Losung: Ich will sie reinigen von aller Missetat, womit sie wider mich gesündigt
haben, und will ihnen vergeben. Jeremia 33,8
Lehrtext: Jesus Christus ist die
Versöhnung für unsre Sünden, nicht allein aber für die unseren, sondern auch
für die der ganzen Welt. 1. Johannes
2,2
Liebe Leserin, lieber Leser,
halal, koscher, rein - für Muslime und Juden ist es heute noch von großer Bedeutung, dass sie unterscheiden zwischen rein und unrein. Das betrifft vor allem die Speisen, aber auch andere Bereiche des Lebens.
Christen kennen die religiöse Unterscheidung von reinen und unreinen Speisen nicht mehr. Aber nicht wenige von ihnen, vor allem in früheren Zeiten, fühlten sich selbst unrein, von Sünden befleckt und mit Schuld beschmutzt. Priester und Pfarrer haben ihnen das seit biblischen Zeiten eingeredet, weil ihnen selbst das auch eingeredet worden ist. Und sie haben eine mächtige Waschmaschine betrieben namens Kirche, in der die schmutzigen Seelen mit Blut reingewaschen würden. Mit dem Blut Jesu.
Schauerliche Blut-Esoterik …
Wie schauerlich das heutzutage klingt.
Aber früher schien das für viele normal gewesen zu sein. Doch sein Blut ist
kein Waschmittel, sondern eine Metapher für seinen Tod, dafür, dass er seine
Feinde und sogar seine schwierigen Freunde bis zuletzt geliebt hat. Dafür steht
der Wein des Abendmahls und nicht für Blutopfer, Blutwäsche und obskure
Blut-Esoterik.
Besonders schlimm finde ich, dass Menschen das Gefühl gegeben wurde, sie seien schmutzig, nicht nur äußerlich, sondern innerlich. Um sich wenigstens vorübergehend nicht mehr schmutzig zu fühlen, gingen sie zur Beichte und zur Eucharistie beziehungsweise zum Abendmahl. Im katholischen Schuldbekenntnis und in dem einiger protestantischer Gemeinschaften heißt es bis heute: „Meine Schuld, meine Schuld, meine übergroße Schuld“.
… und schauerliche Selbstentwertung
Ich
lehne diese Selbsterniedrigung vor Gott entschieden ab. Sie führt nur zur
Selbstentwertung und zu religiösen Neurosen. Oder sie wird nur noch gedankenlos
dahergeplappert. Hat Jesus so etwas vom Zöllner Zachäus verlangt oder von der
Frau, die ihm die Füße gesalbt hat oder überhaupt von jemandem, den er geheilt
hat? Hat er das jemals zur Bedingung gemacht, damit er sich einem Menschen zuwandte?
Dir vielleicht? Oder sind das Erfindungen, vielleicht in bester
Absicht und in der irrigen Meinung, man würde ihm oder Gott damit einen
Gefallen tun oder man wäre damit seinem Wort in der Bibel gehorsam.
Aber sagt die Losung nicht genau das? Lässt der Prophet Jeremia nicht Gott selbst so sprechen? Ja. Und ich will das Jeremia auch gar nicht zum Vorwurf machen. Damals war eine solche Sichtweise offenbar eine religiöse Selbstverständlichkeit und man meinte, Gott so recht verstanden zu haben. Doch wir sind 2600 Jahre weiter.
Wir könnten Christen sein, die dazugelernt haben
Wir
könnten Christen sein, die von Jesus und seinem Evangelium gelernt haben. Er
ist genau zu denen gegangen, die sich schmutzig und wertlos gefühlt haben, weil
die Frommen sie damals so angesehen und behandelt haben: die Aussätzigen, die
Zöllner, die Huren, „die Hirten auf dem Felde“. Ihnen hat er nicht die Beichte
abgenommen, sondern hat sie als seine Brüder und Schwestern angenommen.
In seiner Gegenwart spielten die Sünden
keine Rolle mehr. Sie waren und sind in dem Augenblick vergeben, da er sich
einem Menschen zuwendet. In seiner Gegenwart muss sich niemand schmutzig,
wertlos und klein fühlen. Und so ist es noch immer. Nicht sein Blut wäscht dich
rein, sondern seine Liebe. In seinen Augen ist es jeder und jede wert, das zu
sein, was wir alle sind: Kinder Gottes.
Gebet: Herr, du weißt wie ich bin und ich
weiß das auch. Du weißt, dass ich darunter leide, wenn ich mich anderen
gegenüber falsch verhalten habe, wenn ich sie verletzt und enttäuscht habe. Das
tut mir leid. Doch du gibst mir die Kraft, sie um Entschuldigung zu bitten und
befreist mich von meinem schlechten Gewissen. Denn du willst keine verkrümmten
Seelen, sondern dass wir Menschen aufrecht und frei durchs Leben gehen als
fröhliche Geschöpfe unseres Gottes. Amen
Herzliche Grüße!
Ihr / dein Hans Löhr
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Moin Hans Löhr,
AntwortenLöschendanke für diese treffende Beschreibung für meinen "Glauben" in meiner Kindheit.
„Meine Schuld, meine Schuld, meine übergroße Schuld“. habe ich auch zu lange gebetet und gefühlt.
Gottes Gnade kam bei uns nicht vor.
Durch Gottes Gnade bin ich heute auf dem richtigen Weg und nehme mich als von Gott geliebtes Kind an, so wie ich bin und bin dankbar für das, was ich in meinem Leben auf vielen Umwegen erreicht habe. Vor allem das Wissen und Fühlen Gottes Kind zu sein.
Halleluja
Elisabeth