Losung: Seine Hilfe ist nahe denen, die ihn fürchten, dass Güte und Treue einander
begegnen, Gerechtigkeit und Friede sich küssen. Psalm 85,10.11
Lehrtext: Weil ihr darauf wartet, darum setzt auch alles daran, dass eure
Gemeinschaft mit dem Herrn durch nichts beeinträchtigt wird. Bemüht euch, rein
und fehlerlos vor ihm zu stehen, wenn er kommt. 2.Petrus 3,14
Liebe Leserin, lieber Leser,
„Dass Gerechtigkeit und Friede sich küssen” – die Bibel
überrascht immer wieder mit Formulierungen, die sich heutzutage kein Journalist
ausdenken könnte. Und damit bringt sie auf den Punkt, was viele nicht wissen
oder wahrhaben wollen: Es gibt keine Gerechtigkeit ohne Frieden und keinen
Frieden ohne Gerechtigkeit. Das gilt im kleinen wie im großen, in Familien
wie in der hohen Politik. Der innere Frieden eines Landes ist in Gefahr, wenn
die Schere zwischen Reich und Arm immer größer wird. Wenn die einen nach einem
langen Arbeitsleben mit einer Rente knapp über dem Sozialhilfeniveau abgespeist
werden und andere viele 100.000 Euro im Jahr einstreichen. Der Haussegen und
damit der Familienfrieden hängt schief, wenn Eltern ein Geschwister den anderen
vorziehen oder wenn ein Partner den anderen ausnützt. Und da, wo Krieg
herrscht, bleibt Gerechtigkeit sowieso auf der Strecke. Es gibt keinen
gerechten Krieg, nur einen gerechten Frieden! Der ungerechte Friede, der
Deutschland nach dem Ersten Weltkrieg von den Siegermächten in Versailles
aufgezwungen worden ist, führte nur zu einem weiteren, ungerechten Krieg.
Dass Gerechtigkeit und Friede sich küssen, bedeutet mehr,
als dass sie sich gegenseitig ergänzen. Wenn zwei sich küssen, sind Zwang und
Gewalt ausgeschlossen. Beim Kuss – wenn er denn seinen Namen verdient – kann es
nur behutsam, ehrlich und zärtlich zugehen. Sonst ist es ein verräterischer
Judaskuss oder eine Unterwerfungsgeste, wo einer vor einem anderen kniet, weil
er ihm die Hand küssen muss. Und weil es für uns Menschen so schwer ist,
Gerechtigkeit und Frieden ohne Gewalt herzustellen, braucht es Gott, wie das
Losungswort sagt. Ohne seine Hilfe, so bin ich überzeugt, wäre die Menschheit
längst in schreiendem Unrecht und in Gewaltexzessen untergegangen.
„Darum“, so heißt es im Umfeld des Lehrtextes,“ warten
wir auf den neuen Himmel und die neue Erde, wo es endlich Gerechtigkeit gibt.“ Aber
dazu dürfen wir die Hände nicht in den Schoß legen. Das Bibelwort sagt: Bemüht
euch, jetzt schon so zu leben, wie es Menschen zukommt, die zu Jesus Christus
gehören.
Gebet: Herr, du hast
die Macht, in unseren Herzen Frieden zu schaffen und uns vor Gott gerecht zu
machen. Wir haben die Macht, dir das zuzutrauen. Doch damit wir auch öffentlich
in deinem Namen für Frieden und Gerechtigkeit eintreten, brauchen wir deine
Hilfe. Amen
Hans Löhr
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