Losung: Fraget nach dem HERRN und nach seiner Macht, suchet sein Antlitz allezeit! Psalm 105,4
Lehrtext: Wer bittet, empfängt; wer sucht, der findet; wer anklopft, dem wird aufgetan. Lukas 11,10
Liebe Leserin, lieber Leser,
wenn mich meine erwachsenen Kinder besuchen und klingeln, überlege ich keine Sekunde, ob ich öffnen soll. Ich reiße freudig die Haustüre auf und wir umarmen uns. Und als sie früher ihre Osternester suchten, habe ich ihnen geholfen, wenn sie sie nicht gefunden haben: "warm, wärmer, kälter, heiß", und dann hatten sie das Nest in Händen. Sie liebten es, die Osternester zu suchen. Aber sie wollten auch die Gewissheit haben, dass sie sie auf jeden Fall finden würden und sei es eben mit etwas Nachhilfe.
Damit habe ich den Lehrtext eigentlich schon ausgelegt. Ob das so passt, überlasse ich deinem Urteil. Aber verhält es sich wirklich so mit Gott?
Eine Willkommensgeschichte
Jesus erzählt die bekannte Geschichte, wie der „verlorene Sohn“ wieder nach Hause kommt. Er ist finanziell abgebrannt, äußerlich zerlumpt und innerlich von Gewissensbissen geplagt. Als sein Vater ihn sieht, hat er drei Möglichkeiten.
Entweder schließt er die Tür ab und sagt sich: „Den lass ich nicht mehr in mein Haus. Der soll schauen, dass er verschwindet.“
Oder er verhält sich so, wie sich viele, vielleicht sogar die meisten Väter verhalten würden. Er denkt sich: „Soll er nur kommen, der Rumtreiber und Versager. Das ganze Erbe, das ich ihm gegeben habe, hat er durchgebracht. Und jetzt, da er am Ende ist, kommt er wieder kleinlaut angekrochen. Er soll nur erst mal spüren, dass ich zornig und schwer enttäuscht bin. Er muss erst mal beweisen, dass ihm das alles leid tut. Dann sehen wir weiter.“
Oder der Vater wählt die dritte Möglichkeit, von der Jesus erzählt. Demnach denkt er gar nicht daran, wie ihn sein Sohn gekränkt hatte. Er stürmt durch die Tür und rennt (!) ihm entgegen. Und als der Sohn eine Entschuldigung stammelt, achtet er gar nicht weiter darauf, sondern fällt ihm um den Hals und drückt ihn an sein Herz. Alles ist gut.
Natürlich kann man den Lehrtext auch anders verstehen, hochmoralisch und gesetzlich. Dann kommt wieder alles auf mich an, dass ich nur inständig bitte, fleißig suche und zerknirscht bei Gott anklopfe in der Hoffnung, dass ich ihn finde und er mir auftut. Aber das wäre dann kein Evangelium mehr, keine befreiende, frohe Nachricht, sondern Druck, Warnung und Belehrung. Doch wenn es um Gottes Liebe geht, kommt es nun mal nicht auf mich an.
Die Losung aus dem Alten Testament kann man, wie üblich, gesetzlich verstehen. Alles hängt davon ab, ob der „Herr" in diesem Bibelwort mein barmherziger Vater ist, oder ein richtender und strafender Gott.
Gebet: Mein Gott und Vater, wenn ich dich in der Bibel suche, dann sagst du mir durch dein Wort: "Ich bin doch längst da." Und wenn ich im Gebet bei dir anklopfe, dann renne ich offene Türen ein. Du hast den Tisch schon gedeckt. Du willst, dass ich bei dir daheim bin. Du wirst mir auch gern geben, worum ich bitte, wenn es zu meinem Besten ist. Danke, dass ich dir gehöre und dir willkommen bin. Amen
Herzliche Grüße
Ihr / dein Hans Löhr
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