Losung: Ich will
meinen Bund mit dir aufrichten, sodass du erfahren sollst, dass ich der HERR
bin. Hesekiël 16,62
Lehrtext: Von der
Hoffnung habt ihr schon zuvor gehört durch das Wort der Wahrheit, das
Evangelium, das zu euch gekommen ist, wie es auch in aller Welt Frucht bringt
und auch bei euch wächst. Kolosser 1,5-6
Liebe Leserin, lieber Leser,
Gott sagt zu seinem Volk durch den Mund des Propheten Hesekiël:
»Kein Mensch hatte Mitleid mit dir und
erbarmte sich über dich. Noch am Tag deiner Geburt warf man dich aufs freie
Feld, weil jeder nur Verachtung für dich übrig hatte. Ich kam an dir
vorüber und sah dich hilflos und blutverschmiert am Boden liegen. Da sagte ich
zu dir: 'Du sollst am Leben bleiben und heranwachsen wie eine Blume auf
dem Feld!' Du blühtest auf und wurdest zu einer schönen Frau voller Anmut.
Deine Brüste wuchsen, dein Haar war voll und schön. Aber immer noch warst du
völlig nackt. Wieder kam ich an dir vorüber, und ich sah, dass du alt
genug warst, einen Mann zu lieben. Da breitete ich meinen Mantel über dich aus
und bedeckte deinen nackten Körper als Zeichen dafür, dass du meine Frau sein
solltest. Ich, der Herr, schwor dir Treue und schloss mit dir einen Bund fürs
Leben. So wurdest du meine Frau.«
Kennen Sie / kennst du diese emotionale Geschichte aus der
Bibel? Weißt du auch, wie sie weitergeht?
Als junger Pfarrer habe ich mal das ganze Kapitel 16 des Buches
Hesekiel aus dem Alten Testament im Gemeindebrief abgedruckt, dem unser
heutiges Losungswort entnommen ist. Für mich war es ausgesprochen revolutionär, weil es meine
damaligen Vorstellungen vom Gott des Alten Testaments auf den Kopf stellte. Ich
dachte, andere wären vielleicht ebenso beeindruckt wie ich. Aber es gab
praktisch keine Reaktion. Die meisten Empfänger des Gemeindebriefes haben ihn
sowieso nicht gelesen so wie es heute immer noch ist. Und die anderen hat
dieses Kapitel offenbar wenig bewegt.
Die Geschichte geht so weiter, dass Gott von seinem Volk so
betrogen wird wie ein Mann von seiner Frau, die sich für andere zur Hure macht.
Was da im Buch des Propheten Hesekiël steht, ist ein Gleichnis dafür, wie die Israeliten damals sich vom
lebendigen Gott abgewandt und die toten, aber sichtbaren Götzen ihrer
Nachbarvölker verehrt haben. Zugleich ist sie mehr als ein Gleichnis, nämlich
die feste Zusage Gottes, die ‚Ehe‘ (= Bund) mit seinem Volk trotz aller extrem
negativen Erfahrungen fortzusetzen und seinem ursprünglichen Ja-Wort treu zu
bleiben (Losung). Sie endet mit dem Satz: »Alles, was du getan hast, werde ich dir vergeben; doch du wirst dich
immer wieder daran erinnern und dich schämen.«
Warum haben wir nicht auch so einen Gott wie andere
Religionen, der dreinschlägt und straft, der zürnt und droht, der sich so
aufführt, wie sich viele einen Gott vorstellen, als allmächtiger Despot bei
dem nur Befehl und Gehorsam gelten? Einen Gott, der Eisen wachsen lässt, wie
viele Pfarrer im Ersten Weltkrieg sagten? Ja, mir begegnet auch bei manchen
Christen hin und wieder so ein Gottesbild. Denn mit einem solchen Gott kann man
andere gefügig machen, ihnen den eigenen Willen, die eigenen Vorstellungen, die
eigene Moral aufzwingen. Natürlich immer nur zum Besten des anderen. Insgeheim
aber zur Befriedigung der eigenen Machtgelüste.
Aber was uns die Bibel, was uns insbesondere Jesus von Gott
erzählt, - das ist doch gar kein richtiger Gott, den man fürchten und verehren
könnte. Kann man denn mit einem ‚barmherzigen Vater‘ bei anderen Eindruck
schinden? Kann man mit einem Gott angeben, der alles vergibt, wirklich alles,
selbst noch die schlimmsten Sünden? Der seinen Sohn in einem stinkenden Stall
zur Welt kommen und sich in ihm von Menschen quälen, verspotten und töten
lässt? Ja, man kann. Er ist meine Hoffnung, er allein. (Lehrtext) Und wie ist
das bei dir? Welchen Gott willst du?
Wer mit diesem Gott nichts anfangen kann, soll doch mal bei
den Muslimen oder Juden vorbeischauen. Vielleicht haben die ein besseres
Angebot für ihn.
Gebet: Herr, an dir halte ich fest, weil du nicht
so ein Gott bist wie andere, keine Fantasyfigur, keine Projektion menschlicher
Wünsche und Eigenschaften ins Unermessliche, kein absoluter Alleinherrscher,
kein Superpapst und kein Superpräsident. Du stellst alle menschlichen
Gottesvorstellungen auf den Kopf und kommst auf den Füßen Jesu, auf den Füßen der
Barmherzigkeit und der Liebe in mein Herz. Danke, dass du mir treu bist. Hilf
mir, dass ich auch dir treu bleiben kann. Amen
Herzliche Grüße
Ihr / dein Hans Löhr
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen