Lehrtext: Maria setzte sich dem Herrn zu Füßen und hörte seiner Rede zu. Lukas 10,39
Liebe Leserin, lieber Leser,
kann man Gott eigentlich beweisen? Schön wär's. Alle Versuche im Laufe der Theologiegeschichte, Gott beweisen zu wollen, sind gescheitert. Unter anderem deswegen, weil es Gott nicht gibt, wie es etwa den Bodensee gibt. Er ist kein Gegenstand, über den man nachdenken, den man erforschen könnte. Sonst könnte ich ja einen Platz außerhalb von Gott einnehmen, um aus dieser Distanz über ihn zu reden. Doch einen solchen Platz gibt es nicht. Alles findet in ihm statt und durch ihn. Ohne ihn ist nichts, was ist. Mein kleines Menschenhirn kann immer nur Teile der Schöpfung wahrnehmen. Aber Gott ist mehr als die Summe aller Teile. Mehr als seine Schöpfung. Er ist das Ganze.
Gott kann ich nur glauben. Aber was heißt schon „nur“? Dass ich ihn glauben kann, ist sein wunderbares Geschenk. Und der Glaube eröffnet Welten, die der Verstand nicht erschließen kann.
Betrachte ich aber diese Welt als einer, der glaubt, dann kann ich wie der Mensch aus der heutigen Losung reden, den die ewigen Ordnungen und Gesetze Gottes trösten. Dann kann ich mir die Naturgesetze, die zur Entstehung des Universums und des Lebens geführt haben, bewusst machen und darin für mich Gottes ewiges Wirken ahnen, von dem auch ich ein Ergebnis bin. Dann habe auch ich in seinem großen Schöpfungsplan meinen kleinen Platz. Und das ist eine tröstliche Vorstellung. Das bringt mich zum Staunen und zum Loben. Aber es führt mich nicht zum Glauben.
Denn glauben und vertrauen kann ich nur auf dem Weg, den auch Maria im Lehrtext gegangen ist, dass ich mich in einer persönlichen Beziehung zu Jesus befinde, ihn höre und mir zu Herzen nehmen, was er sagt. Er spricht nicht von Schöpfungstheorien, sondern von Gottes Liebe zu allen seinen Geschöpfen. Bei ihm geht es nicht um kosmische Größenordnungen, sondern um den Wert, den jedes einzelne Geschöpf hat und die Welt im ganzen. Glauben im Sinne der Bibel heißt nicht in erster Linie großartige Erkenntnisse haben, sondern in einer persönlichen Beziehung mit Gott leben. Das kann ein genialer Wissenschaftler genauso wie ein Kind. Diese Beziehung entsteht und wird gefestigt, indem ich mit Gott rede (bete), ihn Anteil nehmen lasse an dem, was mich bewegt, aber auch auf das höre, was er mir durch das Wort der Bibel und da besonders durch Jesus Christus sagen will.
Gebet: Herr, je mehr ich über den gestirnten Himmel über mir weiß und darüber, wie alles Leben entstanden ist, desto mehr staune ich. Ich sehe und verstehe nur Einzelheiten. Aber du bist das Ganze. Mehr noch als in den Sternen und Galaxien begegnest du mir in deinen Geschöpfen, in meinen Mitmenschen. Du bist nicht nur ein Gott für alles Frohe und Helle, für alles Leichte und Schöne. Du kommst zu mir auch in meiner Traurigkeit und Finsternis, in dem, woran ich schwer zu tragen habe und was mir nicht gefällt. In Jesus zeigst du mir, dass du mir treu bist und ich dir vertrauen kann so wie gestern, so auch heute und morgen. Amen
Herzliche Grüße
Hans Löhr
"Das bringt mich zum Staunen und zum Loben. Aber es führt mich nicht zum Glauben."
AntwortenLöschenMich schon. Schade, dass Sie diesen Weg verwerfen, auch wenn Sie es rein sprachlich nur für sich selber tun. Aber es transportiert natürlich einen gewissen Erwartungsdruck, wie der rechte Glaube auszusehen hat, eben als persönliche Jesusbeziehung.