Montag, 9. Mai 2016

Gott und seine Frau hl

Losung: Ich will meinen Bund mit dir aufrichten, sodass du erfahren sollst, dass ich der HERR bin. Hesekiël 16,62

Lehrtext: Von der Hoffnung habt ihr schon zuvor gehört durch das Wort der Wahrheit, das Evangelium, das zu euch gekommen ist, wie es auch in aller Welt Frucht bringt und auch bei euch wächst. Kolosser 1,5-6

Liebe Leserin, lieber Leser,

Gott sagt zu seinem Volk durch den Mund des Propheten Hesekiël: »Kein Mensch hatte Mitleid mit dir und erbarmte sich über dich. Noch am Tag deiner Geburt warf man dich aufs freie Feld, weil jeder nur Verachtung für dich übrig hatte. Ich kam an dir vorüber und sah dich hilflos und blutverschmiert am Boden liegen. Da sagte ich zu dir: 'Du sollst am Leben bleiben und heranwachsen wie eine Blume auf dem Feld!' Du blühtest auf und wurdest zu einer schönen Frau voller Anmut. Deine Brüste wuchsen, dein Haar war voll und schön. Aber immer noch warst du völlig nackt. Wieder kam ich an dir vorüber, und ich sah, dass du alt genug warst, einen Mann zu lieben. Da breitete ich meinen Mantel über dich aus und bedeckte deinen nackten Körper als Zeichen dafür, dass du meine Frau sein solltest. Ich, der Herr, schwor dir Treue und schloss mit dir einen Bund fürs Leben. So wurdest du meine Frau
Kennen Sie / kennst du diese emotionale Geschichte aus der Bibel? Weißt du auch, wie sie weitergeht?
Als junger Pfarrer habe ich mal das ganze Kapitel 16 des Buches Hesekiel aus dem Alten Testament im Gemeindebrief abgedruckt, dem unser heutiges Losungswort entnommen ist. Für mich war es  ausgesprochen revolutionär, weil es meine damaligen Vorstellungen vom Gott des Alten Testaments auf den Kopf stellte. Ich dachte, andere wären vielleicht ebenso beeindruckt wie ich. Aber es gab praktisch keine Reaktion. Die meisten Empfänger des Gemeindebriefes haben ihn sowieso nicht gelesen so wie es heute immer noch ist. Und die anderen hat dieses Kapitel offenbar wenig bewegt.

Die Geschichte geht so weiter, dass Gott von seinem Volk so betrogen wird wie ein Mann von seiner Frau, die sich für andere zur Hure macht. Was da im Buch des Propheten Hesekiël steht, ist ein Gleichnis dafür, wie die Israeliten damals sich vom lebendigen Gott abgewandt und die toten, aber sichtbaren Götzen ihrer Nachbarvölker verehrt haben. Zugleich ist sie mehr als ein Gleichnis, nämlich die feste Zusage Gottes, die ‚Ehe‘ (= Bund) mit seinem Volk trotz aller extrem negativen Erfahrungen fortzusetzen und seinem ursprünglichen Ja-Wort treu zu bleiben (Losung). Sie endet mit dem Satz: »Alles, was du getan hast, werde ich dir vergeben; doch du wirst dich immer wieder daran erinnern und dich schämen.«

Warum haben wir nicht auch so einen Gott wie andere Religionen, der dreinschlägt und straft, der zürnt und droht, der sich so aufführt, wie sich viele einen Gott vorstellen, als allmächtiger Despot bei dem nur Befehl und Gehorsam gelten? Einen Gott, der Eisen wachsen lässt, wie viele Pfarrer im Ersten Weltkrieg sagten? Ja, mir begegnet auch bei manchen Christen hin und wieder so ein Gottesbild. Denn mit einem solchen Gott kann man andere gefügig machen, ihnen den eigenen Willen, die eigenen Vorstellungen, die eigene Moral aufzwingen. Natürlich immer nur zum Besten des anderen. Insgeheim aber zur Befriedigung der eigenen Machtgelüste.
Aber was uns die Bibel, was uns insbesondere Jesus von Gott erzählt, - das ist doch gar kein richtiger Gott, den man fürchten und verehren könnte. Kann man denn mit einem ‚barmherzigen Vater‘ bei anderen Eindruck schinden? Kann man mit einem Gott angeben, der alles vergibt, wirklich alles, selbst noch die schlimmsten Sünden? Der seinen Sohn in einem stinkenden Stall zur Welt kommen und sich in ihm von Menschen quälen, verspotten und töten lässt? Ja, man kann. Er ist meine Hoffnung, er allein. (Lehrtext) Und wie ist das bei dir? Welchen Gott willst du?
Wer mit diesem Gott nichts anfangen kann, soll doch mal bei den Muslimen oder Juden vorbeischauen. Vielleicht haben die ein besseres Angebot für ihn.

Gebet: Herr, an dir halte ich fest, weil du nicht so ein Gott bist wie andere, keine Fantasyfigur, keine Projektion menschlicher Wünsche und Eigenschaften ins Unermessliche, kein absoluter Alleinherrscher, kein Superpapst und kein Superpräsident. Du stellst alle menschlichen Gottesvorstellungen auf den Kopf und kommst auf den Füßen Jesu, auf den Füßen der Barmherzigkeit und der Liebe in mein Herz. Danke, dass du mir treu bist. Hilf mir, dass ich auch dir treu bleiben kann. Amen

Herzliche Grüße

Ihr / dein Hans Löhr 

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