Losung: Der HERR steht dem Armen zur Rechten, dass er ihm helfe von denen, die ihn verurteilen. Psalm 109,31
Lehrtext: Hört zu, meine Lieben! Hat nicht Gott erwählt die Armen in der Welt, die im Glauben reich sind und Erben des Reichs, das er verheißen hat denen, die ihn lieb haben? Jakobus 2,5
Liebe Leserin, lieber Leser,
bei uns und in anderen Ländern, in denen es eine soziale Grundsicherung für alle Bedürftigen gibt, habe ich Probleme mit Bettlern und Bettlerinnen. Wenn ich den Untersuchungen Glauben schenken darf, verdienen sie mit Betteln nicht schlecht. Sie sollen auf diese Weise zusätzliche Einnahmen von etwa 1500 € im Monat haben. Wenn sie einfach nur da sitzen und mir die Wahl lassen, ob ich ihnen was geben will oder nicht, ist das für mich in Ordnung. Aber wenn sie sich mir aufdrängen, gar noch von Haustür zu Haustür gehen und mir keine Wahl lassen, ärgert mich das. Erst recht, wenn sie dann noch mehr verlangen, als ich zu geben bereit bin. Und was mir auch nicht gefällt, ist, dass seit ein paar Jahren überwiegend mit Hunden gebettelt wird. Die Tiere müssen dann oft stundenlang neben ihrem Besitzer bzw. ihrer Besitzerin liegen, um so das Mitleid der Passanten zu verstärken. Auch mir tun die Tiere leid, vor allem deshalb, weil sie für einen zweifelhaften Zweck missbraucht werden. Ich gebe dann trotzdem immer wieder mal was. Aber frage mich nicht, warum. Jedenfalls fällt es mir schwer, achtlos an ihnen vorüberzugehen. Und arm macht mich das „Scherflein“ sowieso nicht.
In meiner aktiven Zeit als Pfarrer kamen ab und zu Leute, die mir zum Teil erschütternde Geschichten erzählt haben und denen ich dann finanziell ausgeholfen habe. Manchmal hatte ich danach das Gefühl, das Richtige getan zu haben. Manchmal haben sie den Betrag zurückgezahlt. Manchmal hatte ich im Nachhinein den Eindruck, auf ein Märchen hereingefallen zu sein. Nun ja, dieses Risiko muss ich auch heute noch eingehen, wenn mich jemand um eine kleine finanzielle Unterstützung bittet. Besser, ich gebe einmal zu oft als gar nicht.
Schätzen, was man hat
Aber dass Arme bessere Menschen seien als die, die mit ihren Einnahmen auskommen oder vermögend sind, – das glaube ich nicht. Reiche sind nicht von vornherein geizig und Arme nicht automatisch bedürftig. Trotzdem möchte ich mit ihnen nicht tauschen, sondern bin froh, dass ich keine Not leiden muss. Sie können mich erinnern, das zu schätzen, was ich habe und dafür dankbar zu sein.
Zur Zeit Jesu war die Lage anders. Wer damals arm war, hatte kaum eine Chance, der Armut zu entkommen. Viele mussten sich in der Landwirtschaft als Tagelöhner verdingen (Matthäus 20,1-15), weil es sonst keine Arbeit gab. Viele mussten betteln, weil sie aus gesundheitlichen oder anderen Gründen große Probleme hatten. Weder gab es damals Rente, noch Krankenversicherung, noch eine soziale Grundsicherung. Man war von den nächsten Angehörigen abhängig, dass sie sich um einen kümmerten. Und es ist noch gar nicht so lange her, dass vor 150 und mehr Jahren auch aus Deutschland Tausende nach Nordamerika ausgewandert sind, um dort ein besseres Leben zu finden.
Arme nicht beschämen
Warum die einen arm und die anderen reich sind, das hat viele Gründe, und auf diese Frage gibt es viele Antworten. Natürlich spielt da auch die Ungerechtigkeit dieser Welt eine Rolle und vor allem, dass nicht jeder die gleichen Chancen, Kräfte und Begabungen hat. Aber das legt mir die Losung wieder einmal nahe, dass ich mich davor hüten soll, einen Armen zu beschämen, denn in ihm begegnet mir Christus, auch wenn ich das nicht erkenne (Matthäus 25,1-40). Und in den Bettlern und Bettlerinnen am Straßenrand soll ich meine Menschengeschwister erkennen, meine Brüder und Schwestern. Das fällt mir manchmal schwer. Richtig ist es aber doch. Schließlich ist Gott unser gemeinsamer Vater.
Und bin ich nicht letzten Endes in gewisser Weise auch ein Bettler? Was habe ich schon, das mir nicht gegeben wurde? Ich lebe von Gottes Segen und von seiner Gnade so wie du auch. Und er fragt nicht, ob ich auch richtig glaube, ob ich das auch verdient habe, sondern gibt mir mehr, als ich brauche.
Gebet: Herr, ich bin froh, in einem Land leben zu können, wo man sich um soziale Gerechtigkeit bemüht, wo niemand verhungern muss und ohne medizinische Hilfe bleibt. Und auch wenn sich viele darauf etwas zugutehalten, bist du es doch, der mit seinem Segen unter uns wirkt. So danke ich dir für die vielen, die ihre Arbeitskraft in den Dienst ihrer Mitmenschen stellen, besonders in der Medizin, Pflege, Erziehung, Rechtspflege und Fürsorge. Du wirkst auch durch sie, ob ihnen das bewusst ist oder nicht. Amen
Herzliche Grüße,
Ihr / dein Hans Löhr
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»Die Bibel ist so voller Gehalt, dass sie mehr als jedes andere Buch
Stoff zum Nachdenken und Gelegenheit
W Betrachtungen über die menschlichen Dinge bietet.«
J.W. von Goethe
aus: „Dichtung und Wahrheit“
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1728 erschien in Herrnhut
die erste Tageslosung, ein Bibelwort aus dem Alten Testament, das für jeden Tag
des Jahres ausgelost wird. Dazu wird der Lehrtext, ein passendes Bibelwort aus
dem Neuen Testament, ausgesucht. Inzwischen erscheinen die täglichen „Losungen“
in etwa 50 Sprachen.
Ich lege Losung und Lehrtext aus, weil einer Untersuchung zufolge das
Nachdenken über Bibelworte den Glauben am stärksten wachsen lässt.
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Vielen Dank mir geht es ähnlich wie Ihnen im Umfang mit den Bettlern herzliche Grüße und Gottes Segen Ihnen und Ihrer Familie Angelika
AntwortenLöschenLaßt uns doch fragen,warum sitzen sie da?Vielleicht mit ihrem einzigen Freund,dem Hund ? Weil sie irgendwie in diese ,nicht glückliche Situation hineingeraten sind ,ob selbstverschuldet oder nicht!Ich gebe Ihnen was und es tut mir gut!
AntwortenLöschenAlso was medizinische Versorgung angeht habe ich was anderes erlebt und diese Erfahrung sitzt jetzt. Ich hatte letztes Jahr einen komplizierten Schulterbruch und musste erst ein Krankenhaus finden das mich aufnahm und mich operierte. Das hat Tage gedauert. So eine ähnliche Erfahrung machte bereits vorher mit einer Magen und Darmerkrankung und Mediziner sagen das wird noch schlimmer.
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