Losung: Du bist der Trost Israels und sein Nothelfer. Warum stellst du dich, als
wärst du ein Fremdling im Lande und ein Wanderer, der nur über Nacht bleibt? Jeremia 14,8
Lehrtext: Es geschah, als die Jünger so redeten und sich miteinander besprachen, da
nahte sich Jesus selbst und ging mit ihnen. Aber ihre Augen wurden gehalten,
dass sie ihn nicht erkannten. Lukas
24,15-16
Liebe Leserin, lieber Leser,
ich schreibe Ihnen / dir gern davon, wie Gott uns nahe ist,
uns hilft, segnet und heilt. Mit einem Wort: wie sehr er uns liebt. Und das ist
ja auch richtig. Immerhin ist in der Bibel an vielen Stellen davon die Rede.
Aber – und jetzt kommt das verstörende ‚Aber‘: Gott hat auch eine andere Seite.
Daran denke ich nicht so gern. Aber auch darauf weisen manche Stellen in der
Bibel hin. Soll ich sie einfach ausblenden, um mich selbst und dich nicht zu
beunruhigen?
Der Zusammenhang, in dem das heutige Losungswort aus dem
Buch des Propheten Jeremia steht, ist verstörend. So heißt es zwei Verse
weiter: „Dieses Volk liebt es, mir, dem Herrn, davonzulaufen. Sie wollen
einfach nicht mehr bei mir bleiben. Darum finde ich keinen Gefallen mehr an
ihnen. Ich verschone sie nicht mehr, sondern ziehe sie für ihre Sünden zur
Rechenschaft. Und weiter sprach der Herr zu mir: ‚Jeremia, bitte nicht mehr für
das Wohl dieses Volkes! Wenn sie mich auch um Gnade anflehen, werde ich sie
doch nicht erhören… Nein, ich werde sie auslöschen durch Kriege, Hungersnot und
Seuchen.‘« Vielleicht denkt jetzt einer: Naja, das ist mehr als zweieinhalb
tausend Jahre her. Wirklich? Der Zweite Weltkrieg ist noch nicht einmal 70
Jahre her. Oder haben diese schrecklichen Ereignisse gar nichts mit Gott zu
tun? Haben wir nur einen lieben Gott, der nicht mehr zuständig ist, wenn das
Unglück kommt?
Die Bibel sieht auch Elend und Leid mit Gott zusammen. Aber
sie sucht die Schuld dafür nicht bei ihm, auch nicht bei feindlichen Mächten
von außerhalb. Jeremia zum Beispiel sucht die Schuld bei seinem eigenen Volk.
Für viele Israeliten war Gott uninteressant geworden. Sie trafen falsche
Entscheidungen und rannten in ihr Unglück. Doch da waren Einzelne, wie Jeremia,
die nicht aufhörten Gott um Hilfe anzurufen und die so sein Herz bezwangen. Das
Unglück hielten sie nicht auf, aber sie hielten es in Grenzen, so dass nicht
das ganze Volk zugrunde ging.
Martin Luther sprach vom „verborgenen Gott”, wenn mitten im
Leid von ihm nichts zu spüren ist. Aber auch dann ist Gott in seinem Sohn Jesus
bei mir so wie er mit den beiden Jüngern auf dem Weg nach Emmaus war
(Lehrtext). Jene meinten, dass Jesus für immer tot sei. Doch der Auferstandene
ging mit ihnen, auch wenn sie ihn zunächst nicht erkannten.
Und so meine ich, dass es in schweren Zeiten besser ist, nicht
nach dem allmächtigen Gott zu suchen, sondern nach dem barmherzigen Jesus
Christus, der auch im Leid bei mir bleibt und mitträgt, was mich beschwert .
Gebet: Herr, wenn ich
auch gleich nichts fühle von deiner Macht,
du führst mich doch zum Ziele auch durch die Nacht. Amen
(Lied 376, 3)
Herzliche Grüße
Hans Löhr
Herzlichen Dank für diesen Artikel.
AntwortenLöschenIch habe mich in der letzten Zeit etwas intensiver mit diesem Thema beschäftigt (auf meinem Blog www.lechajim.com).
Besonders bleibt mir der letzte Satz hängen: Nicht nach dem allmächtigen Gott zu suchen, sondern nach dem barmherzigen Jesus Christus.
Nochmal herzlichen Dank und liebe Grüße
Uwe Hermann