Losung: Wer in der Finsternis
geht und wem kein Lichtstrahl scheint, der vertraue auf den Namen des HERRN! Jesaja 50,10
Liebe Leserin, lieber Leser,
wenn du das Wort „Zukunft“ hörst, wie
geht's dir damit? Was hast du da für ein Gefühl? Bist du neugierig oder eher
skeptisch, zuversichtlich oder hast du eher Bedenken? Naja, wenn man die
Nachrichten in diesen Wochen und Monaten liest mit Griechenland-Krise und
Flüchtlingskrise, VW-Krise usw., dann überwiegen beim Gedanken an die Zukunft
wohl eher die negativen Gefühle. Und wenn man bedenkt, was mit zunehmendem
Alter im eigenen Leben auf einen alles zukommen kann, fördert das auch nicht
gerade die Zuversicht.
Früher war das auch nicht besser, im
Gegenteil. Da wurden unsere Vorfahren in viel kürzeren Abständen immer wieder
in Kriege verwickelt, mussten Hungersnöte hinnehmen oder wurden wegen ihres
Glaubens verfolgt. Da waren Protestanten und Katholiken einander spinnefeind.
Und wenn unsere Vorfahren krank wurden, gab es für sie keine gute, bezahlbare
medizinische Versorgung und so sind viele von ihnen in verhältnismäßig jungen
Jahren gestorben. Die Menschen waren damals wie heute Spielball der Mächtigen.
Über Krieg und Frieden wurde ohne sie entschieden. Sie hatten zu parieren, wenn
die Herren sie zu den Waffen riefen oder ihnen eine schwere Steuerlast
aufbürdeten und ihnen einen großen Teil der Ernte wieder abnahmen.
Und trotzdem haben in dieser oft wenig
lebensfreundlichen Welt unsere Vorfahren Kinder gezeugt und aufgezogen, haben
um ihr klitzekleines Glück gekämpft, und wenn sie alles verloren hatten, fingen
sie wieder von vorne an. Was blieb ihnen auch anderes übrig. Nein, große
Erwartungen an die Zukunft hatten sie noch weniger als wir heute. Und so
machten auch sie sich große Sorgen, wenn sie daran dachten, was wohl alles auf
sie zukommen könnte.
Was hätten sie wohl gesagt, wenn man ihnen
erzählt hätte, wie es einmal ihren Nachfahren, ihren Urenkeln und Ururenkeln zu
Beginn des 21. Jahrhunderts in Deutschland gehen würde? Wenn man ihnen von euch
erzählt hätte, wie ihr heute lebt? Die Vorfahren hätten sich ungläubig die
Augen gerieben, den Kopf geschüttelt und gesagt, dass man ihnen nicht mit
solchen Märchen kommen solle. Aber sind wir, obwohl es uns so viel besser geht
als ihnen, heute glücklicher und zufriedener? Haben wir weniger Angst und
machen wir uns weniger Sorgen?
Also frage ich dich noch mal: Wenn du das
Wort „Zukunft“ hörst, wie geht es dir damit?
Am intensivsten beschäftigt man sich am
Jahreswechsel mit der Zukunft und fragt sich, was das neue Jahr wohl bringen
wird. Da sind die katholischen Sternsinger auch in evangelischen Häusern
willkommen, weil man sich ihren Segen gern gefallen lässt und dafür auch eine
Spende für Notleidende macht.
Seit ein paar Jahren wird an Silvester
immer öfter ein Lied aus der deutschen Pfadfinderbewegung gesungen. Es ist aus
einem Lied hervorgegangen, das man vor allem in der englischsprachigen Welt zum
Jahreswechsel singt und heißt: „Nehmt
Abschied, Brüder, ungewiss ist alle Wiederkehr“ (YouTube-Video.
Sängerin: Nicole).
1. Nehmt Abschied, Brüder, ungewiss
Ist alle Wiederkehr, Die Zukunft liegt in Finsternis Und macht das Herz uns schwer. |
Der Himmel wölbt sich übers Land,
Ade, auf Wiedersehn! Wir ruhen all in Gottes Hand, Lebt wohl auf Wiedersehn. |
Ja, die Zukunft liegt in Finsternis und
macht das Herz uns schwer. An diese Zeile musste ich denken, als ich das
heutige Losungswort aus dem Buch des Propheten Jesaja gelesen habe. Da heißt
es:
Wer in der Finsternis geht und wem kein
Lichtstrahl scheint, der vertraue auf den Namen des HERRN! Jesaja 50,10 Gerade
auch in biblischen Zeiten, sind Menschen in Finsternis gegangen. Meist aus ganz
ähnlichen Gründen wie auch unsere Vorfahren und wie manchmal auch wir heute.
Und natürlich haben sie sich gefragt, wo ein Licht ist, an dem sie sich
orientieren können, das ihnen den Weg durch die finsteren Täler des Lebens
zeigt.
Ab und zu sehe ich in den Wohnstuben in
unseren Dörfern einen Wandspruch hängen: „Immer wenn du meinst, es geht nicht
mehr, kommt irgendwo ein Lichtlein her.“ Ich frage mich dann, ob dieses Wort
wirklich trösten kann? Das heutige Losungswort gibt uns einen anderen Hinweis.
