Losung: Ich hatte dich gepflanzt als einen edlen Weinstock, ein ganz echtes
Gewächs. Wie bist du mir denn geworden zu einem schlechten, wilden Weinstock? Jeremia
2,21
Lehrtext: Paulus schreibt: Mich wundert,
dass ihr euch so bald abwenden lasst von dem, der euch berufen hat in die Gnade
Christi, zu einem andern Evangelium. Galater 1,6
Liebe Leserin, lieber Leser,
immer wieder mal erlebe ich Leute, die den Glauben für sich
(wieder) entdeckt haben und nun ganz begeistert sind. Sie besuchen
Gottesdienste, hören sich neue geistliche Popmusik an, lesen in der Bibel oder
christliche Schriften, beten regelmäßig und versuchen ihr Leben nach Gott
auszurichten. Darüber freue ich mich sehr. Aber leider erlebe ich es auch, dass
nach einiger Zeit bei dem einen oder der anderen der Elan wieder nachlässt. Die
Mühen des Alltags fordern ihren Tribut. Die Aufmerksamkeit wird wieder stärker
von anderen Dingen in Anspruch genommen. Und dann wuchert der „edle Weinstock",
um im Bild zu bleiben, mit wilden Trieben vor sich hin und bringt nur noch
kümmerlichen Ertrag.
Ich denke, jeder, der das liest, kennt dieses Problem auch
bei sich selbst. Und so stellt sich auch für jeden von uns die Frage: ‚Wie kann
ich meinen Glauben auch im Alltag durchhalten?‘ Die Antwort ist nicht sehr
erfreulich, im Grunde kennt sie jeder selbst. Sie heißt: mit Disziplin. Die
feurigste Begeisterung für Gott braucht Disziplin, damit sie nicht ein
Strohfeuer bleibt, das bald wieder erlischt, sondern zu einer Glut wird, die
lebenslang anhält. Das ist einer der Gründe, warum es Klöster gibt. Menschen
suchen dort Disziplin in der Gemeinschaft Gleichgesinnter, um im Glauben
durchzuhalten.
Aber deswegen müssen Sie / musst du nicht gleich ins
Kloster. Mach es dir zur Gewohnheit, regelmäßig zu beten, am besten zu
bestimmten Zeiten und an einem bestimmten Ort. Mach es dir zur Gewohnheit,
sonntags einen Gottesdienst zu besuchen, gerade dann, wenn du keine große Lust
hast. Mach es dir zur Gewohnheit, im Autoradio eine CD mit christlicher
Popmusik zu hören und vielleicht auch einigermaßen regelmäßig diese Losungsauslegungen
zu lesen oder eine andere Lektüre. Das hilft deinem Glauben zu wachsen. Dann
muss sich der Apostel Paulus nicht mehr wundern, dessen Wort im Lehrtext in
einer neueren Übersetzungen heißt: »Ich wundere mich sehr über euch.
Gott hat euch doch in seiner Gnade das neue Leben durch Jesus Christus
geschenkt, und ihr seid so schnell bereit, ihm wieder den Rücken zu kehren. Ihr
meint, einen anderen Weg zur Rettung gefunden zu haben?«
Vielleicht geht es bei Ihnen / bei dir gar nicht einmal so
sehr darum, einen ‚anderen Weg zur Rettung‘ zu suchen, sondern schlicht darum, die
Kraft aufzubringen, auf dem eingeschlagenen Weg des Glaubens zu bleiben.
Wenn erst einmal die Begeisterung des Anfangs verflogen ist,
zeigt es sich, ob der Glaube in dir Wurzeln geschlagen hat. Die beste
Voraussetzung dafür ist, dass du ihn regelmäßig begießt.
Gebet: Herr, du weißt, wie schnell ich
kleingläubig werde. Wie schnell ich mich ablenken lasse von dir und die
Ansprüche und Sorgen des Alltags meinen Glauben überwuchern. Aber ich will das
nicht. Ich hab es doch erlebt, wie gut es mir tut, auf dich vertrauen zu können
und mit dir mein Leben zu führen. Wie
glücklich es mich macht, dir nahe zu sein. Blase du mit deinem Geist in die
Asche meines Glaubens, dass mit der letzten Glut das Feuer neu erwacht. Amen
Herzliche Grüße
Hans Löhr
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