Sonntag, 20. August 2017

Schalte auf Durchzug! (Predigt) hl

Lichtblickgottesdienst. Predigt: Hans Löhr 

Liebe Freunde,

vorgestern fragte mich meine Frau, wie denn das Thema der Predigt heute im Lichtblickgottesdienst heiße. „Schalte auf Durchzug!“, sagte ich. Darauf sie: „Das machst du doch ständig.“ Und ich: „Darum kann ich ja auch was dazu sagen.“ Und das will ich jetzt tun.
Als meine große Tochter noch klein war, vielleicht drei Jahre, nahm meine Mutter sie an der Hand und ging mit ihr ein paar Schritte spazieren. Ich sah den beiden nach. Sah, wie sich meine Mutter zur Kleinen herabbeugte und ständig etwas zu ihr sagte. Da ließ meine Tochter die Hand der Oma los, setzte sich auf den Boden und hielt sich mit beiden Händen die Ohren zu. Ich musste schmunzeln, konnte ich doch meine Tochter gut verstehen. Ich wusste ja wie das war, als meine Mutter auf mich ständig eingeredet hat natürlich in bester Absicht: „Hansi, geh halt mal wieder zum Friseur. Mach endlich deine Hausaufgaben. Räum dein Zimmer auf. Und der Rasen müsste auch mal wieder gemäht werden …“ Um kein Missverständnis aufkommen zu lassen: Ich habe meine Mutter geliebt sowie auch meine Tochter ihre Oma geliebt hat und noch immer von ihr schwärmt. Heute schalten meine kleineren Kinder auf Durchzug, nicht mehr bei der Oma, die ist schon gestorben, sondern bei mir. Manchmal muss man eben auf Durchzug schalten oder sich die Ohren zuhalten. Ob das meine Frau auch so sieht?
Nun, das sind harmlose Beispiele dafür, wenn man etwas nicht hören will. Aber da gibt es noch ganz andere Dinge. Wann also sollst du wirklich auf Durchzug schalten?
Unsere Ohren sind wie Mikrofone. Ständig sind sie auf Empfang. Manches, was sie hören, speichern wir in unserem Gehirn ab oder nehmen es uns zu Herzen. Vieles aber geht da rein und da wieder raus. Wir können und wir sollen uns auch nicht alles merken. Das würde uns überfordernden. Aber manchmal speichern wir die falschen Dinge ab. Da wäre es besser gewesen, wir hätten auf Durchzug geschaltet, hätten das, was zu uns gesagt wurde, ins eine Ohr rein und aus dem anderen gleich wieder rausgelassen.
Wenn du Glück hattest, hat man dich als Kind viel gelobt und dir schöne Dinge gesagt, die dein Selbstvertrauen gestärkt haben: Das hast du aber gut gemacht. Du bist begabt. Du bist geschickt. Du kannst richtig gut malen. Du kannst so schön lachen. Das hast du gut gesagt… Dazu gehört auch mal eine Kritik etwa in der Art: ‚Da hast du dir nicht so viel Mühe gegeben. Ich weiß, du kannst es besser.‘ Gut, wenn du das damals gehört und dir gemerkt hast. Ein solches Lob, solche Bemerkungen haben dir geholfen, über dich hinauszuwachsen und das, was in dir steckt, zu entfalten.
Wenn du kein Glück hattest, hat man dich als Kind wenig gelobt und dich dafür umso mehr kritisiert: ‚Das war aber nichts, was du da gemacht hast. Dir fehlt es an Talent. Du hast zwei linke Hände. Lass deine dummen Bemerkungen. Du bist eben nur Durchschnitt. Schau nicht so blöd.‘
Auch solche Sätze können Menschen fürs Leben prägen und dafür sorgen, dass ein Kind seine Begabungen nicht entdeckt, sich nicht entfalten kann und nicht vorwärts kommt.
Aber nun ist es leider so, dass wir uns die negativen Urteile in der Regel leichter merken als die positiven. Doch gerade das, was uns verletzt und klein macht, beleidigt und entmutigt, sollten wir gar nicht erst in unseren Kopf und in unser Herz lassen. Da sollten wir gleich auf Durchzug schalten. Denn wenn du über dich selbst negativ denkst, weil andere dir das eingeredet haben, dann wird dein Leben deinen negativen Gedanken folgen genauso wie umgekehrt.
Du hast keinen Einfluss darauf, was andere zu dir sagen. Aber du kannst beeinflussen, was du hören willst oder wo du auf Durchzug schaltest. Was du am besten gleich wieder vergisst oder was du in dein Herz lässt.
Sagt also jemand zu dir, du hast versagt, hast zu viele Fehler gemacht. Dann lass diese Sätze nicht in dich hinein. Schlag die Tür deines Herzens vor ihnen zu und setzte dagegen: ‚Gott hat mir vergeben. An jedem Tag ist seine Gnade neu. Er gibt mir eine neue Chance.‘
Sagt jemand, du bist nur ein ganz gewöhnlicher Mensch. Dann setzte dagegen: ‚Ich bin ich, bin ein genialer Gedanke Gottes, bin sein Meisterstück.‘
Sagt einer, du kannst doch nichts, du bist viel zu schwach. Dann halte mit dem Bibelwort dagegen: ‚Alles kann ich durch Christus, der mich stark macht‘ (Philipper 4,13).
Du musst das nicht einmal laut sagen. Es genügt schon, wenn du dir das selbst sagst. Lass die Leute reden, die nur Negatives zu sagen haben und schalte auf Durchzug. Höre aber auf das, was Gott über dich sagt und nimm es dir zu Herzen. Er sagt: „Ich habe dir das Leben und viele Begabungen geschenkt. Du bist von mir gesegnet. Von mir bekommst du so viel Kraft wie du brauchst. Du bist nicht allein. Ich stehe dir bei. Du bist ein wertvoller Mensch und ich pass auf dich auf.“
Du bist nicht das, was ein Nachbar zu dir sagt, sondern was Gott zu dir sagt. Du bist nicht das, was ein Arbeitskollege zu dir sagt, sondern was Gott zu dir sagt. Du bist nicht das, was eine Cousine zu dir sagt, sondern was Gott zu dir sagt.
Mit solchen Gedanken sollen wir, du und ich, in jeden neuen Tag gehen. Wenn wir die Augen aufschlagen, sollen wir sagen: „Guten Morgen, lieber Gott, schön, dass du da bist. Danke, dass du mich liebst. Du gehst mit mir auch durch diesen Tag und wirst mir helfen. Du machst mich stark. Mit dir werde ich die Herausforderungen bestehen.“
Das, liebe Freunde, ist nicht positives Denken, sondern Gottvertrauen. Und was kann ein Mensch Besseres tun, als jeden Tag mit Gottvertrauen zu beginnen?
Und wenn wieder negative Gedanken in dir aufsteigen, die Kritik, die du gehört hast, die Gemeinheiten, das Mobbing – all das, was dich niederdrücken und entmutigen will, dann sage: „Kommt nur her, ihr schlechten Gefühle und schwarzen Gedanken. Durch das eine Ohr seid ihr in mich gekommen. Durch das andere scheuche ich euch wieder hinaus. Ihr habt in mir nichts zu suchen. Ich werde jetzt meinen Kopf und mein Herz durchlüften, auf Durchzug stellen, dass es euch hinaus bläst und nur das in mir bleibt, was Gott Gutes zu mir sagt auch durch andere Menschen.“
Ja, so muss man manchmal beten. So muss man manchmal zu sich selbst sprechen. Dann nimmt man sich all das Negative, was zu einem gesagt wurde, nicht so zu Herzen. Dann muss man darunter nicht so leiden.

