Losung: Ich selbst will, spricht der HERR, eine feurige Mauer rings um Jerusalem her sein. Sacharja 2,9
am 29. Mai 1453 eroberten die Muslime die christliche Stadt Konstantinopel, das heutige Istanbul. Lange hielten ihre mächtigen Mauern dem Ansturm der Türken stand. Aber dann war es die "Kerkoporta" eine kleine, vergessene Tür, durch die die Eroberer eindrangen und ein furchtbares Blutbad anrichteten. Stefan Zweig hat dieses Ereignis in seinem Buch „Sternstunden der Menschheit“ anschaulich beschrieben und daran erinnnert, wie damals das christliche Europa Konstantinopel schmählich im Stich gelassen hat.
Lehrtext: Jesus spricht: Die Pforten der Hölle sollen meine Gemeinde nicht überwältigen. Matthäus 16,18
Liebe Leserin, lieber Leser,
In der heutigen Losung sagt Gott durch den Propheten Sacharja, dass er „eine feurige Mauer rings um Jerusalem“ sein will, unüberwindbar für jeden äußeren Feind. Doch Jerusalem ist seitdem mehrfach erobert worden. Seine Mauern wurden geschleift, seine Paläste und schließlich auch der Tempel zerstört. Die Juden haben gegen den Rat des Propheten wieder Schutz hinter selbst gebauten Mauern aus Stein gesucht, die ihnen dann doch nichts geholfen haben, so wie auch die meisten Städte in früherer Zeit trotz ihrer Mauern erobert und zerstört wurden. Nicht nur Jerusalem, auch Konstantinopel, auch Rom - die ehemaligen Hauptstädte der Christenheit. Auf Gott allein wollte man sich lieber doch nicht verlassen. Und was hat's genützt?
Ich kenne mich in militärischen Angelegenheiten nicht aus. Aber ich kenne mich einigermaßen in mir aus und weiß: Wenn ich mich in allem nur auf mich selbst verlasse, auf meinen Verstand, auf meine Kraft, auf meine Möglichkeiten, dann bin ich verlassen. Eine gewisse Zeit mag ich den Widrigkeiten des Lebens widerstehen. Aber dann? Manchmal schaue ich mit gemischten Gefühlen auf das, was in meinem Leben möglicherweise noch passieren könnte. Und dann taucht die Frage auf: Wie wird es sein, wenn ich einmal alt bin? Und wie wird das dann mit dem Sterben sein? Gut, dass ich es nicht weiß.
Mir hilft bei alledem das Bild, dass Gott selbst eine feurige Mauer sein will. Ich bin so frei und nehme sein Versprechen persönlich. Er soll um mich eine solch unüberwindbare Mauer sein, die mich vor dem Ansturm des Bösen schützt. Und ich hoffe auch, dass er das tun wird. Wenn da nur nicht die "Kerkoporta" wäre, jene kleine vergessene Tür, durch die das Unheil in mein Herz dringen kann. Was nützt mir Gottes Feuermauer, wenn ich nicht auch auf mich selbst achte, auf die "undichte Stelle" meines Herzens, in die sich die negativen Gedanken und Gefühle einschleichen können? Vermutlich bin ich von innen mehr bedroht als von außen. Gegen andere Menschen kann ich mich wehren. Aber gegen mich selbst? Ich muss auch auf mich selbst aufpassen und dem Bösen widerstehen.
Seiner Gemeinde gibt Jesus die Zusage, dass „die Pforten der Hölle“, also die Macht des Todes sie nicht zerstören wird. Zu seiner Gemeinde gehören alle, die vor uns geglaubt haben, die ihm jetzt vertrauen und die das in künftigen Zeiten tun werden. In ihr sind wir vereint mit unseren Vorfahren, mit unseren Mitmenschen heute und denen, die nach uns kommen werden. Jesu Gemeinde ist mehr als jede in der Zeit existierende Kirchengemeinde. Sie ist seine Schar in Zeit und Ewigkeit, geschützt von Gott mit einer Mauer aus dem Feuer seiner Liebe.
Gebet: Herr, sei du eine solche Mauer für mich, dass ich mich bei dir sicher und geborgen fühlen kann. Das bitte ich dich für alle, die auf dich vertrauen, für alle, die dir gehören. Amen
Herzliche Grüße
Hans Löhr
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