Montag, 14. Januar 2019

Von grauen Eseln und Gottes Wort hl


Losung: Sie sollen mein Volk sein, und ich will ihr Gott sein; denn sie werden sich von ganzem Herzen zu mir bekehren. Jeremia 24,7 

Lehrtext: Gott hat das Wort dem Volk Israel gesandt und Frieden verkündigt durch Jesus Christus, welcher ist Herr über alles. Apostelgeschichte 10,36 

Liebe Leserin, lieber Leser,

wie kann man sich denn das vorstellen, wenn in der Bibel davon die Rede ist, dass Gott spricht? Manche meinen, dass jedes Wort der Bibel den Menschen, die es aufgeschrieben haben, durch den heiligen Geist diktiert worden sei. Das klingt zunächst verlockend, weil es einem die Sicherheit verspricht, dass alles genauso ist, wie es in der Bibel steht. Doch diese Sicherheit zerbricht, wenn man sich intensiver mit diesem Buch befasst und den einen oder anderen Widerspruch entdeckt. Vor allem aber zeigt die Bibel, dass vieles in ihr doch sehr zeitgebunden ist und nicht mehr eins zu eins in unsere Welt heute passt. Manche meinen dann, dass uns die Bibel nichts mehr zu sagen habe. Aber das ist meines Erachtens ein voreiliger Trugschluss. Dieses Buch enthält wertvolle Glaubenserfahrungen von ungefähr 1000 Jahren, in denen es entstanden ist.
     Doch inwiefern kann man dann sagen, dass Gott aus diesem Buch spricht? Dass es sein Wort enthält?
     Ich bringe dazu einen Vergleich. Zurzeit lerne ich am Computer Französisch. Inzwischen gibt es hervorragende Sprachprogramme. Trotzdem bleibt das Lernen mühsam und es dauert seine Zeit, bis man so allmählich in die fremde Sprache eintaucht. Doch dann entwickelt man nach und nach ein Gefühl für die fremde Sprache. Man merkt intuitiv, ob der Satz, den man übersetzt hat, stimmen kann oder nicht, ob das richtiges Französisch ist oder eine unbeholfene, hölzerne und schwer verständliche Übersetzung.
     Und genauso geht es mir mit der Bibel. Je mehr ich mich mit ihr befasse, je mehr ich in sie „eintauche“, desto mehr redet sie zu mir. Desto mehr meine ich zu spüren, welche Worte und Geschichten den Geist Jesu atmen. Ich erkenne aber auch, welche Bibelworte zeitgebunden sind und persönliche Meinungen der jeweiligen Verfasser widerspiegeln. Die Tatsache, dass beispielsweise ein Satz vom Apostel Paulus stammt, sagt für sich genommen noch gar nichts. Er konnte seine Pharisäer-Ausbildung nie ganz abstreifen, und das merkt man auch manchen seiner Äußerungen an, die gesetzlich und polemisch daherkommen. Entscheidend ist, ob das, was er oder andere in der Bibel geschrieben haben, in Einklang zu bringen ist mit dem, was Jesus gesagt und gelebt hat. Er, Jesus Christus, ist der Maßstab, der Prüfstein, der mir hilft, herauszufinden, welches Gotteswort vertrauenswürdig ist und was nur Menschenwort ist.
     Und damit sind wir bei der heutigen Losung. Dass die Israeliten und infolge wir Christen und infolge alle Menschen, die Gott geschaffen hat, sein Volk sein sollen und er ihr Gott sein will, das ist für mich Gottes Wort. Aber die folgende Einschränkung im Nebensatz, dass es nur die sind, die sich von ganzem Herzen zu ihm bekehren, - das ist das Verständnis des israelitischen Nationalpropheten und Menschen Jeremia.
     Anders der Lehrtext. Er, Gott, hat sein Wort dem Volk Israel gesandt. So steht es da. Und am Anfang des Johannesevangeliums lese ich, dass Jesus das menschgewordene Wort Gottes ist. Was er gesagt hat, wie er geboren ist, gelebt hat, wie er gestorben ist und dass er auferstanden ist am dritten Tag - das ist Gottes Wort. Und auch das lese ich aus dem Lehrtext: Gott ist in dem Juden Jesus Mensch geworden. Durch ihn hat er ihnen und uns allen den Frieden angeboten. Aber sogleich haben Juden die ersten Christen verfolgt und später Christen die Juden zwei Jahrtausende lang. Man hat sich gegenseitig die Bekenntnisse um die Ohren geschlagen und mit dem Knüppel auf den Kopf, wer denn nun den rechten Glauben habe. Später haben dann auch noch die Muslime mitgemischt. Und noch später haben sich katholische und evangelische Christen gegenseitig massakriert. Alles im Namen Gottes, des barmherzigen.
     Was ist nun mit dem Friedensangebot Gottes? Er hat seinen Frieden mit den Menschen gemacht trotz allem, was wir ihm angetan haben und noch antun. Wir Menschen aber haben noch nicht den Frieden mit unseres gleichen gemacht. Noch immer teilen wir die Welt ein in gut und böse, richtig und falsch. Noch immer denken wir schwarz-weiß wie Kinder, obwohl wir doch alle, wirklich alle graue Esel sind.  

Gebet: Mein Gott, du begegnest mir in Jesus Christus. Durch ihn erfahre ich, wer und wie du bist. Ich danke dir, dass du ihn uns Menschen geschenkt hast. Jetzt kann ich dir von ganzem Herzen vertrauen. Jetzt weiß ich, dass du mich liebst, weil du ein barmherziger Gott bist. Jetzt weiß ich auch, was ich soll und was meinem Leben Sinn gibt, nämlich dich und meine Mitmenschen lieben wie mich selbst. Gib mir die Möglichkeit, dich immer besser kennenzulernen. Gib mir die Kraft, mich nach dir zu richten. Komm du selbst in mein Leben und begleite mich auf meinem Weg. Amen

Herzliche Grüße

Hans Löhr

Mit Spracherkennung diktiert. Erkennungsfehler bitte melden, sie werden im Internet-Blog korrigiert.
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Alle bisherigen Losungsauslegungen im Internet-Blog: <http://glaubenswachstum.blogspot.com/

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 Hans Löhr / Sommersdorf 5 / 91595 Burgoberbach


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