Sonntag, 6. Januar 2019

Von Königen, Lehrern und Epiphanias hl

Losung: Der HERR spricht: Wenn doch mein Volk mir gehorsam wäre! Psalm 81,14 

Lehrtext: Es ist erschienen die heilsame Gnade Gottes allen Menschen und erzieht uns, dass wir absagen dem gottlosen Wesen und den weltlichen Begierden und besonnen, gerecht und fromm in dieser Welt leben. Titus 2,11-12 

Liebe Leserin, lieber Leser,

Märchen können eine ungeheure Wirkung entfalten. Aus dem Märchen von den Heiligen Drei Königen ist der Kölner Dom entstanden, in dem ihre angeblichen Gebeine ruhen sollen. Man hatte sie zuvor aus Mailand geraubt. Der Dom - ein riesiges Grabmal für Märchenfiguren, an dem jahrhundertelang gebaut wurde (1248-1880), bei dessen Bau manche ums Leben gekommen sind.
     Wie du vielleicht weißt, nirgends in der Bibel ist von Heiligen Drei Königen die Rede, sondern von einer unbestimmten Zahl von Magiern beziehungsweise weisen Männern aus dem Morgenland, die das Jesuskind im Stall von Bethlehem angebetet haben und dann wieder verschwunden sind. Von ihnen weiß niemand, wie viele sie genau waren und wo sie begraben sind. Von ihnen nehmen die Theologen an, dass auch sie keine historischen Figuren waren.
     Katholische Christen denken am heutigen Feiertag an die „Heiligen drei Könige“. Und evangelische Christen? Viele von ihnen, soweit sie der Glaube interessiert, tun das auch. Diese Figuren sind schließlich bunt, man kann sie sich vorstellen, kann sie in eine Krippe stellen, kann Kinder entsprechend kostümieren und mit der Sammelbüchse herumschicken. Aber was fängt man mit dem heutigen evangelischen Feiertag „Epiphanias“ an? Schon dieses Wort verstehen die meisten nicht.
     Der erste Teil des heutigen Lehrtextes sagt, worum es dabei geht: „Es ist erschienen die heilsame Gnade Gottes allen Menschen“. Das heißt und bedeutet Epiphanias. Mit der „heilsamen Gnade Gottes“ ist Jesus Christus gemeint. Seinen Geburtstag haben die frühen Christen am 6. Januar gefeiert. Da ist er ihnen zufolge auf die Welt gekommen, also „erschienen“. Aber er ist nicht als „Erzieher des Menschengeschlechts" erschienen, nicht als Schriftgelehrter und Oberlehrer, wie der Verfasser des Briefes an Titus nahelegt. 
     Dieser hat sich wohl selbst als einen solchen gesehen. Er glaubte in bester Absicht, den Titus und überhaupt die Mitglieder der frühen Christengemeinden erziehen zu sollen. Und darin hat er Nachfolger gefunden bis zum heutigen Tage. Immer noch fühlen sich viele Gemeindevorsteher und Pfarrer und auch Pfarrerinnen als geistliche Erzieher. Darum gibt es ja auch Religions- und Konfirmandenunterricht. Und in früheren Jahrzehnten kam dann am Sonntagnachmittag noch die Christenlehre für Jugendliche hinzu. Aber wer will schon gern zwangsweise belehrt werden? Wer will noch als Erwachsener erzogen werden? Du vielleicht?
     Jedenfalls kann ich mir Jesus weder als Religionslehrer, noch als Konfirmandenpfarrer und schon gar nicht als Theologieprofessor vorstellen. Ja, er ist als heilsame Gnade Gottes für alle (!) Menschen erschienen. Das glaube ich. Aber was haben 2000 Jahre christliche Belehrung und Erziehung gebracht? Haben sie die Welt besser gemacht? Haben sie Religionskriege verhütet, Unterdrückung, Sklaverei, Holocaust? Ich kann das nicht sehen. Haben Christen »dem gottlosen Wesen und den weltlichen Begierden abgesagt und besonnen, gerecht und fromm in dieser Welt geliebt«? Einige wenige vielleicht.
     Jesus hat sich selbst nicht als Erzieher verstanden. Seine Jünger mögen ihn als Lehrer angesehen haben. Doch er selbst sprach von sich als Arzt, als Hirte, als Licht, als Brot, als Weinstock, als Retter … Er hat ihnen nicht die Steine religiöser Dogmen gegeben, sondern das Brot des Lebens, den Wein der Versöhnung, den Geist der Liebe. Er hat sich den Menschen, hat sich selbst allen Menschen geschenkt. Das meint die „heilsame Gnade“ aus dem Lehrtext. 
     Damit hat er uns gezeigt: „So ist Gott. Er zieht euch Menschen nicht an den Ohren, wenn ihr nicht gelernt habt. Er schlägt euch nicht mit dem Stock seines Zorns, wenn ihr nicht folgt (Losung). Er wirft euch nicht in die Hölle, wenn ihr sündigt und euch von ihm abwendetEr kommt in mir, um euch zu helfen und zu retten, zu heilen und zu vergeben.“
     Das ist es, was ich lernen soll - für mich, freiwillig und nicht zwangsweise. Das ist es, was ich von Jesus lernen kann, wie ich mich gegenüber meinen Mitmenschen verhalten soll. Wenn ich diesem Gott, der in ihm zu mir kommt, ganz und gar vertraue, dann habe ich verstanden, dann habe ich was gelernt.

Beten mit dem Lehrtext
Herr, dir vertraue ich; denn das tut mir gut und ist heilsam für mich. Damit „sage ich dem gottlosen Wesen ab“, dass ich anderen Dingen oder Menschen mehr vertraue als dir. Damit sage ich „der weltlichen Begierde ab“. Ich will mich nicht von meiner Gier treiben lasse, die mich egoistisch und konsumsüchtig macht. Dein Geist macht mich besonnen, rechtschaffen und öffnet mich für dich. So will ich in dieser Welt leben. Schenke mir dazu deinen Geist, dass ich die Kraft habe, das zu tun, was ich will. Amen

Herzliche Grüße

Hans Löhr

Mit Spracherkennung diktiert. Erkennungsfehler bitte melden, sie werden im Internet-Blog korrigiert.
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Alle bisherigen Losungsauslegungen im Internet-Blog<http://glaubenswachstum.blogspot.com/
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 Hans Löhr / Sommersdorf 5 / 91595 Burgoberbach

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