Predigt im
Lichtblickgottesdienst am 4. November 2012 (Hans Löhr)
Liebe Freunde,
We are the champions of the world- Wir sind die
Weltmeister. Die meisten hier kennen
wohl diese englische Hymne, die immer dann gespielt und von tausenden Fans gesungen
wird, wenn eine Fußballmannschaft Meister geworden ist.
Diese Hymne stammt von
Freddy Mercury und seiner Rockgruppe Queen. Im Mittelpunkt der heutigen Predigt
steht aber ein anderer Song von ihm: Mother Love, zu Deutsch Mutterliebe.
Dieses Lied findet sich auf seiner letzten CD „Made In Heaven“, die vier Jahre
nach seinem Tod erschienen ist. Freddy Mercury ist 1991 im Alter von 46 Jahren
an Aids gestorben. „Mutterliebe” war sein letztes Lied überhaupt. Er hatte zuletzt
nur noch die Kraft, die ersten drei Verse selbst singen. Den letzten Vers hat dann
sein Freund Brian May an seiner Stelle singen müssen.
Ich lese jetzt einen
Ausschnitt auf Deutsch vor. Anschließend hören wir ein paar Takte aus diesem
Lied. (Text projizieren)
Mother Love - Mutterliebe
»Nein, ich
möchte nicht mit dir schlafen.
Ich brauche auch keine Leidenschaft,
keine stürmische Affäre, um das Gefühl zu haben,
dass mein Leben irgendwohin führt.
Alles, was ich mir wünsche, ist Trost und Zuwendung.
Ich will nur wissen, dass mir meine Partnerin zärtliche Mutterliebe schenkt.
Ich brauche auch keine Leidenschaft,
keine stürmische Affäre, um das Gefühl zu haben,
dass mein Leben irgendwohin führt.
Alles, was ich mir wünsche, ist Trost und Zuwendung.
Ich will nur wissen, dass mir meine Partnerin zärtliche Mutterliebe schenkt.
Ich bin auf
diesem Weg viel zu lang allein gelaufen.
Ich habe
genug von diesem immer gleichen alten Spiel.
Man sagt, ich
sei ein Mann von Welt und ich sei stark.
Aber mein Herz ist schwer, und meine Hoffnung ist
erloschen.
Da draußen in
der Stadt, in der kalten Welt
will ich kein Mitleid, nur ein sicheres Versteck.
Mama, bitte, lass mich wieder in dich zurück. …
Ich will nur wissen, dass du da bist.
Gib mir deine ganze, zärtliche Mutterliebe.«
will ich kein Mitleid, nur ein sicheres Versteck.
Mama, bitte, lass mich wieder in dich zurück. …
Ich will nur wissen, dass du da bist.
Gib mir deine ganze, zärtliche Mutterliebe.«
Und jetzt der letzte Vers,
den sein Freund an seiner Stelle singt:
»Mir tut alles
weh. Ich kann keinen Schlaf finden.
Meine Träume sind alles, was ich noch habe.
Ich hab ein Gefühl wie wenn die Sonne untergeht.
Ich gehe heim zu meiner zärtlichen Mutterliebe.«
Meine Träume sind alles, was ich noch habe.
Ich hab ein Gefühl wie wenn die Sonne untergeht.
Ich gehe heim zu meiner zärtlichen Mutterliebe.«
(Teilweise Einspielung von CD „Made In Heaven“, Song 4:
„Mother Love“ (2 min & 5 sec)
Dieses Lied ist das
erschütternde Dokument eines überaus begabten Sängers, der sich im Leben völlig
verausgabt hatte. Er wollte alles mitnehmen. Er kannte keine Grenzen. Für ihn
sollte das Leben eine einzige, rauschende Party sein. Er war eine Kerze, die an
beiden Enden zugleich gebrannt hat. Und so kam sein Ende früher, als er und
seine Fans es wahrhaben wollten.
Es geht mir jetzt nicht
darum, ein moralisches Urteil über Freddy Mercurys Lebenswandel zu fällen. Mir
geht es darum, welche Botschaft sein letztes Lied für uns enthält. Als ihm
dieses Leben nichts mehr bieten konnte an Vergnügungen und Lust, als der nahe
Tod ihn wie ein wildes Tier vor sich hertrieb. Als Freddy Mercury in Panik geriet,
weil er keine Hoffnung mehr hatte, da wollte er sich in seiner Verzweiflung in
die Vergangenheit flüchten. Er wollte rückwärts leben. Er wollte angesichts des
bevorstehenden Todes wie ein kleines Kind zurück in die liebevollen Arme seiner
Mutter. Mehr noch, er wollte wieder zurück in den Mutterleib.
Zurück, zurück zu Mama – in ihrer
Liebe, so dachte er, wäre er sicher und geborgen. Und darum hört man am Ende
dieses Songs auch leise ein Baby schreien. Ja, welcher Mensch kann dich besser
trösten als deine Mutter? Nicht umsonst sagt Gott in der Bibel: „Ich will euch
trösten, wie euch eine Mutter tröstet.“
Aber, liebe Freunde, wir
können unser Leben nicht rückwärts leben. Was war, ist für immer vorbei. Von
der Vergangenheit trennt uns eine gläserne Wand. Wir können zwar zurückschauen,
aber nicht zurückgehen. Was gestern war, ist Geschichte. Was morgen sein wird,
weiß niemand. Du lebst nur heute, nur jetzt, in diesem Augenblick.