In der Bibel wird eine Geschichte erzählt von einem Mann, den Gott sich als König ausgesucht hat. Ihr alle kennt David, zumindest seinen berühmten Zweikampf mit dem Riesen Goliath. Aber wisst ihr auch, wie Gott ihn hat aussuchen lassen? Er hat seinen Propheten Samuel zu Davids Vater gesandt, um einen von dessen Söhnen zum König zu salben. Vater Isai ließ sieben seiner acht großen Söhne antreten. Er war mächtig stolz auf sie. Sie waren gut gebaut, gut erzogen, beeindruckend und intelligent. Nur den jüngsten, David, hat er nicht kommen lassen. Er dachte: ‚Ach David ist zu klein, zu jung, zu schwach, er hat keine Erfahrung, er muss erst noch zeigen, was in ihm steckt. Also soll er auf der Weide bleiben und weiterhin die Schafe hüten.‘
Der Prophet sah sich alle großen Brüder Davids an. Er hätte schon den einen oder anderen für geeignet gehalten. Aber Gott nicht. Da fragte Samuel den Isai: „Sind das alle deine Söhne?“ Und Isai sagte, einen habe ich noch, David, aber den habe ich bei den Schafen gelassen. Er ist noch viel zu jung. Doch Samuel sagte: „Ein Mensch sieht, was vor Augen ist. Gott aber sieht das Herz an.“ Und er ließ David holen. Als nun dieser vor ihm stand, hörte er Gottes Stimme: „Auf, salbe ihn zum König!“
Hätte David auf die Meinung seines Vaters gehört, würde er immer noch Schafe hüten und niemand von uns würde seinen Namen kennen. Aber was sein Vater und seine großen Brüder über ihn gesagt haben, das ging zum einen Ohr rein und zum anderen wieder raus. Er schaltete auf Durchzug. Er spürte auch als Jugendlicher großes Selbstvertrauen, weil er Gott vertraute. Das war es, was ihn für den Kampf gegen Goliath qualifizierte und dazu, später einmal der König der Israeliten zu werden. Das war es, was seine Familie nicht in ihm gesehen hat, aber Gott.
Und darum meine ich, wenn es um dich geht, dann höre erst einmal auf Gott, was er zu dir sagt und nicht so sehr auf andere Menschen. Du bist der, der du in Gottes Augen bist und nicht der, was Menschen von dir halten. Er sieht dein Herz. Sie aber sehen nur das Äußere.

