Losung: Ihr sollt
Priester des HERRN heißen, und man wird euch Diener unsres Gottes nennen. Jesaja 61,6
Lehrtext: Paulus
schreibt an Timotheus: Ich erinnere dich daran, dass du erweckest die Gabe
Gottes, die in dir ist. 2.Timotheus 1,6
Liebe Leserin, lieber Leser,
das ist schon ein Ehrentitel, wenn man Priester des Herrn
und Diener unseres Gottes, des allmächtigen Schöpfers von Himmel und Erde,
heißt (Losung). Doch dieser Ehrentitel
wird noch durch einen anderen bei weitem überboten: Gotteskind. Dieser Titel
gehört dir. Und das ist mehr als ein Titel. Das ist ein Zustand. Du und ich,
wir gehören Gott, und er akzeptiert und liebt uns wie ein Vater oder eine
Mutter ihr Kind.
Gestern habe ich im Radio mitbekommen, dass Papst Franziskus
in seiner Pfingstbotschaft gesagt hat, Christen sollen sich bewusst machen, dass
sie Gotteskinder sind und entsprechend leben. Manche meinen vielleicht jetzt,
dass man Gott aufs Wort folgen muss wie ein Kind, dem der Vater mit dem Stock
droht. Mit einem solchen perversen Glauben habe ich nichts zu tun.
Mir gefällt
vielmehr, was Hanns-Josef Ortheil in seinem wunderbaren Roman „Die Erfindung
des Lebens“ geschrieben hat: »Im Dom(-Gottesdienst)
gab es überhaupt keine armen (= bemitleidenswerten) Kinder, sondern nur
Gotteskinder, jedenfalls nannte der Erzbischof die Gläubigen so. Ein Gotteskind
zu sein, war für mich also die eigentliche Erlösung und einer der schönsten
Zustände überhaupt.« Johannes, die Hauptperson des Romans, erlebt als verstummtes
Kind, wie vor Gott alle menschlichen Unterschiede verschwinden, wie es keine
Rolle mehr spielt, ob man groß ist oder klein, reich oder arm, gesund oder
krank. Es zählt nur noch das Eine: Du bist / ich bin sein Gotteskind. Er sieht
mich mit liebevollen Augen an und freut sich, dass es mich gibt so wie ich bin.
Dieser Glaube ist die vielleicht wichtigste Gabe, die Gott
in dich und in mich gelegt hat. Sie gilt es, wie der Lehrtext sagt, zum Leben
zu erwecken. In diesem Glauben, in diesem Bewusstsein kann ich selbstbewusst leben.
Das gibt mir eine Würde und eine Freiheit, die mir niemand nehmen kann. Als
Gotteskind kann ich mich freuen und
meine Leiden tragen, kann ich leben und
sterben. Denn ich gehöre ja ihm, und daran wird sich nichts ändern.
Gebet: Guten Morgen, lieber Gott! Die Träume der
Nacht liegen noch wie ein Schatten auf meiner Seele. Meine Sorgen drücken mich. Wie soll ich wieder froh werden? Doch was betrübe ich mich selbst? Ich
gehöre ja dir. Ich gehöre dir mit allem was ich bin und habe, mit meinen hellen
und meinen dunklen Seiten, mit meinen Erfolgen und Niederlagen, mit meinem
Glauben und meiner Sünde, mit meiner Freude und meiner Angst. Ich gehöre dir,
weil du mich gewollt und geschaffen hast. Weil du mein Vater bist. Weil ich
dein Kind bin. Weil du mich in Jesus liebst und erlöst. Ich gehöre dir und
nicht anderen, was auch immer sie von mir wollen. Ich gehöre dir und nicht mir,
was auch immer ich mir für Sorgen und Selbstvorwürfe mache. Denn du bist um
mich und heilst mich. Du gibst mir neuen Lebensmut und neue Kraft. Dass ich dir
gehöre und du für mich da bist jetzt und allezeit – das macht mich froh und
frei. Amen
Herzliche Grüße
Ihr / dein Hans Löhr
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen