Samstag, 29. Januar 2022

Der Sturz vom hohen Ross hl

Losung: Ich will sie retten von allen ihren Abwegen, auf denen sie gesündigt haben, und will sie reinigen, und sie sollen mein Volk sein.  Hesekiel 37,23

Lehrtext: Wisst ihr nicht, dass ihr Gottes Tempel seid und der Geist Gottes in euch wohnt? 1. Korinther 3,16

Liebe Leserin, lieber Leser,

so ein schöner Gedanke im Lehrtext! Schade, dass Paulus mich gleich wieder verantwortlich macht, wie und womit ich Gottes Tempel baue, ob aus Gold oder Stroh. Im ersten Fall werde ich belohnt. Im zweiten mit knapper Not durchs Feuer hindurch gerettet. Und wenn ich oder ein anderer diesen Tempel zerstört, wird Gott mich oder ihn auch »zerstören« (1. Korinther 3,10-17). Jesus hat nicht so gesprochen.

Warum nur schon wieder dieser Druck und so eine Drohung? Gott will uns vollenden und nicht zerstören. In seinen Augen sind wir jetzt schon mehr als wir von uns aus sein und tun können.
Der Tempel ist sein Werk und nicht meins. Er hat mich geschaffen und, wie jeden Menschen, dazu bestimmt, sein Haus zu sein, in dem sein Geist wohnen will. Ob er aber darin wohnt, kann ich nicht machen. Ich kann ihn nur einladen und darauf vertrauen, dass er meine Einladung annimmt. 

Geburtsfehler der Kirche(n)

Mir scheint, die Kirche hat von Anfang an den Fehler gemacht, neben all dem Guten Menschen zu gängeln und zu bevormunden, sie zu belehren und ihnen Angst zu machen. Dafür hat sie nun die Quittung bekommen. Erst haben Millionen mit den Füßen abgestimmt und sie meist geräuschlos verlassen. Jetzt aber fliegt ihr das ganze hierarchische Gebäude um die Ohren. 
Am Dienstag haben sich im Fernsehen 100 Mitarbeitende der katholischen Kirche oft unter Tränen geoutet, die eine andere sexuelle Anlage haben als die Mehrheit. Sie alle wollen vollwertige Christen sein - und sind es auch. Sie alle wollen Gottes Tempel sein und sind es auch. Entscheidend ist, dass Jesu Geist in ihnen wohnt und nicht ihre Sexualität. Sie wollen endlich ohne Angst und schlechtes Gewissen das leben, was sie sind: schwul, lesbisch, transsexuell usw. So wollen sie Christen sein. Und deshalb haben sie ihre Initiative "Wie Gott uns schuf" genannt.

Demut lernen

Gleichzeitig verfolgen die grässlichen Missbrauchsfälle die Kirchenoberen bis in den Vatikan hinein. Die Kirche, die zwei Jahrtausende lang auf hohem moralischen Ross saß und von oben herab den Menschen vorgeschrieben hat, wie sie leben müssen, die muss nun absteigen und Demut lernen. Und wie steht es damit in der evangelischen Kirche? Demütige Dienerin der Menschen sein, so wie Gott sie schuf, das ist ihre Aufgabe und Existenzberechtigung.
Ich selbst habe auch umlernen müssen, was meine Einstellung gegenüber Homosexuellen betrifft. Für mich waren sie immer Sonderlinge, mit denen ich nichts zu tun haben wollte, bis ich sie als Studentenpfarrer in München immer besser kennen und schätzen lernte. 
Der Geist Jesu wohnt in den Menschen, die ihn willkommen heißen. Und die anderen? Die sind auch Gottes Tempel. Er wartet darauf, dass sie das erkennen und ihn einladen.

Gebet: Herr, du hilfst mir durch deinen Geist, dass ich nicht in meinen Vorurteilen stecken bleibe. Du hilfst mir, im Geist deines Sohnes Jesus Christus die Bibel zu lesen und zu verstehen. So lerne ich dich immer besser kennen. So lerne ich von deiner Menschenfreundlichkeit und kann selbst zu meinen Mitmenschen verständnisvoller und freundlicher sein. So wächst mein Vertrauen zu dir und meine Freude an dir. Amen

Herzliche Grüße,

Ihr / dein Hans Löhr 

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