Dienstag, 1. Januar 2019

Was den Frieden sicherer macht hl

Jahreslosung 2019: Suche Frieden und jage ihm nach! Psalm 34,15 

Liebe Leserin, lieber Leser,

ein seltsames Bibelwort steht über dem Jahr 2019. Ist denn der Friede ein Hase, den man suchen, aufscheuchen und dem man nachjagen soll? Soll man den Frieden gar zur Strecke bringen? Um diesem Missverständnis vorzubeugen, heißt es in einer neueren Übersetzung: 
„Setzt euch unermüdlich und mit ganzer Kraft für den Frieden ein! “ Das klingt schon nicht mehr nach Hetzjagd. Trotzdem möchte ich am ursprünglichen Wortlaut festhalten und einen Vergleich bringen, der mich dieses Wort besser verstehen lässt.
     In einer Autobiografie eines zeitgenössischen Schriftstellers habe ich gelesen, dass seine Großeltern die Rotkehlchen im Garten mit schmackhaften (und leider auch sehr teuren) Pinienkernen gefüttert haben. Die kleinen, putzigen Rotkehlchen waren so zahm, dass sie schließlich aus der Hand gefressen haben. Das hat die Großeltern entzückt und den Enkel und auch mich als Leser. 
     Genauso verstehe ich auch die Jahreslosung. Der Friede ist wie ein scheuer Vogel, der sich versteckt und flieht, wenn Katzen oder Menschen auftauchen. Doch damit er bei dir wohnen will, musst du selbst friedlich sein, musst ruhig bleiben, Geduld haben und ihm über eine längere Zeit hinweg etwas anbieten. Dann kannst du ihn im guten Sinn zähmen, besser gesagt: dir vertraut machen.
     Friede hat ganz viel mit Vertrauen zu tun. Wenn die Weihnachtsengel den Hirten von Bethlehem sagen: „Fürchtet euch nicht“ und „Friede auf Erden“, dann sagen sie damit: Ihr Menschen müsst vor Gott keine Angst haben. Ihr könnt ihm ganz und gar vertrauen. Und diese gute Botschaft, dieses Evangelium, bekräftigt Gott damit, dass er nicht als Kriegsmann erscheint, sondern als kleines, wehrloses Kind in der Krippe. So „zähmt“ er uns. So macht er sich uns vertraut.
     Was zwischen Gott und uns Menschen gilt, gilt auch zwischen Mensch und Mensch. Damit du gut mit anderen auskommen kannst und sie mit dir, musst du ihnen und müssen sie dir vertrauen können. Dann kann man auch mal streiten, auch mal eine Meinungsverschiedenheit haben, sich auch mal übereinander ärgern und was es sonst so alles in der Familie, in der Verwandtschaft und in der Freundschaft gibt. Entscheidend ist, dass das auf einer Vertrauensbasis passiert, die nicht infrage gestellt wird.
     Und was zwischen Gott und uns Menschen gilt und zwischen Mensch und Mensch, das gilt auch zwischen Nationen. Auch da ruht der Friede auf gegenseitigem Vertrauen. Auch da braucht es Zeit, Geduld und Angebote von gegenseitigem Nutzen, dass das Vertrauen wachsen und der Friede sicherer werden kann. Was aber gar nicht funktioniert, ist, dass man sich gegenseitig zu Feinden erklärt, misstraut und gegeneinander rüstet. In meinen Augen ist das unreif und extrem gefährlich. Leider haben wir in unserem Land Medien und Politiker, die genau das tun. Wir hier in der Mitte Europas brauchen gute Beziehungen zu unseren Nachbarn in allen Himmelsrichtungen, auch zu denen im Osten, gerade auch zu Russland. Wir brauchen Handel, Begegnungen, kulturellen Austausch usw. Wir brauchen Geduld und einen langen Atem. Nur so wächst Vertrauen. Nur so wird der Frieden sicherer.

Ich wünsche dir ein gesegnetes, gesundes und friedvolles neues Jahr und bedanke mich für dein Interesse an meinen Losungsauslegungen im alten.

Ihr / dein Hans Löhr

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