Losung: Eure Sünden halten das Gute von euch fern. Jeremia 5,25
Lehrtext: Seht darauf, dass nicht jemand Gottes Gnade
versäume. Hebräer 12,15
Liebe Leserin, lieber Leser,
sind Sie ein Sünder / eine Sünderin? Nicht? Sie / du meinst,
du hättest nicht gestohlen, nicht die Ehe gebrochen und niemanden umgebracht.
Und das bisschen Tratsch über andere - naja, das ist doch keine Sünde. Und die
Steuererklärung und das Bügeln am Sonntag, – das macht doch jeder. Das muss man
nicht weiter ernst nehmen.
Aber welche Sünde muss man dann ernst nehmen? Ich meine, die
Ursünde ist, Gott zu vergessen und ohne ihn leben zu wollen. Und das passiert
jeden Tag. Mir jedenfalls. Einerseits weiß ich aus der Bibel, dass Gott da ist
– auch in diesem Augenblick –, dass er mich von allen Seiten umgibt, dass ich in
ihm lebe. Andererseits treffe ich viele Entscheidungen ohne ihn; versuche ich
Probleme nach eigenem Gutdünken, also ohne ihn zu lösen; schleppe ich das, was
mir zu schaffen macht, allein durchs Leben, ohne mir von ihm helfen zu lassen.
So zu leben als ob es Gott nicht gäbe – das ist Sünde. Und
zwar nicht deswegen, weil ich Gott damit beleidigen würde, oder weil ich
ungehorsam wäre, oder weil ich mich nicht an die Gebote halten würde. Nein, hauptsächlich
ist das deswegen Sünde, weil ich mich von ihm nicht beschenken lasse mit dem
Guten, dass er mir geben will , mit seiner Gnade. Er ist doch deswegen mein
himmlischer Vater, um mir zu helfen und zwar in diesem Leben, heute und jetzt. Er
tut das, weil er mich liebt. Und ich? Bedeuten mir seine Geschenke denn nichts
oder nur ab und zu, wenn ich allein nicht mehr weiter komme?
Die erste Seligpreisung von Jesus heißt sinngemäß: „Selig,
ja glücklich zu nennen ist, wer mit leeren Händen vor Gott steht und alles von
ihm erwartet. Er bleibt in seinem Einflussbereich, im Reich der Gnade." Mit leeren Händen vor Gott. Nichts haben,
worauf ich vor ihm stolz sein könnte. Auch nicht auf meine Gebete, auch nicht
auf die Zeiten, in denen ich in der Bibel gelesen oder Gottesdienste besucht
habe oder anderen gegenüber nett und hilfsbereit war. Mit leeren Händen vor
Gott ohne jeglichen Leistungsnachweis, nur mit der Erwartung, dass er mir alles
gibt, was ich jetzt brauche, in diesem Augenblick – das wär's. Dann würde ich
das Gute nicht von mir fernhalten. Dann würde ich seine Gnade nicht versäumen.
Dann würde ich in seiner Gegenwart leben, in seinem Frieden, ohne Sorgen und
ohne Angst… Manchmal klappt das ja. Oft aber nicht. Dann biege ich mir das
Leben wieder selbst zurecht. Dann bin ich ein Sünder. Und Sie / du?
Gebet: Herr, wenn ich dich vergesse, so denke du
an mich. Wenn ich mein Leben selbst in die Hand nehme ohne nach dir zu fragen,
so halte du mich in deiner Hand. Wenn ich dir die kalte Schulter zeige, so
öffne du mir dein Herz. Du bist doch meine Lebenssonne. Ohne dich müsste meine
Seele erfrieren. Lass deine Gnade über mir scheinen, auch wenn die Wolken
meiner Selbstherrlichkeit sie verdunkeln. Amen
Herzliche Grüße und Gottes Segen für die neue Woche!
Hans Löhr
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