Donnerstag, 9. August 2018

Wofür schlägt dein Herz? hl

Losung: Wandelt in allen Wegen, die euch der HERR, euer Gott, geboten hat, damit ihr leben könnt. 5.Mose 5,33 

LehrtextJesus sprach zu dem Gesetzeslehrer: Was steht im Gesetz geschrieben? Was liest du? Er antwortete und sprach: »Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben von ganzem Herzen, von ganzer Seele und mit all deiner Kraft und deinem ganzen Gemüt, und deinen Nächsten wie dich selbst.« Er aber sprach zu ihm: Du hast recht geantwortet; tu das, so wirst du leben. Lukas 10,26-28 

Liebe Leserin, lieber Leser,

leben – wer wollte das nicht? Es kann Situationen geben, da musst du alles dran setzen, um zu überleben: während einer lebensgefährlichen Krankheit, auf einer Flucht, bei einer Naturkatastrophe, in einer schweren Depression. Ich hoffe nicht, dass du zur Zeit um dein Überleben kämpfen musst. Meistens aber geht es um die Fragen, wie lebe ich gut, wie lebe ich richtig, was gibt meinem Leben Sinn?
     Die Israeliten, von denen in der Losung die Rede ist, befanden sich auf der Flucht aus Ägypten und auf dem Weg durch die Wüste. Bei ihnen ging es immer wieder ums Überleben. Das war dann nicht nur eine Frage von Hunger und Durst, sondern auch ob man noch an das Ziel, an das von Gott versprochene Land, glaubte und es gemeinsam erreichen wollte. Und so sagte Mose zu ihnen: Wir schaffen das nur, wenn wir uns an Gottes Wort halten und ihm folgen. Doch auch am Ziel werden uns Gottes Gebote helfen, am Leben zu bleiben.
     Der Gesetzeslehrer, von dem im Lehrtext die Rede ist, war in einer anderen Situation. Er fragte nach dem ewigen Leben und wie er es „ererben“ könne. Und Jesus lässt ihn selbst die Antwort sagen, die in der hebräischen Bibel steht: Gott und seinen Mitmenschen lieben wie sich selbst. Das ewige Leben beginnt also Jesus zufolge schon im zeitlichen Leben, im Hier und Jetzt. Es ist nichts anderes, als die Hinwendung zu Gott und den Mitmenschen, die hier beginnt und sich dort vollendet.
     So weit, so gut. Doch der Gesetzeslehrer wollte es genau wissen und fragt: »Wer gehört denn eigentlich zu meinen Mitmenschen?« Darauf sagt Jesus sinngemäß sinngemäß: 'Frage nicht, wer dein Mitmensch (Nächster) ist, sondern achte darauf, wer es gerade mit dir zu tun hat, wer dir gerade begegnet und nun liebe ihn, wer auch immer es ist! Lieben, das heißt, wende dich ihm zu und wende dich nicht ab. Gib ihm, was er gerade braucht: deine Hilfe, ein gutes Wort, Zeit. Sei also barmherzig und nicht kaltherzig. So wirst du leben, weil dann dein Herz auch für andere schlägt.'
     Und wem soll ich mich zuwenden, wen lieben? Ausnahmslos jeden, der mir begegnet, ob sympathisch oder unsympathisch, ob fremd oder vertraut, ob Christ, ob Muslim oder Atheist, ob Freund oder Feind. 
     Das wird ja oft vergessen, dass Jesu Geschichte vom barmherzigen Samariter eine Geschichte von Feindesliebe ist. Genau genommen geht es in ihr zunächst gar nicht darum, dass der jüdische Gesetzeslehrer seinem damaligen Feind, dem Samariter, helfen (lieben) soll, sondern dass dieser einem notleidenden Juden hilft. Der Clou der Geschichte ist demnach, sich selbst einmal als hilfsbedürftiges Opfer vorzustellen, das froh ist, dass ein anderer ihm hilft und dem es dann egal ist, ob der andere Freund oder Feind ist. Hauptsache, ihm wird geholfen. Wenn ich mir das klar gemacht habe, dann gilt auch das Umgekehrte: Egal ob der, der mir begegnet, sympathisch oder unsympathisch ist, fremd oder vertraut, Christ, Muslim oder Atheist, ob er Freund ist oder Feind - wenn er meine Zuwendung braucht ist alles andere nachrangig. Hauptsache, ihm wird von mir geholfen.
     Aber gibt es denn für Liebe eine Obergrenze? Was meinst du, dass Jesus antwortet? Gibt es denn für ihn eine solche Obergrenze oder für Gott? Ich bin nicht Gott. Meine Kraft ist begrenzt und auch die Fähigkeit zu lieben. Aber das meine ich schon, dass ich den Rahmen meiner Möglichkeiten selten ausschöpfe und meine Grenzen weiter sind als ich oft glaube. 
     
