Mittwoch, 7. November 2012

Schwäche als Chance hl

Losung: Der Bogen der Starken ist zerbrochen, und die Schwachen sind umgürtet mit Stärke. 1.Samuel 2,4

Lehrtext: Paulus schreibt: Ich will mich rühmen meiner Schwachheit, damit die Kraft Christi bei mir wohne. 2.Korinther 12,9

Liebe Leserin, lieber Leser,

lieben Sie, liebst Du Überraschungen? Liebst Du Veränderungen? Liebst Du es, wenn die Welt plötzlich auf dem Kopf steht? Ich denke, je älter man wird, desto mehr hat man sich in dieser Welt eingerichtet und mit den Verhältnissen abgefunden. Als junger Mann träumte ich von der Revolution, dass Ausbeutung, Erniedrigung, Krieg und Armut endlich ein Ende haben möchten. Da hätte es mir nichts ausgemacht, wenn die Mächtigen entmachtet, die Unterdrücker gestürzt und die Reichen enteignet worden wären. Inzwischen meine ich zu wissen, dass es noch nach jeder Revolution bald neue Mächtige, Unterdrücker und Reiche gegeben hat. Dass sich im Grundsatz eigentlich nichts ändert. China ist in unseren Tagen ein anschauliches Beispiel.
Der ewige Gott ist zu jung, als dass er sich mit den Verhältnissen auf dieser Erde abfinden würde. Er ist immer wieder für Überraschungen gut und wirft alte Ordnungen über den Haufen. Das mag uns gefallen oder nicht. Er ist ebenso.
Hanna hat das erfahren, als sie, die lange keine Kinder bekommen konnte, plötzlich mit Samuel schwanger war. Und dann sang sie vor lauter Freude und Begeisterung über Gott ihr Lied vom großen Umsturz, aus dem die Tageslosung eine Zeile ist. Maria hat das erfahren, als sie, eine völlig unbedeutende Frau aus dem Dorf Nazareth, von Gott dazu ausersehen wurde, den Retter der Welt zu gebären. Sie nimmt sich Hanna zum Vorbild und singt davon, dass Gott die Mächtigen vom Thron stürzt und die Niedrigen erhebt, die Hungrigen mit Gütern füllt und die Reichen leer ausgehen lässt (Lukas 1, 46-54). Ja, wo er eingreift, müssen die Starken zittern und die Schwachen schöpfen neue Hoffnung und Kraft.
Paulus macht diese Erfahrung sozusagen am eigenen Leib. Es sind nicht seine Stärken, in denen sich sein Glaube zeigt, sondern seine Schwächen: er erfährt die Kraft von Jesus Christus in seiner Krankheit, als er gefoltert und gefangen wird, als er Schiffbruch erleidet und am Ende ist. Die „Kraft Christi" leuchtet umso mehr aus ihm, je weniger er dieses Licht mit seinen vermeintlichen Stärken, mit seinem eigenen Gehabe verdeckt.
Das ist unsere Chance, dass auch Du und ich, wenn wir uns schwach fühlen, diese Kraft spüren können, sofern wir für sie offen sind.
Gebet: Herr Jesus, ich finde Dich nicht in einer goldenen Wege im Königspalast, sondern in einer Futterkrippe im Stall. Du kommst nicht hoch zu Ross, sondern reitest auf einem Esel. Du kommst nicht mit dem Schwert, sondern mit Gottes Liebe. Du hast nicht Macht über große Streitkräfte, sondern über die Herzen vieler Menschen. Du bist anders als alle anderen. Deine Kraft ist in den Schwachen mächtig. Das ist auch meine Chance. Amen


Herzliche Grüße

Hans Löhr 

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