Sonntag, 27. Januar 2019

Wie heißt eigentlich Gott? (Predigt) hl

Letzter Sonntag nach Epiphanias. Predigt in Langensteinach und Großharbach zu 2. Mose 3,1-14

Liebe Leserin, lieber Leser,

kennst du eigentlich die Bedeutung deines Vornamens? Heiner oder Heinrich bedeutet zum Beispiel „Herr im Haus“. Das wird den Heinrichs hier bestimmt gefallen. Doch es sagt noch nicht, dass er das tatsächlich ist. Elisabeth, Lisbeth, Elsbeth heißt „Gott ist das Ganze“. Der Name Helga bedeutet „glücklich“ oder „gesund“. Hans heißt „Gott ist gnädig“ und Andreas „der Tapfere“.

     Aber was bedeutet eigentlich der Name Gott? Ich dachte lange Zeit: Gott heißt halt Gott. Aber dann habe ich in der Bibel den hebräischen Namen von Gott entdeckt und seine Bedeutung. Und dazu gibt es eine biblische Geschichte aus dem zweiten Buch Mose, über die ich heute predigen will:
     Mose aber hütete die Schafe Jitros, seines Schwiegervaters und trieb die Schafe über die Wüste hinaus und kam an den Berg Gottes, den Horeb. 2 Und der Engel des HERRN erschien ihm in einer feurigen Flamme aus dem Dornbusch. Und er sah, dass der Busch im Feuer brannte und doch nicht verzehrt wurde. 3 Da sprach er: Ich will hingehen und diese wundersame Erscheinung besehen, warum der Busch nicht verbrennt. 4 Als aber der HERR sah, dass er hinging, um zu sehen, rief Gott ihn aus dem Busch und sprach: Mose, Mose! Er antwortete: Hier bin ich. 5 Er sprach: Tritt nicht herzu, zieh deine Schuhe von deinen Füßen; denn der Ort, darauf du stehst, ist heiliges Land! Und er sprach weiter: Ich bin der Gott deines Vaters, der Gott Abrahams, der Gott Isaaks und der Gott Jakobs. Und Mose verhüllte sein Angesicht; denn er fürchtete sich, Gott anzuschauen. 7 Und der HERR sprach: Ich habe das Elend meines Volks in Ägypten gesehen, und ihr Geschrei über ihre Bedränger habe ich gehört; ich habe ihre Leiden erkannt. 8 Und ich bin herniedergefahren, dass ich sie errette aus der Ägypter Hand und sie aus diesem Lande hinaufführe in ein gutes und weites Land, in ein Land, darin Milch und Honig fließt 13 Mose sprach zu Gott: Siehe, wenn ich zu den Israeliten komme und spreche zu ihnen: Der Gott eurer Väter hat mich zu euch gesandt!, und sie mir sagen werden: Wie ist sein Name?, was soll ich ihnen sagen? 14 Gott sprach zu Mose: IchBinDa*. Und sprach: So sollst du zu den Israeliten sagen: Der »IchBinDa«, der hat mich zu euch gesandt.*[Luther hat den hebräischen Gottesnamen noch etwas unscharf übersetzt mit „Ich werde sein“.]

   Diese geheimnisvolle Geschichte von Mose und dem brennenden Busch, der doch nicht verbrannt ist, habe ich immer im Religionsunterricht der vierten Klasse Grundschule erzählt. Dazu habe ich ein Tafelbild gemalt, das dann die Schüler in ihr Religionsheft übertragen haben. Auf der Tafel sahen sie ein großes Auge. Es stand dafür, dass Gott zu Mose sagte: Ich habe die Not meines Volkes in Ägypten gesehen. Und es steht dafür, dass er auch deine Not sieht. Dann habe ich ein Pluszeichen + an die Tafel geschrieben und danach ein großes Ohr. Denn Gott sagt zu Moses, ich habe das Jammergeschrei meines Volkes gehört. Und darum hört er auch dich, wenn du zu ihm betest und ihm dein Leid klagst. Danach kam wieder ein Pluszeichen +, dann ein Herz, weil Gott die Not seines Volkes und auch deine Not nicht kalt lässt. Dann wieder ein Pluszeichen +, dann eine Hand, dafür, dass Gott sein Volk mit starker Hand befreit hat so wie er auch dir heute helfen kann. Danach wieder ein Pluszeichen + und ein Mund. Gott hat Mose seinen Namen gesagt und genauso heißt auch dein Gott. Und schließlich habe ich das Zeichen für „ist gleich“ = hingeschrieben. 

     Das Tafelbild sah aus wie eine seltsame Rechenaufgabe. Aber was würde dabei herauskommen? Was wäre das Ergebnis? Das Ergebnis war noch seltsamer. Ich habe hinter das Gleichheitszeichen den Gottesnamen in hebräischen Buchstaben geschrieben. Ausgesprochen heißt er Jahwe. Aber was bedeutet er?

