Losung: Ein Mensch
sieht, was vor Augen ist; der HERR aber sieht das Herz an. 1.Samuel
16,7
Lehrtext: Der Engel sprach zu ihr:
Fürchte dich nicht, Maria, du hast Gnade bei Gott gefunden. Lukas 1,30
Liebe Leserin, lieber Leser,
Sie wissen / du weißt, wie sehr man sich in einem Menschen
täuschen kann. Manchmal dauert es einige Zeit, bis man ent-täuscht ist und sich
eingestehen muss, sich in dem anderen getäuscht zu haben. Ob das immer die
Schuld des anderen ist? Vielleicht hat man sich ja auch selbst etwas vorgemacht
und wollte die Wirklichkeit gar nicht sehen. Andererseits ist es nicht möglich,
einem anderen Menschen ins Herz zu blicken und so zu erkennen, was in seinem
Innersten vorgeht. Ich denke, das ist sogar bei mir selbst nicht möglich. Ich
kann mich ja auch über mich selbst täuschen und habe das schon getan. Weiß ich
wirklich, wie es im Grunde meines Herzens um mich bestellt ist? Kenne ich mich
wirklich so gut?
Nur Gott kennt mich wie ich wirklich bin. Er kennt mich
besser als ich. Das glaube ich. Manchen macht das Angst. Sie fühlen sich dann
in ihrem Innersten beobachtet, kontrolliert und zensiert. Mir macht das keine
Angst, weil Gott mich nicht mit einem Kontrollblick strafend ansieht, sondern
gütig und liebevoll, verständnisvoll und verzeihend. Ja ich glaube, wenn ich
ihm mein Herz öffne und ihn ganz bewusst Einblick nehmen lasse, dass mich das
heilt. Er kennt mich, er kennt mein Herz sowieso. Warum sollte ich es dann vor
ihm verschließen?
Ich weiß auch, dass er in mir nicht nur die Dinge findet,
die mir und ihm gefallen, sondern auch manche Gefühle und Gedanken, Absichten
und Einstellungen, die nicht gut sind, weder für andere noch für mich selbst.
Doch die Bibel sagt nicht umsonst, dass »der Herr mein Arzt ist«, der die
Krankheitsherde entdeckt und sie zu entfernen vermag, damit ich gesund werde.
Das ist nicht immer einfach. Das tut auch weh, so wie eine Operation weh tut,
durch die krankes Gewebe entfernt wird. Doch diese Offenheit und vor allem
dieses Vertrauen Gott gegenüber ist die Voraussetzung, dass ich heil werden kann.
Maria, so sagt der Lehrtext, hat Gnade bei Gott gefunden.
Anders gesagt, er hat sie für würdig befunden, Jesus zu empfangen und auf die
Welt zu bringen. Warum ausgerechnet Maria? Sie wusste das selbst nicht. Aber
sie hat es an sich und in sich geschehen lassen. So viel aber ist für mich aus
den anderen Äußerungen der Bibel über Maria klar: Sie war ein Mensch wie du und
ich, nichts Besonderes, keine Heilige (was immer das sein soll). Sie hatte ihre
Fehler und Schwächen wie andere auch. Und gerade deswegen sollte sie Jesu
Mutter werden, weil er uns Menschen ins Herz sieht und weiß, wie sehr wir alle ihn
brauchen. So ist Maria stellvertretend für uns alle mit Jesus schwanger
geworden und hat ihn geboren sowie auch wir in dieser Adventszeit mit Gottes
Sohn in uns schwanger gehen und ihn zur Welt bringen sollen und mit ihm Gottes
Liebe und Güte - da, wo wir leben und arbeiten.
Gebet: Herr, ja bitte, sieh mich an. Wende deinen
Blick nicht von mir. Finde, was in mir nicht gut ist und nicht gut tut. Unter
deinen gütigen Augen werde ich gesund. Dein liebevoller Blick weckt in mir das
Vertrauen auf dich, nach dem ich mich sehne. Amen
Herzliche Grüße
Ihr / dein Hans Löhr
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