner Situation neu zu verstehen. Denn wenn ich nur wortwörtlich nachsage, was in der Bibel steht, mache ich zwar viele Wörter, aber verfehle Gottes Wort.

Gebet: Herr, so wie du gesprochen, gehandelt und gelebt hast, sagst du zu mir:
„Fürchte dich nicht vor dem Leben, fürchte dich nicht vor dem Tod, fürchte dich nicht vor Gott. Ich liebe dich bedingungslos. Ich bin dein Hirte und werde dich nicht verlieren.“
Das gibt mir Kraft und lässt mich vertrauen. 
Amen
                                                                                                        
Herzliche Grüße

Ihr / dein Hans Löhr

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1728 erschien in Herrnhut die erste Tageslosung, ein Bibelwort aus dem Alten Testament, das für jeden Tag des Jahres ausgelost wird. Dazu wird der Lehrtext, ein passendes Bibelwort aus dem Neuen Testament, ausgesucht. Inzwischen erscheinen die täglichen „Losungen“ in etwa 50 Sprachen.
Ich lege Losung und Lehrtext aus, weil einer Untersuchung zufolge das Nachdenken über Bibelworte den Glauben am stärk. Sten wachsen lässt. 

4 Kommentare:

  1. Das macht mir Mut und gibt mir Kraft in die neue Woche ohne Furcht zu gehen. Bevor ich es gelesen habe fühlte ich mich ängstlich. Jetzt gehts mir besser. Danke Richard

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  2. Worte statt Wörter, welch eine Botschaft heute: Bergwerk Bibel, danke

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  3. Sehr gut und ermutigend Deine goldenen Worte!

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