Noch mal zurück zum Tafelbild.
> Unter das große Auge habe ich geschrieben „Gott sagt, ich sehe deine Not“.
> Unter dem Ohr stand „Ich höre dein Gebet“.
> Unter dem Herz „Ich fühle mit dir“.
> Unter der Hand „Ich helfe dir“.
> Unter den Mund habe ich geschrieben: „Ich tröste dich mit meinem Namen“.
> Dann kam das Ist-gleich-Zeichen und
> unter dem Gottesnamen mit den hebräischen Buchstaben stand: „Ich bin da“. 


  Diese seltsame Rechenaufgabe, dieser seltsame Satz fasst auf das Kürzeste zusammen, was die Israeliten mit Gott erlebt hatten, und was seitdem jeder mit Gott erleben kann, der ihm vertraut. Und dann sagte ich zu den Schülern und Schülerinnen der vierten Klasse, was ich jetzt zu euch sage, zu jedem einzelnen: Alles, was du jemals im Religionsunterricht, im Kindergottesdienst, im Konfirmandenunterricht oder in der Kirche gehört hast, kannst du wieder vergessen. Aber das merke dir ein für alle Mal bis an dein Lebensende: Dein Gott heißt »IchBinDa« Und so wie er heißt, so ist er auch.
Mit diesem seinem Namen sagt er zu dir:
·   Ich, dein Gott, war da als du geboren wurdest und seitdem erhalte ich dich am Leben.
·   Ich, dein Gott, war da als du krank warst und hab dich wieder gesund gemacht.
·   Ich, dein Gott, war da als du in Gefahr warst und hab dich daraus gerettet.
·   Ich, dein Gott, war da als du niedergeschlagen warst und hab dich wieder aufgerichtet.
·   Ich, dein Gott, war die ganze Zeit für dich da, auch wenn du es meistens gar nicht gemerkt hast. Tag und Nacht habe ich meine schützende Hand über dich gehalten.
·   Und ich bin auch jetzt für dich da, hier im Gottesdienst, um dich zu segnen mit meiner Liebe, mit meiner Kraft und meinem Frieden.
·   Und ich werde auch morgen da sein, jeden Tag, jede Stunde. Darauf kannst du dich verlassen.

     Liebe Freunde, warum sollen wir diesem Gott, dem wir bisher vertrauen konnten, der uns durch gute und schlechte Zeiten gebracht hat, – warum sollen wir ihm nicht auch heute vertrauen und morgen? Oder wüsstest du etwas Besseres? Ich nicht. Aus der Bibel weiß ich, dass er an mir festhält, und darum halte ich auch an ihm fest. Aus der Bibel weiß ich, dass er treu ist, und darum will ich immer wieder zu ihm zurückkehren, wenn ich ihm untreu geworden bin. Aus der Bibel weiß ich, dass er auch im finsteren Tal bei mir ist, und darum fürchte ich kein Unglück.

     Das Wunder in der Geschichte, die ich anfangs vorgelesen habe, ist nicht, dass da ein Busch brennt und doch nicht verbrennt. Das Wunder aller Wunder ist, dass dieser Gott, dieser „IchBinDa“ seine Geschöpfe liebt mit einer Liebe, die unvermindert für dich brennt und nicht verbrennt, für die du nichts tun musst und kannst. Dazu sagt der Apostel Paulus: Nichts kann uns scheiden von der Liebe Gottes, keine Macht der Welt, sie sei gut oder böse, nicht die Sünde und nicht die Schuld, nicht das Leben und nicht der Tod. Nichts kann uns scheiden von der Liebe Gottes, die in Jesus Christus ist, unserem Herrn.“ Und ich füge hinzu: Nichts wird sie auslöschen, nichts und niemand.

     Und darauf, liebe Gemeinde, läuft alles zu, auf ihn, auf Jesus Christus. In ihm brennt Gottes Liebe für dich und für mich. In ihm erkenne ich erst, wie und wer er wirklich ist. In Jesus erkenne ich, dass unser Gott barmherzig ist. Und in ihm wird auch der Satz lebendig, der in der vierten Klasse an der Tafel stand und noch heute im Heft der Schülerinnen und Schüler von damals:

„Gott sagt, ich sehe deine Not, ich höre dein Gebet, ich fühle mit dir, ich helfe dir mit starker Hand, ich tröste dich mit meinem Namen. Denn ich heiße: „IchBinDa“.

     Also, lieber Heinrich, du bist der Herr im Haus. So sagt es dein Name. Und du, Elisabeth, heißt „Gott ist das Ganze“. Und Helga, dein Name bedeutet „glücklich und gesund“. Und du, Andreas, bist „der Tapfere“. Und euer Gott, den wir hier im Gottesdienst ehren, unser aller Gott heißt »IchBinDa - für dich!« Vergesst das nicht solange ihr lebt!

Amen

Hans Löhr 


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