Sonntag, 13. Juli 2025

Weniger bitten, mehr vertrauen hl

Lehrtext: „Am Morgen, noch vor Tage, stand Jesus auf und ging hinaus. Und er ging an eine einsame Stätte und betete dort. – Markus 1,35

Liebe Leserin, lieber Leser,

Bist du zufrieden mit deinem Beten? Mit dem, wie und was du betest? Eine ungewöhnliche Frage, doch es lohnt sich, darüber nachzudenken.

Meine Mutter betete mit mir, als ich noch In einem weiß lackierten Gitterbett lag. Ich lernte von ihr bekannte Kindergebete wie: „Ich bin klein, mein Herz ist rein, soll niemand drin wohnen als Jesus allein.“ Später habe ich das belächelt, doch heute bin ich dankbar. Entscheidend ist, dass sie mir das Beten beigebracht und mich so für Gott geöffnet hat.

Gibt es bessere und schlechtere Gebete? Ich glaube, Gott hört jedes ehrliche Gebet, solange es nicht gegen andere gerichtet ist. Vor ihm sind alle Menschen und Gebete gleich, und er weiß, was er damit anfängt.

Aber erfüllt er jede Bitte? Hoffentlich nicht! Denn manches, worum ich heute bitte, würde ich morgen vielleicht bereuen.

Neulich telefonierte ich mit einem Jugendfreund. Wir waren einst in dasselbe Mädchen verliebt, doch keiner von uns bekam sie. Er sagte: „Hans, heute können wir beide froh sein, dass nichts daraus geworden ist.“ Ob ich damals dafür gebetet hatte? Ich weiß es nicht mehr, aber wenn doch, war es gut, dass es anders kam.

Lange schien es mir normal, in Gebeten zu bitten, zu danken und Gott zu preisen – wie in den Psalmen. Das ist auch heute richtig.

Doch etwas hat sich verändert: Meine Bitten sind seltener geworden, abgesehen von Stoßgebeten, die manchmal unwillkürlich aus mir kommen. Wenn ich aber doch Gott bitte, dann wie Jesus mit dem Vorbehalt: „Vater, dein Wille geschehe“ – nicht wie ich will, sondern wie du willst.

Was Jesus damals bei Tagesanbruch gebetet hat, wissen wir nicht. Doch wie ich ihn aus den Evangelien kenne, könnte es so ähnlich gewesen sein: 

Gebet: Mein Vater, ich preise dich und danke dir für deine Güte. Du regierst Himmel und Erde, von dir kommt alle Kraft. Du hörst meine Worte und kennst mein Herz. Doch nicht mein Wille, sondern dein Wille geschehe. Ich vertraue, dass er das Beste für mich und alle Menschen ist, auch wenn ich es jetzt noch nicht sehe.

So, glaube ich, dürfte Jesus gebetet haben. Und ich füge hinzu:

Herr, neben dir gibt es keine Macht, die mich aus deiner Hand reißen kann – auch nicht Unglaube und Zweifel. Dein Wille ist gut, weil du gütig und barmherzig bist. In dir bleibe ich geborgen, mit allem, was du geschaffen hast. Du weißt, um welchen Menschen ich mich sorgen muss. Ich vertraue ihn dir an, denn er ist dein Geschöpf, so wie ich. Amen

Natürlich kann ich überall beten, doch am besten gelingt es mir, wenn ich allein bin und mich ganz auf Gott konzentrieren kann – oft in der Nacht oder bei einem Spaziergang.

Und wenn ich das Vaterunser bete, sage ich bewusst auch die Bitte: „Vergib mir meine Schuld, wie auch ich denen vergebe, die an mir schuldig geworden sind.“ Denn eigene Fehler eingestehen und anderen vergeben, das gehört zusammen.

Beten, liebe Leserin, lieber Leser, kann sich mit der Zeit verändern. Wir alle lernen fortwährend dazu, auch im Glauben.

Herzliche Grüße und einen gesegneten Sonntag!

Ihr / dein Hans Löhr

Nächste Auslegung morgen, 14. Juli: „Den unsichtbaren Gott sehen“

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 1728 erschien in Herrnhut die erste Tageslosung, ein Bibelwort aus dem Alten Testament, das für jeden Tag des Jahres ausgelost wird. Dazu wird der Lehrtext, ein passendes Bibelwort aus dem Neuen Testament, ausgesucht. Inzwischen erscheinen die täglichen „Losungen“ in etwa 50 Sprachen. Ich lege Losung und / oder Lehrtext aus, weil das Nachdenken über Bibelworte den Glauben reifen lässt. *************************************************** 

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9 Kommentare:

  1. Herzlichen Dank lieber Herr Löhr. Es ist eine große Freude wieder von Ihnen zu lesen . Ich wünsche Ihnen , Ihren Lieben und allen Lesern einen gesegneten Sonntag.

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  2. Vielen lieben Dank!
    Ich habe mir auch angewöhnt zu danken, für all das Gute, das mir widerfährt.
    Ich wünsche allen einen gesegneten Sonntag und freue mich schon auf den 14. Juli., wenn Sie wieder Ihre Gedanken mit uns teilen, lieber Herr Löhr!

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  3. Lieber Herr Löhr vielen Dank für Ihre Auslegung anders als bei Ihnen besteht mein Gebet aus vielen bitten, keiner in meiner Familie und Verwandtschaft lebt mit Jesus und meine täglichen Gebete gelten ihnen das sie Jesus als ihren Herrn und Erlöser kennenlernen und ich mich ihnen gegenüber so verhalten das sie Jesus nachfolgen möchten bei meinen Eltern durfte ich es erleben das sie Jesus als Hern angenommen haben mein Vater auf dem Totenbett meine Mutter viele Jahre davor ihnen und ihrer Familie Gottes reichen Segen herzliche Grüße Angelika

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  4. Lieber Pastor Löhr, vielen Dank für den heutigen tiefgründigen und so berührenden
    Kommentar.-Einen gesegneten Sonntag!

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  5. Ach Herr wie gnädig und gütig bist Du doch! Immer wieder schenkst Du mir neuen Mut und Zuversicht in meiner schwierigen Situation, auch wenn ich meine, keine Kraft mehr zu haben. Bitte sei Du mit allen Deinen Geschöpfen und stärke sie in ihrem Leben. Einen gesegneten und behüteten Sonntag allen!

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  6. Lieber Herr Löhr, vielen Dank für Ihre Auslegung der Losung. Das Gebet ist für mich auch das tägliches Reden mit Gott. Ihm für das Gute in meinem Leben zu danken, aber ihm auch bei Sorgen um Hilfe zu bitten. Ich vertraue darauf das "Dein Wille geschehe" für mich das Beste ist. Ich wünsche Ihnen lieber Herr Löhr und allen Lesern einen gesegneten Sonntag.

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  7. Lieber Herr Löhr, ich habe mir diese Frage schon oft gestellt. Danke für Ihre Auslegung.

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  8. Vielen Dank für ihre Auslegung !

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  9. Vielen lieben Dank Pastor Löhr für Ihre wunderbaren Auslegungen und auch für Ihre Gebete, so habe ich mich auch getraut zu beten, dem Herrn meine Sorgen anzuvertrauen, aber auch für andere zu beten . Und vor allem auch zu danken für all seine Güte. Der Friede des Herrn sei mit Ihnen und allen Mitbetern. 🙏🕊🐑🌈🙏

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