Ich will euch noch eine andere Geschichte erzählen von einem Mann, den ich nun schon bald 30 Jahre kenne. Er war einer der erfolgreichsten Unternehmer in Deutschland und verdiente mit seiner Firma viel Geld. Viele, die ihn nur oberflächlich kennen, beneiden ihn deswegen. Aber sie kennen nicht den Weg, der zum Erfolg führte. Und dieser Weg war steinig.
Ich spreche von Erich Lejeune, der vor 10 Jahren einmal in der Sommersdorfer Kirche gesprochen hat. Dieser Mann ist nach dem Krieg in ärmlichen Verhältnissen aufgewachsen. Sein Vater war Alkoholiker und die Mutter arbeitete zeitweise als Putzfrau. So kam der kleine Erich zu seiner Großmutter in eine Einzimmerwohnung in München. Von ihr bekam er das, was er bei seinen Eltern vermisst hatte: Liebe und Anerkennung. Seine Großmutter erzog ihn im Glauben an Gott und förderte ihn nach Kräften. Später war es ein Lehrer, der ihn motivieren und begeistern konnte. Danach war es eine Freundin, die zu ihm sagte: „Erich, aus dir wird etwas, ein ganz großer, so wie du auftrittst, wie du arbeitest.“
Doch bevor es soweit kam, erlebte Erich Lejeune auch seine Niederlagen und Tiefpunkte. Zu den Problemen im Elternhaus kamen drei Wochen Jugendarrest wegen Hehlerei. Nach einem steilen beruflichen Aufstieg schon in jungen Jahren folgte ein jäher Absturz, der ihn bis kurz vor den Selbstmord führte. Er hatte den Eindruck, gescheitert zu sein und sah keine Perspektive mehr. Doch die guten Worte seiner Großmutter, seines Lehrers und seiner damaligen Freundin erwiesen sich als stärker. Er begann wieder an sich zu glauben und fand auch zum Glauben an Gott zurück. Und so fing er wieder von vorne an und baute nach mancherlei Schwierigkeiten gemeinsam mit seiner Frau Irène und einem Freund eine überaus erfolgreiche Firma auf.
Hier könnte die Geschichte enden. Doch erst nachdem Erich Lejeune sich aus der Firma zurückgezogen hatte, wurde die Bestimmung seines Lebens deutlich. Sein Erfolg hat einen Zweck, der über das Geldverdienen hinausgeht. Mit seiner Frau rief er eine Stiftung ins Leben mit dem Titel „Herz für Herz“. Ihre beiden Herzen sollten künftig für die kranken Herzen von Kindern vor allem in der Dritten Welt schlagen. Bis heute hat die Stiftung von Erich und Irène Lejeune fast 5000 Kinder in Vietnam gerettet, deren Herzen geschädigt waren von dem Gift, das die Amerikaner im Vietnamkrieg über dem Land versprüht hatten.
So hat ein Münchner Volksschüler aus einfachen Verhältnissen es bis ganz nach oben geschafft. Er wurde erfolgreicher Unternehmer. Er bekam für seine Leistungen zweimal den Titel Doctor honoris causa. Ihm wurde der bayerische Verdienstorden und das Bundesverdienstkreuz verliehen. 
Das alles hat er mit viel Disziplin geschafft und weil andere und er selbst an seine Begabungen geglaubt haben. Er hat sich von den negativen Erfahrungen und den negativen Urteilen über ihn nicht irremachen lassen, weil er rechtzeitig auf Durchzug schaltete. Weil er an Gott glaubt und an sich selbst, an das, was jener ihm fürs Leben mitgegeben hat.
Ob Gott diesen Mann dafür ausgesucht hat, um so vielen Kindern zu helfen? Ob er deshalb so erfolgreich war? Würden wir diese Kinder und ihre Eltern fragen, die Antwort wäre eindeutig.

Auch du bist nicht das, was die Leute von dir denken oder sagen, sondern was Gott zu dir sagt. Wenn man schlecht über dich redet, schalte auf Durchzug. Lass solche Meinungen nicht in dein Herz. Aber öffne deine Ohren für das, was Gott sagt und lass sein Wort in dich ein, Worte wie diese:
„Ich bin es, der dich gewollt und geschaffen hat. Du bist von mir beschenkt mit vielen Begabungen. Bis heute behüte ich dein Leben. Denn du bist wertvoll. Ich brauche dich, dass du etwas von der Liebe weitergibst, mit der ich dich liebe. Du bist einzigartig, so, wie ich dich haben will. Höre nicht auf die negativen Stimmen anderer. Höre aber auf mich. Ich bin es, der dich jeden Morgen weckt. Ich bin es, der die die Kraft für dein Leben gibt. Ich bin es, der dir durch schwierige Zeiten hilft, der deine Tränen trocknet und es in deinem Leben wieder hell macht. Höre auf mich und vertraue mir. Ich bin für dich da." Amen

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