Samstag, 28. Oktober 2017

Befreier damals und heute hl

LosungMit fröhlichem Schall verkündigt dies und lasst es hören, tragt's hinaus bis an die Enden der Erde und sprecht: Der Herr hat seinen Knecht Jakob erlöst. Jesaja 48,20 

LehrtextEs wird gepredigt werden dies Evangelium vom Reich in der ganzen Welt zum Zeugnis für alle Völker, und dann wird das Ende kommen. Matthäus 24,14 

Liebe Leserin, lieber Leser,

das war der Urknall des Glaubens für die Israeliten, nicht dass da ein einziger Gott ist, der alles geschaffen hat, sondern der Menschen aus einer hoffnungslosen Lage befreit (=erlöst). Und das haben sie als Volk zweimal erlebt. Das erste Mal, als sie unter Moses aus der Sklaverei in Ägypten ausgebrochen sind und das zweite Mal, als sie nach rund 70 Jahren aus dem Exil in Babylon wieder heimkehren konnten. 
     Beide Ereignisse brachten sie im Glauben mit Gott zusammen. Darum heißt die heutige Losung im Zusammenhang: »Schnell, verlasst Babylonien, ihr Israeliten, flieht aus dem Land der Chaldäer! Singt und jubelt vor Freude! Die ganze Welt soll hören, was geschehen ist. Erzählt es überall: ›Der HERR hat Israel, das Volk, das ihm dient, befreit!« (Übersetzung: HFA) Für die Israeliten und später die Juden war und ist Gott zuallererst der große Befreier und dann auch Schöpfer. Diese Gotteserfahrung prägte auch den Glauben der ersten Christen. Denn auch Jesus war für sie der große Befreier aus einem Leben ohne Gott und Sinn, der Erlöser aus Schuld und Tod. 
     Und wie ist das heute bei dir? Ich will sagen, wie es bei mir ist. Ja, ich glaube, dass Gott auch in der Geschichte handelt und ganze Völker aus der Gewalt des Bösen befreit. Das letzte Jahrhundert hat dafür einige Beispiele parat: Die Befreiung unseres Volkes von der mörderischen Ideologie des Nationalsozialismus. Die Befreiung der Völker Osteuropas von der ähnlich mörderischen Ideologie des Stalinismus. Die Befreiung der Kambodschaner aus der Terror-Herrschaft von Pol Pot und seiner Roten Khmer. Die Befreiung der Chinesen vom radikalen Maoismus, dem ebenfalls Millionen zum Opfer gefallen sind. Die Befreiung der Südafrikaner aus der Apartheid. Die Befreiung der Völker Afrikas vom europäischen Kolonialismus und nicht zuletzt noch einmal wir Deutsche, die wir 1989 ohne Blutvergießen dem Kalten Krieg entronnen sind und unser Land wieder vereinigen konnten. 
     Das muss man nicht mit Gott zusammen bringen. Aber ich frage, womit sonst? Mit Zufall? Mit einem anonymen Weltgeist? Oder, wie es 1989 hieß, mit "Wahnsinn"? Überall, wo Menschen der Macht des Bösen entrinnen, sehe ich Gott am Werk. Und was im Großen gilt, gilt in besonderer Weise auch im Kleinen. Denn mein Glaube hängt nicht am Weltgeschehen, sondern daran, was ich ganz persönlich erlebe. 
     Und so glaube ich, wenn ich auf mein Leben zurückschaue, dass Gott mich mehrfach „von dem Bösen erlöst“ hat, wie es im Vaterunser heißt. Da hätte manche Krankheit, die ich als Kind hatte, einen ganz anderen, einen tragischen Verlauf nehmen können. Da hätte ich als junger Mensch in atheistische und gewaltbereite politische Kreise geraten können, wie der eine oder andere, der meinen Lebensweg gekreuzt hat. Manche gefährliche Situation auf der Straße hätte mich die Gesundheit oder gar das Leben kosten können. Und wenn ich nur lange und intensiv genug nachdenke, werden mir noch andere Beispiele einfallen. 
     Ja, ich kann von mir sagen, dass ich immer wieder einmal aus einer verhängnisvollen Situation erlöst worden bin. Ich kann mir das natürlich auch an die eigene Brust heften. Aber ich weiß es besser. Ich weiß, wem ich es zu verdanken habe, dass ich in keiner Katastrophe untergegangen bin. Und wenn ich heute mal nicht gut drauf bin, weil ich meine, ich hätte dies oder jenes anders machen können und sollen oder es sollte mir besser gehen als es mir ohnehin schon geht, dann halte ich mir vor Augen, was für ein treuer Hirte mein Gott ist, ob "auf der grünen Aue" oder "im finsteren Tal" (Psalm 23). Doch, ich hätte allen Grund vor Freude und Dankbarkeit laut oder leise zu singen und zu jubeln. Manchmal mache ich das auch. Ich sollte es öfter tun.
     Wenn im Lehrtext vom »Evangelium vom Reich (Gottes)« die Rede ist, dann verstehe ich darunter auch, was ich soeben geschrieben habe. Nämlich dass Gott in dieser Welt handelt und regiert, allen schlechten Nachrichten zum Trotz. Und dass er das auch in meinem kleinen Leben tut. Nein, ich verstehe viele Dinge nicht, die geschehen. Und manchmal habe ich Schwierigkeiten, sie mit meinem Glauben zusammenzubringen. Aber meine Lebens- und Glaubenserfahrung lehrt mich, dass es gut ist und mir gut tut, an Gott festzuhalten so wie er sich in Jesus gezeigt hat. Dieser Glaube hat mir bisher geholfen. Er wird es auch künftig tun, der Glaube an und das Vertrauen auf den Gott, der seit Urzeiten hilft und befreit.

Gebet: Danke, Herr, du hast Menschen oft genug aus der Macht des Bösen befreit. Darum hoffe ich für mich und alle, die mir am Herzen liegen, dass du das auch künftig tun wirst. Und wenn ich einen kleinen Teil dazu beitragen kann, so nimm mich in deinen Dienst. Amen

Herzliche Grüße

Hans Löhr

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