Da heißt es für alle, in deren Leben es finster geworden ist: „Vertraue auf den
Namen des Herrn!“ Ich bin überzeugt, wenn das den Menschen damals in biblischen
Zeiten und wenn das auch unseren Vorfahren nicht wirklich geholfen hätte, würde
dieses Wort nicht in der Bibel stehen und hätten unsere Vorfahren nicht am
Glauben festgehalten, allen Bedrängnis und Katastrophen zum Trotz.
Dagegen kommt mir der Spruch mit dem
„Lichtlein“ vor wie das berühmte Pfeifen im dunklen Wald. Wer allein durch
einen dunklen Wald geht, pfeift sich manchmal Mut zu. Aber dieses Pfeifen
klingt dann meistens recht kläglich und verstärkt oft noch die Angst.
Und, so frage ich, hilft dir der Spruch
mit dem „Lichtlein“ oder das Pfeifen wirklich, wenn eine Operation bevorsteht,
eine Chemotherapie oder Bestrahlung? Hilft dir das, wenn du durch einen
schmerzlichen Scheidungsprozess musst oder von einem Menschen für immer
Abschied nehmen? Ich kann mir nicht vorstellen, dass mir das dann hilft. Aber
das hat mir schon bisher geholfen, der Glaube, dass ich in Gottes Hand ruhe,
wie es in dem Lied heißt. Auf ihn vertraue ich umso mehr, je finsterer es um
mich und in mir wird. Und dazu lade ich auch dich ein. Nicht von ungefähr heißt
es in der Bibel: »Das Volk das im Finstern wandelt, sieht ein großes Licht;
und über die da wohnen im finstern Lande, scheint es hell.« Wir hören
dieses Wort Jahr für Jahr in den Weihnachtsgottesdiensten und denken dabei
an Jesus, der Gottes Gnadenlicht mit auf die Welt gebracht hat, mehr noch, der
von sich selbst sagt: »Ich bin das Licht der Welt, wer mir nachfolgt, wird
nicht im Finstern umherirren, sondern das Licht des Lebens haben.« Das ist
etwas ganz anderes als ein „Lichtlein“, das von irgendwo her kommen soll.
Angesichts der vielen Flüchtlinge haben
nicht wenige Menschen in unserem Land davor Angst, was das wohl für ihre
Zukunft bedeutet. Werden die Flüchtlinge unser Land verändern? Werden sie das
Leben eines jeden einzelnen von uns verändern? Und wie wird es dann wohl in der
Zukunft weitergehen? Das sind berechtigte Fragen. Man soll sie den Menschen
nicht ausreden. Es kann ja auch niemand sagen, wie es künftig mit uns in
Deutschland weitergeht. Auch die klügsten Politiker ‚fahren nur auf Sicht‘ und
wissen nicht, was hinter der nächsten Kurve kommt. Aber was die Zukunft
bringt,das konnte unseren Vorfahren auch niemand sagen. Sie haben halt
versucht, so gut es ging, zu leben und aus jeder Situation das Beste zu machen.
Und das Gleiche ist meiner Meinung nach auch jetzt dran. Wir hier ändern an der
politischen Situation nichts. Wir können uns nur unser eigenes Leben vermiesen,
wenn wir Nur noch schimpfen und jetzt schon Angst haben vor etwas, von dem wir
nicht wissen, ob es überhaupt eintritt. Angst aber ist immer ein schlechter
Ratgeber. Angst hat noch selten etwas zum Guten verändert.
Demgegenüber werbe ich dafür, dass wir zu
den Flüchtlingen anständig und menschlich sind. So wie jetzt schon viele
Bürgerinnen und Bürger, die an der Grenze zu Österreich leben und täglich mit
Flüchtlingen zu tun haben. Was wollen wir denn auch anderes tun, wenn Familien
mit kleinen Kindern in der Kälte stehen und darauf hoffen, dass wenigstens in
Deutschland die Menschen barmherzig sind. Wir können den Politikern ihre
Aufgaben nicht abnehmen. Sie sind gewählt worden, damit sie auch mit einer
solchen Krise verantwortlich umgehen. Aber jeder von uns kann seinen kleinen
Teil dazu beitragen, dass die Stimmung in unserem Land nicht umkippt in
Ablehnung und Hass oder gar in Gewalt, sondern dass wir uns als Christen
bewähren und anständig und menschlich bleiben, auch wenn das vielleicht nicht
einfach ist.
»Die Zukunft liegt in Finsternis«. Das
stimmt für uns. Das stimmt für die Menschen, die vor Krieg, Verfolgung und Tod
aus ihrem Land zu uns geflohen sind. Und auch das stimmt für sie wie für uns:
»Wir ruhen all in Gottes Hand«. In diesem Glauben lasst uns getrost in die
Zukunft gehen. Und auch wenn sie finster ist, so gilt doch, was im Psalm 23
steht: »Und ob ich schon wanderte im finsteren Tal, fürchte ich kein Unglück,
denn du bist bei mir; dein Stecken und Stab trösten mich.« Amen
Herzliche Grüße
Ihr / dein Hans Löhr
Information von Tagesschau.de: "Stimmen die Gerüchte über Flüchtlinge?"
(Faktencheck)
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