Losung: Sie
sollen mein Volk sein, und ich will ihr Gott sein; denn sie werden sich von
ganzem Herzen zu mir bekehren. Jeremia
24,7
Lehrtext: Gott hat das Wort dem Volk Israel gesandt und Frieden verkündigt
durch Jesus Christus, welcher ist Herr über alles. Apostelgeschichte 10,36
Liebe Leserin, lieber Leser,
wie kann man sich denn das
vorstellen, wenn in der Bibel davon die Rede ist, dass Gott spricht? Manche
meinen, dass jedes Wort der Bibel den Menschen, die es aufgeschrieben haben,
durch den heiligen Geist diktiert worden sei. Das klingt zunächst verlockend,
weil es einem die Sicherheit verspricht, dass alles genauso ist, wie es in der
Bibel steht. Doch diese Sicherheit zerbricht, wenn man sich intensiver mit
diesem Buch befasst und den einen oder anderen Widerspruch entdeckt. Vor allem
aber zeigt die Bibel, dass vieles in ihr doch sehr zeitgebunden ist und nicht
mehr eins zu eins in unsere Welt heute passt. Manche meinen dann, dass uns die
Bibel nichts mehr zu sagen habe. Aber das ist meines Erachtens ein voreiliger
Trugschluss. Dieses Buch enthält wertvolle Glaubenserfahrungen von ungefähr
1000 Jahren, in denen es entstanden ist.
Doch
inwiefern kann man dann sagen, dass Gott aus diesem Buch spricht? Dass es sein
Wort enthält?
Ich bringe
dazu einen Vergleich. Zurzeit lerne ich am Computer Französisch. Inzwischen
gibt es hervorragende Sprachprogramme. Trotzdem bleibt das Lernen mühsam und es
dauert seine Zeit, bis man so allmählich in die fremde Sprache eintaucht. Doch
dann entwickelt man nach und nach ein Gefühl für die fremde Sprache. Man merkt
intuitiv, ob der Satz, den man übersetzt hat, stimmen kann oder nicht, ob das
richtiges Französisch ist oder eine unbeholfene, hölzerne und schwer
verständliche Übersetzung.
Und genauso
geht es mir mit der Bibel. Je mehr ich mich mit ihr befasse, je mehr ich in sie
„eintauche“, desto mehr redet sie zu mir. Desto mehr meine ich zu spüren,
welche Worte und Geschichten den Geist Jesu atmen. Ich erkenne aber auch,
welche Bibelworte zeitgebunden sind und persönliche Meinungen der jeweiligen
Verfasser widerspiegeln. Die Tatsache, dass beispielsweise ein Satz vom Apostel
Paulus stammt, sagt für sich genommen noch gar nichts. Er konnte seine
Pharisäer-Ausbildung nie ganz abstreifen, und das merkt man auch manchen seiner
Äußerungen an, die gesetzlich und polemisch daherkommen. Entscheidend ist, ob
das, was er oder andere in der Bibel geschrieben haben, in Einklang zu bringen
ist mit dem, was Jesus gesagt und gelebt hat. Er, Jesus Christus, ist der
Maßstab, der Prüfstein, der mir hilft, herauszufinden, welches Gotteswort
vertrauenswürdig ist und was nur Menschenwort ist.
Und damit
sind wir bei der heutigen Losung. Dass die Israeliten und infolge wir Christen
und infolge alle Menschen, die Gott geschaffen hat, sein Volk sein sollen und
er ihr Gott sein will, das ist für mich Gottes Wort. Aber die folgende
Einschränkung im Nebensatz, dass es nur die sind, die sich von ganzem Herzen zu
ihm bekehren, - das ist das Verständnis des israelitischen Nationalpropheten
und Menschen Jeremia.
Anders der
Lehrtext. Er, Gott, hat sein Wort dem Volk Israel gesandt. So steht es da. Und
am Anfang des Johannesevangeliums lese ich, dass Jesus das menschgewordene Wort
Gottes ist. Was er gesagt hat, wie er geboren ist, gelebt hat, wie er gestorben
ist und dass er auferstanden ist am dritten Tag - das ist Gottes Wort. Und auch
das lese ich aus dem Lehrtext: Gott ist in dem Juden Jesus Mensch geworden.
Durch ihn hat er ihnen und uns allen den Frieden angeboten. Aber sogleich haben
Juden die ersten Christen verfolgt und später Christen die Juden zwei
Jahrtausende lang. Man hat sich gegenseitig die Bekenntnisse um die Ohren
geschlagen und mit dem Knüppel auf den Kopf, wer denn nun den rechten Glauben
habe. Später haben dann auch noch die Muslime mitgemischt. Und noch später
haben sich katholische und evangelische Christen gegenseitig massakriert. Alles
im Namen Gottes, des barmherzigen.
Was ist nun
mit dem Friedensangebot Gottes? Er hat seinen Frieden mit den Menschen gemacht
trotz allem, was wir ihm angetan haben und noch antun. Wir Menschen aber haben
noch nicht den Frieden mit unseres gleichen gemacht. Noch immer teilen wir die
Welt ein in gut und böse, richtig und falsch. Noch immer denken wir
schwarz-weiß wie Kinder, obwohl wir doch alle, wirklich alle graue Esel
sind.
Gebet: Mein Gott, du begegnest
mir in Jesus Christus. Durch ihn erfahre ich, wer und wie du bist. Ich danke
dir, dass du ihn uns Menschen geschenkt hast. Jetzt kann ich dir von ganzem
Herzen vertrauen. Jetzt weiß ich, dass du mich liebst, weil du ein barmherziger
Gott bist. Jetzt weiß ich auch, was ich soll und was meinem Leben Sinn gibt,
nämlich dich und meine Mitmenschen lieben wie mich selbst. Gib mir die
Möglichkeit, dich immer besser kennenzulernen. Gib mir die Kraft, mich nach
dir zu richten. Komm du selbst in mein Leben und begleite mich auf meinem Weg.
Amen
Herzliche Grüße
Hans Löhr
Mit
Spracherkennung diktiert. Erkennungsfehler bitte melden, sie werden im
Internet-Blog korrigiert.
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Alle bisherigen Losungsauslegungen
im Internet-Blog: <http://glaubenswachstum.blogspot.com/
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Hans Löhr / Sommersdorf 5 /
91595 Burgoberbach
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