Gebet: Herr, du liebst mich und wendest dich mir zu, weil ich dich brauche und nicht, weil ich so liebenswert wäre. Du tust das auch, indem du in Gestalt eines anderen Menschen zu mir kommst, wenn ich Not leide. Dann bin ich heilfroh, dass er für mich da ist, wer auch immer er ist. Ebenso will auch ich mich einem anderen zuwenden, wenn er mich braucht, egal, um wen es sich handelt. Schenke mir dazu die Kraft deiner Liebe. Amen

Herzliche Grüße

Hans Löhr

Und jetzt noch einmal die ganze Geschichte vom „barmherzigen Samariter“. Sie ist die Schlüsselgeschichte dafür, welches Gebot Gottes das wichtigste ist:

25 Da stand ein Gesetzeslehrer auf, um Jesus eine Falle zu stellen. »Lehrer«, fragte er, »was muss ich tun, um das ewige Leben zu bekommen?« 26 Jesus erwiderte: »Was steht denn im Gesetz Gottes? Was liest du dort?« 27 Der Gesetzeslehrer antwortete: »Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben von ganzem Herzen, mit ganzer Hingabe, mit all deiner Kraft und mit deinem ganzen Verstand. Und auch deinen Mitmenschen sollst du so lieben wie dich selbst.« 28 »Richtig!«, erwiderte Jesus. »Tu das, und du wirst leben.«
29 Aber der Mann wollte sich verteidigen und fragte weiter: »Wer gehört denn eigentlich zu meinen Mitmenschen?«
30 Jesus antwortete ihm mit einer Geschichte: »Ein Mann ging von Jerusalem nach Jericho. Unterwegs wurde er von Räubern überfallen. Sie schlugen ihn zusammen, raubten ihn aus und ließen ihn halb tot liegen. Dann machten sie sich davon. 31 Zufällig kam bald darauf ein Priester vorbei. Er sah den Mann liegen und ging schnell auf der anderen Straßenseite weiter. 32 Genauso verhielt sich ein Tempeldiener. Er sah zwar den verletzten Mann, aber er blieb nicht stehen, sondern machte einen großen Bogen um ihn. 33 Dann kam einer der verachteten Samariter vorbei. Als er den Verletzten sah, hatte er Mitleid mit ihm. 34 Er ging zu ihm hin, behandelte seine Wunden mit Öl und Wein und verband sie. Dann hob er ihn auf sein Reittier und brachte ihn in den nächsten Gasthof, wo er den Kranken besser pflegen und versorgen konnte. 35 Am folgenden Tag, als er weiterreisen musste, gab er dem Wirt zwei Silberstücke aus seinem Beutel und bat ihn: ›Pflege den Mann gesund! Sollte das Geld nicht reichen, werde ich dir den Rest auf meiner Rückreise bezahlen!‹ 36 Was meinst du?«, fragte Jesus jetzt den Gesetzeslehrer. »Welcher von den dreien hat an dem Überfallenen als Mitmensch gehandelt?« 37 Der Gesetzeslehrer erwiderte: »Natürlich der Mann, der ihm geholfen hat.« »Dann geh und folge seinem Beispiel!«, forderte Jesus ihn auf
(Lukas 10,25-37)

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Alle bisherigen Losungsauslegungen kann man hier im Internet-Blog nachlesen: <http://glaubenswachstum.blogspot.com/>
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 Hans Löhr / Sommersdorf 5 / 91595 Burgoberbach

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