Solange es uns gut geht, ist
das auch kein Problem. Aber wenn nach den Höhepunkten des Lebens das finstere
Tal der Einsamkeit und der Leiden kommt, würden wir am liebsten umkehren und
uns in der Vergangenheit verkriechen. Doch gerade dann müssen wir weitergehen,
Schritt um Schritt. Was wird uns am Ende erwarten? Ein großes schwarzes Loch?
Oder Licht? Das sind so Fragen, die uns in diesen tristen Novembertagen nahe
rücken.
Und darum, so möchte ich dir
mit der Bibel sagen, egal, wie alt du jetzt bist: lebe heute und lebe mit
Zuversicht. Wir haben doch eine Hoffnung. Wie Freddy Mercury suchen wir die
große Liebe, in der wir geborgen sind. In der alles an sein Ziel kommt. Aber
wir suchen sie nicht in der Vergangenheit. Wir finden sie bei Gott. Und wir
finden sie jetzt, hier, in diesem Gottesdienst. Wir finden Sie in den Liedern,
die wir singen, in der biblischen Botschaft, die wir hören, in den Gebeten, die
wir sprechen und in unserem Glauben.
Doch vielleicht sagst Du
jetzt: Das hört sich gut an, aber mir geht es anders. Ich finde die Liebe
Gottes nicht. Auch jetzt nicht. Ich spüre sie nicht. Mich umgeben die Zweifel
wie ein Nebel. Ich möchte zwar gern, aber ich kann nicht glauben. Die Sorgen,
die ich habe, sind einfach stärker. Ja, das mag sein. Das ging auch Petrus,
Andreas und Jakobus nicht anders, bevor sie Jesus begegnet sind. Und dann stand
er plötzlich vor ihnen und sagte nur: »Komm und folge mir nach!« Und, so heißt
es weiter in der Bibel, da ließen sie alles zurück und folgten ihm nach.
Nein, ich erwarte nicht,
dass ihr jetzt alles aufgebt und zurück lasst, was euer Leben bisher ausgemacht
hat. Ich tut das ja auch nicht. Aber das, was Dich jetzt von Gott trennt, der
Bodennebel deiner Zweifel und Sorgen, vielleicht auch deiner Schuld, das lass
unter dir, wenigstens für einen kurzen Augenblick. Egal, wie es dir gerade
geht, gib dir einen Ruck. Erhebe dich über diesen Nebel mit den Flügeln des
Glaubens. Tu etwas, was du vielleicht noch nicht getan hast. Lobe und preise
Gott, den König der Welt, deinen Schöpfer. Sage ihm nicht, was du jetzt alles
von ihm willst. Er weiß es ja sowieso. Er weiß doch, wie es dir geht. Sage ihm
vielmehr:
„Gott, du bist groß, größer
als alles sonst. Du bist heilig und allmächtig. Ich preise dich für diese Welt.
Du hast das unermessliche All geschaffen, mit Sonnen, Sternen und Galaxien ohne
Zahl. Du hast diese winzige Erde geschaffen und mich kleinen Menschen. Du
willst, dass es mich gibt. Du kennst mich bei meinem Namen. Bis zu diesem Augenblick
hast du mich behütet und am Leben erhalten, hast mich gesegnet und unsichtbar
geleitet und liebst mich durch deinen Sohn Jesus Christus. Dich bete ich an.
Dich lobe und preise ich mit jeder Zelle meines Körpers. Dir schenke ich mein
Leben.“ (Stille)
Dieser Lobpreis verändert
nicht deine Situation. Aber er verändert dich. Er gibt dir einen neuen Blick
auf dein Leben. Alles, was dir sonst so zu schaffen macht, verliert an Größe
und Wucht, weil dein Gott größer ist als jedes deiner Probleme. Preise deinen
Gott, immer wieder, wo auch immer du bist und wie auch immer es dir geht.
Preise ihn, wenn du glücklich bist und preise ihn wenn du weinen musst.
Seine Liebe, so sagt es die
Bibel, ist wie Mutterliebe und mehr noch als diese. Unsere Mütter haben uns
hoffentlich sehr geliebt. Und wenn sie noch leben, tun sie's noch immer. Aber
auch Mutterliebe kann Gottes Liebe nicht ersetzen, weil sie nur ein Abglanz
dessen ist, was er uns schenkt. »Er ist Liebe«, schreibt Johannes, »und wer in
der Liebe bleibt, der bleibt in Gott und Gott in ihm.«
»Ich gehe jetzt heim zur
zärtlichen Liebe meiner Mutter« – so hat der Freund anstelle des sterbenden
Freddy Mercury gesungen, der dazu nicht mehr in der Lage war. Du und ich, wir
gehen heim zur zärtlichen Liebe unseres himmlischen Vaters, in der alles zur
Vollendung kommt: dein Leben und mein Leben und das von Freddy Mercury. Von Geburt
an gehen wir wieder heim zu ihm, jeden Tag ein Stück weiter. Und wir kommen
heim, kommen in sein Licht, wenn wir nicht zurück, sondern vorwärts gehen auch
durch manches finstere Tal. Gut, dass wir dieses Ziel vor Augen haben. Es gibt
uns die Kraft, jetzt zu leben und
vorwärts zu glauben. Amen
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